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Was Banken von Unternehmen in Sachen Biodiversitätsreporting erwarten

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 04.08.25 04:42

Banken verlangen von Unternehmen immer detailliertere Berichte zur Biodiversität. Warum? Biodiversitätsverluste stellen nicht nur ökologische, sondern auch finanzielle Risiken dar. Etwa 75 % aller Bankkredite fließen in Unternehmen, die von Ökosystemleistungen abhängig sind – ein Risiko, das Banken zunehmend in ihre Entscheidungen einbeziehen. Gleichzeitig schaffen neue EU-Regelungen wie die CSRD und ESRS E4 klare Vorgaben für das Biodiversitätsreporting.

Was müsst ihr wissen?

  • Regulatorische Anforderungen: Ab 2024 müssen Unternehmen Biodiversitätsdaten gemäß EU-Standards offenlegen.
  • Bankenerwartungen: Gefordert werden Analysen zu Abhängigkeiten, messbare Ziele und transparente Strategien.
  • Chancen: Naturpositive Ansätze könnten jährlich über 10 Billionen USD an Geschäftswert generieren.

Der Druck wächst – aber mit den richtigen Daten und Strategien könnt ihr nicht nur Risiken minimieren, sondern auch neue Möglichkeiten erschließen.

CSRD Reporting und Biodiversität: Wie wesentlich ist das Thema für mein Unternehmen?

Regulatorische Anforderungen und Standards für Biodiversitätsreporting

Die regulatorischen Vorgaben in Deutschland und der EU entwickeln sich schnell weiter: CSRD, EU-Taxonomie und ESRS E4 setzen den Rahmen für die Berichterstattung zur Biodiversität. Diese Vorschriften verpflichten Unternehmen dazu, Biodiversitätsmanagement in ihre Strategien zu integrieren und transparent darüber zu berichten.

Der Global Risks Report 2023 des Weltwirtschaftsforums stuft den Verlust der Biodiversität als viertgrößtes globales Risiko für die kommenden zehn Jahre ein. Diese Einschätzung spiegelt sich in den strengen regulatorischen Maßnahmen wider. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die zentralen Regelwerke und ihre Anforderungen.

CSRD, EU-Taxonomie und ESRS E4

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bildet die Grundlage der neuen Berichtspflichten. Ab dem Berichtsjahr 2024 müssen Unternehmen die neuen ESRS-Standards einhalten. Ein zentrales Element der CSRD ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, die sowohl die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen als auch deren Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt.

Die ESRS-Standards orientieren sich an den GRI-Standards, sind jedoch verpflichtend und enthalten spezifische EU-Anforderungen. Ein wesentlicher Unterschied liegt im Ansatz der doppelten Wesentlichkeit, während die IFRS-Standards ausschließlich die finanzielle Perspektive einbeziehen. ESRS E1 übernimmt viele Vorgaben der TCFD und erweitert diese durch verbindliche Verpflichtungen.

Die EU-Taxonomie definiert Kriterien für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten, darunter auch Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Biodiversität. Sie dient als Klassifikationssystem, das insbesondere Banken dabei unterstützt, nachhaltige Investitionen zu identifizieren und zu bewerten.

ESRS E4 widmet sich speziell der Biodiversität und den Ökosystemen. Unternehmen müssen hier detailliert darlegen, wie sie von Ökosystemleistungen abhängig sind, welche Auswirkungen sie auf die Biodiversität haben und welche Managementansätze sie nutzen.

Rahmenwerk Geltungsbereich Hauptziele Rechtliche Bindung Umsetzungsfrist
Kunming-Montreal GBF Global 30 % Schutz von Land und Meer; 30 % Wiederherstellung degradierter Gebiete Völkerrecht 2030
EU-Biodiversitätsstrategie 2030 EU-weit Einrichtung von Schutzgebieten; Wiederherstellung von Ökosystemen Politisch 2030
EU-Naturwiederherstellungsgesetz EU-weit Verbindliche Wiederherstellungsziele Rechtlich Stufenweise bis 2030
Deutsche NBS 2030 Deutschland Nationale Umsetzung internationaler Ziele National bindend 2030

Neben den EU-Regelungen gewinnt der globale Ansatz durch die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) an Bedeutung. Dieses Rahmenwerk ergänzt die EU-Vorgaben durch einen weltweiten Standard. Bis Juni 2024 haben bereits mehr als 400 Organisationen die TNFD-Empfehlungen übernommen. Das Framework baut auf den Strukturen des TCFD-Rahmenwerks auf und erweitert diese gezielt.

