2025 steht der ClimateTech-Sektor vor einem Wendepunkt. Während die Investitionen im ersten Quartal auf 2,3 Mrd. € gesunken sind – der niedrigste Stand seit 2020 – gewinnen Start-ups mit klar messbaren CO₂-Reduktionen und Lösungen zur Einhaltung strenger EU-Regulierungen an Bedeutung. Besonders im Fokus stehen Innovationen, die Unternehmen bei den Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der EU-Taxonomie unterstützen.
Vier deutsche Start-ups stechen dabei hervor:
Diese Unternehmen zeigen unterschiedliche Ansätze, von kurzfristiger CO₂-Reduktion bis hin zu langfristigen Energielösungen. Trotz des schwierigen Investitionsklimas setzen sie auf starke Technologien und klare Ausrichtung auf EU-Vorgaben.
CEEZER entwickelt eine zentrale Plattform für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt und unterstützt Unternehmen dabei, strategische CO₂-Portfolios zu erstellen. Das Berliner Start-up setzt auf einen datenbasierten Ansatz, um die Komplexität des Kohlenstoffmarkts und die Vielfalt der verfügbaren Kredittypen effizient zu managen.
Die Plattform von CEEZER basiert auf einem eigens entwickelten Bewertungsrahmen, der Klimaschutzprojekte anhand von Faktoren wie Wirkung, politischen Rahmenbedingungen und Marktgegebenheiten analysiert. Dadurch können präzise Qualitäts- und Risikostandards definiert werden. Die zugrundeliegende Datenbank umfasst unter anderem Technologien wie Biochar und Mineralisierung. Zusätzlich bietet die Plattform flexible Einkaufsoptionen – von Spot-Käufen über Forward-Kontrakte bis hin zu langfristigen Abnahmevereinbarungen – die sich an individuelle Budgets und Zeitpläne anpassen lassen.
Das Potenzial von CEEZER wird besonders im Rahmen der Carbon Coalition sichtbar, einem Accelerator-Programm für Start-ups im Bereich der Kohlenstoffentfernung (CDR). Eine Kohorte dieses Programms plant, bis 2030 dauerhaft 2,5 Millionen Tonnen CO₂e zu entfernen. Zum Vergleich: Weltweit wurden bislang erst 0,75 Millionen Tonnen CO₂ entfernt, während das Ziel bei 10 Gigatonnen bis 2050 liegt.
Ein konkretes Beispiel für den Einsatz von CEEZER ist das Projekt von UNDO im Jahr 2023, das ein nachhaltiges Mobilfunknetz in Belgien aufbaute und dabei CO₂-Emissionen dauerhaft kompensierte. Ebenso hat neoom die Technologie in sein Produkt neoom GREEN integriert, wodurch Kunden aktiv an der Kohlenstoffkompensation teilnehmen können. Diese Ergebnisse zeigen, wie CEEZER trotz eines schwierigen Investitionsklimas seinen Einfluss ausbauen konnte.
Auch finanziell zeigt sich CEEZER gut aufgestellt: Am 25. Januar 2024 schloss das Unternehmen eine Serie-A-Finanzierungsrunde über 10,3 Millionen € ab. Die Runde wurde von HV Capital angeführt, mit Beteiligung von Norrsken VC, Picus Capital und Carbon Removal Partners. Diese Investition ist besonders bemerkenswert angesichts eines insgesamt rückläufigen Investitionsklimas – europäische ClimateTech-Investitionen sanken im ersten Quartal 2025 auf 2,3 Milliarden €.
David Kuczek, General Partner bei HV Capital, lobte CEEZERs Ansatz:
„CEEZER steht an der Spitze beim Aufbau von Schlüssel-Infrastrukturen für den freiwilligen Kohlenstoffmarkt. Sie bieten unvergleichliche Transparenz und rationalisieren Transaktionen... Durch einen datenorientierten und ganzheitlichen Ansatz hat sich CEEZER als die primäre Plattform für Unternehmenskäufer von Kohlenstoffkrediten etabliert, die nach wirkungsvollen Lösungen zur Portfolio-Kompensation suchen."
