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LCA vs. Product-Carbon-Footprint – was passt zu meinem Produkt?

Geschrieben von Johannes Fiegenbaum | 19.05.25 11:09

Schnelle Antwort: LCA oder PCF?

  • LCA (Life Cycle Assessment): Ganzheitliche Analyse der Umweltwirkungen eines Produkts (z. B. Energie, Wasser, Emissionen). Ideal für langfristige Strategien und umfassende Nachhaltigkeitsbewertungen.
  • PCF (Product Carbon Footprint): Fokus auf CO₂-Emissionen. Perfekt für schnelle Ergebnisse und Klimaziele.

Wann nutzen?

  • Nutzen Sie LCA, wenn Sie eine detaillierte Umweltbewertung über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts benötigen.
  • Nutzen Sie PCF, wenn Sie CO₂-Emissionen reduzieren und klimabezogene Berichte erstellen möchten.

Schneller Vergleich:

Kriterium LCA PCF
Umfang Mehrere Umweltfaktoren Nur CO₂-Emissionen
Zeitaufwand Hoch Niedrig
Datenbedarf Umfangreich Fokus auf CO₂-Daten
Anwendungsfall Langfristige Strategien, regulatorische Anforderungen CO₂-Kennzeichnung, Klimaberichte

Tipp: Kombinieren Sie beide Methoden, um die Vorteile zu maximieren.

Hauptunterschiede: LCA vs. PCF

Umfang und Zweck

Die LCA (Life Cycle Assessment) betrachtet eine Vielzahl von Umweltauswirkungen, während sich der PCF (Product Carbon Footprint) ausschließlich auf Treibhausgasemissionen konzentriert. Während die LCA Aspekte wie Energieverbrauch, Wasser- und Ressourcennutzung sowie verschiedene Emissionen analysiert, liegt der Fokus des PCF auf den CO₂-Äquivalenten. Ein Beispiel aus der Lebensmittelindustrie verdeutlicht diesen Unterschied: Beim Vergleich von weißem Reis und Pasta zeigt die LCA, dass Reis eine 50-fach höhere Wassernutzung und eine dreifach höhere Landnutzung aufweist. Diese unterschiedliche Ausrichtung beeinflusst auch die benötigten Daten und die durchzuführenden Prozesse.

Erforderliche Daten und Prozessschritte

Eine LCA erfordert eine detailliertere Datenerhebung und Analyse als ein PCF. Die wesentlichen Unterschiede lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Aspekt LCA PCF
Datenumfang Umweltdaten aus verschiedenen Kategorien Nur Treibhausgasemissionen
Datenquellen Breites Spektrum an Primär- und Sekundärdaten Vorwiegend energiebezogene Daten
Komplexität Benötigt ein Expertenteam Kann intern durchgeführt werden

„LCA bietet Unternehmen die Möglichkeit, Umweltauswirkungen ganzheitlich zu analysieren und hilft ihnen dabei, Prozesse zu optimieren und Schäden in verschiedenen Kategorien zu reduzieren“.

Neben den Prozessanforderungen spielen auch internationale Standards eine entscheidende Rolle bei der Durchführung.

Normen und Richtlinien

Standardisierte Methoden sichern die Vergleichbarkeit und Qualität beider Ansätze. Für die LCA definieren die ISO 14040/14044 die grundlegenden Anforderungen, während der PCF durch die ISO 14067 geregelt wird . Eine normgerechte LCA umfasst in Deutschland vier Phasen: von der Zieldefinition über die Sachbilanz und Wirkungsabschätzung bis hin zur Interpretation der Ergebnisse. Für die Veröffentlichung wird zusätzlich eine kritische Prüfung gemäß ISO 14071 empfohlen.

Was ist der Product Carbon Foot­print (CO2 Fußabdruck) und wie wird dieser berechnet?

Einsatzbereiche der Methoden

Je nach Umfang und Art der Datenerhebung zeigt sich, welche Methode für bestimmte Anwendungsfälle am besten geeignet ist.

Wann eignet sich die LCA?