Das TNFD-Framework bietet Unternehmen einen Leitfaden, um naturbezogene Abhängigkeiten, Risiken und Chancen zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern. Die Struktur basiert auf vier Säulen: Governance, Strategie, Risiko- und Auswirkungsmanagement sowie Metriken und Ziele. Der sogenannte LEAP-Ansatz umfasst die Schritte:

  • Locate: Schnittstellen mit der Natur identifizieren,
  • Evaluate: Abhängigkeiten und Auswirkungen bewerten,
  • Assess: Risiken und Chancen analysieren,
  • Prepare: Maßnahmen und Berichterstattung vorbereiten.

Die Empfehlungen der TNFD stehen im Einklang mit Ziel 15 des Global Biodiversity Framework (GBF), das Unternehmen dazu verpflichtet, biodiversitätsbezogene Risiken und Auswirkungen zu bewerten, offenzulegen und zu minimieren.

"Die TNFD bietet die Hauptmethode zur Operationalisierung von Ziel 15 [und] begrüßt eine engere Integration mit dem ISSB, um eine globale Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu schaffen".

Wesentlichkeitsanalyse und Anwendungsbereiche

Unternehmen müssen im Rahmen der CSRD prüfen, ob Biodiversität für sie ein wesentliches Thema ist. Diese Analyse entscheidet darüber, in welchem Umfang eine Berichterstattung notwendig wird.

Ein praxisnahes Beispiel liefert die Merck KGaA: 2023 klassifizierte das Unternehmen negative Auswirkungen in vier Kategorien. Ein Thema wurde als wesentlich eingestuft, wenn es in mindestens einem Schritt der Wertschöpfungskette eine moderate Auswirkung hatte.

Für die Analyse empfiehlt sich die Anwendung der ersten drei Schritte der LEAP-Methodik der TNFD. Dabei sollten sowohl tatsächliche als auch potenzielle positive und negative Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft berücksichtigt werden.

Anforderungen der Banken an das Biodiversitätsreporting von Unternehmen

Nachdem die regulatorischen Rahmenbedingungen skizziert wurden, richten sich die Erwartungen der Banken zunehmend auf den Datenfluss und die strategische Ausrichtung im Bereich des Biodiversitätsreportings. Finanzinstitute fordern detaillierte und verwertbare Informationen, um Risiken besser bewerten und fundierte Kreditentscheidungen treffen zu können.

Eine aktuelle Analyse des WWF verdeutlicht die Dringlichkeit: Ohne Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität könnte die Weltwirtschaft bis 2030 jährlich 2,7 Billionen US-Dollar verlieren. Gleichzeitig sind fast 50 % aller Wirtschaftssektoren stark von der Biodiversität abhängig. Vor diesem Hintergrund verlangen Banken von ihren Unternehmenskunden präzise und belastbare Daten.

Welche Daten erwarten Banken von Unternehmen?

Um die Auswirkungen und Abhängigkeiten ihrer Kunden von Biodiversität und Ökosystemleistungen zu verstehen, benötigen Banken von Unternehmen folgende Informationen:

  • Auswirkungsanalysen und Abhängigkeitsbewertungen: Unternehmen sollen detailliert darlegen, wie ihre Geschäftstätigkeit die Natur beeinflusst und welche kritischen Ökosystemleistungen für sie relevant sind. Dies hilft Banken, potenzielle Kreditrisiken und Umweltschäden besser einzuschätzen.
  • Messbare Ziele und Strategien: Gefragt sind konkrete, zeitlich festgelegte Biodiversitätsziele sowie klare Umsetzungspläne. Diese fließen direkt in die Kreditwürdigkeitsprüfung ein und können die Finanzierungskonditionen beeinflussen.
  • Risikomanagement und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung: Unternehmen sollten transparente Informationen zu Governance-Strukturen, Prozessen zur Risikobewertung und Maßnahmen zur Schadensminderung bereitstellen.

