Klimarisiken stellen Unternehmen vor große Herausforderungen – von Deckungslücken in Versicherungen bis hin zu steigenden Prämien. Hier sind die wichtigsten Punkte, die ihr beachten solltet:
Tipp: Regelmäßige Überprüfung eurer Policen und gezielte Anpassungen können finanzielle Risiken minimieren und Prämien stabil halten.
Nachfolgend werfen wir einen Blick auf typische Deckungslücken und deren Auswirkungen auf Unternehmen.
Versicherungslücken entstehen, wenn Policen Schäden durch klimabedingte Ereignisse entweder gar nicht oder nur teilweise abdecken. Besonders häufig treten sie bei Extremwetterereignissen wie Starkregen, Überschwemmungen oder Dürreperioden auf.
Einige Branchen sind besonders anfällig für solche Lücken:
Eine unzureichende Versicherungsdeckung kann erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Versicherungslösungen gezielt auf die steigenden Klimarisiken auszurichten.
Fehlt der Schutz, müssen Unternehmen Schäden selbst finanzieren. Das führt zu Produktionsstillständen, Lieferproblemen und Umsatzeinbußen. Langfristig kann dies auch die Bonität verschlechtern und zu schlechteren Kreditkonditionen führen.
Neben bestehenden Deckungslücken treiben vor allem wachsende Schadenskosten die Prämien nach oben.
Die durch Naturgefahren verursachten Kosten stiegen von 4 Mrd. € im Jahr 2022 auf 5,6 Mrd. € im Jahr 2023. Für 2024 rechnet der GDV mit einem weiteren Anstieg auf 7 Mrd. €.
Der GDV hebt hervor, dass Städte, Infrastruktur und Gebäude dringend an veränderte klimatische Bedingungen angepasst werden müssen.
Die Versicherungsprämien werden maßgeblich von zwei Faktoren beeinflusst:
Dieser Trend führt dazu, dass einige Versicherer sich aus Regionen mit besonders hohem Risiko zurückziehen.
Ohne gezielte Maßnahmen zur Klimaanpassung könnten sich die Prämien innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln. Der GDV warnt vor einer gefährlichen Dynamik aus steigenden Verlusten und immer höheren Kosten.
Nachdem Deckungslücken und mögliche Risiken analysiert wurden, steht nun die Prüfung der Versicherungspolice an. Ein systematischer Check hilft, klimatische Risiken zu erkennen und bestehende Lücken zu schließen.
Ein strukturierter Vergleich zwischen der Police und potenziellen klimatischen Risiken ist entscheidend. Dabei sollten folgende Punkte beachtet werden:
Um den Schutz zu erweitern, können folgende Schritte hilfreich sein:
Eine gezielte Risikominderung kann dabei helfen, Kosten zu senken. Dazu zählen:
Moderne Klimarisiko-Strategien kombinieren Versicherungen mit Frühwarnsystemen und Datenintegration. Unternehmen profitieren zunehmend von Sensorik (z. B. Wasserstandsmelder, Hitzewarnungen), Wetterdaten-APIs und digitalen Risikodashboards, die präventiv Alarm schlagen. Diese Systeme lassen sich häufig mit Tools wie Munich Re oder Sust Global koppeln und helfen, Maßnahmen rechtzeitig zu aktivieren – und langfristig Prämien zu senken.
Zusätzlich zur Überprüfung von Versicherungspolicen bieten spezialisierte Tools und Fachleute Unterstützung bei der quantitativen Analyse und Steuerung klimabedingter Risiken.
Die Berücksichtigung von Klimarisiken in ESG-Strategien spielt eine zentrale Rolle, um Versicherungen und Risikomanagement umfassend zu gestalten. Durch die gezielte Einbindung dieser Risiken in die Nachhaltigkeitsstrategie können Unternehmen langfristig planen und Risiken besser steuern.
Klimarisiken sind integraler Bestandteil der doppelten Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD. Physische Risiken (z. B. Extremwetter) sowie transitorische Risiken (z. B. CO₂-Bepreisung) müssen identifiziert, bewertet und berichtet werden. Tools wie „Location Risk Intelligence On-Demand“ oder Jupiter Intelligence liefern wertvolle Datenpunkte für Risikobewertungen, die direkt in die Berichterstattung nach ESRS E1 oder TCFD einfließen können.
Das SaaS-Tool „Location Risk Intelligence On‑Demand“ von Munich Re bietet eine flexible Lösung zur Bewertung physischer und klimabedingter Risiken. Es analysiert 28 Hazard Scores (15 für Naturgefahren, 13 für Klimarisiken) und erstellt Prognosen bis zum Jahr 2100. Die Nutzung beginnt bei 100 € pro Standort und ist vollständig nutzungsabhängig, ohne Mindestlaufzeit. Zusätzlich kann das Expert Module hinzugebucht werden, das die Analyse um 64 Klimavariablen wie Wind, Wasser und Temperatur erweitert.
