Double Materiality | Fiegenbaum Solutions

Double Materiality 2026: Wie Unternehmen die 'richtigen' Themen identifizieren und priorisieren

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 19.08.25 04:13

Ab 2026 wird die doppelte Wesentlichkeit für Unternehmen in der EU zur Pflicht – ein Konzept, das sowohl finanzielle Risiken und Chancen als auch die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft bewertet. Diese Methode, eingeführt durch die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), hilft Unternehmen nicht nur, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch, Risiken zu minimieren und Wachstumschancen zu erkennen.

Was bedeutet doppelte Wesentlichkeit konkret?

  • Finanzielle Wesentlichkeit: Wie beeinflussen Umwelt- und Gesellschaftsthemen die finanzielle Leistung eines Unternehmens?
  • Auswirkungswesentlichkeit: Welche Auswirkungen hat das Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft?

Bis 2026 müssen Unternehmen diese Perspektiven in ihre Berichterstattung integrieren, basierend auf den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Ein strukturierter Prozess – von der Identifikation relevanter Themen bis zur Einbindung von Stakeholdern – ist hierbei entscheidend. Tools wie Wesentlichkeitsmatrizen, Stakeholder-Befragungen und Szenario-Analysen erleichtern die Umsetzung.

Warum ist das wichtig? Neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben stärkt die doppelte Wesentlichkeit das Vertrauen von Investoren und Kunden, optimiert das Risikomanagement und unterstützt Unternehmen dabei, sich langfristig am Markt zu positionieren. Unternehmen, die frühzeitig handeln, sichern sich einen klaren Vorteil.

Der nächste Schritt? Die Integration der Ergebnisse in die Unternehmensstrategie und die Vorbereitung auf die CSRD-konforme Berichterstattung – unterstützt durch klare Datenmanagement-Systeme und regelmäßige Updates.

How to Run a Double Materiality Assessment | CSRD & ESRS Aligned Double Materiality | Socialsuite

Frameworks und Tools für die Bewertung der doppelten Wesentlichkeit

Damit Unternehmen ESG-Themen gezielt bewerten und priorisieren können, kommen strukturierte Frameworks und Tools zum Einsatz. Sie helfen dabei, den Übergang von strategischen Zielen zur praktischen Umsetzung zu erleichtern – ein entscheidender Schritt für CSRD-konformes Reporting.

Das ESRS-Framework verstehen

Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bilden das Fundament für die Berichterstattung im Rahmen der CSRD. Das Framework umfasst allgemeine Anforderungen (ESRS 1 und ESRS 2) sowie spezifische thematische Standards, die in drei Kategorien unterteilt sind: Umwelt (E1–E5), Soziales (S1–S4) und Governance (G1). Diese Standards fordern detaillierte Angaben zu Themen wie Treibhausgasemissionen, Arbeitsbedingungen, Menschenrechten und Unternehmensführung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Vier-Phasen-Prozess zur Wesentlichkeitsbewertung

Die Bewertung der doppelten Wesentlichkeit erfolgt in einem strukturierten Vier-Phasen-Prozess:

  • Vorbereitung: Hier wird der Bewertungsrahmen definiert und zentrale Geschäftsbereiche – sowohl intern als auch extern – identifiziert.
  • Identifikation: Potenziell wesentliche Themen werden durch die Analyse der Geschäftstätigkeit, der Wertschöpfungskette und der Erwartungen der Stakeholder ermittelt. Dabei werden branchenspezifische Risiken berücksichtigt.
  • Bewertung: Die identifizierten Themen werden nach zwei Dimensionen bewertet: der finanziellen Wesentlichkeit (Eintrittswahrscheinlichkeit und finanzielles Ausmaß) und der Auswirkungswesentlichkeit (Schweregrad in Bezug auf Umfang, Reichweite und Unumkehrbarkeit).
  • Validierung: Die Ergebnisse werden mit Stakeholdern abgestimmt, dokumentiert und für die Berichterstattung aufbereitet.

