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So nutzt du offene Klimadaten wie Copernicus für echte Business-Insights

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 04.07.25 03:44

Klimadaten sind der Schlüssel, um unternehmerische Entscheidungen zu verbessern, Risiken zu minimieren und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Mit Programmen wie Copernicus könnt ihr kostenlos auf detaillierte Daten zugreifen, die euch helfen, eure Klimastrategie zu optimieren und zukunftssicher zu machen.

Wichtige Punkte auf einen Blick:

  • Copernicus bietet offene, kostenlose Daten zu Klima, Atmosphäre, Land und Ozeanen.
  • Unternehmen wie Mercedes-Benz und Lidl zeigen, wie datenbasierte Ansätze Emissionen reduzieren.
  • Mit der CDS-Weboberfläche oder der CDS-API könnt ihr gezielt Daten abrufen.
  • Herausforderungen wie Datenqualität und Integration lassen sich durch Standards und Tools bewältigen.
  • Beispiele wie OroraTech und constellr zeigen, wie deutsche Firmen Klimadaten wirtschaftlich nutzen.

Warum das wichtig ist: Klimadaten helfen euch, Risiken zu analysieren, Dekarbonisierungsziele zu setzen und eure ESG-Berichterstattung zu verbessern. Wer jetzt in Daten investiert, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile und erfüllt regulatorische Anforderungen wie die CSRD.

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Copernicus-Daten verstehen und nutzen

Ein fundiertes Verständnis und die geschickte Nutzung der Copernicus-Daten eröffnen euch neue Möglichkeiten, nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Was ist Copernicus und was bietet es?

Copernicus ist das Erdbeobachtungsprogramm der EU, das unseren Planeten kontinuierlich überwacht. Als größter Anbieter von Weltraumdaten weltweit bietet Copernicus Unternehmen offene und verlässliche Klimadaten an, die direkt für geschäftliche Anwendungen genutzt werden können.

Das Programm liefert umfassende Daten zu Land, Ozeanen und der Atmosphäre. Diese Informationen sind kostenlos, vollständig und ohne Einschränkungen verfügbar und ermöglichen es, Umweltmessungen effizient durchzuführen. Copernicus stellt dabei konsistente Klimainformationen für die ganze Welt bereit.

Ein wichtiger Bestandteil ist der Climate Data Store (CDS), der euch vergangene, aktuelle und prognostizierte Klimadaten auf globaler, kontinentaler und regionaler Ebene zur Verfügung stellt. Unternehmen können diese Daten nutzen, um neue Produkte zu entwickeln, bestehende Dienstleistungen zu optimieren oder maßgeschneiderte Datenlösungen zu erstellen und anzubieten.

Die wirtschaftliche Bedeutung zeigt sich in beeindruckenden Zahlen: 2021 generierten Erdbeobachtungsdaten 145 Mio. € Umsatz im Finanz- und Versicherungssektor. Bis 2031 wird dieser Umsatz voraussichtlich auf 994 Mio. € steigen.

Diese vielseitigen Daten bilden die Grundlage für zahlreiche Anwendungen – von der Entwicklung neuer Produkte bis hin zur Verbesserung von Klimastrategien.

Zugang zu Copernicus-Daten und Navigation

Ihr könnt auf Copernicus-Daten auf zwei Hauptwegen zugreifen: interaktiv über die CDS-Weboberfläche oder programmatisch über die CDS-API. Beide Optionen ermöglichen es, gezielt die benötigten Datensätze zu finden und herunterzuladen.

  • Interaktiver Zugang: Über die CDS-Weboberfläche könnt ihr Datensätze durchsuchen, auswählen und herunterladen. Die Filtermöglichkeiten umfassen Kriterien wie Produkttyp, Variablen, räumliche und zeitliche Abdeckung. Im „Download data"-Formular lassen sich die Datensätze weiter eingrenzen, z. B. nach Jahr, Monat, geografischem Gebiet oder Dateiformat.
  • Programmatischer Zugang: Die CDS-API, eine Python-Bibliothek, bietet euch die Möglichkeit, Daten automatisiert abzurufen. Nach der Installation (pip install cdsapi) und der Einrichtung eines API-Schlüssels könnt ihr die API nutzen, um spezifische Daten herunterzuladen.

