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EUDR und der Kaffee-Schock: Wie neue EU-Regeln globale Lieferketten auf den Kopf stellen

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 02.07.25 03:45

Die neue EU-Verordnung EUDR, die seit Juni 2023 gilt, stellt die Kaffeeindustrie vor große Herausforderungen. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Produkte ohne Entwaldung hergestellt wurden. Besonders betroffen sind Kleinbauern, die oft nicht über die nötige Technologie oder Ressourcen verfügen. Deutsche Importeure müssen ihre Lieferketten vollständig dokumentieren, inklusive Geokoordinaten der Anbauflächen. Die Fristen sind klar: Große Firmen bis Ende 2025, kleine Betriebe bis Mitte 2026. Trotz der Kosten bietet die EUDR Chancen: Sie kann CO₂-Emissionen senken und nachhaltige Praktiken fördern. Doch die Umsetzung erfordert Zusammenarbeit, technische Lösungen und klare Prozesse.

EUDR-Compliance-Anforderungen

Anforderungen für Kaffeeproduzenten und -käufer

Die EUDR verlangt, dass alle Beteiligten sicherstellen, dass ihre Produktion entwaldungsfrei ist. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Kaffeeimporte nicht von Flächen stammen, die entwaldet wurden oder zur Waldschädigung beigetragen haben. Nur Produkte, die diese Kriterien erfüllen, dürfen auf den EU-Markt gelangen.

Ein zentraler Punkt der Anforderungen ist die Geolokalisierung. Unternehmen sind verpflichtet, die geografischen Koordinaten der Anbauflächen zu erfassen und bereitzustellen. Für kleinere Parzellen unter 4 Hektar genügen Punktkoordinaten, während für größere Flächen Polygongrenzen notwendig sind. Diese Rückverfolgbarkeit soll sicherstellen, dass die Anbauflächen nicht mit Entwaldung in Verbindung stehen.

Die Sorgfaltspflicht geht jedoch über die Geolokalisierung hinaus. Kaffeeimporte müssen auch den lokalen Gesetzen entsprechen, einschließlich Vorschriften zu Landbesitz und Menschenrechten. Unternehmen müssen daher Farmgrenzen dokumentieren, Überwachungsdaten sammeln und Nachweise zur Einhaltung der Vorgaben bereitstellen.

Eine besondere Herausforderung stellt die Situation für Kleinbauern dar, die etwa 60 % der weltweiten Kaffeeproduktion auf Parzellen von weniger als 0,5 Hektar bewältigen. Diese Betriebe benötigen oft technische Unterstützung, um die geforderten Daten zu erfassen. Die Umsetzung dieser Anforderungen erfordert präzise Dokumentationsstandards, die im nächsten Abschnitt näher erläutert werden.

Fristen und Dokumentationsstandards

Um die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen, verlangt die EUDR, dass alle erhobenen Daten für mindestens fünf Jahre aufbewahrt werden.

Die Sorgfaltspflicht-Erklärung muss umfassende Informationen enthalten, darunter Produktbeschreibungen, Mengen, Herkunftsangaben, Erntedaten, Geostandorte und Lieferanteninformationen. Diese Erklärungen werden über das EU-Informationssystem eingereicht.

Ein Länder-Benchmarking-System stuft Länder in drei Risikokategorien ein, wodurch sich der Umfang der Sorgfaltspflichten je nach Risikostufe unterscheidet. Unternehmen müssen Risikobewertungen durchführen, um das Risiko von Entwaldung, die Gesetzeskonformität und die Gegebenheiten im Herkunftsland zu bewerten.

Bei Verstößen gegen die Vorgaben drohen erhebliche Konsequenzen, darunter Bußgelder von bis zu 4 % des Jahresumsatzes.

Herausforderungen für deutsche Importeure und Händler

Deutsche Kaffeeimporteure und -händler stehen vor spezifischen Herausforderungen bei der Umsetzung der EUDR-Anforderungen. Ein Großteil der Importe ist nicht durch zertifizierte Systeme abgesichert, und viele Lieferketten gelten als problematisch.