Magnus Drewelies, CEO von CEEZER, äußerte sich zur deutschen Klimapolitik:
„Die Einbeziehung von Kohlenstoffentfernungen in die Koalitionsvereinbarung ist ein starkes Signal. Deutschland erkennt an, dass echtes Netto-Null ohne CDR nicht möglich ist. Jetzt ist es an der Zeit, unsere Aufmerksamkeit auf die Kombination von Geschwindigkeit, Qualität und marktbasierte Mechanismen zu richten, um Europa als führendes Zentrum für die CO₂-Entfernung zu positionieren."
Die Marktdynamik unterstreicht CEEZERs strategische Rolle: Der Verkauf von permanenten CDR-Lösungen stieg im Jahresvergleich um geschätzte 300 Prozent. Gleichzeitig zeigen sich deutliche Preisunterschiede – Entfernungskredite kosten rund 21 € pro Tonne, während Vermeidungskredite auf unter 4 € pro Tonne gefallen sind.
Das Münchener Start-up ctrl+s hat sich auf die Optimierung von Scope-3-Emissionen in Lieferketten spezialisiert. Mit einer datengestützten Plattform adressiert das Unternehmen eine der größten Herausforderungen im Klimaschutz: 80 Prozent der gesamten Unternehmensemissionen entfallen auf die Lieferkette.
Die Plattform von ctrl+s nutzt eine Kombination aus statistischen Modellen und Lieferantendaten, um Emissionen präzise zu analysieren und gezielte Reduktionspotenziale aufzuzeigen. Unternehmen können so strategische Entscheidungen auf einer soliden Datenbasis treffen, ohne selbst aufwändige Datenerhebungen durchführen zu müssen.
Johannes Scholz, Mitgründer und Geschäftsführer von ctrl+s, beschreibt den Ansatz des Unternehmens:
„Viele Unternehmen setzen sich ehrgeizige Klimaziele, aber die wahre Herausforderung liegt darin, ressourcenintensive Datenerhebungen zu vermeiden, die sie nicht wesentlich näher an ihre Ziele bringen. Unsere Plattform bietet strategischen Beschaffungsteams eine robuste Datengrundlage für präzise Entscheidungsfindung – und das wesentliche Werkzeug, um zu handeln und Emissionen effektiv zu reduzieren."
Die Technologie von ctrl+s ermöglicht das CO₂-Management über mehr als 10.000 Lieferanten hinweg und wird bereits von namhaften Unternehmen wie Siemens und TÜV Süd eingesetzt. Damit bietet sie konkrete Ansätze zur systematischen Reduktion von Emissionen.
Dank der präzisen Datengrundlage der Plattform können Unternehmen deutliche Emissionsminderungen erzielen. Besonders in der Zusammenarbeit mit Großunternehmen zeigt sich das Potenzial: Die Plattform identifiziert nicht nur Emissionsquellen, sondern liefert auch klare Handlungsempfehlungen, um diese gezielt zu reduzieren. Durch die Verbindung wissenschaftlicher Methoden mit praktischer Umsetzbarkeit wird es möglich, Scope-3-Emissionen effektiv anzugehen.
Im Februar 2025 schloss ctrl+s eine Seed-Finanzierungsrunde über 1 Million € ab. Die Runde wurde vom High-Tech Gründerfonds (HTGF) angeführt, unterstützt durch den Angel-Investor Benjamin Schulz. Besonders bemerkenswert: ctrl+s arbeitet bereits profitabel und plant, die Mittel vor allem in die Weiterentwicklung der Technologie und die Expansion des Vertriebs zu investieren.