Ein Beispiel für den programmatischen Zugriff zeigt, wie ihr ERA5-Land-Stundendaten für Europa aus dem Zeitraum 1981 bis 2020 abrufen könnt:

import cdsapi
c = cdsapi.Client()
c.retrieve(
    'reanalysis-era5-land',
    {
        'variable': [
            '10m_u_component_of_wind', '10m_v_component_of_wind', '2m_temperature',
        ],
        'year': ['1981', '1982', '1983', '2020'],
        'month': '12',
        'day': '15',
        'time': '12:00',
        'format': 'netcdf',
        'area': [60, -10, 35, 30],
    },
    './data/era5-land_eur_1981_2020.nc')

Beachtet, dass vor dem Herunterladen die Nutzungsbedingungen für jeden Datensatz akzeptiert werden müssen. Die Weboberfläche zeigt euch automatisch den passenden Python-Code für eure Abfrage an.

Trotz der einfachen Zugänglichkeit gibt es strategische und technische Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Häufige Herausforderungen bei der Nutzung von Klimadaten

Die Arbeit mit Klimadaten bringt einige Herausforderungen mit sich. Zu den häufigsten Problemen gehören die Verfügbarkeit, Qualität, Vergleichbarkeit, Aktualität und die teilweise hohen Kosten der Datenbeschaffung.

Ein zentrales Spannungsfeld ergibt sich aus der Doppelfunktion von Klimadaten als öffentliches Gut und Geschäftsmöglichkeit. Dies führt oft zu Unsicherheiten bei der kommerziellen Nutzung, insbesondere in Bezug auf Urheberrechte, Lizenzvereinbarungen und den Zugang.

Interoperabilität und gemeinsame Standards sind entscheidend, um Klimadaten mit anderen Datentypen zu kombinieren. Ohne diese Standards wird es schwierig, die Daten in bestehende Systeme zu integrieren oder mit anderen Geschäftsdaten zu verknüpfen.

Ein weiteres Problem ist die Fehlinterpretation und falsche Anwendung von Co-Production-Ansätzen. Die Europäische Kommission beschreibt diese Ansätze wie folgt:

„Die Transformation klimabezogener Daten – zusammen mit anderen relevanten Informationen – in maßgeschneiderte Produkte wie Projektionen, Prognosen, Informationen, Trends, Wirtschaftsanalysen, Bewertungen, Beratung zu bewährten Praktiken, Entwicklung und Bewertung von Lösungen und jede andere Dienstleistung in Bezug auf das Klima, die für die Gesellschaft insgesamt von Nutzen sein kann".

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, solltet ihr Bedingungen schaffen, die eine einfache Kombination von Klimadaten mit anderen Datentypen ermöglichen. Dazu gehören Interoperabilität und die Verwendung gemeinsamer Standards. Außerdem ist es wichtig, die Zugänglichkeit von Klimainformationen, Daten und Tools kritisch zu prüfen, insbesondere für kommerzielle Anwendungen.

Ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Copernicus-Daten ist Climate Scale. Dieses Unternehmen nutzt die Daten des Copernicus Climate Change Service (C3S), um hochauflösende Klimaprojektionen zu erstellen. Climate Scale unterstützt Stakeholder dabei, Risiken und Chancen des Klimawandels zu bewerten und ihre Anlagen sowie Betriebsabläufe klimafest zu machen. Durch zusätzliche Nachbearbeitung – wie Downscaling – werden die Daten gezielt für praktische Anwendungen aufbereitet.

Klimadaten in ESG-Strategien nutzen

Mit den Daten von Copernicus könnt ihr fundierte ESG-Strategien entwickeln und eure Ziele messbar erreichen. Im Folgenden zeigen wir euch, wie Klimadaten zur Risikobewertung, Dekarbonisierungsplanung und verbesserten ESG-Berichterstattung beitragen können.

Klimadaten für Risikobewertung und Resilienz

Die Plattform Copernicus C3S bietet umfangreiche Klimadaten, Projektionen und Tools, die euch bei der Risikobewertung und Anpassungsplanung unterstützen können. Sie kombiniert Satellitenbeobachtungen, In-situ-Messungen und Klimamodelle und stellt diese kostenfrei und offen zur Verfügung.

Mit diesen Daten könnt ihr Risiken für Mitarbeitende, Gebäude und Vermögenswerte analysieren. Die jüngsten Klimaentwicklungen verdeutlichen die Relevanz: Der Mai 2025 war der zweitwärmste Mai weltweit seit Beginn der Aufzeichnungen, und das Jahr 2024 wurde als das wärmste Jahr in Europa verzeichnet.