Dieser Prozess bildet die Grundlage für die praktische Umsetzung der Anforderungen. Ergänzend dazu stehen spezifische Tools zur Verfügung, die Unternehmen bei der Datensammlung und -analyse unterstützen.

Tools für Datensammlung und -analyse

Um die Bewertung der doppelten Wesentlichkeit effizient zu gestalten, können die folgenden Werkzeuge genutzt werden:

  • Wesentlichkeitsmatrizen: Diese visualisieren die finanzielle Wesentlichkeit (x-Achse) und die Auswirkungswesentlichkeit (y-Achse). Themen, die im oberen rechten Quadranten liegen, gelten als besonders relevant.
  • Stakeholder-Befragungen: Durch Online-Umfragen, Interviews oder Workshops mit Gruppen wie Investoren, Kunden, Mitarbeitenden, Regulierungsbehörden und lokalen Gemeinschaften können wertvolle Einblicke gewonnen werden.
  • Scoring-Modelle: Mit Fünf-Punkte-Skalen – von „sehr gering" (1) bis „sehr hoch" (5) – lassen sich beide Wesentlichkeitsdimensionen quantifizieren.
  • Datenanalyseplattformen: Diese Tools ermöglichen die Verknüpfung interner Daten mit externen ESG-Datenbanken. Automatisierte Bewertungen und Benchmarking unterstützen dabei, die Performance regelmäßig zu analysieren.
  • Szenario-Analysen: Mit Zukunftsszenarien, etwa zu Klimawandel, regulatorischen Entwicklungen oder gesellschaftlichen Trends, können langfristige finanzielle Auswirkungen besser eingeschätzt werden.

Mit diesen Frameworks und Tools wird die komplexe Aufgabe der Wesentlichkeitsbewertung nicht nur greifbarer, sondern auch praktikabler – ein wichtiger Schritt für Unternehmen, die ihre ESG-Strategien erfolgreich umsetzen möchten.

Stakeholder-Engagement in der Doppelten Wesentlichkeit

Der Erfolg der doppelten Wesentlichkeit hängt maßgeblich davon ab, wie effektiv ihr relevante Stakeholder einbindet. Deren Perspektiven spielen eine Schlüsselrolle, um sowohl die finanziellen als auch die Auswirkungen von ESG-Themen realistisch zu bewerten.

Die Anforderungen der CSRD machen klar: Unternehmen müssen nachweisen, wie sie die Sichtweisen ihrer Stakeholder in ihren Bewertungsprozess integriert haben. Im Folgenden zeigen wir, wie ihr Stakeholder systematisch identifizieren und deren Feedback in eure Bewertungen einfließen lassen könnt.

Identifikation und Priorisierung von Stakeholdern

Der erste Schritt ist ein umfassendes Mapping aller relevanten Stakeholder-Gruppen, gefolgt von einer Priorisierung nach ihrer Bedeutung für die Wesentlichkeitsbewertung. Dabei werden sowohl direkte als auch indirekte Stakeholder entlang der gesamten Wertschöpfungskette berücksichtigt.

  • Interne Stakeholder: Hierzu zählen Führungskräfte, Mitarbeitende auf allen Ebenen, Betriebsräte und Aufsichtsgremien. Ihre Einschätzungen helfen, operative Risiken und Chancen zu bewerten sowie Themen zu identifizieren, die das Tagesgeschäft direkt betreffen.
  • Externe Stakeholder: Diese umfassen Investoren und Finanzpartner, die eine Kapitalmarktperspektive einbringen, sowie Kunden und Geschäftspartner, die Einblicke in Markt- und Lieferkettenfragen liefern. Regulierungsbehörden, NGOs und lokale Gemeinschaften spiegeln gesellschaftliche Erwartungen und regulatorische Entwicklungen wider.