Christian Arndt, Principal beim HTGF, betonte die Überzeugung hinter der Investition:
„Das Team kombiniert tiefgreifende wissenschaftliche Expertise mit praktischer Anwendung. Wir sind überzeugt, dass ctrl+s eine zentrale Rolle bei der Reduktion von Emissionen in globalen Lieferketten spielen wird."
Mit einer leistungsstarken Technologie und einer soliden finanziellen Basis unterstützt ctrl+s Unternehmen dabei, die Anforderungen aktueller EU-Regulierungen zu erfüllen. Die Plattform ist speziell auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) ausgerichtet. Dank der neuen Finanzierung plant ctrl+s, seine Technologie weiter zu skalieren und in zusätzliche europäische Märkte zu expandieren.
Das Aachener Start-up Cylib hat sich der Herausforderung verschrieben, Lithium-Ionen-Batterien umweltgerecht und effizient zu recyceln. Mit seiner Schlüsseltechnologie, dem OLiC-Verfahren (Organic Lithium Carbonate), verfolgt das Unternehmen einen klaren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und adressiert damit eine der zentralen Fragestellungen der Elektromobilität: die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe aus alten Batterien auf nachhaltige Weise.
Das Herzstück von Cylib ist das OLiC-Verfahren, das auf einem wasserbasierten Ansatz beruht. Dadurch wird der Einsatz von Zusatzstoffen und Säuren drastisch minimiert. Mit einer Recycling-Effizienz von über 90 Prozent gelingt es, nahezu alle wichtigen Rohstoffe wie Lithium, Graphit, Kobalt, Nickel und Mangan aus der sogenannten „Black Mass" – dem zerkleinerten Material alter Batterien – zurückzugewinnen. Diese Methode übertrifft herkömmliche Verfahren deutlich und ermöglicht eine nahezu vollständige Materialrückgewinnung. Neben der hohen Effizienz trägt das Verfahren auch erheblich zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei.
Das OLiC-Verfahren reduziert den CO₂-Fußabdruck im Vergleich zur Primärrohstoffgewinnung um beeindruckende 80 Prozent und schneidet selbst im Vergleich zu gängigen Recycling-Methoden mit einer Einsparung von 30 Prozent besser ab . Batterien, die mit den recycelten Materialien von Cylib produziert werden, verursachen bis zu zwei Drittel weniger Emissionen als solche aus Primärmaterialien. Langfristig betrachtet könnte Cylibs Technologie bis 2040 jährlich 118,0 Millionen Tonnen CO₂e einsparen .
Die jüngsten Finanzierungsrunden unterstreichen die Skalierbarkeit und den Praxisbezug der Technologie. Im Mai 2024 konnte Cylib in einer Series-A-Finanzierungsrunde 55 Millionen € einwerben. Zu den Investoren zählen Porsche Ventures, Bosch Ventures, der DeepTech & Climate Fund, NRW.Ventures, World Fund, Vsquared, Speedinvest und 10X Founders.
Zusätzlich erhielt das Unternehmen im November 2024 eine zweistellige Millionenförderung vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese Mittel fließen in den Bau der ersten industriellen Batterierecycling-Anlage des Unternehmens. Dr. Lilian Schwich, Gründerin und CEO von Cylib, kommentierte dazu:
„Diese Finanzierung ist ein bedeutender Schritt, um unsere innovative Recyclingtechnologie auszubauen und zur Kreislaufwirtschaft beizutragen."
Die geplante Anlage in Dormagen soll ab 2027 jährlich 10.000 Tonnen Black Mass – das entspricht etwa 30.000 Tonnen alter Batterien – recyceln.
Cylib positioniert sich strategisch im Einklang mit den aktuellen EU-Regulierungen. Die EU-Batterieverordnung schreibt vor, dass Recycler bis Ende 2027 mindestens 50 Prozent des Lithiumgehalts aus Batterieabfällen zurückgewinnen müssen – bis 2031 steigt diese Vorgabe auf mindestens 80 Prozent. Mit einer Recycling-Effizienz von über 90 Prozent erfüllt Cylib diese Anforderungen schon heute und übertrifft sie sogar.
