Biodiversität ist ein entscheidender Bestandteil eures ESG-Reportings. Warum? Weil über die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung direkt oder indirekt von natürlichen Systemen abhängt. Gleichzeitig wird Biodiversität zunehmend durch regulatorische Vorgaben wie die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 oder die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zur Pflichtaufgabe.
Unternehmen, die Biodiversität in ihre Strategien einbinden, minimieren Risiken, stärken ihre Marktposition und erfüllen künftige Vorgaben. Die Zeit, Biodiversität ernsthaft anzugehen, ist jetzt.
Ein klares Verständnis der regulatorischen Vorgaben ist essenziell, um Biodiversitäts-Kennzahlen erfolgreich in eure ESG-Berichte und Unternehmensstrategien zu integrieren.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen in der EU erheblich: von bisher 11.700 Unternehmen (unter der Non-Financial Reporting Directive, NFRD) auf etwa 50.000 Unternehmen. Für kapitalmarktorientierte und größere Unternehmen in Deutschland gilt die CSRD ab 2025.
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) konkretisieren die Anforderungen der CSRD. Besonders relevant ist hier der Standard ESRS E4, der sich speziell mit Biodiversität und Ökosystemen befasst. Unternehmen müssen nicht nur ihre Auswirkungen auf die Biodiversität, sondern auch ihre Abhängigkeit von natürlichen Systemen offenlegen. Das umfasst sowohl quantitative Daten als auch qualitative Bewertungen von Ökosystemleistungen.
Die EU-Taxonomie ergänzt diese Anforderungen, indem sie klare Kriterien für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definiert. Der Schutz und die Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen gehören zu den sechs Umweltzielen. Unternehmen müssen den Anteil ihrer Umsätze, Investitionen und Betriebsausgaben, die taxonomiekonform sind, offenlegen – eine Kennzahl, die für Investoren immer relevanter wird.
Jozef Síkela, Tschechiens Minister für Industrie und Handel, bringt die Bedeutung dieser Entwicklungen treffend auf den Punkt:
"Die neuen Regeln zwingen Unternehmen, ihre gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen offenzulegen – für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit. Daten über den ökologischen und gesellschaftlichen Fußabdruck werden für jeden öffentlich verfügbar sein, der sich für diesen Fußabdruck interessiert."
Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit, das diese Rahmenwerke ergänzt.
Das Konzept der doppelten Wesentlichkeit (Double Materiality) verändert grundlegend, wie Unternehmen über Biodiversität berichten. Im Gegensatz zu traditionellen Finanzberichten reicht es nicht aus, lediglich die finanziellen Auswirkungen von Umweltrisiken zu betrachten. Unternehmen müssen sowohl die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeiten auf Biodiversität und Ökosysteme (Impact-Materialität) als auch die finanziellen Folgen eines Biodiversitätsverlusts (finanzielle Materialität) berücksichtigen.
Ein Beispiel: Ein Chemieunternehmen muss dokumentieren, wie seine Produktionsabwässer lokale Gewässerökosysteme beeinträchtigen, selbst wenn dies kurzfristig keine finanziellen Auswirkungen hat. Gleichzeitig erfasst die finanzielle Materialität, wie der Verlust von Ökosystemleistungen – etwa sauberes Wasser – zu erheblichen Kosten führen kann.
Diese doppelte Perspektive sorgt dafür, dass Biodiversitäts-Risiken häufig als wesentlich eingestuft werden, selbst wenn sie bisher nicht im Fokus der Unternehmensführung standen. Die CSRD verpflichtet Unternehmen explizit dazu, darzulegen, wie Umwelt- und Sozialfaktoren ihr Geschäft beeinflussen und umgekehrt, wie ihre Aktivitäten auf Gesellschaft und Umwelt wirken.
Die folgende Übersicht bietet einen kompakten Vergleich der wichtigsten Rahmenwerke und ihrer Anforderungen.
