Nachhaltigkeitsberichte sind mehr als nur eine Pflicht – sie können echte Geschäftsvorteile bringen. Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stehen Unternehmen vor neuen Anforderungen, die nicht nur Compliance sichern, sondern auch langfristige Chancen eröffnen. Doch wie gelingt der Wandel von IRO (Impact, Risk, Opportunity) zu ROI (Return on Investment)? Hier sind drei bewährte Ansätze:
Warum das wichtig ist: Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch nutzen, verbessern nicht nur ihre Effizienz, sondern sichern sich auch Wettbewerbsvorteile – von besseren Finanzierungskonditionen bis hin zu gesteigertem Marktwert. Jetzt ist der Moment, die Berichterstattung als Chance zu sehen.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland grundlegend verändert. Am 31. Juli 2023 verabschiedete die Europäische Kommission die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Diese Standards dienen als verbindliche Leitlinien für die Struktur und den Inhalt von Nachhaltigkeitsberichten.
In Deutschland wird die CSRD durch das CSRD-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) umgesetzt, ohne dass zusätzliche nationale Anforderungen hinzugefügt wurden. Die CSRD erweitert den Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen erheblich: Fast 50.000 Unternehmen in der EU fallen künftig unter die Regelungen, davon allein rund 13.000 in Deutschland ab 2026.
Die ESRS sind in drei Kategorien unterteilt: allgemeine Standards, thematische Standards und branchenspezifische Standards. Diese Struktur sorgt für klare Vorgaben, die Unternehmen dabei unterstützen, präzise und datengestützte Offenlegungen vorzunehmen.
Ein zentrales Konzept der CSRD ist die doppelte Wesentlichkeit. Unternehmen müssen nicht nur die Risiken offenlegen, die durch den Klimawandel auf sie zukommen, sondern auch ihre eigenen Auswirkungen auf Klima und Gesellschaft. Diese "dual materiality" verbindet die Perspektive der finanziellen Risiken mit den Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft.
Weitere Kernpunkte sind Digitalisierung und Prüfung. Die CSRD schreibt eine standardisierte digitale Einreichung der Daten vor und verlangt eine "begrenzte Prüfung durch Dritte". Eine umfassende Wesentlichkeitsanalyse ist ebenfalls erforderlich, um die neuen Standards zu erfüllen.
Ab 2025 müssen Unternehmen zudem einen Plan zur Reduktion von Emissionen vorlegen, der mit den Zielen des Pariser Abkommens übereinstimmt und bis 2050 Netto-Null-Emissionen anstrebt. Diese Anforderungen schaffen den Rahmen, um Nachhaltigkeitsberichte in strategische und wirtschaftlich sinnvolle Prozesse zu integrieren.
Um die EU-Vorgaben umzusetzen, gibt es in Deutschland einen klar definierten Zeitplan mit Übergangsregelungen:
Welle | Unternehmen | Berichtspflicht |
---|---|---|
Erste Welle | Große börsennotierte Unternehmen und Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitern | Geschäftsjahr 2024 (Bericht 2025) |
Zweite Welle | Große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern | Geschäftsjahr 2027 (Bericht 2028) |
Dritte Welle | Börsennotierte KMU | Geschäftsjahr 2028 (Bericht 2029) |
Sanktionen zeigen, wie ernst die Einhaltung der CSRD genommen wird: Verstöße können mit Geldstrafen zwischen 50.000 € und 10 Mio. € oder bis zu 5 % des jährlichen Konzernumsatzes geahndet werden.
Die Anpassung bestehender Rechtsstrukturen in Deutschland erleichtert Unternehmen die Umsetzung. Dabei ist eine frühzeitige Vorbereitung essenziell: Unternehmen sollten sich mindestens 18 bis 24 Monate vor Ende des ersten berichtspflichtigen Geschäftsjahres intensiv mit den ESRS vertraut machen. Nur so können sie die Standards erfolgreich einhalten und den Weg für weitere Best Practices ebnen.
