Double Materiality | Fiegenbaum Solutions

Biodiversität als ESG-Kriterium: Was Unternehmen jetzt tun sollten

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 08.07.25 03:20

Biodiversität ist ein entscheidender Bestandteil moderner ESG-Strategien. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden. Die EU-Regulierungen wie die Biodiversitätsstrategie und die Taxonomie-Verordnung setzen klare Vorgaben, während Stakeholder zunehmend nachhaltiges Handeln fordern.

Was ihr jetzt wissen müsst:

  • 55 % des globalen BIP hängen direkt von der Natur ab.
  • Bis 2030 sollen 20 % der EU-Land- und Meeresgebiete restauriert werden.
  • Nachhaltige Geschäftsmodelle könnten jährlich 10 Billionen US-Dollar an Wert schaffen.
  • Tools wie IBAT und WWF Biodiversity Risk Filter helfen bei Risikoanalysen.
  • Die CSRD verpflichtet Unternehmen zur Offenlegung von Biodiversitätsrisiken ab 2026.

Handelt proaktiv: Bewertet Risiken, integriert Biodiversitätsziele in eure Strategien und nutzt digitale Tools für Transparenz. So stärkt ihr eure Marktposition und erfüllt regulatorische Anforderungen.

Bewertung von Biodiversitätsrisiken und -chancen

Durchführung einer Risikobewertung

Die Bewertung von Biodiversitätsrisiken ergänzt die regulatorischen und wirtschaftlichen Aspekte einer ESG-Strategie und bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Abhängigkeiten von Ökosystemen und ihre Auswirkungen darauf systematisch zu analysieren. Dabei werden sowohl das Betriebsprofil als auch die Lieferketten genauer untersucht.

Der Prozess umfasst mehrere Schritte: Zunächst wird der operative Fußabdruck des Unternehmens erfasst, einschließlich Landnutzung, Lebensraumveränderungen, Ressourcengewinnung und Abfallentsorgung. Besonders herausfordernd ist die Bewertung der Lieferkette, da viele Risiken in vorgelagerten Produktionsstufen auftreten. Hier kommen Audits und Zertifizierungssysteme zum Einsatz, um Transparenz zu schaffen.

Unternehmen nutzen spezialisierte Tools, um Risiken zu identifizieren und darzustellen – etwa in Form von Karten, Diagrammen oder Tabellen. Diese systematische Analyse hilft, Risiken nicht nur sichtbar, sondern auch messbar zu machen, was eine gezielte Steuerung erleichtert.

Tools und Frameworks für die Bewertung

Für die Bewertung von Biodiversitätsrisiken stehen zahlreiche digitale Tools und Frameworks zur Verfügung. Das Integrated Biodiversity Assessment Tool (IBAT) beispielsweise liefert Daten aus globalen Datenbanken wie der IUCN-Roten Liste, der Weltdatenbank für Schutzgebiete und wichtigen Biodiversitätsgebieten. Der WWF Biodiversity Risk Filter bietet eine weltweite Risikobewertung für Land- und Meeresgebiete und identifiziert Standorte in der Nähe von Biodiversitätshotspots.

Ein weiteres hilfreiches Werkzeug ist das Biodiversity Impact Assessment Framework (BIAF), das von The Biodiversity Consultancy in Zusammenarbeit mit WWF Schweiz entwickelt wurde. Es quantifiziert die Auswirkungen von Investitionen anhand des BECS-Rahmens und eignet sich besonders für Bewertungen vor Investitionsentscheidungen. Auch ISS ESG bietet ein Tool, das Abhängigkeiten von Ökosystemleistungen bewertet und Portfolio-Vergleiche für rund 17.000 Emittenten ermöglicht.