Die komplexen Lieferketten verschärfen die Situation zusätzlich. Kaffee wird in über 60 Ländern von 12,5 Millionen Betrieben produziert, von denen 84 % weniger als zwei Hektar bewirtschaften. Deutsche Unternehmen müssen ihre gesamte Lieferkette kartieren und präzise Geolokalisierungsdaten erfassen.

Ein Beispiel für eine proaktive Herangehensweise ist Volcafe, das die Plattform Meridia Verify nutzt, um die EUDR-Vorgaben zu erfüllen. Ziel ist es, Transparenz für die Kaffeebauern zu schaffen und die Arbeit der Feldteams zu erleichtern. Solche Ansätze zeigen, wie technologische Lösungen effektiv eingesetzt werden können.

Die administrativen Anforderungen sind jedoch hoch. Unternehmen müssen digitale Rückverfolgbarkeitsplattformen implementieren, Programme zur Einbindung von Lieferanten entwickeln und kontinuierliche Überwachungssysteme etablieren. Dabei ist es entscheidend, dass die bereitgestellten Daten korrekt sind – unabhängig von der Länge oder Komplexität der Lieferkette.

Deutsche Unternehmen können von EU-Unterstützungsprogrammen und internationalen Organisationen profitieren, die Hilfestellungen zur Einhaltung der EUDR bieten. Investitionen in benutzerfreundliche digitale Tools mit integrierten Verifizierungs- und Validierungsfunktionen können dabei helfen, die Datengenauigkeit zu verbessern. Im nächsten Abschnitt werden konkrete Strategien vorgestellt, wie diese Anforderungen erfolgreich umgesetzt werden können.

2025 KEIN Kaffee wegen EU Entwaldungsgesetz? #EUDR

Herausforderungen und Risiken für Kaffeeunternehmen

Die Umsetzung der EUDR bringt für Kaffeeunternehmen zahlreiche technische, wirtschaftliche und operative Hürden mit sich. Besonders betroffen sind Kleinbauern und mittelständische Unternehmen, die oft weder über die notwendige technische Ausstattung noch über klare Landbesitzdokumente verfügen. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die verschiedenen Herausforderungen.

Probleme bei Rückverfolgbarkeit und Datenerfassung

Kleinbauern, die einen Großteil der weltweiten Kaffeeproduktion ausmachen, stehen vor erheblichen technischen Schwierigkeiten. In vielen abgelegenen Anbaugebieten fehlen grundlegende Ressourcen wie stabile Internetverbindungen oder der Zugang zu Smartphones.

Katrien Delaet von EFICO beschreibt die Situation so:

"Farmers in developing countries are now suddenly expected to have smartphones and become tech-savvy enough to map their coffee growing areas and interpret satellite imagery"

Auch die Genauigkeit der Daten stellt eine große Herausforderung dar. Pauline Vandeputte, Value Chain Expert bei EFICO, erklärt:

"In many African countries, farmers frequently rely on informal methods, such as memory or handwritten notebooks, to manage their business data"

Diese traditionellen Ansätze entsprechen nicht den Anforderungen der EUDR. Hinzu kommen unklare Landbesitzverhältnisse in vielen Entwicklungsländern, wodurch die geforderte Dokumentation erschwert wird. Ohne formelle Eigentumsnachweise wird es für viele Bauern nahezu unmöglich, die EUDR-Vorgaben zu erfüllen.

Ein weiterer Knackpunkt sind die hohen Kosten für die Einführung und den Betrieb von Rückverfolgbarkeitssystemen. Während große Unternehmen diese Investitionen stemmen können, fehlt es kleineren Produzenten oft an finanziellen Mitteln für digitale Infrastruktur und Schulungen.