Das EU-Parlament betonte die Bedeutung der CSRD mit den Worten: "[The CSRD will] end greenwashing, strengthen the EU's social market economy and lay the groundwork for sustainability reporting standards at global level".
Die Verbindung von ESG-Zielen mit den operativen Abläufen eines Unternehmens erfordert eine durchdachte und langfristige Strategie. Für börsennotierte Unternehmen ist es verpflichtend, ein internes Kontroll- und Risikomanagementsystem zu implementieren, das den spezifischen Geschäftsaktivitäten und Risiken des Unternehmens gerecht wird. Dieses System bildet die Grundlage für eine strukturierte Integration von ESG-Prinzipien.
Ein entscheidender Ansatzpunkt ist die Verknüpfung von ESG-Zielen mit der Vergütungsstruktur von Führungskräften. Indem Unternehmen die Entlohnung ihrer Führungskräfte an nachhaltige Unternehmensziele binden, wird Nachhaltigkeit zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie und nicht nur als reines Compliance-Thema betrachtet.
Viele Unternehmen starten ihre ESG-Reise mit klar definierten Zielen wie der Festlegung eines Netto-Null-Ziels. Solche Maßnahmen schaffen eine Basis für konkrete und messbare Geschäftsvorteile.
Ein kohärenter ESG-Ansatz kann Berichterstattungspflichten in echte Wertschöpfung umwandeln. Unternehmen, die ESG strategisch integrieren, profitieren von höherer operativer Effizienz, reduzierten Compliance-Kosten und stärkeren Beziehungen zu ihren Stakeholdern.
Die steigende Nachfrage von Investoren und Kreditgebern nach ESG-relevanten Informationen verschafft Unternehmen, die ESG in ihre Geschäftsstrategie einbinden, einen klaren Wettbewerbsvorteil. Selbst Organisationen, die rechtlich nicht zur Offenlegung verpflichtet sind, sehen sich zunehmend mit Erwartungen zur Transparenz über ihre ESG-Leistungen konfrontiert. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist die nachhaltigkeitsgebundene Kreditvergabe, bei der Banken ESG-Risiken in ihre Kreditbewertungen einfließen lassen.
Darüber hinaus bietet ein proaktiver ESG-Ansatz einen weiteren Vorteil: die bessere Vorbereitung auf zukünftige Regulierungen. Unternehmen können sich frühzeitig auf die Anforderungen der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) einstellen, indem sie bestehende Due-Diligence-Prozesse überprüfen und erweiterte Sorgfaltspflichten in ihre Richtlinien und Strategien integrieren.
Ein anschauliches Beispiel für die erfolgreiche Verknüpfung von ESG- und Geschäftsstrategien liefert Siemens Healthineers. Das Unternehmen hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden, und orientiert sich dabei an den Vorgaben der Science Based Targets initiative (SBTi).
Durch diese Ausrichtung verbindet Siemens Healthineers messbare und wissenschaftlich fundierte Ziele mit internationalen Standards. Die Einhaltung der SBTi-Kriterien sorgt nicht nur für Transparenz, sondern ermöglicht auch eine bessere Vergleichbarkeit der Fortschritte für Stakeholder.
Auch andere DAX40-Unternehmen gehen diesen Weg und etablieren spezialisierte ESG-Ausschüsse in ihren Aufsichtsräten. Diese Gremien gewährleisten, dass ESG-Themen auf höchster Führungsebene diskutiert und in strategische Entscheidungen integriert werden.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) legt die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung für 49.000 große Unternehmen in der EU sowie für Tochtergesellschaften von Nicht-EU-Unternehmen, die in der Region tätig sind, fest. Diese enorme Reichweite zeigt, wie wichtig es ist, dass die zugrunde liegenden Daten präzise und konsistent sind, um die Compliance sicherzustellen.
