Klimaberichterstattung wird für Unternehmen weltweit komplexer. Drei zentrale Regulierungsrahmen – die europäische CSRD, die SEC Climate Disclosure Rules aus den USA und Chinas Corporate Sustainability Disclosure Standards (CSDS) – verändern, wie Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsdaten erfassen und offenlegen.
Herausforderungen: Besonders die Erfassung von Scope-3-Emissionen und die Anpassung an unterschiedliche Wesentlichkeitsansätze (EU: doppelte Wesentlichkeit, USA: finanzielle Wesentlichkeit) stellen Unternehmen vor große Aufgaben.
Unser Fazit: Deutsche Unternehmen sollten die CSRD als Basis nutzen, um sich auf global einheitlichere Standards vorzubereiten. Eine klare Datenerfassungsstrategie und skalierbare Berichtsprozesse sind entscheidend, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und Marktchancen nicht zu verpassen.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive bildet das zentrale Regelwerk für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der EU und hat einen erheblichen Einfluss auf die internationale Entwicklung von ESG-Standards. Sie dient als Basis für weitere regulatorische Maßnahmen und setzt klare Vorgaben.
Die CSRD betrifft rund 49.000 Unternehmen innerhalb der EU. Hierzu zählen sowohl große börsennotierte als auch nicht börsennotierte Unternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die an der Börse gelistet sind. Darüber hinaus hat die Richtlinie auch eine grenzüberschreitende Wirkung: Etwa 3.000 Nicht-EU-Unternehmen, die entweder erhebliche Umsätze in der EU erzielen, Tochtergesellschaften mit bestimmten Umsatzschwellen betreiben oder an einer EU-regulierten Börse notiert sind, müssen die Vorgaben ebenfalls erfüllen. Diese weitreichende Ausdehnung hat bereits dazu geführt, dass viele US-Unternehmen ihre Berichterstattung an die CSRD anpassen. Dies verdeutlicht die globale Bedeutung der Richtlinie und zeigt ihre Verknüpfung mit internationalen Standards.
Ein Kernprinzip der CSRD ist der "Double-Materiality"-Ansatz. Am 31. Juli 2025 veröffentlichte EFRAG Änderungen an den ESRS (European Sustainability Reporting Standards), die diesen Bewertungsprozess vereinfachen sollen. Dabei wurden die verpflichtenden Datenpunkte um 57 % reduziert, während der gesamte Offenlegungsumfang um 68 % verringert wurde.
Ein weiterer zentraler Aspekt der CSRD ist die Berichterstattung zu Treibhausgasemissionen. Unternehmen müssen ihre Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen vollständig offenlegen. Besonders die Erfassung der komplexen Scope-3-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette stellt dabei eine große Herausforderung dar.
Die CSRD wurde am 21. April 2021 verabschiedet und ist seit 2023 in Kraft. Börsennotierte KMU haben jedoch eine Übergangsfrist von drei Jahren erhalten. Im Juli 2025 verabschiedete die Europäische Kommission weitere Änderungen, die es großen Unternehmen ermöglichen, in den Geschäftsjahren 2025 und 2026 auf die Offenlegung finanziell wesentlicher nachhaltigkeitsbezogener Risiken zu verzichten. Für Unternehmen mit mehr als 750 Mitarbeitern gelten dabei dieselben Übergangsregelungen wie für Unternehmen mit bis zu 750 Mitarbeitern.
Die CSRD etabliert sich zunehmend als globaler Referenzstandard. Interessanterweise hat auch China in seinen ESG-Vorgaben ein ähnliches Double-Materiality-Prinzip übernommen, was die internationale Relevanz dieses Ansatzes weiter unterstreicht.
Die Securities and Exchange Commission (SEC) der USA hat eigene Regeln für die Offenlegung von Klimainformationen entwickelt. Diese unterscheiden sich in einigen Punkten deutlich von der europäischen CSRD und spiegeln den spezifischen Ansatz der USA in der Kapitalmarktregulierung wider. Gleichzeitig verdeutlichen sie die Vielfalt der globalen Regulierungslandschaft.
Die SEC-Regeln richten sich in erster Linie an börsennotierte Unternehmen in den USA. Im Vergleich zur CSRD, die auch große nicht-börsennotierte Unternehmen einbezieht, verfolgt die SEC damit einen engeren Fokus auf den Kapitalmarkt. Viele dieser betroffenen Unternehmen sind jedoch international tätig, was dazu führen kann, dass US-Tochtergesellschaften europäischer Konzerne sowohl die CSRD- als auch die SEC-Anforderungen erfüllen müssen. Das erhöht den Druck auf die Unternehmen, ihre Berichtsprozesse effizient zu gestalten.