Wirtschaftliche und Marktrisiken

Neben den technischen Herausforderungen sind die wirtschaftlichen Risiken für Kaffeeproduzenten erheblich. Nicht-konforme Betriebe laufen Gefahr, vom EU-Markt ausgeschlossen zu werden. Da die EU etwa 20 % der globalen Kaffeeimporte ausmacht, könnte dies massive Umsatzeinbußen bedeuten.

Eileen Gordon-Laity, Generalsekretärin der European Coffee Federation, betont:

"Understanding and adhering to the EUDR requires a meticulous approach. Operators will need to thoroughly collect the required information and carry out a sound risk assessment that takes into consideration country risk levels, proximity to forests, presence of Indigenous peoples, prevalence of deforestation, and supply chain complexity"

Die Vermessung von Farmgrenzen ist ein weiterer kostspieliger Aspekt. Rund 6 Millionen Kleinbauernbetriebe müssen ihre Grenzen dokumentieren lassen, um weiterhin in die EU exportieren zu können. Diese Maßnahme bringt erhebliche finanzielle Belastungen mit sich, die viele Produzenten nicht tragen können.

Darüber hinaus könnten durch die EUDR bedingte Lieferengpässe und Preissteigerungen auftreten, wenn ein großer Teil der Produktion nicht mehr den EU-Vorgaben entspricht. Dies hätte weitreichende Konsequenzen für die 25 Millionen Familien, die von der Kaffeeproduktion leben, wobei Frauen bis zu 70 % der Arbeitskraft auf den Plantagen stellen.

Operative Herausforderungen

Die Harmonisierung der Lieferkettenpraktiken ist eine weitere große Herausforderung. Unterschiedliche Akteure – von Kleinbauern über Zwischenhändler bis hin zu internationalen Konzernen – müssen ihre Prozesse den einheitlichen Standards der EUDR anpassen.

Ein ungelöstes Problem bleibt die Dateninteroperabilität zwischen verschiedenen Systemen und Plattformen. Gleichzeitig verschärfen unklare Regelungen und zeitliche Engpässe die Situation . Dies führt zu ineffizienten Parallelsystemen und erhöhten Verwaltungskosten.

Auch die regelmäßige Überwachung und Durchführung von Audits bindet Ressourcen, die besonders mittelständische Unternehmen oft nicht aufbringen können. Sie müssen ihre Teams schulen und neue Compliance-Prozesse einführen, was zusätzlichen Aufwand bedeutet.

Ein positives Beispiel liefert Vietnam, wo im zentralen Hochland zehn Kaffeeunternehmen an drei EUDR-Pilotprojekten der IDH (Sustainable Trade Initiative) teilnehmen. Mit Unterstützung der Regierung sollen diese Projekte die Compliance-Kosten für zertifizierte und nicht-zertifizierte Bauern analysieren und den Aufbau einer nationalen Datenbank beschleunigen.

Diese Herausforderungen zeigen, wie wichtig es ist, frühzeitig effektive Strategien zur Einhaltung der EUDR zu entwickeln. Im nächsten Abschnitt werden mögliche Lösungsansätze vorgestellt.

EUDR-Compliance-Strategien

Deutsche Kaffeeunternehmen können die Anforderungen der EUDR durch eine geschickte Kombination aus Technologie und enger Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten bewältigen. Diese Ansätze zielen darauf ab, die Herausforderungen bei Rückverfolgbarkeit und Datenqualität effektiv anzugehen.

Aufbau von Rückverfolgbarkeitssystemen

Der erste Schritt besteht darin, zuverlässige Rückverfolgbarkeitssysteme einzurichten. Unternehmen müssen ihre gesamte Lieferkette bis hin zu den Ursprungsbetrieben dokumentieren – einschließlich der GPS-Koordinaten jeder Farm. Digitale Plattformen erfassen dabei nicht nur diese Daten, sondern auch die Landnutzungshistorie. Sie ermöglichen die automatisierte Erstellung von EUDR-konformen Due-Diligence-Erklärungen und bieten Echtzeit-Dashboards, die Risiken und Audit-Status überwachen.