Vertrauen durch Datenqualität entsteht, wenn Unternehmen ihre ESG-Berichterstattung auf verlässliche Datenmanagement-Praktiken stützen. Dabei sind die Anforderungen der CSRD nicht zu unterschätzen: Sie umfasst 12 Standards und 82 Berichtspflichten. Die Herausforderung wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass 47 % der Organisationen immer noch fehleranfällige Tabellenkalkulationen verwenden. Präzise Daten sind daher nicht nur eine Compliance-Frage, sondern auch ein wirtschaftlicher Imperativ.
Hinzu kommt die Pflicht zur externen Prüfung, die die Messlatte für die Datenqualität weiter anhebt. Die CSRD verlangt, dass Nachhaltigkeitsberichte von externen Wirtschaftsprüfern verifiziert werden. Dies macht professionelle Datensammlung und -dokumentation unverzichtbar. Ohne moderne Datenmanagement-Tools wird es fast unmöglich, diese Anforderungen effizient zu erfüllen.
Um den strengen Vorgaben der CSRD gerecht zu werden, setzen Unternehmen zunehmend auf moderne Datenmanagement-Systeme. Die ESG-Berichterstattung nach CSRD-Standards erfordert über 1.100 Datenpunkte. Manuelle Prozesse stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Automatisierung reduziert Fehler erheblich und ermöglicht die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen.
Ein Beispiel für eine effektive Lösung ist Informatica's IDMC (Intelligent Data Management Cloud). Diese Plattform bietet eine zentrale Möglichkeit, ESG-Daten aus unterschiedlichen Quellen – sei es von internen Abteilungen oder externen Partnern – zu sammeln und zu integrieren. Durch diese zentralisierte Datensammlung und -analyse wird die Verifizierung der Berichte sowie die Einhaltung der zahlreichen Anforderungen der CSRD und der ESRS deutlich erleichtert.
Zentralisierte Datenverwaltung ist ein Schlüssel zur Compliance. Mit einem zentralen Datenmanagement-System können Unternehmen sicherstellen, dass alle ESG-Daten gemäß den CSRD-Vorgaben gespeichert, verarbeitet und berichtet werden. Solide Datenmanagement-Praktiken gewährleisten zudem eine lückenlose Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der Daten, was bei Audits ein entscheidender Vorteil ist. Im nächsten Schritt wird beschrieben, wie diese Daten so aufbereitet werden können, dass sie den Erwartungen der Stakeholder entsprechen.
Eine präzise und konsistente Datengrundlage ist die Basis für Berichte, die den Anforderungen der Stakeholder an Transparenz gerecht werden. Dabei wird die digitale Kennzeichnung zur Pflicht: Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsinformationen so kennzeichnen, dass sie leicht zugänglich und verständlich sind.
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) geben klare Vorgaben, wie verschiedene Nachhaltigkeitskennzahlen zu berichten sind. Das ESRS-Framework besteht aus übergreifenden Standards, wie ESRS 1 und ESRS 2, sowie themenspezifischen Standards. ESRS 2 deckt Themen wie Governance, Strategie sowie das Management von Auswirkungen, Risiken und Chancen ab und bildet damit die Grundlage für eine strukturierte Berichterstattung.
Frühzeitige Vorbereitung ist entscheidend. Unternehmen sollten eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchführen, um die relevantesten Themen im Bereich Nachhaltigkeit zu identifizieren. Eine erfolgreiche Berichterstattung beginnt mit strategischer Planung: vom Verständnis des ESRS-Umfangs über die Identifizierung von Datenlücken bis hin zur Definition der erforderlichen Arbeitsabläufe.
Das EU-Parlament erklärte in einer Pressemitteilung vom 10. November 2022: "[The CSRD will] end greenwashing, strengthen the EU's social market economy and lay the groundwork for sustainability reporting standards at global level".
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stellt die Einbindung von Stakeholdern in den Mittelpunkt der Compliance-Anforderungen. Unternehmen sind verpflichtet, transparent über ihre Konsultationen mit betroffenen Gruppen zu berichten. 85 % der Investoren berücksichtigen ESG-Faktoren bei ihren Entscheidungen, was die Bedeutung einer durchdachten Stakeholder-Einbindung zusätzlich unterstreicht.