Rahmenwerk | Anwendungsbereich | Biodiversitäts-Kennzahlen | Berichtshäufigkeit | Prüfungspflicht |
---|---|---|---|---|
CSRD/ESRS E4 | ~50.000 EU-Unternehmen | Quantitative und qualitative Indikatoren zu Auswirkungen und Abhängigkeiten | Jährlich | Externe Prüfung erforderlich |
EU-Taxonomie | Alle CSRD-pflichtigen Unternehmen | Anteil taxonomiekonformer Aktivitäten in % | Jährlich | Teil der CSRD-Prüfung |
SFDR | Finanzmarktteilnehmer | Principal Adverse Impacts (PAI) auf Biodiversität | Jährlich | Interne Kontrolle |
Die Anforderungen dieser regulatorischen Landschaft sind komplex und fordern von deutschen Unternehmen eine strukturierte Herangehensweise. Fachleute raten dazu, externe Experten hinzuzuziehen, um die Einhaltung der neuen Vorschriften sicherzustellen, und Mitarbeitende gezielt über die EU-Regulierungen und deren Auswirkungen zu schulen. Gleichzeitig sollten Unternehmen interne Abläufe schaffen, die gewährleisten, dass ihre Aktivitäten den Kriterien der EU-Taxonomie entsprechen.
Diese regulatorischen Grundlagen sind der Ausgangspunkt für die praktische Umsetzung – der nächste Schritt ist die Identifikation und Messung spezifischer Biodiversitäts-Kennzahlen.
Nachdem die regulatorischen Grundlagen gesetzt sind, geht es nun darum, die passenden Biodiversitäts-Kennzahlen auszuwählen. Diese sollten nicht nur den rechtlichen Anforderungen genügen, sondern auch strategischen Nutzen für euer Unternehmen bieten. Die Wahl der richtigen Kennzahlen ist entscheidend, um sowohl den Berichtspflichten gerecht zu werden als auch langfristigen Mehrwert zu generieren.
Ein zentraler Bereich der Biodiversitätsbewertung ist die Flächennutzung und Landbedeckung. Diese Kennzahlen zeigen, wie viele Hektar natürlicher Lebensräume durch eure Geschäftstätigkeiten in Anspruch genommen, verändert oder wiederhergestellt werden. Besonders relevant ist dabei die Habitatfragmentierung, also die Unterbrechung zusammenhängender Ökosysteme durch Infrastruktur oder andere Eingriffe.
Ebenfalls im Fokus steht die Artenvielfalt und Populationsdynamik. Seit 1970 sind globale Wildtierpopulationen um 69 % zurückgegangen. Unternehmen können diesen Rückgang mithilfe von Indikatoren wie dem Species Threat Abatement and Restoration Metric (STAR) dokumentieren. Dieser zeigt, wie stark eure Aktivitäten das Aussterberisiko verschiedener Arten beeinflussen.
Verschmutzungsindikatoren messen die direkten Auswirkungen eurer Emissionen auf die Umwelt, sei es durch Stickstoff- und Phosphoreinträge, die Eutrophierung fördern, oder durch Schadstoffe wie Pestizide und Schwermetalle. Darüber hinaus helfen Kennzahlen zu Ökosystemleistungen, den Wert natürlicher Systeme zu berechnen. Dazu zählen Leistungen wie Wasserregulierung, Bestäubung, Kohlenstoffspeicherung und Klimaresilienz – allesamt Faktoren, die die wirtschaftliche Relevanz des Biodiversitätsschutzes verdeutlichen.
Diese Kennzahlen bilden die Basis für ein transparentes Monitoring. Der nächste Schritt ist die Entwicklung messbarer Methoden, um Biodiversitätsauswirkungen zu bewerten und zu berichten.