Darüber hinaus leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum EU-Gesetz über kritische Rohstoffe, indem es wertvolle Materialien wie Lithium, Graphit, Kobalt, Nickel und Mangan zurückgewinnt. Dr. Gideon Schwich, Mitgründer und COO von Cylib, erklärte:
„Gerade zu einem Zeitpunkt, in dem die verarbeitende Industrie in Deutschland und Europa vor großen Herausforderungen steht und die Bundes- und Landeshaushalte angespannt sind, ist diese Förderung ein herausragendes Signal für den Willen, eine Kreislaufwirtschaft in NRW zu etablieren und unterstreicht die Bedeutung dieses Projekts."
Die EU-Batterieverordnung setzt zudem bis 2030 klare Ziele: Mindestens 70 Prozent des Lithiums sowie 95 Prozent von Kobalt, Nickel und Kupfer müssen aus alten Batterien zurückgewonnen werden. Cylib bietet Unternehmen mit seinem Recycling-Service eine zuverlässige Möglichkeit, diese Anforderungen zu erreichen.
Marvel Fusion erweitert das ClimateTech-Spektrum, indem es den Fokus über reine CO₂-Reduktionsstrategien hinaus auf eine CO₂-freie Energiegewinnung legt. Das Münchener Start-up setzt auf innovative Kernfusionstechnologien, die eine nahezu unbegrenzte und saubere Energiequelle bieten sollen – und das ohne langlebige radioaktive Abfälle. Mit seiner laserbasierten Trägheitsfusion adressiert Marvel Fusion eine der größten Herausforderungen der Energiewende: die Bereitstellung nachhaltiger Energie. Damit zeigt das Unternehmen, wie alternative Ansätze den ClimateTech-Sektor bereichern können.
Marvel Fusion setzt auf die Trägheitsfusion (Inertial Confinement Fusion). Hierbei lösen ultraschnelle Laserpulse kleine Fusionsreaktionen aus, wobei modernste Lasertechnologie die Effizienz und Leistung gegenüber älteren Ansätzen erheblich verbessert. Der verwendete Brennstoff – eine Mischung aus Wasserstoff und Bor – bleibt bei Raumtemperatur fest, und anstelle komplexer Gold-Hohlräume kommen vereinfachte Nanostrukturen aus Silizium zum Einsatz. Moritz von der Linden, Mitgründer und CEO, beschreibt diese Entwicklung mit einem Augenzwinkern:
„Als die Physiker herausfanden, dass Silizium besser funktioniert, waren die Ziel-Entwickler begeistert: ‚Halleluja! Wir können Standard-Lithografie aus der Chip-Fertigung verwenden.'"
Die Technologie von Marvel Fusion verspricht eine vollständig CO₂-freie Energiequelle, die zudem ohne langlebige radioaktive Abfälle auskommt. Damit könnte sie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erheblich reduzieren . Das Ziel: Bis 2036 soll ein kommerzielles Fusionskraftwerk in Betrieb gehen. Die Europäische Kommission hebt das enorme Potenzial dieser Technologie hervor – sowohl für die Wettbewerbsfähigkeit Europas als auch für seine strategische Autonomie . Moritz von der Linden unterstreicht die Dringlichkeit:
„Fusion muss schnell kommen und sie muss günstig sein. Andernfalls braucht sie niemand, und niemand wird bereit sein, dafür zu bezahlen."