Ein zentraler Unterschied liegt im Wesentlichkeitsansatz: Während die CSRD auf den doppelten Materialitätsansatz setzt – also sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt als auch die Auswirkungen der Umwelt auf das Unternehmen berücksichtigt –, bleibt die SEC bei einem rein finanziellen Wesentlichkeitsansatz. Hier steht allein im Fokus, wie Klimarisiken die finanzielle Lage des Unternehmens beeinflussen könnten.
Das bedeutet, dass US-Unternehmen Umweltauswirkungen nur dann offenlegen müssen, wenn diese finanzielle Folgen haben. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele klimabezogene Risiken eng mit Umweltauswirkungen verknüpft sind, was zu einer gewissen Annäherung in der Berichterstattung führt.
Die SEC verlangt die Offenlegung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen. Scope-3-Emissionen, die oft schwerer zu quantifizieren sind, müssen nur dann berichtet werden, wenn sie als wesentlich gelten oder im Zusammenhang mit spezifischen Unternehmenszielen stehen. Diese selektive Herangehensweise berücksichtigt die praktischen Herausforderungen, denen sich Unternehmen bei der Datenerhebung entlang komplexer Lieferketten gegenübersehen.
Die SEC kann auf bewährte Mechanismen zur Durchsetzung ihrer Regeln zurückgreifen. Dazu gehören Geldstrafen, Unterlassungsverfügungen und in schwerwiegenden Fällen sogar strafrechtliche Maßnahmen. Diese etablierten Instrumente sorgen dafür, dass US-Unternehmen ihre Berichterstattung ernst nehmen und sorgfältig umsetzen.
Durch die Kombination aus SEC-Aufsicht und den Anforderungen der CSRD entsteht für viele Unternehmen ein doppelter Compliance-Druck. Dieser trägt dazu bei, die Qualität der Berichterstattung weiter zu steigern.
Die SEC verfolgt einen gestaffelten Zeitplan, der sich an der Unternehmensgröße orientiert. Große beschleunigte Antragsteller sind ab 2025 zur Berichterstattung verpflichtet, während kleinere Unternehmen bis 2027 Zeit haben. Diese schrittweise Einführung erlaubt es der SEC, erste Erfahrungen zu sammeln und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen.
Bemerkenswert ist, dass sich die Einführung der SEC-Regeln zeitlich mit der CSRD überschneidet. Viele US-Unternehmen nutzen dies, um ihre Berichtssysteme so zu gestalten, dass sie beiden Regelwerken entsprechen. Dies zeigt, wie sich Standards trotz unterschiedlicher Vorgaben zunehmend angleichen – ein klarer Hinweis auf den globalen Trend zu einheitlicheren Offenlegungspraktiken.
China verfolgt einen ganz eigenen Ansatz, der sich deutlich von den Modellen in Europa und den USA unterscheidet. Während diese oft von internationalen Standards geprägt sind, setzt China andere Prioritäten.
Der entscheidende Unterschied liegt in der Ausrichtung: Chinas Ansatz orientiert sich stark an staatlichen Entwicklungszielen. Dadurch stehen nationale Prioritäten und langfristige wirtschaftspolitische Strategien im Mittelpunkt. Im internationalen Vergleich fällt Chinas Modell auf, da es gezielt die eigenen Entwicklungsstrategien einbindet und Unternehmen dazu anhält, jene Aspekte hervorzuheben, die für Chinas strategische Ziele besonders relevant sind.
Die drei wesentlichen Offenlegungsrahmen bringen jeweils eigene Vorzüge und Herausforderungen mit sich, die die internationale Compliance beeinflussen. Diese Unterschiede bestimmen, wie Unternehmen ihren Reporting-Aufwand gestalten und priorisieren können.
Die CSRD bietet eine umfassende Abdeckung von Nachhaltigkeitsthemen und stützt sich auf die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Diese Detailgenauigkeit ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit zwischen Unternehmen, geht jedoch mit einem hohen Umsetzungsaufwand einher. Besonders kleinere Unternehmen stehen vor der Aufgabe, die komplexen Datenanforderungen zu bewältigen. Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse – die sowohl interne als auch externe Auswirkungen einbezieht – erhöht zusätzlich die Komplexität.