Mit dem GRI 101: Biodiversity 2024 Standard, der seit Januar 2024 den früheren GRI 304 ersetzt, wird Unternehmen ein klarer Rahmen zur Erfassung ihrer Biodiversitätsauswirkungen geboten. Dieser Standard hilft, die Verbindung zwischen Geschäftsentscheidungen und Biodiversitätsverlusten nachzuvollziehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Eine weitere Unterstützung bietet die Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD), die risikobasierte Ansätze einführt. Im Juli 2024 veröffentlichten GRI und TNFD eine gemeinsame Interoperabilitätskarte. Diese erleichtert es, die Zusammenhänge zwischen GRI-Standards und TNFD-Empfehlungen zu verstehen und in die ESG-Berichterstattung einzubinden.
Das Science Based Targets Network (SBTN) ist ebenfalls ein wichtiger Akteur bei der Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele. Unternehmen können messbare Ziele definieren, um ihre Biodiversitätsauswirkungen zu reduzieren. Diese Ziele orientieren sich an globalen Rahmenwerken wie dem Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework, das darauf abzielt, den Biodiversitätsverlust bis 2050 zu stoppen und umzukehren.
Ansätze auf landschafts- und jurisdiktionaler Ebene fördern die Zusammenarbeit im großen Maßstab und unterstützen gemeinsame Nachhaltigkeitsziele. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei die Verknüpfung von Biodiversitätsschutz mit anderen Umweltaspekten wie Klimaschutz und gesellschaftlichen Maßnahmen. Experten sind sich einig: Nur durch integrierte Ansätze, die diese Dimensionen zusammenbringen, lassen sich nachhaltige Ergebnisse erzielen.
Die Komplexität der Biodiversität – sie ist multidimensional und stark standortspezifisch – unterscheidet sie grundlegend von vergleichsweise einheitlichen Kennzahlen wie Kohlenstoffemissionen.
Theo Trabaud bringt die Bedeutung für Unternehmen prägnant auf den Punkt:
"Integrating biodiversity into finance is not only good for the planet - it's smart business."
Die Vernachlässigung von Biodiversitätsaspekten kann zu unmittelbaren finanziellen Konsequenzen führen – ein Risiko, das Unternehmen nicht unterschätzen sollten.
Die Wahl der richtigen Werkzeuge zur Messung der Biodiversität ist für eine effektive ESG-Berichterstattung unerlässlich. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen, was den Druck auf Unternehmen erhöht. Die verfügbaren Tools unterscheiden sich in ihrem Schwerpunkt, ihren Datenanforderungen und ihrer Anwendbarkeit, insbesondere für deutsche Unternehmen. Basierend auf definierten Kennzahlen und gesetzlichen Vorgaben bieten sie praxisorientierte Ansätze, um Biodiversität messbar zu machen.
Das Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) Framework hat sich als zentraler Baustein etabliert. Es passt sich nahtlos an das Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) an und berücksichtigt die neuen ISSB-Standards sowie die EU CSRD-Vorgaben für die Biodiversitätsberichterstattung. Die Interoperabilitätskarte von GRI und TNFD zeigt dabei deutlich die Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Standards auf.
Für die praktische Umsetzung stehen unterschiedliche spezialisierte Werkzeuge bereit:
Deutsche Unternehmen können zusätzlich auf Tools wie ENCORE zurückgreifen, das Abhängigkeiten und Auswirkungen auf Ökosystemleistungen kartiert und branchenspezifische Risiken identifiziert. Für wasserintensive Branchen bietet Water Watch ergänzende Indikatoren, die sich auf die wasserbezogene Biodiversität konzentrieren.
Der erste Schritt besteht darin, die Unternehmensleitung sowie alle relevanten Abteilungen mit den Konzepten, Tools und Frameworks zur Biodiversität vertraut zu machen. Dies ist besonders wichtig, da Biodiversität – im Gegensatz zu Kohlenstoff – keinen direkt messbaren Wert besitzt und deutlich komplexer zu bewerten ist.