Neben Munich Re gibt es weitere Anbieter, die Klimarisikoanalysen für Standorte ermöglichen. Sie unterscheiden sich in Auflösung, Fokus und Kostenstruktur:
Anbieter | Fokusbereiche | Datenabdeckung / Zeitraum | API / Integration | Preisstruktur | Besonderheit |
---|---|---|---|---|---|
Munich Re | Naturgefahren & Klimarisiken | Bis 2100 | Ja | ab 100 €/Standort | Nutzung ohne Mindestlaufzeit, sehr solide |
Jupiter Intelligence | Hochauflösende Klimamodellierung | Bis 2100 | Ja | Projektabhängig | Sehr feine räumliche Auflösung |
Sust Global | Globale Risikokarten für Investoren & Unternehmen | Historisch & Szenarien bis 2100 | Ja | Lizenz / Volumen | Satellitendaten & KI kombiniert |
Climate X | Standortrisiken für Immobilien und Infrastruktur | Bis 2100 | Ja | SaaS pro Nutzer / Asset | Besonders stark im UK-Markt |
Mitiga Solutions | Naturkatastrophen und Extremereignisse | Variabel | Ja | auf Anfrage | Übernahmepartner von Cervest |
Für Unternehmen, die sich neu mit dem Thema Standortrisiken und Klimaanpassung beschäftigen, unterstütze ich gerne bei der Toolauswahl, Standortbewertung und Integration in bestehende Nachhaltigkeitsprozesse – inklusive Verknüpfung mit CSRD, TCFD oder der Wesentlichkeitsanalyse. Ob ihr nur eine einmalige Analyse benötigt oder eine langfristige Einbindung in eure Berichterstattung plant – ich helfe gerne, die passende Lösung zu finden und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Klimarisikodaten können nicht nur für Versicherungen, sondern auch für strategische Entscheidungen genutzt werden – zum Beispiel bei:
So werden Klimarisikoanalysen zum echten Hebel für unternehmerische Resilienz und Risikoreduktion.
Das Umweltbundesamt betont die Bedeutung, Prävention und gezielten Risikotransfer weiter auszubauen, um Klimarisiken besser zu bewältigen.
Unternehmen sollten folgende Maßnahmen ergreifen, um sich effektiv gegen klimabedingte Risiken abzusichern:
Ein vorausschauendes Risikomanagement und die gezielte Integration von ESG-Aspekten sichern langfristig die Versicherungsfähigkeit und stärken die Resilienz Ihres Unternehmens.
Die EU-Kommission betont, dass rein versicherungsbasierter Risikotransfer nicht ausreicht. Unternehmen sollten aktiv in Resilienz, Risikoprävention und Standortanalysen investieren – nicht zuletzt, weil diese Faktoren zunehmend auch bei Förderprogrammen, ESG-Ratings und Kreditvergaben berücksichtigt werden.
Ein Überblick: Antworten auf zentrale Fragen zu Klimarisiken und Versicherungen.
Eine Klimaversicherungslücke entsteht, wenn Versicherungspolicen Schäden durch klimabedingte Ereignisse entweder gar nicht oder nur unzureichend abdecken. Dadurch können Unternehmen bei Extremwetter oder Folgeschäden unerwartete finanzielle Belastungen tragen.
Prämienkosten lassen sich durch gezielte Maßnahmen zur Risikominimierung senken. Investitionen in Schutzsysteme oder vorbeugende Maßnahmen reduzieren die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Schäden, was wiederum die Prämienkosten beeinflusst.
Experten sollten hinzugezogen werden, wenn eine umfassende Analyse des bestehenden Versicherungsschutzes erforderlich ist. Sie identifizieren mögliche Lücken, bewerten Risiken und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für einen besseren Schutz vor klimabedingten Schäden.
Welche Branchen sind besonders betroffen?
Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Logistik und Industrie sind häufig direkt von klimabedingten Schäden betroffen – sei es durch Ernteausfälle, wetterbedingte Baustellenverzögerungen oder unterbrochene Lieferketten. Diese Branchen sollten Klimarisiken besonders sorgfältig versicherungstechnisch abdecken.
Wie wirken sich Klimarisiken auf die Versicherungsprämien aus?
Je höher das klimabedingte Schadensrisiko, desto höher die Prämie. Faktoren wie Standort, Branchenspezifika und historische Schäden beeinflussen die Prämienkalkulation. In Hochrisikogebieten steigen die Kosten deutlich, insbesondere bei fehlenden Schutzmaßnahmen.
Wie prüft man, ob die eigene Versicherung ausreichend ist?
Eine strukturierte Analyse hilft: Welche Naturgefahren sind abgedeckt? Welche Ausschlüsse oder Sublimits gibt es? Wie hoch ist der Selbstbehalt? Nur wer die Antworten kennt, erkennt Lücken und kann gezielt nachbessern.
Welche Massnahmen helfen, Deckungslücken zu schliessen?
Zusätzliche Deckungen für spezifische Klimarisiken, angepasste Selbstbehalte oder der Beitritt zu Risikopools sind bewährte Ansätze. Je nach Branche und Standort gibt es individuelle Optionen zur Optimierung des Schutzes.
Welche Rolle spielen digitale Tools und Frühwarnsysteme?
Digitale Lösungen wie „Location Risk Intelligence On-Demand“ ermöglichen eine vorausschauende Risikoanalyse. Sie kombinieren Wetterdaten mit Standortinformationen und helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln – ideal in Kombination mit Versicherungen.
Wie werden Klimarisiken in der ESG-Strategie berücksichtigt?
Klimarisiken sind ein fester Bestandteil der doppelten Wesentlichkeit nach CSRD. Sie müssen systematisch identifiziert, bewertet und in der Nachhaltigkeitsstrategie adressiert werden. Eine robuste Versicherungslösung unterstützt die ESG-Governance und schafft Vertrauen bei Stakeholdern.