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Klimarisiken und Versicherungen: Was ihr über Deckungslücken und Prämienrisiken wissen solltet

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Klimarisiken stellen Unternehmen vor große Herausforderungen – von Deckungslücken in Versicherungen bis hin zu steigenden Prämien. Hier sind die wichtigsten Punkte, die ihr beachten solltet:

  • Versicherungslücken erkennen: Schäden durch Extremwetter (z. B. Überschwemmungen, Dürre) sind oft nicht vollständig abgedeckt.
  • Betroffene Branchen: Landwirtschaft, Bau, Logistik und Produktion sind besonders gefährdet.
  • Prämien steigen: Schadenskosten durch Naturgefahren stiegen 2023 auf 5,6 Mrd. € und könnten weiter zunehmen.
  • Maßnahmen zur Absicherung: Versicherungspolicen prüfen, Deckungslücken schließen, Präventionsmaßnahmen umsetzen.
  • Unterstützung durch Experten und Tools: Tools wie „Location Risk Intelligence On-Demand“ helfen bei der Analyse von Klimarisiken.

Tipp: Regelmäßige Überprüfung eurer Policen und gezielte Anpassungen können finanzielle Risiken minimieren und Prämien stabil halten.

10. Forum Klimaökonomie | Versicherung gegen Klimarisiken ...

Versicherungslücken bei Klimarisiken

Nachfolgend werfen wir einen Blick auf typische Deckungslücken und deren Auswirkungen auf Unternehmen.

Was sind Versicherungslücken?

Versicherungslücken entstehen, wenn Policen Schäden durch klimabedingte Ereignisse entweder gar nicht oder nur teilweise abdecken. Besonders häufig treten sie bei Extremwetterereignissen wie Starkregen, Überschwemmungen oder Dürreperioden auf.

Branchen mit erhöhtem Risiko

Einige Branchen sind besonders anfällig für solche Lücken:

  • Landwirtschaft: Schäden durch Ernteausfälle aufgrund von Dürre oder Überschwemmungen.
  • Bau: Baustopps durch Überflutungen oder andere wetterbedingte Verzögerungen.
  • Logistik: Unterbrechungen in Lieferketten durch extreme Wetterbedingungen.
  • Produktion: Schäden an Maschinen oder Produktionsausfälle durch klimabedingte Ereignisse.

Folgen für Unternehmen

Eine unzureichende Versicherungsdeckung kann erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Versicherungslösungen gezielt auf die steigenden Klimarisiken auszurichten.

Fehlt der Schutz, müssen Unternehmen Schäden selbst finanzieren. Das führt zu Produktionsstillständen, Lieferproblemen und Umsatzeinbußen. Langfristig kann dies auch die Bonität verschlechtern und zu schlechteren Kreditkonditionen führen.

Steigende Versicherungsprämien

Gründe für höhere Prämien

Neben bestehenden Deckungslücken treiben vor allem wachsende Schadenskosten die Prämien nach oben.

Die durch Naturgefahren verursachten Kosten stiegen von 4 Mrd. € im Jahr 2022 auf 5,6 Mrd. € im Jahr 2023. Für 2024 rechnet der GDV mit einem weiteren Anstieg auf 7 Mrd. €.

Der GDV hebt hervor, dass Städte, Infrastruktur und Gebäude dringend an veränderte klimatische Bedingungen angepasst werden müssen.

Einfluss von Standort und Branche

Die Versicherungsprämien werden maßgeblich von zwei Faktoren beeinflusst:

  • Geografische Lage: In Hochwassergebieten sind die Prämien deutlich höher.
  • Branchenzugehörigkeit: Besonders anfällige Sektoren müssen mit Zuschlägen rechnen.

Dieser Trend führt dazu, dass einige Versicherer sich aus Regionen mit besonders hohem Risiko zurückziehen.

Belastung für Unternehmen

Ohne gezielte Maßnahmen zur Klimaanpassung könnten sich die Prämien innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln. Der GDV warnt vor einer gefährlichen Dynamik aus steigenden Verlusten und immer höheren Kosten.

Versicherungspolice prüfen: So geht's

Nachdem Deckungslücken und mögliche Risiken analysiert wurden, steht nun die Prüfung der Versicherungspolice an. Ein systematischer Check hilft, klimatische Risiken zu erkennen und bestehende Lücken zu schließen.

Police mit klimatischen Gefahren abgleichen

Ein strukturierter Vergleich zwischen der Police und potenziellen klimatischen Risiken ist entscheidend. Dabei sollten folgende Punkte beachtet werden:

  • Risikoanalyse: Bewertung von Gefahren wie Überschwemmungen, Stürmen oder extremer Hitze.
  • Deckungsumfang prüfen: Welche Schäden sind versichert und welche sind ausgeschlossen?
  • Unterdeckungen identifizieren: Sublimits und Klauseln genau kontrollieren, um mögliche Lücken aufzudecken.