Ein sinnvoller Einstieg ist die Kartierung der Betriebsstandorte und ihrer Nähe zu biodiversitätssensiblen Gebieten. So können direkte und indirekte Auswirkungen besser erfasst werden. Darauf aufbauend sollte die Lieferkette analysiert werden. Hierbei ist die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren, Naturschutzorganisationen und Forschungseinrichtungen entscheidend, um regionale Herausforderungen zu verstehen und anzugehen.
Die Implementierung sollte schrittweise erfolgen, beispielsweise durch ein Pilotprojekt in einem klar abgegrenzten Geschäftsbereich oder einer bestimmten Region. So lassen sich erste Erfahrungen sammeln und Prozesse optimieren, bevor die Methoden unternehmensweit eingeführt werden. Parallel dazu sollten Unternehmen ihre Fortschritte überwachen und regelmäßig über Maßnahmen zur Identifikation, Messung und Verwaltung von Biodiversitätsrisiken berichten.
Tool/Framework | Schwerpunkt | Datenanforderungen | Eignung für deutsche Unternehmen |
---|---|---|---|
TNFD | Offenlegung naturbezogener Risiken | Governance, Strategie, Risikomanagement | Hoch – EU CSRD-konform |
BFFI | Ökosystem-/Habitatauswirkungen | Umweltdruckdaten | Mittel – besonders für den Finanzsektor |
STAR | Artenbedrohung | Primäre Biodiversitätsdaten | Hoch – wissenschaftlich fundiert |
Environmental P&L | Monetäre Bewertung | Geldwerte | Mittel – anspruchsvoll in der Umsetzung |
Product Biodiversity Footprint | Produktbezogene Auswirkungen | THG-Emissionen, Wasserverbrauch | Hoch – gut für bestehende Daten nutzbar |
Die Wahl des passenden Tools hängt von eurer Branche, den verfügbaren Ressourcen und den regulatorischen Anforderungen ab. Während das TNFD-Framework einen umfassenden Rahmen für die Berichterstattung bietet, eignen sich spezialisierte Tools wie STAR besonders für detaillierte Analysen im Artenschutz.
Prognosen zeigen, dass ohne neue politische Maßnahmen die globale terrestrische Biodiversität bis 2050 um 10 % abnehmen könnte. Unternehmen sollten daher auf Frameworks setzen, die sowohl verpflichtende Vorgaben wie die CSRD und die EU-Taxonomie als auch freiwillige Standards wie GRI und SASB berücksichtigen.
Die Einbindung von Biodiversitätskennzahlen in die ESG-Strategie ist ein anspruchsvoller, aber notwendiger Schritt, der strategische Klarheit und messbare Fortschritte verlangt. Warum? Weil 58 Billionen US-Dollar an wirtschaftlicher Wertschöpfung – mehr als die Hälfte des globalen BIP – direkt von der Natur und ihren Ökosystemleistungen abhängen. Umso wichtiger ist es, Biodiversität gezielt mit den ESG-Zielen eines Unternehmens zu verknüpfen.
Leider wird Biodiversität in ESG-Strategien oft vernachlässigt, obwohl sie für die langfristige Unternehmensstabilität unverzichtbar ist. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut dem World Wildlife Fund sind die globalen Wildtierpopulationen seit 1970 im Durchschnitt um 69 % zurückgegangen. Diese dramatische Entwicklung macht klar, dass Unternehmen Biodiversität als festen Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie einplanen müssen.
Ein Vorbild liefert Groupe Caisse des Dépôts, das eine umfassende Biodiversitätspolitik entwickelt hat. Diese orientiert sich an den fünf IPBES-Einflussfaktoren und beinhaltet eine Investitionszusage von 5 Milliarden Euro in Naturschutzmaßnahmen. Die Strategie stützt sich auf vier zentrale Säulen: den ökologischen Fußabdruck messen, negative Einflüsse reduzieren, positive Effekte steigern und Forschung sowie Bewusstsein fördern. Alle Fortschritte werden durch spezifische Indikatoren überwacht.