Die SEC Climate Rules legen den Fokus klar auf finanzielle Risiken, insbesondere im Zusammenhang mit klimatischen Herausforderungen. Dieser spezialisierte Ansatz erleichtert Unternehmen mit bestehender Klimaberichterstattung den Einstieg. Allerdings beschränkt sich der Rahmen auf klimabezogene Themen und vernachlässigt soziale und Governance-Aspekte. Für Unternehmen ohne ausgereiftes Klimadatenmanagement kann die Betonung auf quantitativen Daten eine Hürde darstellen.
Chinas ESG-Offenlegungsrichtlinie orientiert sich stark an nationalen Entwicklungszielen und bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsstrategien direkt mit den langfristigen wirtschaftlichen Zielen des Landes zu verknüpfen. Dies wird von lokalen Interessengruppen und Behörden oft positiv bewertet. Allerdings erschwert die staatliche Steuerung die internationale Vergleichbarkeit und setzt ein tiefes Verständnis der chinesischen Entwicklungsprioritäten voraus.
| Kriterium | CSRD | SEC Climate Rules | China ESG Mandate | 
|---|---|---|---|
| Anwendungsbereich | Umfassend (E, S, G) | Fokussiert (Klima) | Strategisch an nationale Ziele angepasst | 
| Flexibilität | Gering (strenge Standards) | Mittel (prinzipienbasiert) | Hoch (anpassbar an lokale Vorgaben) | 
| Implementierungsaufwand | Sehr hoch | Mittel bis hoch | Mittel | 
| Internationale Vergleichbarkeit | Sehr hoch | Hoch | Eingeschränkt | 
| Compliance-Komplexität | Hoch (detaillierte Vorgaben) | Mittel (fokussierte Anforderungen) | Variabel (abhängig vom Unternehmenstyp) | 
Ein zusätzliches Hindernis für die internationale Compliance sind die unterschiedlichen Berichtszeiträume und Datenstandards. Während die CSRD eine kalenderjährliche Berichterstattung vorschreibt, orientiert sich die SEC häufig an den Geschäftsjahren der Unternehmen. In China richten sich die Berichtszeiträume oft nach den nationalen Fünfjahresplänen.
Auch die Kosten variieren je nach Rahmenwerk. Die Umsetzung der CSRD erfordert häufig erhebliche Investitionen in neue Datenerfassungssysteme und externe Prüfungen. Die SEC-Compliance kann durch bestehende Finanzberichterstattungsstrukturen effizienter gestaltet werden. Chinas Anforderungen sind oft kostengünstiger, setzen jedoch spezifisches lokales Know-how voraus.
Strategische Überlegungen spielen eine zentrale Rolle bei der Wahl des passenden Frameworks. Unternehmen mit Präsenz in der EU tendieren dazu, die CSRD als Grundlage zu nutzen und andere Standards darauf aufzubauen. Unternehmen mit Schwerpunkt in den USA orientieren sich eher an den SEC-Vorgaben und ergänzen diese selektiv für internationale Märkte. In China tätige Unternehmen müssen lokale Anforderungen berücksichtigen, auch wenn sie sich primär nach internationalen Standards richten.
Die Annäherung zwischen der CSRD, den SEC Climate Rules und Chinas ESG-Offenlegungsrichtlinien markiert einen entscheidenden Moment für die globale Nachhaltigkeitsberichterstattung. Diese Regelwerke zeigen in ihren Kernanforderungen deutliche Überschneidungen – ein Trend, der deutschen Unternehmen sowohl neue Möglichkeiten als auch strategische Herausforderungen bringt.
Für deutsche Unternehmen steht eine klare Weichenstellung an: Die CSRD kann als Basis dienen, um sich schrittweise an internationale Standards anzupassen. Diese Ausrichtung erfordert jedoch klar definierte und umsetzbare Modelle, um langfristig erfolgreich zu sein.
Die Analyse zeigt: Ein systematisches Vorgehen ist der Schlüssel. Der erste Schritt besteht darin, eine zuverlässige Datenerfassung aufzubauen und robuste Berichtsprozesse zu etablieren. Besonders der Mittelstand sollte darauf setzen, skalierbare Systeme zu entwickeln, die internationales Wachstum ermöglichen, ohne später aufwendige Restrukturierungen vornehmen zu müssen. Wer jetzt in einheitliche Datenstandards investiert, kann langfristig durch niedrigere Compliance-Kosten profitieren.