Life Cycle Assessments (LCAs) sind ebenfalls ein wichtiges Instrument, um die Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg zu analysieren. Doch gerade bei der Komplexität von Biodiversität stoßen sie oft an ihre Grenzen. Thomas White, Co-Leiter einer entsprechenden Studie, betont:

"LCAs can be very powerful tools for understanding impacts on biodiversity, but without careful navigation, these uncertainties can lead to misinformed decisions, misallocated resources, and ineffective biodiversity strategies."

Sobald konkrete Risiken identifiziert wurden, erfolgt eine Einordnung ihrer Bedeutung im Kontext von finanzieller und Impact-Materialität.

Materialitäts- und Doppelte Materialitätsanalyse

Die Materialitätsanalyse zielt darauf ab, festzustellen, ob Biodiversität für das Unternehmen wesentlich ist. Im Rahmen der doppelten Materialität, wie sie von der CSRD gefordert wird, werden sowohl finanzielle als auch ökologische Auswirkungen berücksichtigt, um biodiversitätsbezogene Risiken und Chancen aufzudecken.

Die CSRD schreibt vor, dass Unternehmen ihre Standorte auf Nähe zu biodiversitätssensiblen Gebieten prüfen. Branchen, die stark von natürlichen Ressourcen abhängig sind oder durch Entwaldung beeinflusst werden, haben in der Regel eine höhere Materialität.

Für eine fundierte Analyse sollten Unternehmen Unterthemen gruppieren, um Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge besser zu verstehen. Zudem ist es wichtig, feste Kriterien zur Bewertung von Größe, Umfang und Reversibilität der Auswirkungen anzuwenden. Thijs IJsbrandij, Senior Manager Nature Strategy bei PwC Niederlande, hebt hervor:

"Few organisations have a complete quantitative overview over their biodiversity footprint."

Schritte zur Integration von Biodiversität in die ESG-Strategie

Schritt-für-Schritt-Integrationsleitfaden

Beginnt damit, die Führungsebene für die Bedeutung von Biodiversitätsrisiken und -chancen zu sensibilisieren. John Haugen, Principal & Client Director bei Third Partners, bringt es auf den Punkt:

"Biodiversity is critical to ESG strategy"

Ein hilfreiches Werkzeug ist das LEAP-Assessment der TNFD. Damit lassen sich Biodiversitätsauswirkungen, Risiken und Chancen strukturiert erfassen. Ergänzt diese Analyse durch die Erhebung von Biodiversitätsdaten eurer Lieferanten. Ein standardisiertes Survey-Portal kann hier wertvolle Unterstützung bieten, um einen vollständigen Überblick zu erhalten.

Wichtig ist, dass ihr nicht auf perfekte Daten wartet, bevor ihr handelt. Wijnand Broer, Programmmanager bei PBAF, betont:

"Biodiversity and climate are two sides of the same coin - they are not separate issues. It's fine to quantify, but don't ever hide behind the data or the lack of data. There is so much you can already do based on common sense"

Diese ersten Schritte bilden die Grundlage, um konkrete, messbare Ziele zu setzen.

Zielsetzung und Umsetzung von Maßnahmen

Nach der Sensibilisierung und der Datenerhebung ist es an der Zeit, klare Ziele zu formulieren und Maßnahmen in die Tat umzusetzen. Die EU-Taxonomie-Verordnung bietet eine Orientierung, um wirtschaftliche Aktivitäten auf ihre ökologische Nachhaltigkeit zu prüfen. Analysiert, welcher Anteil eurer Umsätze, Ausgaben und Betriebskosten mit diesen Kriterien übereinstimmt, und kommuniziert die Ergebnisse.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet große Unternehmen – etwa solche mit mehr als 250 Mitarbeitern, einem Umsatz von über 40 Mio. € oder einem Vermögenswert von mehr als 20 Mio. € – zur Offenlegung ihrer ESG-Faktoren. Ein Beispiel liefert Siemens Healthineers, das SBTi-Ziele definiert hat, um bis 2030 Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Solche Ansätze lassen sich auch auf Biodiversitätsziele übertragen, indem spezifische und messbare Vorgaben für Themen wie Landnutzung, Ökosystemleistungen oder Artenvielfalt entwickelt werden.

Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen zudem, menschenrechtliche und umweltbezogene Standards in ihren Lieferketten sicherzustellen. Dazu gehört die systematische Identifikation, Prävention und Minderung von Risiken, die Umweltschäden oder Menschenrechtsverletzungen verursachen könnten.

Zusammenarbeit mit Stakeholdern

Sobald klare Ziele festgelegt sind, folgt der nächste Schritt: die Einbindung aller relevanten Stakeholder. Die Integration von Biodiversität in ESG-Strategien gelingt nur durch Zusammenarbeit mit internen Teams, Lieferanten, lokalen Gemeinschaften, Landbesitzern, Landnutzern und Vertretern verschiedener Wirtschaftssektoren. Ein offener Dialog zwischen diesen Gruppen – etwa zwischen Landwirten, Naturschützern und Behörden – ist entscheidend, um neue Ansätze zu entwickeln und die Zusammenarbeit zu stärken.

Ein Beispiel für eine gelungene Stakeholder-Einbindung bietet die Aktualisierung der deutschen Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt im Jahr 2020. Das Bundesumweltministerium führte dafür qualitative Interviews mit 33 Experten sowie einen Stakeholder-Workshop mit 91 Teilnehmern durch. Beteiligt waren Akteure aus den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Meeres- und Küstengebiete, Wirtschaft und Stadtentwicklung.

Erfolgreiche Zusammenarbeit erfordert auch die direkte Ansprache von Landbesitzern und Landnutzern. Formate wie Runde Tische, gemeinsame Projekte oder Waldwanderungen können hier hilfreich sein. Ein innovativer Ansatz sind lokale Green Deals, bei denen alle beteiligten Stakeholder vertraglich biodiversitätsfreundliche Maßnahmen umsetzen.

Stina Warnstam Drolet, Leiterin für Nachhaltigkeit und Beratung bei Oxford Analytica, sieht in der Integration von Biodiversität auch wirtschaftliches Potenzial:

"It's an opportunity to attract investment. It's an opportunity to attract employees and customers. It's an opportunity to target new markets. I think, increasingly, companies will see it in that light"

Tools, Metriken und Praxisbeispiele für die Umsetzung

Wichtige Tools und Metriken für das Biodiversitätsmanagement

Um Biodiversitätsmanagement erfolgreich umzusetzen, braucht es präzise Messgrößen, die den Einfluss von Investitionen auf die Natur erfassen können. Ein häufiger Stolperstein für private Investoren ist der Mangel an verlässlichen Daten, der sie davon abhält, in Projekte zu investieren, die das Naturkapital stärken sollen.

Die verfügbaren Tools lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:

  • Sektorscreening: Mit ENCORE (Exploring Natural Capital Opportunities, Risks and Exposure) lassen sich branchenspezifische Risiken erkennen.
  • Standortscreening: Tools wie IBAT (Integrated Biodiversity Assessment Tool) und NBM (Nature and Biodiversity Metrics) helfen, geografische Biodiversitätsrisiken und Hotspots in Geschäftsabläufen und Lieferketten zu kartieren.
  • Bewertung von Abhängigkeiten und Auswirkungen: Hierzu zählen spezialisierte Werkzeuge wie BFFI, BIAT, BIA-GBS, CBF, GBSFI und GID.

Peter Giger hebt hervor:

„Unternehmen sollten Metriken entwickeln, die den Wert der Natur für ihre Arbeit bewerten, und diese in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen“.

Unternehmen können zum Beispiel den Wasserverbrauch in sensiblen Gebieten, betroffene Arten der IUCN-Roten Liste oder die genutzte Landfläche messen und diese Daten transparent machen. Nach der Auswahl passender Tools bieten Benchmarking-Ansätze und bewährte Praktiken Orientierung, wie diese Kennzahlen sinnvoll eingesetzt werden können.