Ein weiteres Beispiel ist Desjardins Global Asset Management (DGAM), das Biodiversität als eines von vier prioritären ESG-Themen in seine Anlagestrategie integriert hat. Seit der Unterzeichnung des Finance for Biodiversity Pledge im Jahr 2022 werden Kennzahlen zu Abfall, Wasser, Landnutzung und Wildtiersterblichkeit in die Due-Diligence-Prozesse eingebunden.
Obwohl 51 % der Unternehmen den Verlust der Biodiversität als Risiko anerkennen, haben nur 5 % konkrete, messbare Ziele definiert. Hier bietet das Science Based Targets Network (SBTN) mit seinem AR3T-Framework (Avoid, Reduce, Restore, Regenerate, Transform) einen spezifischen Ansatz für die Zielsetzung.
Ein Beispiel für ambitionierte Zielsetzungen liefert Microsoft, das sich seit 2020 verpflichtet hat, bis 2030 kohlenstoffnegativ, wasserpositiv und abfallfrei zu werden – und parallel dazu den Schutz von Ökosystemen vorantreibt. Auch L'Oréal verfolgt über 15 Ziele, die sich an den planetaren Grenzen orientieren, während Kering eine Biodiversitätsstrategie implementiert hat, die auf dem AR3T-Framework basiert.
Die Entwicklung solcher Ziele sollte strukturiert ablaufen: Zunächst wird die aktuelle Leistung bewertet, anschließend das Feedback der Stakeholder integriert und schließlich die Ziele mit der langfristigen Unternehmensstrategie abgestimmt. Sobald die Ziele definiert sind, kommt es auf eine klare Governance-Struktur und verlässliche Datenqualität an.
Damit Biodiversität in der Unternehmensstrategie verankert werden kann, sind klare Verantwortlichkeiten, transparente Datenspeicherung und eine lückenlose Berichterstattung notwendig. So setzt Green Century Capital Management auf gezielte Engagement-Aktivitäten: Bei Biodiversitätsdefiziten in Portfoliounternehmen wird zunächst der Dialog gesucht, bei Bedarf folgen Resolutionen. 2023 führte dieser Ansatz dazu, dass Kraft Heinz eine globale Waldschutzpolitik verabschiedete.
Auch AP2, ein schwedischer Pensionsfonds, zeigt, wie es geht: In Zusammenarbeit mit Climate & Company entwickelt der Fonds eine öffentlich zugängliche Methodik, um das Entwaldungsrisiko für jedes Portfoliounternehmen zu bewerten. Ziel ist es, bis 2025 ein entwaldungsfreies Portfolio zu erreichen.
Die Sicherstellung der Datenqualität ist dabei entscheidend. Unternehmen sollten auf robuste interne Kontrollen und anerkannte Frameworks wie die Task Force on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) setzen. Partnerschaften mit Naturschutzorganisationen können zusätzlich helfen, Glaubwürdigkeit zu schaffen und die Wirkung zu steigern.
Ein oft übersehener Punkt: Biodiversitätsdaten sind komplexer als etwa Kohlenstoff-Metriken. Sie haben keinen direkt messbaren Wert und erfordern spezialisierte Expertise. Daher ist eine kontinuierliche Weiterbildung der zuständigen Teams unverzichtbar, um die Herausforderungen in diesem Bereich zu meistern.
Die Einbindung von Biodiversitätskennzahlen in ESG-Berichte ist längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit – sowohl aus regulatorischer als auch wirtschaftlicher Sicht. Unternehmen, die frühzeitig handeln, ihre Biodiversitätsauswirkungen systematisch erfassen und darauf basierend Maßnahmen ergreifen, sichern sich einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Ein effektives Biodiversitätsreporting lässt sich in drei wesentliche Schritte gliedern:
Diese Maßnahmen schaffen nicht nur die Basis für die Erfüllung künftiger regulatorischer Vorgaben, sondern bieten auch strategische Vorteile. Wie im Bericht betont, sind verlässliche Biodiversitätskennzahlen entscheidend – nicht nur für das ESG-Reporting, sondern auch für eine langfristige Unternehmensstrategie. Die regulatorischen Anforderungen entwickeln sich rasant: Bis 2030 müssen Unternehmen Standards wie das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework oder die deutsche Nationale Biodiversitätsstrategie 2030 umsetzen. Wer diese Entwicklungen ignoriert, riskiert nicht nur regulatorische Sanktionen, sondern auch erhebliche Reputations- und Marktverluste.