Hannes Matt hebt die Bedeutung von Copernicus C3S hervor:

„Copernicus C3S ist eine wichtige Ressource für das Verständnis von Klimarisiken und die Entwicklung von Anpassungsstrategien. Seine umfassenden Daten und Tools unterstützen evidenzbasierte Entscheidungsfindung und helfen Organisationen, sich auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten."

Besonders für die Finanzbranche bieten die Daten von Copernicus einen Mehrwert. Sie ermöglichen die Erstellung hochwertiger Finanzoffenlegungen, die den Anforderungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) entsprechen. Zudem fördern diese Daten die Entwicklung öffentlicher und aktueller Referenz-Gefahrendatensätze, die als Grundlage für standardisierte Methoden dienen.

Datengestützte Dekarbonisierungsplanung

Klimadaten können euch dabei helfen, Emissionen zu messen, wissenschaftsbasierte Ziele zu definieren, Dekarbonisierungspfade zu entwickeln und den Fortschritt zu überwachen.

Unternehmen sollten ihre Treibhausgasemissions-Reduktionsziele mit dem globalen 1,5°C-Limit des Pariser Abkommens abstimmen. Das Engagement wächst: Bis 2023 hatten sich über 4.000 Unternehmen der Science Based Targets Initiative (SBTi) angeschlossen, und bis 2024 stieg diese Zahl auf mehr als 5.918 Unternehmen.

Die Vorteile sind deutlich: 79 % der von der SBTi befragten Führungskräfte berichteten über eine gestärkte Markenreputation nach der Umsetzung wissenschaftsbasierter Ziele. Dennoch zeigt eine Studie von S&P Global, dass nur 42 % der bewerteten Unternehmen wesentliche Klimaziele gesetzt haben.

Ein besonderer Fokus sollte auf Scope-3-Emissionen liegen, die je nach Branche 65 % bis 95 % des gesamten Kohlenstoff-Fußabdrucks eines Unternehmens ausmachen. Erfolgreiche Beispiele zeigen, wie effektiv datenbasierte Ansätze sein können: The Economist Group reduzierte ihren Kohlenstoff-Fußabdruck seit 2020 um 30 %, indem sie sich auf Schlüsselbereiche wie Papierherstellung, Druck und Logistik konzentrierte. Reckitt steigerte die Genauigkeit ihrer Emissionsdaten um das 75-fache, indem sie Daten für 25.000 Produkte erfassten.

Bessere ESG-Berichterstattung mit Dateneinblicken

Der Copernicus Climate Change Service (C3S) bietet Zugang zu Klimadaten, die Unternehmen bei der Entwicklung von Klimaschutz- und Anpassungsstrategien unterstützen können. Über den Climate Data Store (CDS) lassen sich Daten aus verschiedenen Quellen zentral abrufen und analysieren.

C3S stellt zahlreiche Informationsprodukte bereit, darunter globale Schätzungen zu Variablen wie Temperatur, Niederschlag, Meeresspiegel und Meereis. Reanalysedatensätze wie ERA5 stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die Dringlichkeit wird durch aktuelle Klimadaten unterstrichen: Der April 2025 war der zweitwärmste April weltweit und der 21. Monat in den letzten 22 Monaten, in denen die globale Durchschnittstemperatur mehr als 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau lag. Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service, betont:

„Nach 10 Monaten des Jahres 2024 ist es nun praktisch sicher, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird und das erste Jahr mit mehr als 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau laut ERA5-Datensatz. Dies markiert einen neuen Meilenstein in den globalen Temperaturaufzeichnungen und sollte als Katalysator dienen, um die Ambitionen für die bevorstehende Klimakonferenz COP29 zu erhöhen."

Diese Daten können euch helfen, präzise ESG-Berichte zu erstellen und Vorgaben wie die CSRD oder EU-Taxonomie zu erfüllen.

Praktische Anwendungen und Best Practices

Die Nutzung offener Klimadaten, wie sie das Copernicus-Programm bereitstellt, zeigt bereits heute eindrucksvolle Ergebnisse in der deutschen Wirtschaft. Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen entwickeln Strategien, um diese Datenquellen in nachhaltige Geschäftsmodelle und ESG-Strategien einzubinden.