Die Lebenszyklusanalyse (LCA) ist ideal für Unternehmen, die eine umfassende Umweltbewertung benötigen. Ein beeindruckendes Beispiel liefert MUD Jeans: 2019 zeigte das Unternehmen, dass Rohmaterialien und Produktion jeweils 42 % ihrer gesamten Umweltbelastung ausmachen. Diese Erkenntnisse führten zu bemerkenswerten Einsparungen: 66 % weniger CO₂-Emissionen, 80 % weniger Wasserverbrauch und 48 % weniger Landnutzung im Vergleich zu Levi’s Produkten.

Branche Anwendungsbeispiel Hauptvorteil
Automobilindustrie Elektrofahrzeuge vs. Verbrenner Nachweis von 60 % geringeren Lebenszyklusemissionen
Lebensmittelindustrie Vergleich von Reis und Pasta Aufdeckung versteckter Umweltauswirkungen
Textilindustrie Nachhaltige Materialauswahl Ganzheitliche Bewertung der Ressourcennutzung

Die LCA ermöglicht eine umfassende Analyse, während der Product Carbon Footprint (PCF) sich auf CO₂-Emissionen konzentriert.

Wann ist der PCF die richtige Wahl?

Der PCF ist besonders nützlich für Unternehmen mit klaren Klimazielen. In der Lebensmittelbranche, wo über 90 % der Emissionen aus vorgelagerten Quellen stammen, bietet der PCF präzise Einblicke in die Treibhausgasemissionen. Ein Beispiel hierfür ist Skullcandy: 2022 veröffentlichte das Unternehmen mit der "Transparency Series" die CO₂-Bilanzen ihrer Kopfhörer und setzte ein Zeichen für Transparenz. Oft führt die Kombination von LCA und PCF zu den besten Ergebnissen.

Der hybride Ansatz: LCA und PCF kombinieren

Die Kombination beider Methoden vereint ihre jeweiligen Stärken und sorgt für fundierte Entscheidungen:

  • PCF-Analyse: Liefert schnell eine Übersicht über die Klimaauswirkungen.
  • LCA-Integration: Ergänzt die Analyse mit einer umfassenden Umweltbewertung, die eine tiefere Optimierung erlaubt.

Die steigende Bedeutung solcher integrierten Ansätze zeigt sich auch im globalen LCA-Softwaremarkt, der von 261,8 Mio. € (2025) auf geschätzte 695,3 Mio. € (2032) anwachsen soll. Diese Entwicklung unterstreicht, wie wichtig es ist, beide Methoden sinnvoll zu kombinieren, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.

Vorschriften und Anforderungen

EU-Regeln und Standards

Die Europäische Union hat klare und strenge Regelungen für Umweltbewertungen aufgestellt. Ein Beispiel ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die Unternehmen dazu verpflichtet, detailliert über ihre Umweltauswirkungen zu berichten. Hier einige zentrale Regelungen:

Regelung Anforderungen Auswirkungen auf Unternehmen
EU-Batterienverordnung Verpflichtende CO₂-Bilanzierung und Einführung eines Battery Passports Gilt für Hersteller und Importeure
CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) Registrierung des PCF (Product Carbon Footprint) bei EU-Importen Zusätzliche Dokumentationspflichten
Ecodesign-Verordnung (ESPR) Einführung eines digitalen Produktpasses (DPP) Neue Anforderungen an Transparenz

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie solche Maßnahmen wirken: HPE konnte 2022 durch energieeffiziente und nachhaltige Ansätze Neuverträge im Wert von 1,3 Milliarden Euro abschließen – ein beeindruckender Anstieg von 400 % im Vergleich zu 2018. Diese EU-Vorgaben setzen den Rahmen, in dem auch Deutschland nationale Gesetze und Fördermaßnahmen umsetzt.

Deutsche Gesetze und Förderung

Deutschland ergänzt die EU-Regelungen durch eigene Gesetze und Initiativen. Ein Beispiel ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das bis Mitte 2028 von der europäischen Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) abgelöst werden soll. Wichtige Entwicklungen in Deutschland:

  • Der Bundesrat äußert Bedenken über die zusätzlichen Berichterstattungsanforderungen der CSRD für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
  • Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045, wie im Koalitionsvertrag festgelegt, soll die Umsetzung des Pariser Abkommens unterstützen.

Ein praktisches Beispiel liefert Peter Greven, CEO der Peter Greven GmbH & Co. KG:

"Mit der Berechnung der CO₂-Bilanz zweier unserer Produkte erfüllen wir nicht nur die Wünsche unserer Kunden, sondern zeigen auch öffentlich, dass wir das Thema Nachhaltigkeit auf dem Radar haben – ein wichtiger Unterscheidungsfaktor von unseren Wettbewerbern."