In einer Series-B-Erweiterung konnte Marvel Fusion 113 Mio. € einwerben, was die Gesamtfinanzierung auf beeindruckende 385 Mio. € erhöht (davon 170 Mio. € von privaten Investoren und 215 Mio. € durch öffentliche Kooperationsprojekte) . Unterstützt wurde die Runde von EQT Ventures, Siemens Energy Ventures und dem European Innovation Council (EIC) Fund. Die Mittel fließen unter anderem in den Bau einer 150 Mio. US-Dollar-teuren Laseranlage in Zusammenarbeit mit der Colorado State University sowie in eine Partnerschaft mit Siemens Energy. Moritz von der Linden kommentierte:
„Die Aufnahme des EIC Fund, EQT Ventures und Siemens Energy in unseren Gesellschafterkreis ist fantastisch; es gibt uns die finanzielle und operative Unterstützung für die Umsetzung der erforderlichen Meilensteine auf dem Weg zum Bau des weltweit ersten Fusionsprototyps."
Marvel Fusion profitiert von der strategischen Bedeutung der Fusionsenergie innerhalb der europäischen Energiepolitik. Die Investition des European Innovation Council Fund unterstreicht Europas Engagement für diese Technologie als strategisches Element . Deutschland plant, bis 2040 sein erstes Kernfusionskraftwerk zu errichten, während Marvel Fusion den Bau einer Prototypanlage bereits bis 2032 anstrebt . Diese regulatorischen Rahmenbedingungen spiegeln das wachsende Interesse an zukunftsweisenden Energielösungen wider. Svetoslava Georgieva, Vorsitzende des EIC Fund Board, betonte:
„Die Beteiligung des European Innovation Council Fund stellt einen bedeutenden Fortschritt dar und demonstriert das EIC-Engagement für hochimpaktvolle Innovationen privater Fusionsunternehmen, im Einklang mit der Position der Fusionstechnologie als strategische Technologie für Europa."
Auch Juha Pankakoski, Executive Vice President Global Functions bei Siemens Energy, äußerte sich optimistisch:
„Wir sind seit langem mit Marvel Fusion verbunden und bringen unsere Expertise ein. Wir freuen uns darauf, unsere gemeinsame Arbeit fortzusetzen. Wir hoffen, dass diese wichtige Technologie Realität wird und zuverlässige Energie ermöglicht. Wenn dieser Tag kommt, ist Siemens Energy bereit, an vorderster Front zu stehen."
Die vier ClimateTech-Start-ups, die im Rahmen der nächsten VC-Welle und im Kontext umfassender CO₂-Reduktionsstrategien betrachtet werden, weisen jeweils individuelle Stärken und Schwächen auf. Um die Chancen und Herausforderungen besser zu verstehen, hier eine Übersicht der Vor- und Nachteile:
Start-up | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
CEEZER | Gut etablierte Position im CO₂-Handel; direkte Messbarkeit der CO₂-Reduktion; bestehende Skalierungsinfrastruktur | Abhängigkeit von regulatorischen Vorgaben; geringe technologische Differenzierung; Marktvolatilität |
ctrl+s | KI-gestützte Effizienzsteigerungen; vielseitig einsetzbar in verschiedenen Branchen; schnelle Implementierung | Starke Abhängigkeit von Datenqualität; hoher Wettbewerb im KI-Sektor; keine direkte CO₂-Speicherung |
Cylib | Industrielle Produktionskapazität (30.000 Tonnen ab 2026); 30 % geringerer CO₂-Fußabdruck; Ausrichtung auf EU-Regulierung | Hoher Kapitalbedarf für Anlagenbau; Abhängigkeit von Rücklaufmengen; begrenzte geografische Expansion |
Marvel Fusion | Potenzial für CO₂-freie Energie; starke Finanzierung (385 Mio. €); Partnerschaften mit Siemens Energy | Lange Entwicklungszyklen (bis 2036); hohe technologische Risiken; regulatorische Unsicherheiten |
Die Skalierungsfähigkeit unterscheidet sich deutlich zwischen den Start-ups. Cylib hat mit dem Bau einer industriellen Anlage in Dormagen, die 2026 in Betrieb gehen soll, bereits einen wichtigen Schritt gemacht. Dr. Lilian Schwich, CEO von Cylib, erklärt:
„Cylib reaching industrial scale production will be a key driver in building a robust European battery infrastructure".