Fallstudien: Erfolgsgeschichten aus Deutschland

Deutsche Unternehmen nutzen Copernicus-Daten, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und ESG-Strategien voranzutreiben. Diese Erfolgsgeschichten verdeutlichen den wachsenden Markt und die staatliche Unterstützung für Klimadatenanwendungen.

Ein Beispiel ist das bayerische Start-up OroraTech, das mit Förderprogrammen wie ESA BIC Bavaria und InCubed einen CubeSat zur Waldbranddetektion entwickelt hat. Das Unternehmen konnte dadurch 15 Mio. € an Investitionen einwerben. Ebenso beeindruckend ist constellr, ein Unternehmen, das sich auf thermale Infrarotdaten spezialisiert hat und im Rahmen eines CCM-Vertrags für seine HiVE-Mission 17 Mio. € an Seed-Finanzierung erhielt. Der Markt für Erdbeobachtungsdaten und -services wird derzeit auf etwa 2 Mrd. € geschätzt und könnte bis 2032 auf 7–9 Mrd. € anwachsen. Das ESA InCubed-Programm trägt mit einer Kofinanzierung von rund 63 % zu den Projektkosten bei, die insgesamt über 124 Mio. € betragen.

Neben diesen wirtschaftlichen Erfolgen spielt der Einsatz offener Daten auch im Katastrophenmanagement eine entscheidende Rolle. Der Copernicus Emergency Management Service (CEMS) unterstützt bei Naturkatastrophen und hilft regionalen Behörden bei der Notfallplanung. Darüber hinaus fördert die Nutzung von Copernicus-Daten den European Green Deal, indem sie Maßnahmen zur Klimaanpassung und zum Schutz der Biodiversität in der Landwirtschaft unterstützt.

Best Practices für Datenintegration und Analyse

Die Integration von Klimadaten in bestehende Geschäftsprozesse bietet greifbare Möglichkeiten, nachhaltige Geschäftsmodelle zu schaffen. Allerdings zeigt sich, dass bisher weniger als ein Drittel der befragten Stadtangestellten Klimadaten aktiv nutzt. Dabei könnten insbesondere Entwicklungspläne, die Analyse der Auswirkungen des Klimawandels und die Festlegung strategischer Ziele erheblich davon profitieren.

Ein transdisziplinärer Co-Design-Ansatz, der kommunale Nutzer einbezieht, hilft dabei, Lösungen optimal an lokale Bedingungen anzupassen. Agile Datenworkflows, wie sie etwa in der schwedischen Stadt Ängelholm eingeführt wurden, können die Integration von Klimadaten in die Stadtplanung erleichtern. Ängelholm hat bereits 2015 ein agiles Verwaltungsmanagement etabliert, das als Vorbild dienen kann.

Eine der größten Herausforderungen liegt in der Datenbeschaffung entlang der Lieferketten. Laut einer Umfrage aus 2022 gaben über 60 % der befragten deutschen Unternehmen an, Schwierigkeiten bei der Erhebung genauer und zuverlässiger Daten über ihre Lieferkettenaktivitäten zu haben. Ein Drittel der berichtspflichtigen Unternehmen hat zudem keinen Überblick über indirekte Lieferanten. Unternehmen können diese Hürden überwinden, indem sie frühzeitig mit der Verarbeitung von Lieferantendaten beginnen, klare Richtlinien für die Datenerfassung entwickeln und digitale Tools wie ESG-Berichtssoftware einsetzen. Die Einführung integrierter Risikomanagementsysteme und die Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten können ebenfalls zu einer besseren Datenqualität beitragen.

Um das volle Potenzial von Copernicus-Daten auszuschöpfen, sollten Datenflüsse und Prozesse systematisch analysiert werden. Dabei ist es wichtig, relevante Klimaparameter sowie die optimale räumliche und zeitliche Auflösung der Daten zu bestimmen. Besonders im kommunalen Bereich kann dies entscheidende Vorteile bringen.

Geschäftsmodelle mit Klimadaten transformieren

Klimadaten verändern die Art und Weise, wie Geschäftsmodelle gestaltet werden. Die frei zugänglichen Copernicus-Daten schaffen eine Grundlage für neue Produkte und stärken die Wettbewerbsposition von Unternehmen. Im Folgenden beleuchten wir, wie diese Datenbasis Unternehmen dabei unterstützt, innovative Ansätze zu entwickeln.