Auch die VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) hebt hervor:

"Durch die Festlegung einheitlicher Regeln für den PCF verbessern wir die Transparenz und Vergleichbarkeit der Umweltleistung unserer Produkte. Dies hilft unseren Mitgliedern, ihre Klimastrategien zu verbessern und Marktanforderungen zu erfüllen."

Eine Studie von PwC aus dem Jahr 2023 unterstreicht den Trend: 96 % der Unternehmen berichten von einem wachsenden Interesse der Kunden an nachhaltigen Produkten. Gleichzeitig sind 80 % der Verbraucher bereit, bis zu 5 % mehr für nachhaltig produzierte Waren zu zahlen.

Die richtige Methode wählen

Nachdem die Unterschiede und Einsatzbereiche von LCA und PCF beschrieben wurden, folgt hier eine praktische Anleitung, um die passende Methode auszuwählen.

Leitfaden zur Methodenwahl

Die Wahl zwischen PCF (Product Carbon Footprint) und LCA (Life Cycle Assessment) hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht:

Kriterium PCF empfohlen LCA empfohlen
Hauptziel Fokus auf CO₂-Reduktion und Klimaschutz Ganzheitliche Umweltbewertung
Zeitrahmen Kurzfristige Maßnahmen Langfristige Strategien
Ressourcen Begrenzte Zeit und Budget Ausreichende Kapazitäten vorhanden
Anwendung Produktkennzeichnung, Emissionsberichte Produktvergleiche, regulatorische Anforderungen
Komplexität Einfach und schnell umsetzbar Detailliert und zeitintensiv
Standards ISO 14067 ISO 14040/14044

Anhand dieser Kriterien können Sie die richtige Methode für Ihre spezifischen Anforderungen bestimmen. Die nachfolgende Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft Ihnen bei der systematischen Entscheidungsfindung.

Schritt-für-Schritt Auswahlhilfe

1. Ziele festlegen

Überlegen Sie, welches Ziel Sie mit der Analyse verfolgen. Soll sie für interne Zwecke, externe Berichte oder zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben eingesetzt werden? Der PCF ist ideal, wenn Sie klimabezogene Ziele priorisieren. Für umfassendere Nachhaltigkeitsstrategien eignet sich hingegen die LCA besser.

2. Ressourcen bewerten

Überprüfen Sie, welche Ressourcen – wie Zeit, Budget und Fachwissen – zur Verfügung stehen. Ein PCF erfordert weniger Aufwand und ist schneller umzusetzen, während eine LCA mehr Expertise und Zeit benötigt. Achten Sie auch auf die Qualität Ihrer Daten und nutzen Sie gegebenenfalls validierte Referenzdaten, um Lücken zu schließen.

3. Branchenspezifische Anforderungen berücksichtigen

Analysieren Sie branchenspezifische Vorgaben, produktspezifische Regeln und relevante gesetzliche Entwicklungen. Diese können die Wahl der Methode entscheidend beeinflussen.

4. Langfristige Perspektive einplanen

Wenn Ressourcen begrenzt sind, kann es sinnvoll sein, zunächst mit einem PCF zu starten und diesen später zu einer vollständigen LCA auszubauen. In vielen Fällen ergänzen sich beide Methoden und können gemeinsam eingesetzt werden, um ein umfassenderes Bild zu erhalten.

Fazit: Ihre Entscheidung

Die Wahl zwischen LCA (Life Cycle Assessment) und PCF (Product Carbon Footprint) bietet eine solide Grundlage, um Ihre Nachhaltigkeitsstrategie gezielt voranzutreiben. Wie in den vorherigen Abschnitten beschrieben, gewinnt die Bedeutung fundierter Umweltanalysen in sämtlichen Branchen und Unternehmensbereichen zunehmend an Gewicht.