Die Priorisierung erfolgt auf Basis zweier Kriterien: dem Einfluss der Stakeholder auf Unternehmensentscheidungen und ihrer Betroffenheit durch die Geschäftstätigkeit. Gruppen mit hohem Einfluss und hoher Betroffenheit stehen dabei ganz oben auf der Liste. Eine bewährte Methode ist die Stakeholder-Matrix, die Gruppen in vier Kategorien einteilt:

  • „Manage closely“: Stakeholder mit hohem Einfluss und hoher Betroffenheit.
  • „Keep satisfied“: Einflussreiche, aber weniger stark betroffene Gruppen.
  • „Keep informed“: Stark betroffene Gruppen mit geringem Einfluss.
  • „Monitor“: Alle übrigen Stakeholder.

Methoden zur Einbindung von Stakeholdern

Auf Basis des Mappings wählt ihr die passenden Methoden aus, um mit den Stakeholdern in den Dialog zu treten. Die Wahl hängt von der jeweiligen Gruppe, euren Ressourcen und der gewünschten Tiefe der Erkenntnisse ab.

  • Online-Befragungen: Ideal für große Stakeholder-Gruppen, um kosteneffizient quantitative Daten zu ESG-Themen zu sammeln.
  • Persönliche Interviews: Besonders geeignet für Führungskräfte, Investoren oder NGO-Vertreter, da sie tiefgehende Einblicke ermöglichen.
  • Workshops und Fokusgruppen: Kombinieren die Vorteile von Diskussionen und Interaktion, um Themen umfassend zu beleuchten.
  • Digitale Plattformen: Diese ermöglichen eine kontinuierliche Kommunikation und bieten Formate wie Umfragen, Diskussionsforen oder virtuelle Workshops – besonders hilfreich für geografisch verteilte Stakeholder.

Ein entscheidender Faktor ist das Timing. Stakeholder-Engagement sollte nicht nur punktuell stattfinden, sondern als fortlaufender Prozess etabliert werden. Regelmäßige Touchpoints helfen, Veränderungen in den Erwartungen frühzeitig zu erkennen und flexibel darauf zu reagieren.

Integration des Stakeholder-Feedbacks

Das gesammelte Feedback wird strukturiert ausgewertet und in den Bewertungsprozess integriert. Dabei geht es nicht nur darum, Meinungen einzuholen, sondern diese methodisch in bewertbare Kriterien umzuwandeln.

  • Quantitative Auswertung: Hier werden Bewertungen auf standardisierten Skalen (z. B. Fünf-Punkte-Skalen) aggregiert. Die Gewichtung der Stakeholder-Gruppen erfolgt je nach Relevanz für spezifische ESG-Themen. So haben Investoren bei finanziellen Risiken ein höheres Gewicht, während Umweltaspekte stärker durch lokale Gemeinschaften bewertet werden.
  • Qualitative Analyse: Erkenntnisse aus Interviews und Workshops werden durch Inhaltsanalysen aufbereitet. Wiederkehrende Themen und Diskrepanzen zwischen Stakeholder-Gruppen geben Hinweise auf unterschiedliche Risikowahrnehmungen und Informationsstände.

Ein besonders wichtiger Schritt ist die Validierung der Ergebnisse. Unternehmen präsentieren ihre vorläufigen Bewertungen den Stakeholdern und bitten um Rückmeldung zur Plausibilität und Vollständigkeit. Dies stärkt nicht nur die Qualität der Bewertung, sondern auch das Vertrauen der Stakeholder in den gesamten Prozess.

Dokumentation und Transparenz sind ebenfalls unverzichtbar, um die Anforderungen der CSRD zu erfüllen. Unternehmen müssen klar darlegen, welche Stakeholder einbezogen wurden, welche Methoden genutzt wurden und wie das Feedback in die finale Bewertung eingeflossen ist. Diese Dokumentation dient gleichzeitig als Grundlage für künftige Aktualisierungen der Wesentlichkeitsbewertung.

Durch diese systematische Integration von Stakeholder-Feedback wird sichergestellt, dass die Ergebnisse nicht nur belastbar sind, sondern auch strategisch in die unternehmensweiten Prozesse eingebunden werden können.