Zur Unterstützung nutzen Banken zunehmend spezialisierte Tools wie den „Biodiversity Risk Filter" des WWF oder „Encore" der Natural Capital Finance Alliance, die standardisierte Dateneingaben erfordern.

Ausrichtung an Frameworks und konsistente Daten

Die Orientierung an etablierten Rahmenwerken wie TNFD und ESRS E4 ist für Banken essenziell, um die Vergleichbarkeit und Konsistenz bei der Bewertung von Portfoliorisiken sicherzustellen. TNFD und EFRAG haben hierzu eine Zuordnung zwischen den ESRS und den TNFD-Empfehlungen veröffentlicht, die den Aufwand für die Datenanalyse reduziert.

Ein zentraler Ansatz ist der LEAP-Ansatz der TNFD (Locate, Evaluate, Assess, Prepare), der Unternehmen eine strukturierte Methodik zur Bewertung naturbezogener Themen bietet. Die ESRS-Standards erlauben es Unternehmen explizit, ihre Wesentlichkeitsanalyse zu Biodiversität mithilfe des LEAP-Ansatzes durchzuführen .

Rahmenwerk Geltungsbereich Biodiversitätsmetriken Berichtshäufigkeit Prüfungsanforderung
CSRD/ESRS E4 ~50.000 EU-Unternehmen Quantitative und qualitative Indikatoren zu Auswirkungen und Abhängigkeiten Jährlich Externe Prüfung erforderlich
EU-Taxonomie Alle CSRD-pflichtigen Unternehmen Anteil taxonomie-konformer Aktivitäten in % Jährlich Teil der CSRD-Prüfung
SFDR Finanzmarktteilnehmer Principal Adverse Impacts (PAI) auf Biodiversität Jährlich Interne Kontrolle

Um den Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen etablierte Metriken und Methoden verwenden, die nicht nur konsistente Daten liefern, sondern auch zukunftsorientierte Informationen bereitstellen.

Zukunftsorientierte Informationen und Chancen

Für Banken sind vorausschauende Biodiversitätsinformationen entscheidend – nicht nur zur Einhaltung regulatorischer Vorgaben und für das Risikomanagement, sondern auch, um Investitionsmöglichkeiten zu erkennen. Dabei erwarten sie von Unternehmen Strategien, die sich nahtlos in bestehende Klima- und Nachhaltigkeitsinitiativen einfügen. Wichtig ist nicht nur die Qualität der Strategie, sondern auch ihre praktische Umsetzbarkeit und Messbarkeit.

Die Finanzierungslücke im Bereich Biodiversität – mit einem geschätzten jährlichen Investitionsbedarf von 1,2 Billionen US-Dollar bis 2030 – eröffnet Banken erhebliche Geschäftsmöglichkeiten. Wie BCG zusammenfasst:

„Die Naturfinanzierung bietet eine überzeugende Chance für Banken, bei der sie positive Umweltauswirkungen schaffen, die Übergänge ihrer Kunden zu einer naturpositiven Zukunft unterstützen und ihr Kerngeschäft stärken können".

Zudem zeigen Branchenanalysen, dass fast 4,5 Billionen US-Dollar – etwa 18 % des US-Bruttoinlandsprodukts – auf Sektoren entfallen, die stark oder mäßig von Natur und Biodiversität abhängig sind. Diese Zahlen unterstreichen, wie wichtig es für Unternehmen ist, naturbezogene Risiken und Chancen offen und transparent darzulegen.