Die Umsetzung erfordert ein strukturiertes Vorgehen. Zunächst sollten Unternehmen prüfen, ob ihre Lieferanten die Standards für entwaldungsfreie Praktiken einhalten. Gleichzeitig ist es wichtig, in den Beschaffungsregionen Systeme zur Landnutzungsüberwachung einzuführen, um Risiken wie Entwaldung oder illegale Praktiken frühzeitig zu erkennen. Ziel ist es, jede Kaffeebohne bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen – eine Aufgabe, die eine detaillierte Dokumentation und fundierte Analysen voraussetzt.

Zusammenarbeit mit Lieferanten

Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Umsetzung der EUDR ist eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Jeffrey Bernstein, Managing Director bei RGC Coffee, bringt es auf den Punkt:

"It's important to talk to partners and people in the industry; connect with people, learn. Education is key in these unchartered territories."

Deutsche Unternehmen sollten ihre Lieferanten aktiv einbinden, indem sie verständliche Leitfäden, mobile Apps und gezielte Schulungen bereitstellen. Besonders Kleinbauern benötigen Unterstützung, um digitale Technologien zu nutzen und die EUDR-Anforderungen zu verstehen. Standardisierte Bewertungsprotokolle helfen zudem, Risiken konsistent zu bewerten und nachhaltige Praktiken in der Lieferkette zu fördern.

Einsatz von Technologielösungen

Neben der Zusammenarbeit mit Lieferanten spielen technologische Innovationen eine zentrale Rolle bei der Einhaltung der EUDR. Technologien wie geospatiale Kartierung, Blockchain und KI-gestützte Tools ermöglichen eine lückenlose Überwachung der Lieferkette – von der Dokumentation der Landnutzung bis zur Echtzeit-Risikoanalyse. Automatisierte Dashboards bündeln alle compliance-relevanten Daten an einer zentralen Stelle.

Einige Beispiele für solche Technologien sind TraceX und Koltiva. TraceX bietet eine Plattform, die die gesamte Kaffee-Lieferkette digitalisiert. Sie erfasst die Geostandorte von Farmen, dokumentiert die Landnutzungshistorie und stellt die Rückverfolgbarkeit bis auf Chargenebene sicher. Zusätzlich automatisiert die Plattform die Erstellung von EUDR-konformen Berichten und identifiziert Hochrisiko-Lieferanten mithilfe von Satellitendaten.

Koltiva bietet eine umfassende Suite an Lösungen, darunter digitale Rückverfolgbarkeit, Chargenkartierung, geospatiale Risikobewertungen und automatisierte Berichterstellung. Meg Philips, Head of Knowledge Management bei Koltiva, erklärt:

"The revisions make EUDR compliance more workable - particularly for SMEs and businesses managing complex import-export flows. At the same time, streamlining isn't a free pass: bundling volumes into fewer DDSs shifts more liability onto the operator if anything slips through. Robust traceability and tight volume tracking remain essential so the simplifications don't backfire."

Diese Technologien sind besonders wertvoll für deutsche Importeure, die jährlich rund 150.000 20-Fuß-Container mit grünem Kaffee in die EU einführen.

Fallstudien: Beispiele für die EUDR-Umsetzung

Die Einführung der EUDR bringt erste Erfolgsgeschichten mit sich. Deutsche und internationale Kaffeeunternehmen haben Wege gefunden, die komplexen Anforderungen an Rückverfolgbarkeit zu erfüllen und gleichzeitig Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit zu erzielen. Hier sind einige praktische Beispiele, die diese Strategien verdeutlichen.

Produzenten setzen auf Rückverfolgbarkeitstechnologie

Ein herausragendes Beispiel ist die Transformation der Araku Valley Coffee-Lieferkette. In Zusammenarbeit mit TechnoServe und TraceX wurden 3.500 Kleinbauern mit digitalen Rückverfolgbarkeitslösungen ausgestattet. Dieses Projekt hat Transparenz geschaffen und den Landwirten den Zugang zu neuen Märkten erleichtert.