Maßnahmen zur Schließung von Deckungslücken

Um den Schutz zu erweitern, können folgende Schritte hilfreich sein:

  • Zusätzliche Deckungen speziell für Klimarisiken in die Police aufnehmen.
  • Den Selbstbehalt anpassen, um den Versicherungsschutz zu optimieren.
  • Branchenspezifische Risikopools in Betracht ziehen, um Risiken besser abzusichern.

Prämienkosten aktiv senken

Eine gezielte Risikominderung kann dabei helfen, Kosten zu senken. Dazu zählen:

  • Bauliche Schutzmaßnahmen: Gebäude gegen klimatische Einflüsse absichern.
  • Notfallpläne entwickeln: Für den Ernstfall vorbereitet sein.
  • Präventionsmaßnahmen dokumentieren: Nachweise über Schutzmaßnahmen können die Prämien positiv beeinflussen.

Frühwarnsysteme und Datenvernetzung

Moderne Klimarisiko-Strategien kombinieren Versicherungen mit Frühwarnsystemen und Datenintegration. Unternehmen profitieren zunehmend von Sensorik (z. B. Wasserstandsmelder, Hitzewarnungen), Wetterdaten-APIs und digitalen Risikodashboards, die präventiv Alarm schlagen. Diese Systeme lassen sich häufig mit Tools wie Munich Re oder Sust Global koppeln und helfen, Maßnahmen rechtzeitig zu aktivieren – und langfristig Prämien zu senken.

Risikomanagement-Tools und Methoden

Zusätzlich zur Überprüfung von Versicherungspolicen bieten spezialisierte Tools und Fachleute Unterstützung bei der quantitativen Analyse und Steuerung klimabedingter Risiken.

Klimarisiken in der ESG-Planung

Die Berücksichtigung von Klimarisiken in ESG-Strategien spielt eine zentrale Rolle, um Versicherungen und Risikomanagement umfassend zu gestalten. Durch die gezielte Einbindung dieser Risiken in die Nachhaltigkeitsstrategie können Unternehmen langfristig planen und Risiken besser steuern.

Klimarisiken sind integraler Bestandteil der doppelten Wesentlichkeitsanalyse nach CSRD. Physische Risiken (z. B. Extremwetter) sowie transitorische Risiken (z. B. CO₂-Bepreisung) müssen identifiziert, bewertet und berichtet werden. Tools wie „Location Risk Intelligence On-Demand“ oder Jupiter Intelligence liefern wertvolle Datenpunkte für Risikobewertungen, die direkt in die Berichterstattung nach ESRS E1 oder TCFD einfließen können.

Risikoanalyse und Unterstützung durch Experten

Das SaaS-Tool „Location Risk Intelligence On‑Demand“ von Munich Re bietet eine flexible Lösung zur Bewertung physischer und klimabedingter Risiken. Es analysiert 28 Hazard Scores (15 für Naturgefahren, 13 für Klimarisiken) und erstellt Prognosen bis zum Jahr 2100. Die Nutzung beginnt bei 100 € pro Standort und ist vollständig nutzungsabhängig, ohne Mindestlaufzeit. Zusätzlich kann das Expert Module hinzugebucht werden, das die Analyse um 64 Klimavariablen wie Wind, Wasser und Temperatur erweitert.

Neben Munich Re gibt es weitere Anbieter, die Klimarisikoanalysen für Standorte ermöglichen. Sie unterscheiden sich in Auflösung, Fokus und Kostenstruktur:

Anbieter Fokusbereiche Datenabdeckung / Zeitraum API / Integration Preisstruktur Besonderheit
Munich Re Naturgefahren & Klimarisiken Bis 2100 Ja ab 100 €/Standort Nutzung ohne Mindestlaufzeit, sehr solide
Jupiter Intelligence Hochauflösende Klimamodellierung Bis 2100 Ja Projektabhängig Sehr feine räumliche Auflösung
Sust Global Globale Risikokarten für Investoren & Unternehmen Historisch & Szenarien bis 2100 Ja Lizenz / Volumen Satellitendaten & KI kombiniert
Climate X Standortrisiken für Immobilien und Infrastruktur Bis 2100 Ja SaaS pro Nutzer / Asset Besonders stark im UK-Markt
Mitiga Solutions Naturkatastrophen und Extremereignisse Variabel Ja auf Anfrage Übernahmepartner von Cervest

Für Unternehmen, die sich neu mit dem Thema Standortrisiken und Klimaanpassung beschäftigen, unterstütze ich gerne bei der Toolauswahl, Standortbewertung und Integration in bestehende Nachhaltigkeitsprozesse – inklusive Verknüpfung mit CSRD, TCFD oder der Wesentlichkeitsanalyse. Ob ihr nur eine einmalige Analyse benötigt oder eine langfristige Einbindung in eure Berichterstattung plant – ich helfe gerne, die passende Lösung zu finden und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Strategische Standortwahl

Klimarisikodaten können nicht nur für Versicherungen, sondern auch für strategische Entscheidungen genutzt werden – zum Beispiel bei:

  • der Auswahl neuer Logistikzentren oder Produktionsstätten
  • der Planung von Rückzug aus Regionen mit hohen physischen Risiken
  • Investitionsentscheidungen in Immobilien oder Infrastruktur

So werden Klimarisikoanalysen zum echten Hebel für unternehmerische Resilienz und Risikoreduktion.