Um Biodiversitätskennzahlen sinnvoll in eure ESG-Berichte einzubinden, solltet ihr zunächst die Auswirkungen eurer Geschäftstätigkeiten auf die Biodiversität gründlich analysieren. Auf dieser Grundlage lassen sich klare, messbare Ziele definieren, die eng mit eurer Unternehmensstrategie verknüpft sind. Dabei gilt es, die spezifischen gesetzlichen Vorgaben in Deutschland im Blick zu behalten, die eine Berichterstattung über Umwelt- und Biodiversitätsaspekte fordern.
Ein guter Ansatz ist die Orientierung an international anerkannten Standards wie ISO 14001 oder dem Global Reporting Initiative (GRI) Standard. Diese bieten eine solide Grundlage, um Umweltwirkungen konsistent zu messen. Wichtig ist außerdem die Auswahl passender Indikatoren, die sowohl die Abhängigkeiten eures Unternehmens von Ökosystemen als auch die Risiken eurer Geschäftstätigkeiten in Bezug auf die Biodiversität abbilden. Beispiele hierfür könnten der Verlust von Lebensräumen, die Beeinträchtigung geschützter Arten oder die Nutzung von Ökosystemleistungen sein.
Regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen dieser Kennzahlen sind unerlässlich, um den Erwartungen von Stakeholdern sowie regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Transparenz spielt dabei eine zentrale Rolle: Die dokumentierten Ergebnisse sollten klar und nachvollziehbar in eurem ESG-Bericht dargestellt werden. Praktische Tools und etablierte Frameworks können euch dabei unterstützen, diese Prozesse effizient und strukturiert umzusetzen.
Unternehmen können die Prinzipien der doppelten Wesentlichkeit nutzen, um sowohl ihre Auswirkungen auf die Biodiversität als auch die finanziellen Risiken und Chancen durch den Verlust der Biodiversität zu bewerten. Dabei geht es um eine Betrachtung in zwei Dimensionen:
Eine klare und transparente Berichterstattung ist hierbei entscheidend. Sie hilft nicht nur, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern stärkt auch das Vertrauen in das Unternehmen und unterstreicht dessen Engagement für Nachhaltigkeit. Um die Analysen nachvollziehbar und messbar zu gestalten, sollten Unternehmen auf bewährte Methoden und etablierte Frameworks zurückgreifen.
Unternehmen haben heute Zugang zu verschiedenen Methoden und Frameworks, um die Auswirkungen auf die Biodiversität zu messen und transparent darüber zu berichten. Besonders nützlich sind dabei Biodiversitätsmetriken, die es ermöglichen, den Zustand und die Auswirkungen auf Unternehmensebene klar zu bewerten. Diese Ansätze können sowohl für spezifische Projekte als auch entlang der gesamten Lieferkette angewendet werden.
Ein wichtiger Standard für die Berichterstattung ist die GRI 101: Biodiversity 2024. Dieses Framework konzentriert sich speziell auf Biodiversitätsaspekte in ESG-Berichten und ist mit den EU-weiten ESG-Vorgaben abgestimmt. Es bietet Unternehmen eine systematische Grundlage, um Risiken und Chancen im Bereich Biodiversität zu identifizieren und gleichzeitig die regulatorischen Anforderungen in Deutschland zu erfüllen.
Mit solchen Tools und Frameworks können Unternehmen ihre Biodiversitätsziele messbar machen und fundierte Entscheidungen treffen, die sowohl ökologischen als auch rechtlichen Ansprüchen gerecht werden.