Die Vorteile moderner Technologien werden besonders deutlich, wenn man sie mit traditionellen Methoden vergleicht. Eine Analyse zeigt, wie satellitengestützte Lösungen die Effizienz steigern:

Compliance-Bereich Traditionelle Methode Satellitengestützte Lösung Geschätzte Zeitersparnis Geschätzte Kostenersparnis
Kartierung von Farmgrenzen Manuelle GPS-Vermessungen Satellitenbildanalyse 70-80% 50-60%
Entwaldungsrisikobewertung Bodenbasierte Untersuchungen KI-gestützte Satellitenüberwachung 80-90% 60-70%
Lieferketten-Rückverfolgbarkeit Papierbasierte Dokumentation Blockchain-basierte digitale Verfolgung 60-70% 40-50%
Datenberichterstattung und -verifizierung Manuelle Audits Automatisierte Datenerfassung 75-85% 55-65%

Diese Zahlen verdeutlichen, warum Eileen Gordon-Laity, Generalsekretärin der European Coffee Federation (ECF), erklärt:

"Die EUDR verlangt umfassende Rückverfolgbarkeitsmaßnahmen, um den Weg des Kaffees von der Farm bis zum Verbraucher zu verfolgen."

Durch diese Effizienzsteigerungen wird der Weg für eine proaktive Einhaltung der Vorschriften geebnet.

Deutsche Unternehmen als Vorreiter bei der Compliance

Deutsche Kaffeeimporteure haben früh erkannt, dass die Umsetzung der EUDR auch strategische Chancen bietet. Ein Beispiel ist die Neumann Kaffee Gruppe (NKG), die bereits im Juni 2025 angekündigt hat, EUDR-konforme Kaffeeimporte so schnell wie möglich umzusetzen – trotz der einjährigen Verzögerung bei der EU-Implementierung.

NKG arbeitet mit osapiens zusammen, um Daten zu vereinheitlichen und klare Protokolle für Lieferanten und Kunden zu entwickeln. Bestehende Programme wie NKG Verified und NKG Bloom erfüllen bereits viele der EUDR-Anforderungen. Mit über 300 Mitarbeitenden im Bereich Nachhaltigkeit und dem SCIP-Programm erstellt NKG umfassende Entwaldungsanalysen auf Basis öffentlicher Daten.

Auch EFICO verfolgt einen zukunftsorientierten Ansatz. Seit Dezember 2024 beobachtet das Unternehmen die Entwicklungen der EUDR genau und bietet Partnern gezielte Unterstützung. Dazu gehört die Akzeptanz von Risikobewertungen anderer Dienstleister, um Doppelarbeit und unnötige Kosten zu vermeiden.

ESG- und Klimaergebnisse

Die konsequente Umsetzung dieser Strategien führt nicht nur zu Effizienzgewinnen, sondern auch zu messbaren Ergebnissen im Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Die EUDR hat das Ziel, die durch den Konsum und die Produktion relevanter Rohstoffe in der EU verursachten CO₂-Emissionen um mindestens 32 Millionen Tonnen pro Jahr zu senken.

Die Neumann Kaffee Gruppe zeigt, wie sich EUDR-Anforderungen in ein skalierbares, technologiegestütztes Modell umsetzen lassen. Durch die Kombination von Rückverfolgbarkeit, Risikoanalyse und Due-Diligence-Prozessen beweist NKG, dass Compliance und wirtschaftlicher Erfolg sich nicht ausschließen.

Darüber hinaus fördern nachhaltige Anbaumethoden, die durch die EUDR unterstützt werden, den Schutz der einheimischen Flora und Fauna und reduzieren den Einsatz von schädlichen Düngemitteln und Pestiziden. Praktiken wie Agroforstwirtschaft und schattengewachsener Kaffee tragen dazu bei, natürliche Lebensräume zu bewahren und die Umweltauswirkungen zu verringern.