Benchmarking und bewährte Praktiken

Der „Guide on Biodiversity Measurement Approaches“ in seiner dritten Ausgabe liefert praktische Methoden zur Messung von Wechselwirkungen mit der Biodiversität.

Das TNFD-Framework (Taskforce on Nature-related Financial Disclosures) bietet eine klare Struktur für Biodiversitätsberichte. Es basiert auf vier Säulen: Governance, Strategie, Risiko- und Auswirkungsmanagement sowie Metriken und Ziele. Dieses Framework ist mit den Berichtsstandards TCFD und ISSB abgestimmt, was Unternehmen eine standardisierte Berichterstattung ermöglicht.

Ein anschauliches Beispiel für regulatorische Vorgaben ist das britische Environment Act 2021. Es verlangt, dass Landnutzungs- und Entwicklungsprojekte einen Biodiversitätsgewinn von mindestens 10 % erzielen – gemessen mit Metric 4.0.

Wie diese Konzepte in der Praxis umgesetzt werden können, zeigen zahlreiche Beispiele.

Praxisbeispiele aus der Realität

Mehrere deutsche Unternehmen haben Biodiversitätsaspekte erfolgreich in ihre ESG-Strategien integriert:

  • Siemens AG investierte über 650 Mio. € in CO₂-Reduktionsmaßnahmen und konnte die Emissionen seit der Ankündigung ihres klimaneutralen Ziels um 46 % senken. Zudem bezieht das Unternehmen 77 % seines Stroms aus erneuerbaren Energien.
  • Die Mercedes-Benz Group erreichte 2022 CO₂-Neutralität an ihren Fahrzeugproduktionsstandorten und plant, bis 2030 den Wasserverbrauch um 33 % im Vergleich zu 2018 zu reduzieren. Strenge Standards für Lieferanten sollen sicherstellen, dass deren Lieferketten frei von illegaler Abholzung sind.
  • Lidl reduzierte die Scope-2-Emissionen um 97,4 %, indem auf grünen Strom umgestellt wurde. Zusätzlich kompensiert das Unternehmen CO₂-Emissionen bestimmter Produkte durch Investitionen in Windkraft- und Aufforstungsprojekte.

Auch international gibt es inspirierende Ansätze:

  • International Paper integriert ökologische Prinzipien in das Landmanagement, indem Waldbesitzer über Vogelschutzpraktiken aufgeklärt werden.
  • Sodexo plant, bis 2025 ein Drittel seiner Gerichte auf pflanzlicher Basis umzustellen.
  • Google hat die Earth Engine entwickelt, eine Geospatial-Plattform zur besseren Überwachung und Verwaltung von Ökosystemen.

Ein weiteres Beispiel aus der Finanzwelt: Vier französische Institute – AXA Investment Managers, BNP Paribas Asset Management, Mirova und Sycomore Asset Management – fordern ESG-Datenanbieter auf, ein Tool zu entwickeln, das die Auswirkungen von Investitionen auf die Biodiversität misst. Robert-Alexandre Poujade, ESG-Analyst bei BNP Paribas AM, bringt es auf den Punkt:

„Wir wollen zwischen Unternehmen anhand von Biodiversitätskriterien unterscheiden können“.

Diese Beispiele zeigen, dass eine konsequente Integration von Biodiversitätszielen nicht nur messbare Ergebnisse, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bringen kann. Mit den richtigen Tools, klaren Metriken und einer entschlossenen Umsetzung können Unternehmen sowohl ihre Ziele erreichen als auch regulatorischen Vorgaben gerecht werden.

Regulatorische Anforderungen erfüllen und Beratungsunterstützung nutzen

Zentrale regulatorische Anforderungen

Die EU-Gesetzgebung bildet den Rahmen für deutsche ESG-Strategien. Besonders im Fokus stehen die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die EU-Taxonomie-Verordnung. Diese erweitern die Berichtspflichten und beziehen ab 2026 auch kleine und mittlere Unternehmen mit ein.

Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen bereits jetzt, Biodiversitätsrisiken in ihren Lieferketten zu identifizieren und nach dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit offenzulegen .

Zusätzlich verschärft die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) die Anforderungen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass in der EU konsumierte Produkte nicht zur globalen Entwaldung beitragen. Unternehmen müssen Risikoanalysen durchführen, geospatiale Daten erfassen und Sorgfaltserklärungen einreichen. Bei Verstößen drohen Bußgelder von mindestens 4 % des Jahresumsatzes.

Ab 30. Dezember 2025 Ab 30. Juni 2026
Große und mittlere Unternehmen mit mindestens zwei Kriterien: – Mehr als 50 Mitarbeiter – Mehr als 10 Mio. € Umsatz – Mehr als 5 Mio. € Bilanzsumme Kleine und Kleinstunternehmen mit mindestens zwei Kriterien: – Weniger als 50 Mitarbeiter – Weniger als 10 Mio. € Umsatz – Weniger als 5 Mio. € Bilanzsumme

Das EU-Naturwiederherstellungsgesetz setzt verbindliche Ziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen fest. Bei Nichteinhaltung drohen rechtliche Konsequenzen. Angesichts dieser Anforderungen ist der Einsatz digitaler Lösungen unvermeidlich.

Vorbereitung auf regulatorische Veränderungen

Die Komplexität der EUDR zeigt, dass digitale Lösungen essenziell sind. Klaus Wiesen, Experte für Lieferketten, erklärt:

„Angesichts der Komplexität ist klar, dass Software für die Umsetzung ein Muss ist. Das gilt bereits für das LkSG, aber noch mehr für die EUDR – digitale Tools sind bei der Umsetzung unverzichtbar."

Unternehmen sollten zunächst alle Produkte identifizieren, die unter die EUDR fallen, und ihre Lieferketten vollständig kartieren. Die Verordnung umfasst Rohstoffe wie Holz, Palmöl, Kaffee, Kakao, Rinder, Soja und Kautschuk sowie deren Folgeprodukte. Dabei unterscheidet sie zwischen „Inverkehrbringern“ (Unternehmen, die Produkte erstmals auf den EU-Markt bringen) und „Händlern“ (Unternehmen, die Produkte auf dem EU-Markt verfügbar machen), was unterschiedliche Verpflichtungen mit sich bringt.

In Deutschland ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für die Umsetzung der EUDR zuständig. Unternehmen müssen geospatiale und zeitliche Daten für Produktion oder Ernte sammeln und Plausibilitätsprüfungen durchführen. Automatisierte Bewertungen helfen dabei, Compliance-Risiken mit der EUDR und lokalen Vorschriften zu erkennen.

Ein solider Fahrplan sollte Pläne zur Einbindung von Lieferanten und IT-Lösungen umfassen, um die vollständige Einhaltung der Vorgaben sicherzustellen. Zudem wird die EU ein Benchmarking-System einführen, das Länder nach ihrem Risikograd klassifiziert. Um diese Anforderungen effizient zu bewältigen, kann spezialisierte Beratung eine wertvolle Unterstützung sein.

Wie Beratung die Biodiversitätsstrategie unterstützt

Fachberatung erleichtert es, komplexe ökologische Vorschriften zu erfüllen. Berater entwickeln branchenspezifische Lösungen, um ökologische Anforderungen strategisch umzusetzen. Die Einhaltung dieser Vorgaben ist entscheidend für den Erfolg einer umfassenden Biodiversitätsstrategie.

Fiegenbaum Solutions bietet Unternehmen spezialisierte Unterstützung bei der Integration von Biodiversitätsaspekten in ihre ESG-Strategien. Die Beratung umfasst maßgeschneiderte Lösungen für CSRD- und EU-Taxonomie-Compliance sowie Lebenszyklusanalysen (LCA), die Biodiversitätsauswirkungen messbar machen.

