Double Materiality | Fiegenbaum Solutions

Scope-2-Emissionen: Was sie sind und wie man sie senkt

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 22.04.25 02:03

Sie entstehen indirekt, lassen sich aber direkt beeinflussen: durch bessere Stromverträge, eigene PV-Anlagen oder smarte Effizienzmaßnahmen. Dieser Leitfaden zeigt, wie Sie Ihre Emissionen senken und gleichzeitig Energiekosten sparen – mit Überblick über gesetzliche Anforderungen, Messmethoden und die besten Maßnahmen im Vergleich. Ein Beispiel: Ein Produktionsunternehmen mit hohem Stromverbrauch für seine Maschinen stellt fest, dass 60 % seiner gesamten CO2-Emissionen auf Scope-2-Emissionen zurückzuführen sind. Sie zählen zu den indirekten Emissionen und beeinflussen sowohl die Umwelt als auch die Betriebskosten eines Unternehmens.

Warum sind sie wichtig?

  • Kosteneinsparungen: Weniger Energieverbrauch senkt Betriebskosten.
  • Klimaziele erreichen: Reduktion von Emissionen ist essenziell für nachhaltige Strategien.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen mit klimafreundlichen Maßnahmen sind attraktiver für Kunden und Investoren.

Wie lassen sich Scope-2-Emissionen reduzieren?

  • Ökostrom nutzen: Wechsel zu Strom aus erneuerbaren Energien.
  • Energieeffizienz steigern: Maßnahmen wie LED-Beleuchtung oder Energiemanagementsysteme.
  • Eigene Energie erzeugen: Installation von Photovoltaikanlagen.
  • Zusammenarbeit mit Energieversorgern: Power Purchase Agreements (PPAs) für nachhaltige Energiequellen abschließen.

Vergleich der Maßnahmen

Maßnahme Investition Einsparpotenzial Aufwand
Ökostromtarife Gering Hoch Niedrig
LED-Beleuchtung Niedrig Mittel bis hoch Niedrig
Photovoltaikanlagen Hoch Hoch Mittel bis hoch
Energiemanagementsysteme Mittel Hoch Mittel

Die Reduktion von Scope-2-Emissionen ist ein zentraler Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Effizienz. Unternehmen jeder Größe können durch gezielte Maßnahmen ihren CO₂-Fußabdruck verringern und gleichzeitig Kosten sparen.

Scope‑2‑Emissionen lassen sich auf zwei Arten berechnen:

  • Standortbasiert: Basierend auf den öffentlichen Emissionsfaktoren des lokalen Strommixes. Ein Unternehmen in Deutschland nutzt z. B. den durchschnittlichen Emissionswert des deutschen Netzes – selbst bei Ökostrombezug.
  • Marktbasiert: Nutzt vertragsspezifische Emissionsfaktoren (z. B. über Herkunftsnachweise wie „Guarantees of Origin“), die den tatsächlichen Strommix des Unternehmens widerspiegeln.

Für beide Methoden benötigt ihr:

  • Stromverbrauch in kWh (aus der Energierechnung)
  • Gültige Emissionsfaktoren
  • Herkunftsnachweise für Ökostrom (z. B. Wasserkraft aus Norwegen)

Die gewählte Methode hat direkte Auswirkungen auf Ihre CO₂-Bilanz – insbesondere im Reporting nach CSRD (siehe unten).

Scope 2 market based und location based | Was sind ...

Schritte zur Reduzierung von Scope‑2‑Emissionen

Überlegt, welche Standorte besonders hohe Stromkosten verursachen oder welche Prozesse energieintensiv laufen. Genau hier lohnt sich die Reduktion von Scope‑2-Emissionen doppelt – für eure Bilanz und fürs Klima. Hier sind einige beispielhafte Ansätze, um Scope‑2‑Emissionen gezielt zu senken:

Einsatz von erneuerbaren Energien

Der Wechsel zu Ökostromtarifen mit Herkunftsnachweisen kann die Scope‑2-Emissionen direkt senken.