Die Zukunft der Kaffee-Lieferketten unter der EUDR

Die EUDR verändert die globalen Kaffee-Lieferketten grundlegend – von der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hin zu einer langfristigen Ausrichtung auf Nachhaltigkeit. Während erfolgreiche Strategien und bewährte Ansätze den Weg weisen, richtet sich der Fokus zunehmend auf die kommenden Herausforderungen. Besonders deutsche Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre Ansätze grundlegend neu zu denken.

Wichtige Erkenntnisse für deutsche Unternehmen

Deutsche Kaffeeimporteure und -händler stehen vor einer klaren Wahl: sich anpassen oder zurückfallen. Etelle Higonnet, Gründerin von Coffee Watch, bringt die Situation auf den Punkt:

"Coffee consumption in the EU has long carried within it a dark secret of embedded deforestation. Many coffee companies have been complicit in vast quantities of forest destruction and rights abuses for decades. In 2025, they must wake up, smell the deforestation, and fix it."

Die Dringlichkeit wird durch die bekannten Entwaldungszahlen unterstrichen. Deutschland, als Europas größter Importeur von Bio-Rohkaffee mit 58.000 Tonnen im Jahr 2023, trägt hier eine besondere Verantwortung.

Interessant ist, dass die Einhaltung der EUDR für große EU-Kaffeeunternehmen nur 0,03-0,07 % des Jahresumsatzes kostet. Der Einfluss auf den Endverbraucherpreis liegt bei lediglich 0,018 %. Angesichts von Strafen, die bis zu 4 % des Jahresumsatzes betragen können, ist die Investition in EUDR-konforme Systeme nicht nur sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich klug.

Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg

Die technologischen und partnerschaftlichen Maßnahmen, die zuvor beschrieben wurden, lassen sich jetzt in echte Wettbewerbsvorteile umwandeln. Die EUDR hebt Nachhaltigkeit auf eine neue Ebene und macht sie zu einem strategischen Unterscheidungsmerkmal. Auret Van Heerden, Mitgründer von Ripple Research, beschreibt es so:

"The EUDR benefits all value chain actors by providing the traceability, visibility, and data they need to identify and manage the social and environmental risks they face."

Deutsche Unternehmen können von mehreren Trends profitieren: Die Nachfrage nach Spezialitäten- und Gourmet-Kaffees, nachhaltigen Beschaffungspraktiken sowie Premium- und Single-Origin-Kaffeesorten steigt. Mit einem globalen Marktanteil von 34,1 % führt Europa den Kaffeemarkt an, und Deutschland dominiert mit 44 % der Bio-Rohkaffee-Importe innerhalb Europas.

Investitionen in vollständige Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette bringen nicht nur Compliance, sondern stärken auch das Vertrauen umweltbewusster Verbraucher. Durch den Einsatz moderner Technologien und direkte Partnerschaften mit Produzenten lassen sich sowohl die Anforderungen der EUDR erfüllen als auch langfristige und stabile Lieferbeziehungen aufbauen.

Unterstützung durch Fiegenbaum Solutions

Die Umsetzung der EUDR bringt viele Herausforderungen mit sich, die spezialisierte Kenntnisse in ESG-Strategien, Regulierungs-Compliance und Klimarisikomanagement erfordern. Fiegenbaum Solutions bietet gezielte Unterstützung, um die EUDR als Chance für nachhaltiges Wachstum zu nutzen.

Mit maßgeschneiderten Lifecycle Assessments (LCA) können Unternehmen ihre Umweltauswirkungen genau analysieren und Verbesserungspotenziale identifizieren. Die Entwicklung von Net-Zero-Strategien und Kohlenstoffreduktionsplänen hilft dabei, über die Mindestanforderungen der EUDR hinauszugehen und echte Fortschritte beim Klimaschutz zu erzielen.