Berater beobachten kontinuierlich rechtliche Änderungen und technische Entwicklungen weltweit. Sie entwerfen Konzepte zur Umsetzung von Umweltvorgaben, basierend auf aktuellen und zukünftigen Gesetzen, Verordnungen und Standards. Zu den Leistungen gehören Umwelt-Compliance, ESG-Beratung, Prozessplanung und Marktanalysen. Zudem können Berater als externe Umweltbeauftragte in Bereichen wie Abfallmanagement, Gewässerschutz oder Gefahrgutmanagement agieren.

Erfolgsbeispiele zeigen die Wirksamkeit professioneller Beratung: AFRY entwickelte für einen europäischen Stahlproduzenten einen Biodiversitäts-Aktionsplan mit Risikoanalysen, individuellen Strategien und der Orientierung an verantwortungsvollen Stahlstandards. Für E.ON bewertete AFRY die Biodiversitätsrisiken in der Geschäftstätigkeit und bei Lieferanten und leitete Maßnahmen zur Risikominderung ab. Die Nefco, die Nordische Grüne Bank, beauftragte AFRY mit einem Biodiversitäts-Pilotprogramm, um bewährte Praktiken für kleine und mittlere Unternehmen zu testen und den steigenden Anforderungen im Biodiversitätsschutz gerecht zu werden.

Biodiversität in Deinem Nachhaltigkeitsmanagement und Deiner ESG Strategie.

Fazit: Biodiversität als ESG-Priorität aktiv angehen

Wie in den vorherigen Abschnitten deutlich wurde, sollte Biodiversität ein zentraler Bestandteil jeder ESG-Strategie sein. Weltweit hängt ein Bruttoinlandsprodukt von über 58 Billionen US-Dollar sowie mehr als die Hälfte des Marktwerts börsennotierter Unternehmen von ihr ab.

Jährlich liefert die Biodiversität rund 500 Milliarden US-Dollar an wirtschaftlichem Nutzen – durch unverzichtbare Ökosystemleistungen wie die Reinigung von Wasser, die Regulierung von Krankheiten und die Bindung von Kohlenstoff. Gleichzeitig hat die Welt in den letzten 50 Jahren etwa 70 % ihrer Biomasse durch Entwaldung und industrielle Landwirtschaft verloren.

Ein klarer Wettbewerbsvorteil durch Handeln. Piia Pessala, Geschäftsführerin für Biodiversität bei Sweco, hebt hervor:

„Naturpositive Geschäftsmodelle könnten bis zu 10 Billionen Euro an neuem Wert generieren, und die Integration von Biodiversitäts- und Klimastrategien könnte bis 2030 zur Schaffung von 395 Millionen Arbeitsplätzen beitragen."

Unternehmen, die Biodiversität in den Kern ihrer Strategie stellen, können sich so langfristige Vorteile und nachhaltigen Wert sichern.

Die in diesem Artikel vorgestellten Strategien und Werkzeuge bieten eine solide Grundlage für die Umsetzung. Zwar ist die Bewertung von Biodiversität komplexer als die Messung von CO₂-Emissionen, doch die notwendigen Voraussetzungen sind bereits gegeben .

Ein Blick auf Tesla zeigt, welche Risiken entstehen können, wenn Biodiversitäts- und Ressourcenfragen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Die Gigafactory in Brandenburg verursachte wegen eines hohen Wasserverbrauchs in einer ohnehin wasserarmen Region Produktionsverzögerungen. Die daraus resultierenden Kosten beliefen sich auf 6 Milliarden US-Dollar. Dieses Beispiel verdeutlicht eindrücklich, dass das Ignorieren von Biodiversitätsrisiken erhebliche finanzielle Folgen haben kann.

Deutsche Unternehmen stehen jetzt vor einer wegweisenden Entscheidung: Entweder sie agieren als Vorreiter oder sie reagieren lediglich auf regulatorischen Druck. Wer frühzeitig handelt, kann Biodiversität als strategischen Hebel nutzen – für die Minimierung von Risiken, die Steigerung von Wertschöpfung und den langfristigen Erfolg des eigenen Geschäftsmodells.