Integration der doppelten Wesentlichkeit in Strategie und Berichterstattung

Nachdem die wesentlichen ESG-Themen systematisch identifiziert und bewertet wurden, folgt der nächste Schritt: ihre Einbindung in Unternehmensstrategie und Berichterstattung. Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsbewertung sowie das Feedback der Stakeholder fließen direkt in die Unternehmensführung ein – ein zentraler Baustein für Strategien und Berichte, die den Anforderungen der CSRD gerecht werden.

Wesentliche Themen in die Unternehmensstrategie einbinden

Die identifizierten Themen dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen aktiv in die strategischen Planungsprozesse integriert werden. Dabei geht es um die Kombination von kurzfristigen Maßnahmen und langfristigen Zielsetzungen.

Risikomanagement und strategische Planung werden durch die doppelte Wesentlichkeit grundlegend beeinflusst. Themen mit hoher finanzieller Relevanz werden in Risikoregister aufgenommen und entsprechend budgetiert. Gleichzeitig fließen Themen mit hoher Auswirkungsrelevanz in die Nachhaltigkeitsstrategie ein, ergänzt durch konkrete, messbare Ziele.

Governance-Strukturen und ESG-Komitees spielen eine Schlüsselrolle bei der Steuerung dieser Themen. Regelmäßige Berichterstattungsintervalle sorgen für Transparenz, und auch Vergütungssysteme – sowohl für das Management als auch für operative Führungskräfte – werden entsprechend angepasst.

Auch Innovationsprozesse profitieren von der Wesentlichkeitsbewertung. Themen wie Kreislaufwirtschaft oder digitale Transformation werden als strategische Innovationsfelder definiert und erhalten gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die Produktentwicklung orientiert sich zunehmend an den identifizierten Nachhaltigkeitsanforderungen.

Ein bewährter Ansatz ist die Einbettung in bestehende Planungszyklen. Anstatt zusätzliche ESG-Prozesse aufzusetzen, werden die wesentlichen Themen direkt in die jährliche Strategieplanung, Budgetierung und Zielvereinbarungen integriert. So wird Nachhaltigkeit nicht als separates Projekt betrachtet, sondern als fester Bestandteil aller Entscheidungsprozesse verankert. Nach dieser strategischen Integration liegt der Fokus auf der Vorbereitung der Berichterstattung gemäß CSRD.

Vorbereitung auf CSRD-konforme Berichterstattung

Die Anforderungen der CSRD verlangen eine systematische Aufbereitung der Wesentlichkeitsergebnisse für die externe Berichterstattung. Bereits während der Bewertungsphase ist es entscheidend, alle Prozesse und Entscheidungen umfassend zu dokumentieren.

Datenmanagement-Systeme müssen frühzeitig eingerichtet werden, um sowohl quantitative als auch qualitative Informationen effizient zu erfassen. Die ESRS verlangen detaillierte Angaben zu Governance, Strategie, Auswirkungen, Risikomanagement sowie zu Metriken und Zielen für jedes Thema. Ein zentrales ESG-Datenmanagement-System erleichtert die Sammlung, Validierung und Verarbeitung dieser Informationen erheblich.

Die Struktur des Berichts folgt den Vorgaben der ESRS. Sie gliedert sich in allgemeine Angaben (ESRS 1 und 2) sowie themenspezifische Standards. Für jedes als wesentlich identifizierte Thema müssen die relevanten Daten erhoben und aufbereitet werden. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen ESG-, Finanz- und IT-Abteilungen.

Besonderes Augenmerk liegt auf der transparente Begründung der Wesentlichkeit. Unternehmen müssen klar darlegen, welche Stakeholder, Methoden und Rückmeldungen in die Bewertung eingeflossen sind. Diese Dokumentation dient nicht nur als Grundlage für künftige Aktualisierungen, sondern auch für externe Prüfungen.

Qualität der Daten und externe Verifizierung

Um die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung sicherzustellen, ist eine systematische Prüfung der Daten unverzichtbar. Die Qualität der zugrunde liegenden Informationen ist entscheidend für die Akzeptanz der Nachhaltigkeitskommunikation.