Um diesen Wandel erfolgreich zu gestalten, ist gezielte externe Unterstützung oft unverzichtbar. Fiegenbaum Solutions bietet deutschen Unternehmen genau diese Unterstützung an. Johannes Fiegenbaum und sein Team entwickeln maßgeschneiderte ESG-Strategien und Lösungen für die CSRD-Compliance. Dabei geht es nicht nur darum, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch nachhaltiges Wachstum als Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Die Mischung aus aktuellen Marktkenntnissen und unternehmerischem Verständnis hilft Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien optimal zu positionieren.
Die Zeit drängt: Unternehmen, die jetzt aktiv werden, können die Angleichung der Standards als strategischen Vorteil nutzen. Wer hingegen zögert, riskiert nicht nur höhere Kosten, sondern auch verpasste Marktchancen.
Deutsche Unternehmen können die Anforderungen der CSRD erfolgreich umsetzen, indem sie ihre aktuellen Daten und Prozesse gezielt an die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) anpassen. Dabei ist es besonders wichtig, mögliche Datenlücken frühzeitig zu erkennen und notwendige Systemintegrationen umzusetzen, um eine reibungslose Anpassung zu gewährleisten.
Ein wesentlicher Bestandteil ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Hierbei wird untersucht, wie das Unternehmen Umwelt und Gesellschaft beeinflusst und welche Bedeutung Nachhaltigkeitsthemen für den geschäftlichen Erfolg haben. Ab 2026 wird zudem die Berichterstattung im standardisierten elektronischen ESEF-Format verpflichtend. Dabei müssen Nachhaltigkeitsinhalte entsprechend gekennzeichnet werden, was zusätzliche technische und organisatorische Anpassungen erfordert.
Es ist sinnvoll, die im deutschen Gesetz zur Umsetzung der CSRD vorgesehenen Übergangsfristen effektiv zu nutzen. Gleichzeitig sollten Unternehmen die Entwicklungen auf EU-Ebene aufmerksam im Blick behalten, um flexibel auf mögliche Änderungen reagieren zu können. Auch die frühzeitige Einbindung von Arbeitnehmervertretern und eine gründliche Vorbereitung auf die Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts spielen eine zentrale Rolle, um die Anforderungen erfolgreich zu erfüllen.
Die CSRD und die SEC-Klimaregeln setzen bei der Wesentlichkeit unterschiedliche Schwerpunkte, was spürbare Folgen für die Berichterstattung mit sich bringt. Die CSRD basiert auf dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit. Das bedeutet, dass sowohl die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf das Unternehmen als auch die Einflüsse des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft berücksichtigt werden. Im Gegensatz dazu fokussiert sich die SEC ausschließlich auf die finanzielle Wesentlichkeit. Sie verlangt lediglich die Offenlegung klimabezogener Risiken, die die finanzielle Situation eines Unternehmens erheblich beeinflussen könnten.
Für Unternehmen bedeutet das: Die CSRD erfordert eine wesentlich breitere Datenerhebung und Berichterstattung. Dazu zählen Informationen zu Geschäftsmodellen, Strategien, Risiken und Nachhaltigkeitszielen. Die SEC hingegen legt den Fokus auf klimabezogene Risiken und Treibhausgasemissionen (Scope 1 und 2), sofern diese finanzielle Relevanz haben. Für international tätige Unternehmen kann dies bedeuten, dass sie ihre Berichterstattung je nach Region anpassen müssen.
Die Erfassung von Scope-3-Emissionen stellt eine komplexe Aufgabe dar, da sie sämtliche indirekten Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfasst – von den Lieferanten bis hin zu den Endverbrauchern. Diese Herausforderung ergibt sich vor allem aus der Vielzahl unterschiedlicher Datenquellen und der Notwendigkeit, einheitliche Methoden zur Berechnung anzuwenden.
Um diese Komplexität zu meistern, empfiehlt es sich, zunächst die relevanten Kategorien der Scope-3-Emissionen zu identifizieren und klare Prioritäten zu setzen. Besonders wichtig ist eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern, da sie oft die Schlüsselrolle bei der Bereitstellung verlässlicher Daten spielen. Gleichzeitig trägt eine offene und transparente Kommunikation über gesetzte Ziele und erreichte Fortschritte dazu bei, das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Indem Unternehmen diese Schritte umsetzen, können sie den Herausforderungen der Scope-3-Erfassung gezielt begegnen.