FAQs

Wie können Unternehmen Biodiversität in ihre ESG-Strategie integrieren, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und wirtschaftliche Chancen zu nutzen?

Unternehmen können Biodiversität erfolgreich in ihre ESG-Strategie einbinden, indem sie zuerst Risiken und Chancen gezielt analysieren. Dabei stehen euch Tools und Methoden zur Verfügung, mit denen ihr die Auswirkungen auf Ökosysteme bewerten und die wichtigsten Handlungsfelder herausarbeiten könnt.

Entscheidend ist es, klare, messbare Ziele zu definieren, die eng mit eurer Unternehmensstrategie verknüpft sind. Diese Ziele sollten den Vorgaben der CSRD und anderen regulatorischen Anforderungen gerecht werden. Langfristig könnt ihr so euer Risikomanagement verbessern, die Bindung zu euren Stakeholdern stärken und nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, die zukunftsfähig sind.

Wenn Biodiversität in eure Berichterstattung und operativen Prozesse integriert wird, erfüllt ihr nicht nur gesetzliche Vorschriften, sondern könnt auch Vorteile im Wettbewerb erzielen und eure Marktposition deutlich ausbauen.

Welche Tools und Ansätze eignen sich am besten, um Biodiversitätsrisiken zu bewerten und nachhaltig zu managen?

Unternehmen haben heute Zugriff auf eine Vielzahl digitaler Werkzeuge und Ansätze, um Biodiversitätsrisiken gezielt zu analysieren und zu steuern. Zu den etablierten Lösungen gehört IBAT (Integrated Biodiversity Assessment Tool), das auf global anerkannten Biodiversitätsdaten basiert und eine schnelle Risikoanalyse ermöglicht. Ebenfalls hilfreich ist der WWF Biodiversity Risk Filter, der speziell entwickelt wurde, um biodiversitätsbezogene Risiken zu bewerten und zu managen.

In Deutschland bietet die Bundesregierung mit ihrem Biodiversitäts-Assessment-Toolkit eine zusätzliche Unterstützung, die Unternehmen dabei hilft, biodiversitätsbezogene Kriterien in ihre Strategien zu integrieren. Ergänzend dazu können Geodaten, Satellitenbilder und Monitoring-Technologien eingesetzt werden, um Risiken noch präziser zu identifizieren und zu überwachen. Mit diesen Tools können Unternehmen nicht nur regulatorische Vorgaben erfüllen, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag leisten und langfristige Werte schaffen.

Wie können Unternehmen die Biodiversitätsziele der EU-Taxonomie erfüllen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken?

Um die Biodiversitätsziele der EU-Taxonomie zu erreichen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben, ist ein strategisches und strukturiertes Vorgehen entscheidend. Zunächst solltet ihr analysieren, wie eure Geschäftstätigkeiten die Umwelt beeinflussen, und sicherstellen, dass diese mit den EU-Standards übereinstimmen. Im nächsten Schritt ist es sinnvoll, wichtige Kennzahlen wie Umsatz, Betriebsausgaben und Investitionskosten zu messen – natürlich in Einklang mit den Vorgaben der Taxonomie. Abschließend ist es ratsam, Biodiversitätsaspekte fest in eure Unternehmensstrategie zu integrieren, um Risiken zu reduzieren und neue Chancen zu erschließen.

Genauso wichtig ist es, die regulatorischen Anforderungen kontinuierlich im Blick zu behalten und eure Berichterstattung entsprechend anzupassen. Kommuniziert eure Biodiversitätsmaßnahmen aktiv, um das Vertrauen eurer Stakeholder zu stärken und eure Marke positiv zu positionieren. Diese Herangehensweise ermöglicht es euch nicht nur, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch langfristig zu wachsen und euch im Markt erfolgreich zu behaupten.