Geschäftsinnovationen durch Klimadaten

Der Climate Data Store (CDS) von Copernicus stellt Unternehmen zentrale Klimadaten aus Satellitenbeobachtungen und Modellen zur Verfügung. Diese Daten eröffnen neue Geschäftsmöglichkeiten und erweitern bestehende Dienstleistungen. Ein Beispiel dafür ist Forest Forward, das mithilfe der Daten des Copernicus Climate Change Service (C3S) Waldbesitzer und Forstunternehmen über klimabedingte Veränderungen in der Artenverteilung informiert. Ebenso hat das niederländische Institut Deltares CDS-Daten genutzt, um die lokalen Auswirkungen des Klimawandels auf Küstenüberschwemmungen in Irland zu analysieren.

Die CDS-Toolbox ermöglicht es Unternehmen, automatisierte Analyse-Workflows zu entwickeln, die Klimadaten in geschäftsrelevante Informationen umwandeln. Ein spannender Ansatz zeigt sich im Projekt „Gaia“, das von Institutionen wie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, der Bank von Spanien, der Deutschen Bundesbank und der Europäischen Zentralbank initiiert wurde. Hier wurden KI und Large Language Models eingesetzt, um klimabezogene Kennzahlen aus Unternehmensberichten zu extrahieren.

Wettbewerbsvorteile und langfristige Wertschöpfung

Die Nutzung von Klimadaten schafft nicht nur ökologische Vorteile, sondern eröffnet auch neue Umsatzmöglichkeiten. Datenbasierte Strategien sichern Unternehmen langfristig einen Vorsprung – wie zahlreiche Beispiele aus der Praxis zeigen. Amanda Sourry, ehemalige Präsidentin von Unilever Nordamerika, bringt die Bedeutung auf den Punkt:

"It is not about sustainability or business results, it's both. Always. At the same time.… These things have got to come together. It has to be part of the business model".

Die wirtschaftliche Bedeutung von Klimadaten wird besonders durch die Verwendung von ERA5-Daten deutlich. Präzisere Vorhersagen und Frühwarnsysteme tragen zu erheblichen Kosteneinsparungen und wirtschaftlichen Vorteilen bei. Im dritten Quartal 2024 wurden diese Daten bereits von über 160.000 registrierten Nutzern eingesetzt. Carlo Buontempo, Direktor des C3S, beschreibt die Relevanz treffend:

"ERA5 represents a leap in our capacity to understand past and present weather and predict future shifts. This study shines a light not only on ERA5's pivotal role in tackling climate challenges, but also on its unparalleled economic and societal contributions as it fuels innovation, smart policies and sustainable development worldwide".

Diese datengetriebenen Ansätze verbessern nicht nur die operative Effizienz, sondern stärken auch die ESG-Performance von Unternehmen nachhaltig.

Fazit: Klimadaten in echten Geschäftswert verwandeln

Die Umwandlung offener Klimadaten in messbaren Geschäftswert ist keine ferne Vision mehr – sie ist längst eine unternehmerische Realität. Über 75 % der Unternehmen erkennen in ESG-Praktiken klare Wettbewerbsvorteile, während 76 % der Verbraucher aktiv Unternehmen meiden, die gegen ESG-Prinzipien verstoßen.

Es gibt bereits beeindruckende Beispiele, die den Nutzen offener Klimadaten verdeutlichen: Paraguay zeigte 2018 mit einem Monitoring-Dashboard, wie zentralisierte Klimadaten fundierte Entscheidungen ermöglichen können. Kolumbien hat mit der Plattform „Aclímate Colombia“ einen weiteren Schritt gemacht, indem sie Landwirte dabei unterstützt, sich an veränderte Wetterbedingungen anzupassen. Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, auf offene Klimadaten zu setzen, um kluge Entscheidungen zu treffen.

Die wirtschaftlichen Vorteile sprechen eine deutliche Sprache: Unternehmen mit hohen ESG-Bewertungen erzielen durchschnittlich 4–6 % höhere Jahresrenditen. Gleichzeitig verdeutlichen die Folgen von Klimarisiken den Handlungsdruck. In den letzten fünf Jahren verzeichneten die USA 18 klimabedingte Katastrophen mit Schäden in Milliardenhöhe. Solche Ereignisse machen klar, warum Klimaresilienz – die Fähigkeit, sich auf extreme Wetterereignisse vorzubereiten und schnell zu erholen – entscheidend ist.

