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ESRS 2025: Von 1.144 auf 400 Datenpunkte – Welche bleiben für dein KMU? [Komplette Liste]

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Das Omnibus-Paket 2025 reduziert ESRS-Datenpunkte um –68%: von 1.144 verpflichtenden Datenpunkten auf ~400 in den ersten zwei Berichtsjahren. Aber: Welche 400 bleiben tatsächlich verpflichtend? Welche 744 fallen weg? Diese komplette Liste zeigt dir Datenpunkt für Datenpunkt, welche ESRS-Anforderungen für KMUs bleiben – und welche gestrichen wurden.

Wichtigste Vereinfachungen auf einen Blick:

  • Sektor-spezifische ESRS komplett gestrichen (–150 Datenpunkte je nach Branche)
  • ESRS E4 (Biodiversität) nur qualitativ bis 2026 (–50 quantitative Metriken)
  • Scope 3 stufenweise für Unternehmen bis 750 MA (Jahr 1 nur Scope 1+2)
  • Sozialstandards vereinfacht (Gender Pay Gap ohne Job-Level-Details, –30 Datenpunkte)
  • Lieferketten-Reporting reduziert (Fokus auf Tier 1 statt gesamter Wertschöpfungskette, –100 Datenpunkte)

Für wen gilt was? Nutze unseren Omnibus Quick-Check zur Bewertung deiner konkreten Berichtspflicht.

Die 12 ESRS Standards: Vorher/Nachher-Vergleich [Komplette Datenpunkt-Liste]

Diese Tabelle zeigt für jeden der 12 ESRS-Standards die exakte Datenpunkt-Reduktion durch das Omnibus-Paket. Zahlen basieren auf EFRAG Exposure Drafts Set 1 (2025) vs. ursprünglichen ESRS (2023).

ESRS Standard Ursprünglich (2023) Nach Omnibus (2025) Reduktion Was bleibt verpflichtend?
ESRS 1
Allgemeine Anforderungen
~40 Datenpunkte ~40 Datenpunkte 0% Keine Reduktion – methodisches Fundament bleibt vollständig
ESRS 2
Allgemeine Angaben
~200 Datenpunkte ~150 Datenpunkte –25% Governance, Strategie, IRO-Mapping bleiben – Details zu Stakeholder-Engagement vereinfacht
ESRS E1
Klimawandel
~180 Datenpunkte ~120 Datenpunkte –33% Scope 1+2 verpflichtend, Scope 3 stufenweise (bis 750 MA erst ab Jahr 2)
Wegfall: Detaillierte Scope 3.15 (Investitionen) für KMUs
ESRS E2
Umweltverschmutzung
~80 Datenpunkte ~40 Datenpunkte –50% Kernschadstoffe (NOx, SOx, Feinstaub) bleiben
Wegfall: Mikroplastik-Details, erweiterte Bodenverschmutzungs-Metriken
ESRS E3
Wasser & Meeresressourcen
~60 Datenpunkte ~30 Datenpunkte –50% Wasserverbrauch in wassergestressten Regionen bleibt
Wegfall: Detaillierte Meeresökosystem-Auswirkungen, Mikroplastik-Emissionen in Gewässer
ESRS E4
Biodiversität & Ökosysteme
~90 Datenpunkte ~20 Datenpunkte (qualitativ) –78% Nur qualitative Beschreibungen bis 2026
Wegfall (temporär): Alle quantitativen Biodiversitäts-Metriken (MSA.km², STAR-Scores)
ESRS E5
Ressourcennutzung & Kreislaufwirtschaft
~70 Datenpunkte ~35 Datenpunkte –50% Materialverbrauch, Abfallmengen nach Kategorien bleiben
Wegfall: Detaillierte Recyclingquoten pro Materialtyp, Design-for-Circularity-Metriken
ESRS S1
Eigene Belegschaft
~120 Datenpunkte ~70 Datenpunkte –42% Arbeitsunfallrate, Gender Pay Gap (ohne Job-Level-Details), Diversity Top-Management bleiben
Wegfall: Detaillierte Work-Life-Balance-Metriken, erweiterte Vergütungsanalyse
ESRS S2
Arbeitnehmer in Wertschöpfungskette
~100 Datenpunkte ~40 Datenpunkte –60% Fokus auf Tier-1-Lieferanten, Hochrisiko-Regionen bleiben
Wegfall: Detaillierte Tier-2/3-Berichterstattung, Living-Wage-Berechnungen für alle Lieferanten
ESRS S3
Betroffene Gemeinschaften
~70 Datenpunkte ~20 Datenpunkte –71% Nur bei direkten Community-Auswirkungen (Großstandorte) material
Wegfall: Rechte indigener Völker (außer bei direkter Betroffenheit), Economic Footprint
ESRS S4
Verbraucher & Endnutzer
~60 Datenpunkte ~30 Datenpunkte –50% Produktsicherheit, GDPR-Compliance, Greenwashing-Vermeidung bleiben
Wegfall: Detaillierte Barrierefreiheits-Metriken, erweiterte Zugänglichkeits-Analysen
ESRS G1
Unternehmensführung
~74 Datenpunkte ~50 Datenpunkte –32% Anti-Korruption, Lobbying-Transparenz, Geschäftsethik bleiben
Wegfall: Detaillierte Lieferantenbeziehungs-Metriken, erweiterte Zahlungspraktiken-Analysen
GESAMT ~1.144 Datenpunkte ~395 Datenpunkte –65.5% Fokus auf Kerndaten + stufenweiser Aufbau