Steigerung der Energieeffizienz

Energieeffizienzmaßnahmen bieten eine einfache Möglichkeit, den Energieverbrauch zu reduzieren. Dazu gehören:

  • Optimierung von Gebäuden und Prozessen mithilfe von Energiemanagementsystemen
  • Schulungen für Mitarbeitende, um energiesparendes Verhalten zu fördern

In Kombination mit der Eigenerzeugung vor Ort lassen sich die CO₂-Emissionen noch weiter verringern.

Eigenerzeugung von Energie am Standort

Die Installation von Photovoltaikanlagen vor Ort kann den Bedarf an externem Strom deutlich reduzieren.

Zusammenarbeit mit Energieversorgern

Unternehmen können auch durch Kooperationen mit Energieversorgern ihre Emissionen senken. Beispiele dafür sind:

  • Abschluss langfristiger Verträge für Strom aus erneuerbaren Quellen
  • Nutzung von Power Purchase Agreements (PPAs) zur Sicherung nachhaltiger Energiequellen. Es gibt verschiedene Arten von PPAs: Bei einem physischen PPA wird der Strom direkt vom Erzeuger zum Unternehmen geleitet, oft über das öffentliche Netz. Ein virtuelles PPA (VPPA) ist ein finanzieller Vertrag, bei dem das Unternehmen die Differenz zwischen einem vereinbarten Preis und dem Marktpreis erhält oder zahlt.

Maßnahmen für kleine Unternehmen

Auch kleinere Unternehmen können ähnliche Ansätze verfolgen, angepasst an ihre Größe und Möglichkeiten:

  1. Analyse des Ist-Zustands
    Zunächst sollte der aktuelle Energieverbrauch und die damit verbundenen Emissionen erfasst werden. Fiegenbaum Solutions unterstützt KMU bei der Datenerhebung und Erstellung von Ökobilanzen.
  2. Entwicklung einer Null-Emissions-Strategie
    Dabei werden konkrete und messbare Ziele definiert und die kosteneffizientesten Maßnahmen anhand der Vermeidungskosten ausgewählt.
    Maßnahme Kosteneffizienz
    LED-Beleuchtung Hoch
    Intelligente Thermostate Mittel
    Energiemanagementsysteme Hoch
  3. Umsetzung und Überwachung
    Die geplanten Maßnahmen werden umgesetzt und regelmäßig überprüft, um den Fortschritt sicherzustellen.

Marginal Abatement Cost Curve: Welche Maßnahmen lohnen sich wirklich?

Nicht jede Reduktionsmaßnahme ist gleich effizient. Die sogenannte MAC-Kurve (Marginal Abatement Cost Curve) vergleicht Investitionen und Einsparpotenzial. So erkennen Unternehmen, mit welchen Schritten sie das meiste CO₂ pro investiertem Euro vermeiden können.

Vergleich der Emissionsreduktionsmethoden

Um herauszufinden, welche Maßnahmen die besten Ergebnisse liefern, werden Ansätze zur Reduzierung von Scope-2-Emissionen anhand von Investitionsbedarf, Einsparpotenzial und Umsetzungsaufwand verglichen. Eine Analyse der Marginal Abatement Costs (MAC) nutzt dabei Verbrauchsdaten und Emissionsfaktoren aus dem Kapitel "Wie man Scope‑2‑Emissionen misst", um die kosteneffizientesten Maßnahmen zu identifizieren und zu priorisieren [1].

Übersicht der Methoden nach Investitions- und Einsparkennzahlen:

  • Ökostromtarife: Geringe Investition, sofortige CO₂-Reduktion.
  • LED-Beleuchtung: Niedrige Kosten, großes Einsparpotenzial.
  • Energiemanagementsysteme: Mittlerer Investitionsaufwand, umfassender Nutzen. Ein Energiemanagementsystem kann beispielsweise den Energieverbrauch von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen (HLK) optimieren, indem es die Temperatur in verschiedenen Zonen des Gebäudes anpasst und die Betriebszeiten an die tatsächliche Nutzung anpasst.
  • Photovoltaikanlagen: Hohe Anfangsinvestition, langfristige Energieunabhängigkeit.
  • PPAs (Power Purchase Agreements): Moderater Aufwand, stabile Planbarkeit.