Unternehmen müssen daher auf zukunftsorientierte Strategien setzen. Fast 50 % der Mitgliedsländer der Open Government Partnership (OGP) haben sich bereits zur Veröffentlichung offener Umwelt- und Klimadaten verpflichtet. Programme wie Copernicus liefern die benötigten Daten und eröffnen auch deutschen Unternehmen erhebliche Chancen. Wer diese Daten strategisch nutzt, sichert sich einen Vorsprung in einer zunehmend datengetriebenen Wirtschaft. Die gezielte Integration von Klimadaten wird so zum Schlüssel, um langfristig Geschäftswert zu schaffen.

Klimadaten sind unverzichtbar für das Risikomanagement, die Anpassung an neue Herausforderungen und nachhaltiges Wachstum. Unternehmen, die diese Erkenntnisse heute umsetzen, werden morgen zu den führenden Akteuren ihrer Branche gehören.

FAQs

Wie können Unternehmen Copernicus-Klimadaten nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen?

Unternehmen können die Copernicus-Klimadaten nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen, Klimarisiken gezielter einzuschätzen und neue Möglichkeiten im Zuge des Klimawandels zu entdecken. Der Copernicus Climate Change Service (C3S) stellt Daten bereit, die dabei helfen, Strategien für Klimaanpassung, Risikomanagement und Dekarbonisierung zu entwickeln.

Mit der Analyse dieser offenen Daten können Unternehmen beispielsweise Schwachstellen in ihrer Lieferkette aufdecken, nachhaltige Geschäftsfelder erschließen oder ihre ESG-Strategien weiterentwickeln. Dank der bereitgestellten Tools und Informationen lassen sich fundierte, datenbasierte Entscheidungen treffen, die nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch langfristige Wettbewerbsvorteile schaffen.

Der Zugang zu diesen Ressourcen ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch ein entscheidender Schritt, um Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit fest in den Geschäftsalltag zu integrieren.

Welche Hürden gibt es bei der Nutzung von Klimadaten in Geschäftsprozessen und wie lassen sie sich überwinden?

Die Einbindung von Klimadaten in Geschäftsprozesse ist oft mit Herausforderungen verbunden. Dazu zählen die Komplexität der Daten, fehlende einheitliche Standards und eine unzureichende Abstimmung zwischen Abteilungen. Diese Hürden können es erschweren, die verfügbaren Informationen effektiv zu nutzen.

Um solche Schwierigkeiten zu meistern, ist es entscheidend, dass Unternehmen klare Strategien für das Datenmanagement entwickeln, standardisierte Abläufe implementieren und bereichsübergreifende Teams ins Leben rufen. Solche Maßnahmen erleichtern nicht nur die Datenanalyse, sondern auch deren gezielte Anwendung – etwa in ESG-Strategien, bei der Bewertung von Klimarisiken oder in Dekarbonisierungsplänen.

Durch sorgfältige Planung und eine enge Zusammenarbeit können Unternehmen Klimadaten gewinnbringend in ihre Prozesse einbinden und so fundierte Entscheidungen treffen, die den Weg in eine nachhaltigere Zukunft ebnen.

Wie können deutsche Unternehmen Copernicus-Daten erfolgreich nutzen, um nachhaltige Geschäftslösungen zu entwickeln?

Deutsche Unternehmen greifen in unterschiedlichsten Bereichen auf Copernicus-Daten zurück, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Strategien für eine nachhaltigere Zukunft zu entwickeln. Ein Beispiel ist die Analyse von Treibhausgasemissionen, die dabei hilft, Emissionen gezielt zu reduzieren. Ebenso werden die Daten zur Überwachung von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen oder Dürreperioden genutzt, was es ermöglicht, schneller auf solche Ereignisse zu reagieren und Schäden zu minimieren. Auch Klima- und Umweltschutzprojekte profitieren von diesen präzisen Informationen.

In der Landwirtschaft und beim Ressourcenmanagement bieten Copernicus-Daten ebenfalls wertvolle Unterstützung. Sie helfen beispielsweise dabei, den Wasserverbrauch zu optimieren oder die Bodenqualität zu überwachen. Unternehmen können so Klimarisiken besser einschätzen, ihre ESG-Strategien gezielt ausbauen und effektivere Dekarbonisierungsmaßnahmen entwickeln.

Diese vielfältigen Einsatzmöglichkeiten verdeutlichen, wie Copernicus-Daten Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltige und zukunftssichere Lösungen zu gestalten.