Zusätzlich gestrichen: Alle branchenspezifischen ESRS (Sektor-ESRS) – weitere –150 Datenpunkte je nach Branche (z.B. Textil, Automobil, Landwirtschaft).

Für vollständige ESRS-Struktur siehe unseren ESRS Standards 2026 Komplett-Guide.

Praxis-Beispiele: Vorher/Nachher-Vergleich für die 3 wichtigsten KMU-relevanten ESRS

Beispiel 1: ESRS E1 (Klimawandel) – Von 180 auf 120 Datenpunkte

Ursprüngliche Anforderungen (2023):

  • E1-6: Scope 1, 2, 3 (alle 15 Kategorien) verpflichtend ab Jahr 1
  • E1-6.15: Detaillierte Scope 3.15 (Investitionen) inkl. Financed Emissions für alle Assetklassen
  • E1-9: Finanzielle Auswirkungen für alle identifizierten Klimarisiken (physisch + transitorisch)
  • Transition Plan (E1-1): Detaillierte Dekarbonisierungspfade für jede Geschäftseinheit

Nach Omnibus (2025):

  • E1-6: Scope 1+2 verpflichtend ab Jahr 1, Scope 3 erst ab Jahr 2 für Unternehmen bis 750 MA
  • E1-6.15: Financed Emissions nur für Finanzinstitute verpflichtend (KMUs ausgenommen)
  • E1-9: Finanzielle Auswirkungen nur für Top-3-Klimarisiken (statt alle identifizierten)
  • Transition Plan (E1-1): Konzern-weiter Plan ausreichend (keine Geschäftseinheiten-Details erforderlich)

Praktische Ersparnis für mittelständischen Maschinenbauer (400 Mitarbeiter):

  • Jahr 1: Keine Scope-3-Berechnung erforderlich (Ersparnis: 80-120 Stunden externe Beratung)
  • Keine detaillierten Financed Emissions (falls Beteiligungen vorhanden)
  • Fokus auf 3 Hauptrisiken statt 10+ identifizierte Klimarisiken (Ersparnis: 40-60 Stunden Risikoanalyse)
  • Gesamt-Zeitersparnis Jahr 1: 120-180 Stunden (~30.000-45.000 EUR externe Kosten)

Beispiel 2: ESRS S1 (Eigene Belegschaft) – Von 120 auf 70 Datenpunkte

Ursprüngliche Anforderungen (2023):

  • S1-14: Arbeitsunfallrate nach Job-Level, Geschlecht, Region
  • S1-16: Gender Pay Gap mit detaillierter Aufschlüsselung nach allen Job-Levels
  • S1-6: Diversity-Metriken für gesamte Belegschaft (Geschlecht, Alter, Ethnizität, Behinderung)
  • S1-13: Work-Life-Balance-Metriken (Arbeitsstunden, Überstunden, Remote-Work-Anteil) nach Kategorie