Besonders hilfreich ist die Unterstützung bei der CSRD-Berichterstattung und EU-Taxonomie-Compliance, die eng mit der EUDR verknüpft sind. Mithilfe von datengestützten Analysen und Impact-Modellierungen können Unternehmen strategische Entscheidungen treffen und messbare Ergebnisse erzielen.

Die Zukunft gehört denjenigen, die Nachhaltigkeit als Motor für Innovation und Wettbewerbsvorteile begreifen. Mit der richtigen Beratung wird die EUDR-Compliance zum Sprungbrett für widerstandsfähige und zukunftssichere Kaffee-Lieferketten.

FAQs

Welche technischen Hilfsmittel können Kleinbauern dabei unterstützen, die Anforderungen der EUDR einzuhalten?

Kleinbauern können erheblich von technischen Lösungen profitieren, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette sicherstellen. Dazu zählen unter anderem digitale Traceability-Systeme, die den Ursprung von Rohstoffen dokumentieren, sowie Apps und Plattformen, die dabei helfen, Nachhaltigkeitskriterien zu überwachen und Berichte zu erstellen.

Solche Technologien erleichtern es, die Anforderungen der EUDR effizient umzusetzen, indem sie Prozesse automatisieren und die Zusammenarbeit mit Lieferanten optimieren. Gerade für kleinere Betriebe bieten diese Lösungen eine erschwingliche Möglichkeit, regulatorische Risiken zu reduzieren und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Wie können deutsche Importeure sicherstellen, dass ihre Lieferkette den EUDR-Anforderungen entspricht, insbesondere bei nicht zertifizierten Systemen?

Deutsche Importeure können die EUDR-Anforderungen erfüllen, indem sie auf digitale Nachverfolgungssysteme setzen, die auch nicht zertifizierte Lieferanten und deren Systeme einbeziehen. Solche Tools zur Lieferkettentransparenz und Einhaltung der Sorgfaltspflichten ermöglichen es, Daten strukturiert zu erfassen, potenzielle Risiken zu bewerten und die Einhaltung der Vorschriften nachvollziehbar zu dokumentieren.

Darüber hinaus lohnt es sich, enge Beziehungen zu Lieferanten aufzubauen und regelmäßige Audits durchzuführen. Diese Maßnahmen helfen, die Herkunft der Produkte und deren Nachhaltigkeit besser zu überprüfen. Zentralisierte Datenplattformen können dabei die Verwaltung und Kontrolle der Lieferkettendaten deutlich vereinfachen. Mit diesen Ansätzen lassen sich auch in komplexen Lieferketten die EUDR-Vorgaben umsetzen und Risiken effektiv reduzieren.

Welche Auswirkungen hat die EUDR auf die globale Kaffeeindustrie, insbesondere auf Preise und Lieferketten?

Steigende Kaffeepreise durch die neue EU-Entwaldungsverordnung

Die Einführung der neuen EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) wird voraussichtlich die Preise für Kaffee in Europa in die Höhe treiben. Der Grund dafür liegt in den zusätzlichen Kosten, die vor allem kleinere Produzenten in Entwicklungsländern tragen müssen, um die neuen Vorschriften einzuhalten. Zu diesen Anforderungen zählen Maßnahmen wie Nachverfolgbarkeit und Zertifizierungen, die Investitionen in moderne Technologien und effizientere Prozesse erforderlich machen.

Hinzu kommt, dass es zu Lieferengpässen kommen könnte, da nicht alle Produzenten in der Lage sein werden, die strengen Anforderungen zu erfüllen. Dies könnte nicht nur die Versorgungssicherheit gefährden, sondern auch zu einer Verknappung auf dem europäischen Markt führen. Die daraus resultierende Kombination aus höheren Produktionskosten und möglichen Lieferproblemen dürfte die Verbraucherpreise spürbar beeinflussen und stellt die gesamte Branche vor große Herausforderungen.