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Carbon Investment Strategies: Risks & Opportunities

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 01.10.25 00:01

Die Entwicklung der Kohlenstoffmärkte ist beispiellos – eine Branche, die gleichermaßen von Unsicherheiten, Dringlichkeit und weitreichenden Auswirkungen geprägt ist. In einer Welt, in der Nachhaltigkeit zunehmend zum entscheidenden Faktor für Wettbewerbsfähigkeit wird, müssen Unternehmen und Investoren sowohl kurzfristige Risiken als auch langfristige Chancen verstehen. Dieser Artikel beleuchtet die Kernthemen aus der Diskussion mit führenden Experten und bietet praxisnahe Einblicke für Manager und Entscheidungsträger in Deutschland.

Warum es jetzt wichtig ist, Kohlenstoffmärkte zu verstehen

Kohlenstoffmärkte sind keine Nische mehr; sie werden zunehmend als "neue Rohstoffklasse" betrachtet, die die Art und Weise, wie Unternehmen mit Emissionen umgehen, revolutionieren könnte. Doch viele Unternehmen zögern noch, in diese Märkte einzusteigen. Der Grund? Ein Mangel an Vertrauen, an klarer Regulierung und an einem einheitlichen Verständnis für die Qualität und den Wert von Kohlenstoffkrediten.

Der "Confidence Gap" als Investitionschance

Ein zentrales Thema der Diskussion war der sogenannte "Confidence Gap" – das Problem, dass viele Unternehmen und Investoren zögern, hohe Summen in Kohlenstoffmärkte zu investieren, weil Unsicherheiten sowohl auf der Nachfrageseite (z. B. wie solche Kredite bewertet werden) als auch auf der Angebotsseite (z. B. Qualität und Verfügbarkeit) vorherrschen. Doch genau hier liegt auch eine potenzielle Chance für frühe Investoren: Wer frühzeitig die Mechanismen dieser Märkte versteht und Strategien entwickelt, kann langfristig Wettbewerbsvorteile sichern.

Investitionsausschüsse im Reality-Check: Was CFOs wirklich wissen wollen

Für CFOs und Finanzverantwortliche steht die zentrale Frage im Raum: Lohnt sich das? Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeitsziele mit einer klaren finanziellen Argumentation zu verbinden. CFOs wollen genau wissen:

  • Wie werden Kohlenstoffkredite bewertet? Sind sie eine echte Vermögensklasse oder nur ein Reputationsrisiko?
  • Wie lassen sich Investitionen in Kohlenstoffprojekte in die Gesamtstrategie integrieren?
  • Wie wirken sich diese Investitionen auf die Wettbewerbsfähigkeit und den Kundennutzen aus?

Eine Schlüsselstrategie besteht darin, Kohlenstoffinvestitionen direkt mit den Unternehmenszielen zu verknüpfen – sei es durch Einsparungen bei internen Abminderungsmaßnahmen oder durch Wettbewerbsvorteile bei den Kunden.

Kohlenstoffkredite als alternative Vermögensklasse: Ein Due-Diligence-Rahmen

Die Diskussion zeigte die Bedeutung eines robusten Due-Diligence-Rahmens, um Kohlenstoffkredite als alternative Anlageform zu bewerten. Zwei wichtige Aspekte wurden hervorgehoben:

  1. Risikoprofil und Qualität der Projekte: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Investitionen in Projekte fließen, die echte Emissionsreduktionen liefern. Tools zur Bewertung der Projektrisiken und zur Prüfung der Qualität sind unverzichtbar.
  2. Integration in die Marginalkostenkurve: Ein effektiver Ansatz besteht darin, Kohlenstoffkredite in die marginalen Abminderungskosten des Unternehmens zu integrieren. Dies ermöglicht eine fundierte Entscheidung darüber, wann interne Maßnahmen oder externe Kompensationen kosteneffizienter sind.

Die EU-Due-Diligence-Richtlinie als Game-Changer

Ein weiteres Thema, das die Diskussion dominierte, war die bevorstehende Umsetzung der EU-Due-Diligence-Richtlinie. Diese Vorschrift könnte für viele Unternehmen ein Katalysator sein, um stärker in Kohlenstoffmärkte zu investieren. Warum? Weil die Richtlinie Unternehmen verpflichtet, ihre gesamte Lieferkette auf Nachhaltigkeitsrisiken zu prüfen.