Standards für Datenqualität orientieren sich an Prinzipien wie Vollständigkeit, Genauigkeit, Konsistenz und Nachvollziehbarkeit. Quantitative Daten werden durch standardisierte und regelmäßig kalibrierte Messverfahren erhoben, während qualitative Informationen durch strukturierte Prozesse und klare Kriterien objektiviert werden.

Interne Kontroll- und Validierungsprozesse umfassen automatisierte Plausibilitätsprüfungen zur Erkennung von Ausreißern sowie fachliche Reviews durch Experten. Viele Unternehmen greifen auf die Expertise ihrer internen Revision zurück, um wirksame Kontrollmechanismen zu etablieren.

Die externe Prüfung wird schrittweise an die CSRD-Anforderungen angepasst. Zunächst erfolgt eine Prüfung mit begrenzter Sicherheit, die später auf eine umfassendere Prüfung ausgeweitet wird. Wirtschaftsprüfer entwickeln derzeit neue Standards und Methoden, um diese Anforderungen zu erfüllen.

Technologische Unterstützung durch digitale Tools spielt eine zentrale Rolle bei der Effizienz und Qualität der Datenverarbeitung. Die Dokumentation der Datenherkunft wird immer wichtiger, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten und sowohl externe Prüfungen als auch interne Kontrollen zu erleichtern.

Mit der Integration der doppelten Wesentlichkeit in Strategie und Berichterstattung legen Unternehmen die Basis für eine glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation, die nicht nur regulatorische Vorgaben erfüllt, sondern auch langfristigen strategischen Nutzen bringt.

Aufrechterhaltung und Aktualisierung von Wesentlichkeitsbewertungen

Die anfängliche Analyse ist nur der Startpunkt – die eigentliche Arbeit beginnt danach. Wesentlichkeitsbewertungen sind keine einmalige Angelegenheit, sondern ein fortlaufender Prozess. Regelmäßige Überprüfungen und eine offene Kommunikation mit allen Beteiligten sind dabei unerlässlich. Wer Wesentlichkeitsbewertungen als dynamisches Werkzeug versteht, kann sich besser auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen und langfristige Vorteile sichern. Diese kontinuierlichen Updates sind ein zentraler Baustein einer modernen ESG-Strategie.

Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Schwerpunkte

Da ESG-Themen ständig in Bewegung sind, sollten Unternehmen ihre Bewertungen in regelmäßigen Abständen überprüfen. Ein jährlicher Zyklus hat sich hier bewährt, doch bei größeren Veränderungen im Umfeld können auch zusätzliche Ad-hoc-Analysen notwendig sein.

Externe Faktoren wie neue gesetzliche Vorgaben, Marktveränderungen oder gesellschaftliche Trends können die Relevanz bestimmter Themen verschieben. Die Einführung der CSRD ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Prioritäten verschieben können. Mit Monitoring-Systemen für regulatorische Entwicklungen und Branchentrends bleibt ihr stets auf dem neuesten Stand.

Auch interne Veränderungen, wie die Einführung neuer Produkte oder strategische Neuausrichtungen, erfordern Anpassungen. Dabei ist es wichtig, Änderungen und deren Gründe sorgfältig zu dokumentieren – nicht zuletzt für die externe Berichterstattung und Prüfungen. Regelmäßige Befragungen und strukturierte Gespräche mit Stakeholdern liefern wertvolle Inputs für diese Updates.

Transparente Kommunikation mit Stakeholdern

Neben der Aktualisierung der Bewertungen ist auch die Kommunikation der Ergebnisse entscheidend. Offenheit und Transparenz stärken das Vertrauen der Stakeholder und erfüllen die heutigen Anforderungen an Nachvollziehbarkeit. ESG- oder Nachhaltigkeitsberichte sind dabei das zentrale Medium, um Fortschritte und Änderungen zu dokumentieren und die zugrunde liegenden Prozesse darzulegen.

Eine Wesentlichkeitsmatrix bietet sich als visuelles Hilfsmittel an, um die Gewichtung einzelner ESG-Themen für das Unternehmen und seine Stakeholder klar darzustellen. Änderungen zwischen den Berichtszeiträumen sollten dabei explizit hervorgehoben und erklärt werden.