Basierend auf den erläuterten Unterschieden und Anwendungsbereichen können Sie die für Ihre Ziele passende Methode auswählen. Die folgende Tabelle bietet eine kompakte Übersicht der wichtigsten Kriterien:

Methodenwahl im Überblick
PCF geeignet für LCA geeignet für
Schnelle Ergebnisse Detaillierte und umfassende Analysen
Fokus auf Klimaziele Betrachtung mehrerer Umweltaspekte
Begrenzte Ressourcen Entwicklung langfristiger Strategien
CO₂-Kennzeichnung Einhaltung regulatorischer Vorgaben

Wie die Beispiele gezeigt haben, kann die gezielte Integration von Nachhaltigkeitsaspekten zu spürbaren Geschäftsergebnissen führen. Dies unterstreicht auch Pranav Negi, Carbon Services Manager bei SGS:

„LCA offers businesses the ability to analyze environmental impacts in a holistic way, helping them optimize processes and reduce harm across multiple categories.“

Berücksichtigen Sie dabei auch wichtige EU-Regulierungen wie die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und den CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism). Dokumentieren Sie Ihre Methodik, Annahmen und Datenquellen stets systematisch. Egal, für welche Methode Sie sich entscheiden – nutzen Sie diese Wahl als Ausgangspunkt, um Ihre Nachhaltigkeitsstrategie kontinuierlich zu verbessern und an neue Anforderungen anzupassen.

FAQs

Wie finde ich heraus, ob eine Lebenszyklusanalyse (LCA) oder ein Produktkohlenstoff-Fußabdruck (PCF) besser zu meinem Produkt passt?

Die Entscheidung zwischen einer Lebenszyklusanalyse (LCA) und einem Produktkohlenstoff-Fußabdruck (PCF) hängt davon ab, was Ihr Unternehmen erreichen möchte. Eine LCA betrachtet die gesamten Umweltauswirkungen eines Produkts – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Entsorgung. Dabei werden Faktoren wie Wasserverbrauch, Energiebedarf und Abfallaufkommen analysiert. Der PCF hingegen konzentriert sich ausschließlich auf die CO₂-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Wenn Ihr Hauptziel die Senkung von Kohlenstoffemissionen ist, könnte der PCF die passendere Methode sein. Soll jedoch ein umfassenderes Bild der Umweltbelastung entstehen, bietet die LCA mehr Einblicke. Denken Sie auch an Ihre verfügbaren Ressourcen, die Branchenanforderungen und den Zugang zu relevanten Daten, um die Methode zu wählen, die Ihren Zielen am besten entspricht.

Welche Bedeutung haben die ISO-Standards 14040, 14044 und 14067 für LCA und PCF?

Die ISO-Normen 14040 und 14044 bilden das Rückgrat für die Durchführung von Lebenszyklusanalysen (LCA). Sie legen die Methodik fest, mit der die Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg bewertet werden. Ergänzend dazu fokussiert sich ISO 14067 speziell auf die Berechnung des Produkt-Kohlenstoff-Fußabdrucks (PCF), wobei der Schwerpunkt auf den Treibhausgasemissionen liegt.

Diese Normen sind unverzichtbar, um sicherzustellen, dass LCA- und PCF-Berechnungen einheitlich, nachvollziehbar und vergleichbar durchgeführt werden. Unternehmen profitieren doppelt: Sie können ihre Umweltziele gezielt angehen und gleichzeitig regulatorische Vorgaben erfüllen. Ein standardisierter Ansatz erhöht außerdem die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der Ergebnisse – sowohl intern als auch extern.

Wie profitieren Unternehmen von der Kombination aus Lebenszyklusanalyse (LCA) und Product Carbon Footprint (PCF)?

Die Kombination aus Lebenszyklusanalyse (LCA) und Product Carbon Footprint (PCF) bietet Unternehmen eine solide Basis, um ihre Umweltleistung umfassend zu bewerten und gezielt zu verbessern. Während die LCA den gesamten Lebenszyklus eines Produkts betrachtet – von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung –, konzentriert sich der PCF speziell auf die Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette.

Durch die Nutzung beider Ansätze können Unternehmen:

  • Klimaschutzmaßnahmen präzise planen, indem sie Emissionsquellen entlang der Produktions- und Lieferkette gezielt analysieren.
  • Optimierungsmöglichkeiten identifizieren, um Produkte und Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten.
  • Vertrauen und Transparenz schaffen, indem sie Stakeholdern klare, datenbasierte Nachhaltigkeitsziele präsentieren.

Diese Kombination ermöglicht es Unternehmen, ihre ökologischen und strategischen ESG-Ziele effizient umzusetzen und sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu etablieren.