Tools und Metriken für das Biodiversitätsreporting

Um die Anforderungen der Banken im Bereich Biodiversität zu erfüllen, braucht es präzise Werkzeuge und durchdachte Methoden. Unternehmen müssen sowohl quantitative als auch qualitative Ansätze nutzen, um ihre Biodiversitätsleistung effektiv zu messen und transparent zu kommunizieren.

Biodiversitäts-Fußabdruck und Szenarioanalyse

Der Biodiversitäts-Fußabdruck wird durch die systematische Erfassung von Artenvielfalt und Ökosystemfunktionen bestimmt. Dabei kommen moderne Methoden wie Feldstudien, Fernerkundung, DNA-Barcoding und die Einbindung von Bürgerwissenschaftlern zum Einsatz, um eine solide Datengrundlage zu schaffen.

Statistische Indizes spielen eine zentrale Rolle bei der Bewertung der Biodiversität. Ein häufig genutztes Instrument ist der Shannon-Wiener-Index, der auf der Informationstheorie basiert und die Artenvielfalt in einer Region quantifiziert. Dieser Index wird oft bevorzugt, da er nicht nur die Anzahl der Arten, sondern auch deren Verteilung berücksichtigt.

Neben dem Shannon-Wiener-Index sollten Unternehmen auch den Artenreichtum (die Anzahl der verschiedenen Arten in einem Gebiet) und die Artengleichmäßigkeit (die Verteilung der Individuen zwischen den Arten) analysieren. Ergänzend liefern Kennzahlen wie Alpha-, Beta- und Gamma-Diversität wertvolle Einblicke in die lokale und regionale Artenvielfalt.

Die Szenarioanalyse erweitert diese Ansätze, indem sie zukunftsgerichtete Perspektiven einbringt. Unternehmen können unterschiedliche Umweltbedingungen simulieren, um potenzielle Risiken für ihre Geschäftstätigkeit frühzeitig zu erkennen. Diese Kombination aus gegenwartsbezogenen und zukunftsorientierten Ansätzen bildet eine solide Grundlage für die Integration von Biodiversitätsaspekten in ESG-Strategien.

Best Practices für die ESG-Integration

Die Einbindung von Biodiversitätsdaten in bestehende ESG-Frameworks erfordert einen strukturierten Ansatz der doppelten Wesentlichkeit. Das bedeutet, Unternehmen müssen sowohl ihre Abhängigkeiten von der Natur als auch ihre Auswirkungen auf Ökosysteme bewerten.

Goldman Sachs hebt hervor:

„Biodiversität bildet den Grundpfeiler zahlreicher Nachhaltigkeitsziele, was Unternehmen wie Investoren zunehmend fokusieren müssen“.

Einige Finanzinstitute machen vor, wie Biodiversitätsaspekte in Investmentstrategien integriert werden können. Fidelity International hat beispielsweise den Sustainable Biodiversity Fund ins Leben gerufen, der „invests in the full value chain of solutions to biodiversity loss“. Robeco hingegen bietet den Robecosam Biodiversity Equities Fund an, der in Unternehmen investiert, die „support the sustainable use of natural resources and ecosystem services to help reduce biodiversity loss“.

Die Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen und anderen Stakeholdern eröffnet zusätzliche Perspektiven und Ressourcen für die Strategieentwicklung. Gleichzeitig sollten Unternehmen ihre Lieferketten auf Umweltverantwortung prüfen und Naturschutzprojekte durch finanzielle Unterstützung oder Partnerschaften fördern.

Professionelle Unterstützung nutzen

Die Umsetzung dieser Strategien kann herausfordernd sein. Hier bietet externe Beratung wertvolle Unterstützung. Viele Unternehmen fühlen sich von der Komplexität des Biodiversitätsreportings überwältigt. Beratungsfirmen wie Fiegenbaum Solutions helfen dabei, regulatorische Anforderungen zu erfüllen und maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln.

Fiegenbaum Solutions unterstützt Unternehmen bei der umfassenden Analyse ihrer Biodiversitätsauswirkungen und der Integration von Naturschutzaspekten in die Geschäftsstrategie. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung leistungsfähiger Datenverarbeitungskapazitäten und der Implementierung moderner Analysetools.