Für Unternehmen in Deutschland bedeutet dies, dass sie nicht nur ihre eigenen Emissionen, sondern auch die ihrer Lieferanten und Partner im Blick haben müssen. Kohlenstoffkredite könnten hier eine Schlüsselrolle spielen, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Portfolioaufbau: Die Rolle der Marginalen Abminderungskosten

Ein zentraler Punkt im Portfolioaufbau ist die Verwendung der sogenannten Marginalen Abminderungskosten (Marginal Abatement Cost, MAC). Sie helfen Unternehmen zu bewerten, welche Maßnahmen zur Emissionsreduktion die höchsten Renditen oder die niedrigsten Kosten bieten. Ein modernes Portfolio-Management sollte folgende Elemente kombinieren:

  • Interne Maßnahmen: Technologien wie Energieeffizienz oder Prozessoptimierung.
  • Externe Maßnahmen: Hochwertige Kohlenstoffkredite aus verifizierten Projekten.
  • Langfristige Investitionen: Zum Beispiel in Technologien wie Direct Air Capture oder Speicherung von Kohlenstoff.

Praxisorientierte Fragen für Kohlenstoff-Investitionsausschüsse

Um die Debatte in Unternehmen voranzutreiben, sollten Investitionsausschüsse diese fünf Fragen stellen:

  1. Was ist unsere langfristige Strategie für Klimaneutralität, und welche Rolle spielen Kohlenstoffkredite dabei?
  2. Wie bewerten wir die Qualität und das Risiko der Projekte, in die wir investieren?
  3. Welche regulatorischen Anforderungen beeinflussen unsere Entscheidungen?
  4. Wie kommunizieren wir unsere Klimastrategie intern und extern, um Vertrauen aufzubauen?
  5. Welche Wettbewerbs- oder Kundenrisiken gehen wir ein, wenn wir keine Maßnahmen ergreifen?

Schlüsseltrends und Zukunftsperspektiven

Die Diskussion deutete auf mehrere Trends hin, die Kohlenstoffmärkte in den kommenden Jahren prägen könnten:

  • Regulatorische Unsicherheiten: Politische Entwicklungen in der EU und den USA könnten die Nutzung von Kohlenstoffkrediten entweder fördern oder einschränken.
  • Neue Technologien: Fortschritte in der Kohlenstoffentfernung, wie Direct Air Capture, könnten die Marktlandschaft verändern.
  • Wettbewerbsdruck: Unternehmen, die frühzeitig handeln, könnten ihre Position als Klimaführer sichern – ein starker Anreiz, Investitionen zu beschleunigen.

Key Takeaways

  • Vertrauenslücke als Chance: Trotz Unsicherheiten bieten Kohlenstoffmärkte enorme Potenziale für Unternehmen, die frühzeitig handeln.
  • Fokus auf Qualität: Investitionen in hochwertige, verifizierte Projekte sind entscheidend, um Risiken zu minimieren.
  • EU-Due-Diligence-Richtlinie nutzen: Diese Vorschrift könnte ein großer Treiber für die Nachfrage nach Kohlenstoffkrediten sein.
  • Marginale Abminderungskosten: Diese Methodik hilft Unternehmen, Investitionen strategisch zu priorisieren.
  • Wettbewerbsfähigkeit stärken: Frühzeitige Investitionen in Kohlenstoffstrategien können Unternehmen helfen, ihre Kundenbindung zu verbessern und Marktanteile zu sichern.

Fazit

Kohlenstoffmärkte sind weder einfach noch ohne Risiken. Aber sie könnten ein entscheidender Hebel sein, um Emissionsziele zu erreichen und gleichzeitig neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Für Unternehmen in Deutschland, die auf Nachhaltigkeit, Innovation und langfristige Resilienz setzen, bietet sich hier eine strategische Gelegenheit.

Jetzt ist die Zeit, Risiken und Chancen abzuwägen – und mutige Schritte zu gehen. Die Kohlenstoffmärkte könnten sich als einer der bedeutendsten Wachstumsmärkte des kommenden Jahrzehnts erweisen. Wer heute investiert, gestaltet die Zukunft aktiv mit.

Source: "CMS 24 | Confidence to set your carbon credit strategy" - Sylvera, YouTube, Jun 2, 2025 - https://www.youtube.com/watch?v=JHwA27lF7d8

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