Ein erster Schritt ist die systematische Identifikation der relevanten Stakeholder-Gruppen. Dabei zählen Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden ebenso dazu wie Investoren, Finanzinstitute und Behörden, die Nachhaltigkeitsberichte nutzen. Auch die Umwelt wird oft als "stiller Stakeholder" betrachtet – hier können Umweltexperten oder spezialisierte NGOs wertvolle Perspektiven liefern.
Die Priorisierung der Stakeholder erfolgt idealerweise nach ihrem Einfluss, ihrem ESG-Reifegrad und der bestehenden Beziehung zum Unternehmen. Ein interessanter Aspekt: Unternehmen, die ihre Mitarbeiter aktiv in Nachhaltigkeitsinitiativen einbinden, berichten von einer deutlich geringeren Mitarbeiterfluktuation – um 25-50 %. Das zeigt, wie eng Stakeholder-Einbindung und Geschäftserfolg miteinander verknüpft sind.
Für die Einbindung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung: Umfragen eignen sich für große Gruppen und wahren Anonymität, während Interviews tiefere Einblicke ermöglichen. Workshops fördern ein tieferes Verständnis, und Versammlungen bieten Raum für breite Diskussionen. Diese Ansätze legen die Grundlage für eine fundierte Wesentlichkeitsanalyse, die im nächsten Abschnitt näher beleuchtet wird.
Die Wesentlichkeitsanalyse ist ein zentraler Bestandteil der CSRD-Compliance. Sie betrachtet sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft (Impact Materiality) als auch die finanziellen Risiken und Chancen, die sich aus Nachhaltigkeitsthemen ergeben (Financial Materiality). Laut Studien setzen rund 70 % der Unternehmen auf einen evidenzbasierten Ansatz, der Daten und Stakeholder-Inputs kombiniert.
Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung ist die Schaeffler Group, die 2023 eine Wesentlichkeitsanalyse nach den CSRD-Anforderungen und ESRS 1 durchführte. Dabei wurden sowohl Inside-out- (Impact Materiality) als auch Outside-in-Perspektiven (Financial Materiality) berücksichtigt. In Vorbereitung auf Workshops identifizierte Schaeffler relevante Nachhaltigkeitsthemen – basierend auf früheren Analysen, ESRS-Vorgaben, Kundenanforderungen und ESG-Ratings. Die Ergebnisse wurden in verschiedenen Geschäftsbereichen und Regionen diskutiert und vom Vorstand bestätigt.
Für deutsche Unternehmen empfiehlt sich ein strukturierter Ansatz, um CSRD-konform zu arbeiten: Dazu gehören eine umfassende Analyse der gesamten Wertschöpfungskette – von der Rohstoffbeschaffung bis zur Endnutzung –, die Erstellung einer Themenliste basierend auf den ESRS-Standards sowie eine jährliche Überprüfung und Aktualisierung der Analyse. Eine transparente Dokumentation des Prozesses ist dabei unverzichtbar, insbesondere für Audits.
Stakeholder-Feedback erhöht die Glaubwürdigkeit von Berichten. Laut der Global Reporting Initiative (GRI) geben 85 % der Unternehmen an, dass die Einbindung von Stakeholdern ihnen hilft, Nachhaltigkeitsrisiken besser zu erkennen und zu managen. Das zeigt, wie wichtig es ist, Rückmeldungen systematisch in die Berichterstattung einzubinden.
Die praktische Umsetzung beginnt mit Stakeholder-Mapping-Übungen, um Gruppen nach ihrem Einfluss und Interesse zu priorisieren. Die Engagement-Strategien sollten individuell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Stakeholder abgestimmt sein, um wertvolle Rückmeldungen zu erhalten. Das gesammelte Feedback wird anschließend analysiert und nach Relevanz und Einfluss priorisiert.
Digitale Plattformen bieten neue Möglichkeiten für die Stakeholder-Einbindung. Sie erleichtern den Dialog mit einem breiten Publikum und ermöglichen kontinuierliches Feedback. Die AES Corporation betont:
"By engaging with each of the stakeholder groups, AES can align business practices to drive long-term sustainability and shareholder value".