Die Beratung orientiert sich an etablierten Rahmenwerken wie TNFD, ESRS und CSRD. Unternehmen profitieren von Unterstützung bei Wesentlichkeitsanalysen, Szenarioplanungen und der klaren Kommunikation ihrer biodiversitätsbezogenen Maßnahmen an Stakeholder.

Besonders hilfreich ist die Beratung bei der Auswahl und Implementierung passender Messtools. Während Software wie VBioindex eine benutzerfreundliche Alternative zu komplexeren Analysepaketen darstellt, benötigen viele Unternehmen individuell angepasste Lösungen, die ihre Geschäftsmodelle und Risikoprofile berücksichtigen und den Anforderungen der Banken gerecht werden.

Abstimmung der Unternehmensstrategien auf die Biodiversitätsanforderungen der Banken

Um den steigenden Anforderungen der Banken gerecht zu werden, müssen Unternehmen ihre Strategien gezielt anpassen. Dabei bildet die präzise Erfassung naturbezogener Daten die Grundlage für effektive Maßnahmen. Banken legen zunehmend Wert auf die Bewertung der Biodiversitätsrisiken ihrer Kreditportfolios – ein nachvollziehbarer Schritt, wenn man bedenkt, dass etwa 50 % des weltweiten Bruttoinlandsprodukts direkt oder indirekt vom Naturkapital abhängen. Ohne gezielte Maßnahmen gegen die Biodiversitätskrise könnten bis 2030 jährliche Verluste von 2,7 Billionen US-Dollar drohen.

Richtlinien entwickeln und Ziele definieren

Der erste Schritt zur Anpassung ist die Entwicklung klarer Biodiversitätsrichtlinien. Dazu gehört die Identifikation von Natur-Hotspots – also Gebieten, in denen die Aktivitäten eines Unternehmens besonders starke Auswirkungen auf die Umwelt haben. Auf dieser Basis sollten konkrete naturbezogene Ziele definiert werden: etwa die Förderung naturpositiver Maßnahmen, die Reduzierung von Umweltschäden oder die Wiederherstellung von Ökosystemen.

Eine erfolgreiche Integration von Naturaspekten in Finanzrichtlinien erfordert zudem die Entwicklung spezifischer Vorgaben. Unternehmen sollten beispielsweise bei Hochrisikoprojekten, -branchen oder -regionen eine Naturbewertung in ihre Zeichnungs- und Finanzierungsprozesse einbinden. Ebenso wichtig ist die regelmäßige Überprüfung, ob die gesetzten Ziele noch relevant, erreichbar und wirkungsvoll sind.

Aktive Kommunikation mit Banken und Stakeholdern

Offene Kommunikation ist ein zentraler Faktor, um den Anforderungen der Banken gerecht zu werden. Transparenz und Rechenschaftspflicht schaffen Vertrauen bei Stakeholdern und stärken die Glaubwürdigkeit in Bezug auf Umweltthemen. Die Einbindung externer Gruppen wie Kunden, Lieferanten, Investoren oder Regulierungsbehörden bietet darüber hinaus wertvolles Feedback. Digitale Kanäle wie soziale Medien können genutzt werden, um naturbezogene Fortschritte und Erfolgsgeschichten zu teilen – sowohl intern als auch extern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist ein klar definierter Beschwerdemechanismus. Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures hebt hervor:

"A well-defined and functioning grievance mechanism that provides a recognised and effective channel for such issues to be surfaced and formally addressed is important so that grievances can be identified and resolved before they compound, escalate and undermine the engagement process. It is also important to track grievances, the organisation's response and the outcome to ensure timely closing and learning of lessons".

Zusätzlich können Partnerschaften mit Umweltorganisationen und wissenschaftlichen Instituten dabei helfen, verlässliche Informationen zu sammeln. Angesichts der Tatsache, dass fast 41.500 Tier- und Pflanzenarten bedroht sind, ist dies ein entscheidender Schritt. So entsteht eine Basis für die Auswahl der passenden Biodiversitätsstrategie.