Eine MAC-Kurve bietet eine solide Grundlage für datenbasierte Entscheidungen. Zudem verbessern staatliche Förderprogramme und ein steigender CO₂-Preis die Wirtschaftlichkeit vieler dieser Optionen.

Deutsche Berichterstattungsrichtlinien

Nach der Auswahl und Priorisierung der Maßnahmen folgt die verpflichtende Berichterstattung. Im nächsten Abschnitt stellen wir die aktuellen deutschen Vorgaben vor.

Aktuelle Vorschriften

Ab 2026 wird es ernst: Mit der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind große und mittelfristig auch viele mittelständische Unternehmen verpflichtet, ihre Scope‑2-Emissionen systematisch zu erfassen und offenzulegen. Dabei kommt die doppelte Wesentlichkeit zum Tragen: Unternehmen müssen sowohl die Auswirkungen der Emissionen auf Umwelt und Gesellschaft als auch die Risikobedeutung für das eigene Geschäftsmodell darstellen.

Für die Scope‑2-Berichterstattung sind marktorientierte Werte bevorzugt – also vertraglich belegbare Herkunftsnachweise für erneuerbare Energien.

Dokumentationspflichten

Erstellen Sie eine digitale Übersicht über alle Energiebezüge, einschließlich Rechnungsdaten (kWh, Emissionsfaktor) und Herkunftsnachweisen. Diese Unterlagen müssen mindestens zehn Jahre lang aufbewahrt werden, wie es die BAFA-Richtlinien vorschreiben.

Deutsche Standards

Nutzen Sie die DIN EN ISO 14064-1 für die Erstellung von Treibhausgas-Inventaren und die ISO 50001 für das Energiemanagement. Für eine einheitliche Berichterstattung empfiehlt sich die Anwendung der GHG-Protocol Scope-2-Guidance.

Zusammenfassung

  • Strategische Ausrichtung: Geschäftsmodelle stärker auf Klimaschutz und Ressourcenschonung ausrichten. Dazu gehört auch, Scope-2-Emissionen systematisch zu erfassen und zu reduzieren.
  • Net-Zero-Strategien: Klare Ziele zur Emissionsminderung setzen und CO₂-Reduktionsmaßnahmen mit Hilfe von MAC-Kurven priorisieren.
  • Risiken und Wertschöpfung: Klimabezogene Risiken – sowohl regulatorische als auch physische – identifizieren und den ökologischen Fußabdruck entlang der Wertschöpfungskette analysieren.

FAQ

Hier finden Sie klare Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Scope‑2‑Emissionen. Die Antworten fassen wichtige Punkte aus den vorherigen Kapiteln zusammen und bieten Hinweise auf relevante Abschnitte für weitere Details.

Was versteht man unter Scope‑2‑Emissionen?

Scope‑2‑Emissionen entstehen durch den Verbrauch von eingekauftem Strom, Fernwärme oder Dampf. Sie zählen zum indirekten Energieverbrauch eines Unternehmens.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Datenerhebung für Scope-2-Emissionen?

Eine Herausforderung besteht darin, genaue Daten von Energieversorgern zu erhalten, insbesondere wenn es um Emissionsfaktoren geht. Es ist wichtig, die Datenquellen sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls eigene Messungen durchzuführen.

Wie können Scope‑2‑Emissionen reduziert werden?

Der Umstieg auf Ökostrom mit Herkunftsnachweisen und die Umsetzung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind besonders wirksam. Weitere Details finden Sie im Abschnitt „Schritte zur Reduzierung von Scope‑2-Emissionen“.

Welche Einsparungen sind möglich?

Mit LED-Beleuchtung und smarter Gebäudesteuerung lassen sich CO₂-Emissionen um 30-50 % senken. Der Einsatz von Photovoltaikanlagen kann den Bedarf an externem Strom um bis zu 40 % verringern.