Fazit

Das Umweltbundesamt betont die Bedeutung, Prävention und gezielten Risikotransfer weiter auszubauen, um Klimarisiken besser zu bewältigen.

Unternehmen sollten folgende Maßnahmen ergreifen, um sich effektiv gegen klimabedingte Risiken abzusichern:

  • Versicherungspolicen prüfen: Regelmäßig auf mögliche Deckungslücken im Zusammenhang mit Klimarisiken untersuchen.
  • Klimarisiken in Strategien einbinden: Diese systematisch in die ESG-Strategie integrieren.
  • Experten und Tools nutzen: Spezialisierte Risikoanalyse-Tools und fachliche Beratung in Anspruch nehmen.
  • Nachhaltigkeit fördern: Geschäftspraktiken so gestalten, dass die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen gestärkt wird.

Ein vorausschauendes Risikomanagement und die gezielte Integration von ESG-Aspekten sichern langfristig die Versicherungsfähigkeit und stärken die Resilienz Ihres Unternehmens.

📌 Gut zu wissen

Die EU-Kommission betont, dass rein versicherungsbasierter Risikotransfer nicht ausreicht. Unternehmen sollten aktiv in Resilienz, Risikoprävention und Standortanalysen investieren – nicht zuletzt, weil diese Faktoren zunehmend auch bei Förderprogrammen, ESG-Ratings und Kreditvergaben berücksichtigt werden.

FAQ

Ein Überblick: Antworten auf zentrale Fragen zu Klimarisiken und Versicherungen.

Was bedeutet eine Klimaversicherungslücke?

Eine Klimaversicherungslücke entsteht, wenn Versicherungspolicen Schäden durch klimabedingte Ereignisse entweder gar nicht oder nur unzureichend abdecken. Dadurch können Unternehmen bei Extremwetter oder Folgeschäden unerwartete finanzielle Belastungen tragen.

Wie können Prämienkosten reduziert werden?

Prämienkosten lassen sich durch gezielte Maßnahmen zur Risikominimierung senken. Investitionen in Schutzsysteme oder vorbeugende Maßnahmen reduzieren die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Schäden, was wiederum die Prämienkosten beeinflusst.

Wann ist es sinnvoll, Experten hinzuzuziehen?

Experten sollten hinzugezogen werden, wenn eine umfassende Analyse des bestehenden Versicherungsschutzes erforderlich ist. Sie identifizieren mögliche Lücken, bewerten Risiken und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für einen besseren Schutz vor klimabedingten Schäden.

Welche Branchen sind besonders betroffen?
Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Logistik und Industrie sind häufig direkt von klimabedingten Schäden betroffen – sei es durch Ernteausfälle, wetterbedingte Baustellenverzögerungen oder unterbrochene Lieferketten. Diese Branchen sollten Klimarisiken besonders sorgfältig versicherungstechnisch abdecken.

Wie wirken sich Klimarisiken auf die Versicherungsprämien aus?
Je höher das klimabedingte Schadensrisiko, desto höher die Prämie. Faktoren wie Standort, Branchenspezifika und historische Schäden beeinflussen die Prämienkalkulation. In Hochrisikogebieten steigen die Kosten deutlich, insbesondere bei fehlenden Schutzmaßnahmen.

Wie prüft man, ob die eigene Versicherung ausreichend ist?
Eine strukturierte Analyse hilft: Welche Naturgefahren sind abgedeckt? Welche Ausschlüsse oder Sublimits gibt es? Wie hoch ist der Selbstbehalt? Nur wer die Antworten kennt, erkennt Lücken und kann gezielt nachbessern.

Welche Massnahmen helfen, Deckungslücken zu schliessen?
Zusätzliche Deckungen für spezifische Klimarisiken, angepasste Selbstbehalte oder der Beitritt zu Risikopools sind bewährte Ansätze. Je nach Branche und Standort gibt es individuelle Optionen zur Optimierung des Schutzes.

Welche Rolle spielen digitale Tools und Frühwarnsysteme?
Digitale Lösungen wie „Location Risk Intelligence On-Demand“ ermöglichen eine vorausschauende Risikoanalyse. Sie kombinieren Wetterdaten mit Standortinformationen und helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und präventiv zu handeln – ideal in Kombination mit Versicherungen.

Wie werden Klimarisiken in der ESG-Strategie berücksichtigt?
Klimarisiken sind ein fester Bestandteil der doppelten Wesentlichkeit nach CSRD. Sie müssen systematisch identifiziert, bewertet und in der Nachhaltigkeitsstrategie adressiert werden. Eine robuste Versicherungslösung unterstützt die ESG-Governance und schafft Vertrauen bei Stakeholdern.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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