Auswahl der richtigen Biodiversitätsstrategie

Unternehmen stehen vor der Wahl zwischen einem compliance-orientierten Ansatz und einer ambitionierteren, führungsorientierten Strategie. Letztere setzt auf weitreichendere Biodiversitätsziele und findet bei Banken und Investoren zunehmend Anklang – oft getrieben durch gesetzliche Vorgaben, ESG-Risiken in Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen.

Eine solche führungsorientierte Strategie bietet nicht nur Vorteile im Hinblick auf die Einhaltung von ESG-Kriterien, sondern eröffnet auch Zugang zu neuen Finanzierungsquellen. Bis 2030 wird eine Finanzierungslücke von jährlich 600 bis über 800 Milliarden US-Dollar für den Erhalt der Biodiversität geschätzt. Ein Beispiel dafür ist das Engagement der Deutschen Bank in Initiativen wie der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD).

Darüber hinaus sollten Unternehmen einen Transformationsplan für den Klimaschutz entwickeln, der kurz-, mittel- und langfristige Ziele zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen umfasst. Die Lieferketten sollten auf ESG-Risiken überprüft und ESG-Ziele in die Vergütung von Führungskräften integriert werden. Die EU-Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) geht dabei sogar noch weiter als das deutsche Lieferkettengesetz (LkSG), indem sie auch die nachgelagerte Wertschöpfungskette einbezieht und den Schutzkatalog erweitert.

Zentrale Erkenntnisse für Unternehmen zum Biodiversitätsreporting

Die regulatorischen Entwicklungen machen eines klar: Banken werden die Berichtspflichten verschärfen, und Unternehmen müssen sich auf Offenlegungen zu naturbezogenen Themen vorbereiten. Angela McClellan, Director for Sustainable Finance bei PwC Deutschland, hebt hervor:

"Der Finanzsektor hat die Risiken und Chancen einer naturpositiven Wirtschaft noch nicht ausreichend erkannt: Das zeigen die Ergebnisse unserer Umfrage. Das Bewusstsein für physische Risiken, aber auch für Vorteile, die über Wettbewerbschancen und Reputation hinausgehen, muss sowohl seitens der Institute als auch der Kunden geschärft werden".

Transformationspläne, die sowohl den Klimawandel als auch den Verlust der Biodiversität adressieren, werden zur Schlüsselvoraussetzung für erfolgreiche Bankbeziehungen und strategische Vorteile. Katja Kirchstein, Senior Advisor für Sustainable Finance beim WWF Deutschland, warnt eindringlich:

"Die Vernachlässigung der Chancen und Risiken der Biodiversität im Finanzsektor wird langfristig zu einem Knock-out-Kriterium – nicht nur für den Erhalt unserer Ökosysteme, sondern auch für die wirtschaftliche Stabilität. Jetzt ist es an der Zeit, in die Zukunft zu investieren und Annahmen für langfristigere sowie widerstandsfähigere Renditen zu treffen."

Diese Aussagen verdeutlichen den akuten Handlungsbedarf. Eine präzise Bewertung der naturbezogenen Abhängigkeiten und Risiken ist dabei unverzichtbar. Unternehmen sollten ihre Abhängigkeiten, Auswirkungen und Risiken systematisch erfassen und das TNFD-Framework als Orientierungshilfe für ihre Berichterstattung nutzen. Dabei ist es ratsam, den Fokus auf die fünf Branchen mit den höchsten Biodiversitätsrisiken zu legen und die eigenen Ziele an den nationalen Prioritäten auszurichten.

Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist die Zusammenarbeit mit externen Partnern. Die enge Kooperation mit Lieferkettenpartnern und Investitionen in naturnahe Lösungen können entscheidende Wettbewerbsvorteile schaffen. Thomas Viegas, Nature Strategy Lead bei Aviva, betont:

"Wir erkennen an, dass der langfristige Erfolg unseres Geschäfts, unserer Kunden und der Gesellschaft insgesamt von der Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Natur und ihrer Biodiversität abhängt".