Marvel Fusion hingegen steht vor erheblichen Herausforderungen, da die Kommerzialisierung der Fusionsenergie noch nicht gelungen ist. Hier sind langfristige Entwicklungszyklen und technologische Unsicherheiten zentrale Hürden.
Marvel Fusion beeindruckt mit einer Gesamtfinanzierung von 385 Mio. €, unterstützt durch den European Innovation Council Fund und strategische Partner wie Siemens Energy. Diese Kombination aus Kapital und Expertise bietet eine starke Basis für die Weiterentwicklung.
Cylib hingegen profitiert von einem zweistelligen Millionen-Euro-Zuschuss des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums. Diese öffentliche Förderung reduziert das Investitionsrisiko und stärkt die Position des Unternehmens.
Die regulatorische Ausgangslage variiert stark. Cylib ist bestens auf die kommende EU-Verordnung über kritische Rohstoffe (CRMA) und die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) vorbereitet. Diese Vorschriften, die ab 2026 strengere Recyclingquoten vorsehen, schaffen ein günstiges Umfeld für das Unternehmen. Dr. Lilian Schwich fasst zusammen:
„Battery recycling is pioneering the circular economy, proving that economic success is compatible with reduced environmental impact".
Marvel Fusion hingegen sieht sich komplexeren regulatorischen Anforderungen gegenüber. Die Genehmigungsverfahren für Fusionsenergie sind neu und stellen eine Herausforderung dar. Dennoch plant Deutschland bis 2040 sein erstes Kernfusionskraftwerk, was langfristig positive Rahmenbedingungen schaffen könnte.
Die Effektivität der CO₂-Reduktion unterscheidet sich je nach Ansatz. Cylib und Marvel Fusion bieten direkte und messbare Einsparungen, während CEEZER und ctrl+s ihre Wirkung über Marktmechanismen und Optimierungen entfalten.
Auch die Marktreife der Start-ups variiert erheblich. Während CEEZER und ctrl+s bereits Umsätze erzielen, befinden sich Cylib und Marvel Fusion noch in der Aufbauphase. Diese Unterschiede beeinflussen das Investitionsrisiko und das Wachstumspotenzial der Unternehmen.
Die vorgestellten Technologien und Finanzierungsstrategien zeichnen ein klares Bild des aktuellen Trends: Vier ClimateTech-Start-ups zeigen, wie sie von der VC-Welle 2025 profitieren können.
Einige dieser Start-ups fokussieren sich auf kurzfristig messbare CO₂-Reduktionen, während andere auf langfristige technologische Entwicklungen setzen, um CO₂-freie Energie Realität werden zu lassen. Mit 36 Cleantech-VC-Deals im ersten Quartal 2025 behauptet sich Deutschland als europäischer Spitzenreiter.
Der Sektor durchläuft dabei einen strukturellen Wandel: Während europaweit im Q1 2025 lediglich 2,3 Mrd. € investiert wurden – ein historischer Tiefstand –, konnten KI-basierte Klimalösungen in den ersten drei Quartalen 2024 mit 6 Mrd. € und einem Anteil von 14,6 % am Gesamtvolumen überzeugen. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur die Veränderungen im Finanzierungsmarkt, sondern auch die Vielfalt der Innovationsstrategien.
Mit dem Net Zero Industry Act verfolgt die EU das Ziel, bis 2030 40 % des Cleantech-Bedarfs aus heimischer Produktion zu decken. Für deutsche Start-ups bedeutet das bessere Marktchancen und klarere regulatorische Rahmenbedingungen.