Dieser Ansatz verdeutlicht, wie Stakeholder-Feedback direkt zur Wertschöpfung beitragen kann.
Für die Integration in Berichte sollten Unternehmen Leistungsindikatoren entwickeln und Berichtsinhalte basierend auf Stakeholder-Rückmeldungen gestalten. Ein Beispiel: EcoActive ESG berichtete 2024, dass eine enge Zusammenarbeit mit Stakeholdern nachhaltigere Praktiken fördern kann – etwa die Reduzierung von CO₂-Emissionen oder die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Unternehmen sollten ihre Berichte so gestalten, dass sie die Anliegen und Prioritäten ihrer Stakeholder klar widerspiegeln.
Die Integration von ESG-Themen zeigt mittlerweile deutlich, wie Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur eine Pflichtübung sein muss, sondern strategische Vorteile bieten kann. Deutsche Unternehmen wie die Siemens AG und die Mercedes-Benz Group liefern beeindruckende Beispiele. Siemens investierte 650 Mio. € in Maßnahmen zur CO₂-Reduktion und konnte die Emissionen um 46 % senken. Diese Erfolge ermöglichen dem Unternehmen den Zugang zu günstigeren Finanzierungskonditionen.
Mercedes-Benz hingegen hat es geschafft, alle Fahrzeugproduktionsstandorte bis 2022 CO₂-neutral zu gestalten und plant bis 2030 eine Reduktion der Emissionen in der Produktion um 80 %. Diese Fortschritte stärken nicht nur die operative Effizienz, sondern auch die Position als Technologieführer.
Interessanterweise nutzen rund 90 % der börsennotierten Unternehmen in Deutschland ihre Nachhaltigkeitsberichte, um das Vertrauen von Investoren zu stärken. Etwa 70 % setzen ESG-Daten ein, um ihre Lieferketten zu optimieren. Das zeigt: Strategisch eingesetzte Nachhaltigkeitsberichte können reale Geschäftsvorteile schaffen.
Dr. Theresa Spandel von Climate & Company bringt es treffend auf den Punkt:
"In the current regulatory uncertainty surrounding sustainability reporting, it makes us optimistic to see businesses that continue to pursue the benefits sustainability reporting offers them – from more resilient supply chains to improved access to financing. We remain convinced that sustainability matters will continue to play a crucial role for both firms' competitiveness and the transition to sustainable economies in Germany, the EU and at a global scale. With this project, we aim to contribute constructively, in dialogue with decision-makers from business, politics, and finance, to ensure that ambitious sustainability reporting remains feasible and increases competitiveness for companies."
Die Vorteile liegen auf der Hand: besseres Risikomanagement, stabilere Wertschöpfungsketten und ein erleichterter Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen. Unternehmen, die ihre CSRD-Daten gezielt nutzen – beispielsweise durch die Darstellung grüner Transformationspläne – profitieren zusätzlich von besseren Finanzierungskonditionen.
Der Wandel von IRO zu ROI bietet nicht nur die Möglichkeit, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch echte Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Mit der Einführung der CSRD steigt die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland von 550 auf 15.000. Das bedeutet nicht nur mehr Aufwand, sondern auch neue Chancen, Nachhaltigkeitsberichte als strategisches Instrument zu nutzen.
Ein spannendes Beispiel liefert die Zusammenarbeit von Climate & Company mit BIO COMPANY, followfood und Terra Naturkost Handel. Seit Februar 2025 entwickeln sie gemeinsam skalierbare Ansätze, um mittelständischen Unternehmen den strategischen Nutzen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zugänglich zu machen. Das zeigt, dass nicht nur Großkonzerne von Best Practices profitieren können.
Ein erster Schritt für Unternehmen sollte die Einrichtung eines funktionsübergreifenden ESG-Teams sein, das Expertise aus Bereichen wie Finanzen, HR, Einkauf, Recht und Operations bündelt. Eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse hilft dabei, die wichtigsten Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren und Ressourcen gezielt einzusetzen.