Unternehmen, die frühzeitig aktiv werden, können nicht nur regulatorische Vorgaben erfüllen, sondern sich auch Zugang zu nachhaltigem Kapital verschaffen und ihre Marktposition stärken. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Biodiversitätsaspekte in die strategische Planung zu integrieren – ein Schritt, der nicht nur langfristige Stabilität, sondern auch Wettbewerbsvorteile sichern kann.

FAQs

Welche Informationen erwarten Banken von Unternehmen im Biodiversitätsreporting?

Was Banken im Biodiversitätsreporting erwarten

Banken legen großen Wert auf klare und nachvollziehbare Informationen, wenn es um das Biodiversitätsreporting von Unternehmen geht. Im Fokus stehen dabei die Biodiversitätsstrategie, die Einschätzung von Risiken und Chancen durch den Verlust biologischer Vielfalt sowie die Maßnahmen zum Schutz der Natur, die bereits umgesetzt wurden. Unternehmen sollten dabei offenlegen, wie ihre Aktivitäten die Umwelt beeinflussen – sei es durch Flächenverbrauch oder durch die Veränderung der Artenvielfalt in den Gebieten, in denen sie tätig sind.

Darüber hinaus spielen konkrete Kennzahlen eine zentrale Rolle. Fortschritte in Projekten, etwa zur Wiederherstellung von Ökosystemen oder zur Reduzierung negativer Umweltauswirkungen, sind essenziell. Diese Daten ermöglichen es Banken, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens besser zu bewerten und gleichzeitig den wachsenden regulatorischen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Wie können Unternehmen die Anforderungen der CSRD und des ESRS E4 erfolgreich erfüllen?

Unternehmen können den Anforderungen der CSRD und des ESRS E4 gerecht werden, indem sie zunächst ihre wesentlichen ökologischen und finanziellen Auswirkungen gründlich analysieren und bewerten. Diese Analyse bildet die Grundlage, um die Relevanz von Nachhaltigkeitsaspekten zu bestimmen und die Berichterstattung entsprechend gezielt auszurichten.

Dabei ist es wichtig, sowohl qualitative als auch quantitative Berichtspflichten zu berücksichtigen. Unternehmen sollten ihre Ziele, Maßnahmen und Fortschritte klar dokumentieren und transparent aufzeigen, wenn bestimmte Vorgaben oder Daten noch nicht vorliegen. Ein gut strukturierter Nachhaltigkeitsbericht, der sowohl die gesetzlichen Anforderungen als auch die Erwartungen der Stakeholder einbezieht, ist hierbei ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Umsetzung.

Zusätzlich kann der Einsatz anerkannter Rahmenwerke wie der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) sinnvoll sein. Diese helfen dabei, Biodiversitätsstrategien mit den Anforderungen der Finanzwelt in Einklang zu bringen und so eine stärkere Verbindung zwischen ökologischen Zielen und finanziellen Aspekten herzustellen.

Welche Vorteile bietet die Integration von Biodiversität in die Geschäftsstrategie für Unternehmen?

Die Einbindung von Biodiversität in eure Geschäftsstrategie kann euch erhebliche Vorteile bringen. Zum einen erschließt ihr damit ein Marktpotenzial, das bis 2030 auf beeindruckende 10 Billionen USD geschätzt wird. Zum anderen bietet sich die Möglichkeit, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die nicht nur wirtschaftlich interessant, sondern auch ökologisch sinnvoll sind.

Ein weiterer Pluspunkt: Mit einem klaren Fokus auf Biodiversität stärkt ihr nachhaltige Geschäftsmodelle, reduziert Risiken und erhöht eure Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltveränderungen. Langfristig steigert ihr so eure Wettbewerbsfähigkeit und seid besser aufgestellt, um sowohl regulatorische Vorgaben als auch die Erwartungen eurer Stakeholder zu erfüllen.