Interessanterweise richten Investoren ihren Fokus zunehmend auf Frühphasen-Investments und bahnbrechende Technologien, während kapitalintensive Scale-ups weniger im Mittelpunkt stehen. Die vier vorgestellten Start-ups – CEEZER mit seiner Plattform für Kohlenstoffmärkte, ctrl+s mit Lieferketten-Optimierung, Cylib im Bereich Batterierecycling und Marvel Fusion mit Fusionsenergie – profitieren von dieser Entwicklung dank ihrer spezifischen technologischen Ausrichtungen.
Langfristig werden Start-ups, die sowohl messbare CO₂-Reduktionen als auch starke regulatorische Unterstützung vorweisen können, immer wichtiger. Der Trend ist klar: Die Kombination aus kurzfristig erzielbaren CO₂-Effekten und langfristigen technologischen Durchbrüchen bildet die Grundlage für die nächste Phase im europäischen ClimateTech-Sektor. Mit Initiativen wie dem geplanten 100-Milliarden-Euro-Clean-Industrial-Deal der EU wird Deutschlands Position als führender Cleantech-Standort weiter gestärkt.
Auch wenn das Investitionsklima derzeit herausfordernd ist, gibt es für ClimateTech-Start-ups in Deutschland durchaus Chancen, von einer neuen Welle an Venture-Capital-Investitionen zu profitieren. Der Schlüssel liegt in der Entwicklung von Technologien, die messbare CO2-Reduktionen ermöglichen und den wachsenden Bedarf an nachhaltigen Lösungen direkt adressieren.
Ein weiterer Fokuspunkt für Investoren bleibt Deeptech, insbesondere wenn es mit europäischen Förderprogrammen kombiniert wird, die langfristige Investitionen in Klimaschutzprojekte fördern. Diese Entwicklungen eröffnen Start-ups die Möglichkeit, sich mit innovativen Ansätzen abzuheben und das zunehmende Interesse an grünen Technologien gezielt für sich zu nutzen.
Die EU-Regulierungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Skalierung von ClimateTech-Lösungen. Mit strengeren Vorgaben zur Reduzierung von CO₂-Emissionen setzen sie wichtige Impulse für technologische Innovationen. Gleichzeitig bringen sie jedoch auch Herausforderungen mit sich, insbesondere für Start-ups, die sich mit komplexen und oft regional unterschiedlichen Vorschriften auseinandersetzen müssen.
Trotz dieser Hürden bieten die Regulierungen in Deutschland und der EU auch erhebliche Chancen für ClimateTech-Unternehmen. Sie schaffen einen verlässlichen Rahmen, der Innovationen fördert und den Weg zu einer klimafreundlichen Wirtschaft ebnet. Besonders interessant: Start-ups, die frühzeitig auf die regulatorischen Anforderungen reagieren, können sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und sich als Vorreiter in einem wachsenden Markt positionieren. Die Kombination aus klaren Vorgaben und dem Bedarf an nachhaltigen Technologien eröffnet somit nicht nur Risiken, sondern auch erhebliche Potenziale.
Start-ups wie Marvel Fusion und Cylib spielen eine zentrale Rolle bei der Reduzierung von CO₂-Emissionen und der Gestaltung der Energiewende. Beide Unternehmen entwickeln Technologien, die das Potenzial haben, die Energieversorgung und Ressourcennutzung nachhaltig zu verändern.
Marvel Fusion konzentriert sich auf die Kernfusion – eine Energiequelle, die als nahezu unerschöpflich und emissionsfrei gilt. Sollte diese Technologie erfolgreich umgesetzt werden, könnte sie die Art und Weise, wie wir Energie gewinnen, grundlegend transformieren.
Cylib hat sich hingegen auf das Batterierecycling spezialisiert. Durch effizientere Verfahren wird die Kreislaufwirtschaft gestärkt und die Abhängigkeit von knappen Rohstoffen verringert. Das ist besonders wichtig für den Ausbau erneuerbarer Energien und die Dekarbonisierung des Verkehrssektors.
Beide Start-ups tragen damit entscheidend zur nachhaltigen Energiewende und zur Erreichung der Klimaziele bei.