Die Kommunikationsstrategie sollte sich an den unterschiedlichen Bedürfnissen der Stakeholder orientieren. Institutionelle Investoren bevorzugen oft detaillierte Berichte, während Kunden und die breite Öffentlichkeit zugänglichere Formate, etwa über digitale Kanäle, erwarten. Unternehmenswebsites und Social-Media-Plattformen sind hier wichtige Werkzeuge, um eine breite Zielgruppe zu erreichen.

Eine transparente Dokumentation der Prozesse – von den eingesetzten Methoden bis zu den getroffenen Entscheidungen – schafft zusätzliches Vertrauen. Unternehmen, die ihre Wesentlichkeitsbewertungen offenlegen, können zudem bei Gesprächen mit Aktionären punkten. Sie erleben häufig eine geringere Unterstützung für umwelt- und sozialbezogene Aktionärsanträge.

Die kontinuierliche Pflege der Wesentlichkeitsbewertung ist damit weit mehr als nur eine Compliance-Maßnahme – sie wird zu einem strategischen Erfolgsfaktor.

FAQs

Welche Vorteile haben Unternehmen, die frühzeitig mit der Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit beginnen?

Unternehmen, die frühzeitig mit der Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit beginnen, verschaffen sich einen klaren Vorteil, wenn es darum geht, sich auf regulatorische Vorgaben wie die CSRD einzustellen. Sie haben genügend Zeit, um Datenlücken zu schließen, bestehende Abläufe effizienter zu gestalten und eine belastbare Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten.

Ein früher Einstieg bietet zudem die Möglichkeit, Risiken und Chancen im Bereich Nachhaltigkeit gezielt zu erkennen. Das stärkt nicht nur die eigene Wettbewerbsposition, sondern trägt auch zur langfristigen Widerstandsfähigkeit bei und erhöht das Vertrauen der Stakeholder. So können sich Unternehmen besser auf künftige Markt- und Regulierungsentwicklungen einstellen.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass alle relevanten Stakeholder in den Prozess der doppelten Wesentlichkeit einbezogen werden?

Unternehmen können alle relevanten Stakeholder einbeziehen, indem sie mit einer gründlichen Stakeholder-Analyse starten. Dabei geht es darum, die Gruppen zu identifizieren, die entweder direkt von den Aktivitäten des Unternehmens betroffen sind oder diese maßgeblich beeinflussen können.

Ein offener Dialog mit diesen Stakeholdern ist hierbei unverzichtbar. Ob durch Interviews, Workshops oder strukturierte Feedback-Formate – solche Methoden helfen, verschiedene Perspektiven zu erfassen und die Themen zu priorisieren, die sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich von Bedeutung sind.

Mit klarer Kommunikation und transparenten Prozessen wird sichergestellt, dass die Ergebnisse dieser Analyse eine solide Basis für eine strategische und zukunftsorientierte Unternehmensführung schaffen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung der doppelten Wesentlichkeit in Unternehmensstrategie und Berichterstattung?

Unternehmen stehen vor der Aufgabe, relevante ESG-Themen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) systematisch zu erfassen und sowohl deren finanzielle als auch gesellschaftliche Auswirkungen genau zu bewerten. Dafür sind oft neue Prozesse erforderlich, die eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen voraussetzen.

Eine besondere Herausforderung stellt die Integration der doppelten Wesentlichkeit dar. Diese muss in bestehende Berichtsstrukturen und Entscheidungsprozesse eingebettet werden – und das im Einklang mit den komplexen Vorgaben der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und der EU-Taxonomie. Hinzu kommt, dass eine umfassende Einbindung von Stakeholdern unerlässlich ist, um sicherzustellen, dass alle relevanten Perspektiven in die Bewertung einfließen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Datenqualität. Verlässliche und konsistente Informationen sind entscheidend, um die Anforderungen erfolgreich umzusetzen. Dabei stoßen viele Unternehmen auf Herausforderungen bei der Verfügbarkeit und Aufbereitung der notwendigen Daten.