Entscheidend ist, ESG-Ziele direkt in die Geschäftsstrategie zu integrieren. Nachhaltigkeitsberichte sollten als strategisches Werkzeug gesehen werden – nicht als bürokratische Last. Lidl zeigt, wie konkrete Ziele, etwa eine 42-prozentige Reduktion der Scope-1-, -2- und -3-Emissionen bis 2030, sowohl in der Berichterstattung als auch in operativen Verbesserungen umgesetzt werden können.
Reiner Hoffmann, Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung, bringt es auf den Punkt:
"Die Unternehmen selbst benötigen diese Daten, um ihre Geschäftsmodelle nachhaltig und wettbewerbsfähig zu gestalten."
Wer jetzt proaktiv handelt, sichert nicht nur die Einhaltung regulatorischer Vorgaben, sondern stärkt auch das Vertrauen von Investoren, Kunden und Talenten.
Die Zeiten, in denen Nachhaltigkeitsberichte nur oberflächlich erstellt wurden, sind vorbei. Unternehmen, die ihre Berichterstattung strategisch ausrichten und die vorgestellten Best Practices umsetzen, verwandeln regulatorische Hürden in echte Wettbewerbsvorteile.
Unternehmen können die Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erfüllen, indem sie frühzeitig eine solide Datenbasis aufbauen und klare Prozesse für die Berichterstattung definieren. Dabei spielt eine klare Governance-Struktur eine zentrale Rolle, ebenso wie die Einbindung relevanter Stakeholder – beides trägt wesentlich dazu bei, Transparenz und Glaubwürdigkeit zu stärken.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die sorgfältige Analyse der EU- und nationalen Berichtsstandards. Hierbei sollte eine Doppelmaterialitätsanalyse durchgeführt werden, um die zentralen Nachhaltigkeitsthemen des Unternehmens zu identifizieren. Diese Analyse ermöglicht es, relevante Aspekte präzise und nachvollziehbar darzustellen. Mit einem gut geplanten und strukturierten Ansatz wird der Nachhaltigkeitsbericht nicht nur regelkonform, sondern kann auch als strategischer Vorteil genutzt werden, um die Position des Unternehmens am Markt zu stärken.
Unternehmen, die ESG-Ziele (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) in ihre Geschäftsstrategie einbinden, profitieren in vielerlei Hinsicht. Eine gezielte ESG-Ausrichtung hilft dabei, Risiken besser zu steuern, Betriebskosten zu senken und die Bindung von Kunden und Investoren zu stärken. Zudem kann sie die Marktposition festigen und den Zugang zu Kapital erleichtern – ein entscheidender Vorteil in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Umfeld.
Ein weiterer Pluspunkt: Eine starke ESG-Performance schafft Vertrauen bei den Stakeholdern und unterstützt die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen, die ESG-Ziele strategisch angehen, verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit dem aktiven Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Die Einbindung von Stakeholdern spielt eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeitsberichte nicht nur den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, sondern auch die Erwartungen der beteiligten Interessengruppen berücksichtigen. Sie ermöglicht es, die wirklich relevanten Themen zu erkennen und die Berichterstattung gezielt auf die tatsächlichen Anforderungen auszurichten.
Um dies effektiv umzusetzen, ist ein frühzeitiger und gut organisierter Dialog mit den wichtigsten Stakeholdern entscheidend. Ziel dabei ist es, deren Erwartungen genau zu verstehen und diese sowohl in die Unternehmensstrategie als auch in die Berichterstattung einzubinden. Dabei ist Transparenz unverzichtbar: Nachhaltigkeitsberichte sollten klar aufzeigen, welche Stakeholder-Gruppen einbezogen wurden, wie der Austausch gestaltet war und welche Erkenntnisse daraus gewonnen wurden. Diese Offenheit stärkt nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern schafft auch Vertrauen und unterstreicht den Wert der Stakeholder-Einbindung.