Nach Omnibus (2025):

  • S1-14: Arbeitsunfallrate gesamt (keine Aufschlüsselung nach Job-Level erforderlich)
  • S1-16: Gender Pay Gap Top-Management + Gesamt (keine detaillierte Job-Level-Analyse)
  • S1-6: Diversity-Metriken nur Top-Management (gesamte Belegschaft freiwillig)
  • S1-13: Work-Life-Balance-Metriken stark vereinfacht (nur Durchschnitts-Arbeitsstunden, keine Überstunden-Details)

Praktische Ersparnis für IT-Dienstleister (200 Mitarbeiter):

  • Keine Job-Level-Disaggregation erforderlich (HR-System-Anpassung entfällt)
  • Diversity-Reporting nur für ~10-20 Personen (Top-Management) statt 200 Mitarbeiter
  • Work-Life-Balance aus bestehenden Zeiterfassungssystemen ausreichend (keine neue Datenerfassung)
  • Gesamt-Zeitersparnis Jahr 1: 60-80 Stunden (~15.000-20.000 EUR interne/externe Kosten)

Beispiel 3: ESRS S2 (Lieferketten-Arbeitnehmer) – Von 100 auf 40 Datenpunkte

Ursprüngliche Anforderungen (2023):

  • S2-1: Richtlinien für gesamte Wertschöpfungskette (Tier 1, 2, 3)
  • S2-4: Due Diligence für alle Tier-Ebenen mit detaillierten Risikoanalysen
  • S2-5: Living Wage-Berechnungen für alle Produktionsländer
  • Forced Labor-Risiko-Screening für gesamte Lieferkette

Nach Omnibus (2025):

  • S2-1: Richtlinien fokussiert auf Tier 1 (direkte Lieferanten)
  • S2-4: Due Diligence nur Tier 1 + Hochrisiko-Tier-2 (z.B. Bangladesch Textil)
  • S2-5: Living Wage nur für Top-10-Lieferanten in Hochrisiko-Regionen
  • Forced Labor-Screening nur Hochrisiko-Lieferanten (nicht gesamte Lieferkette)

Praktische Ersparnis für Textilgroßhändler (150 Mitarbeiter, 50 Lieferanten):

  • Due Diligence für 50 Tier-1-Lieferanten statt 200+ gesamte Wertschöpfungskette
  • Living Wage nur für 10 Haupt-Lieferanten (statt alle 50)
  • "Nicht verfügbar"-Option bei unverhältnismäßigem Aufwand für Tier-2/3-Daten
  • Gesamt-Zeitersparnis Jahr 1: 100-150 Stunden (~25.000-40.000 EUR externe Lieferanten-Audits)

Die 5 größten Vereinfachungen im Detail

1. Sektor-ESRS komplett gestrichen (–150 Datenpunkte je nach Branche)

Was war geplant: Branchenspezifische ESRS für 40+ Sektoren (z.B. Textil, Automobil, Landwirtschaft, Bergbau) mit jeweils 50-150 zusätzlichen Datenpunkten.

Was bleibt: Nur die 12 sektorübergreifenden ESRS (E1-E5, S1-S4, G1) – keine branchenspezifischen Zusatzanforderungen.

Praktische Auswirkung: Textilunternehmen müssen z.B. keine spezifischen "Textil-ESRS" mit Forced-Labor-Details für alle Produktionsstätten berichten – generische S2-Anforderungen (Tier 1 Fokus) ausreichend.

2. ESRS E4 (Biodiversität) nur qualitativ bis 2026 (–50 Datenpunkte)

Was war geplant: Quantitative Biodiversitäts-Metriken ab Jahr 1 (MSA.km², STAR-Scores, Habitat-Verlust in ha).

Was bleibt: Nur qualitative Beschreibungen von Biodiversitäts-Auswirkungen bis 2026 – quantitative Metriken frühestens ab 2027.

Rationale: Methodische Unreife – kein standardisiertes "CO2 der Biodiversität" verfügbar. EU gewährt Zeit für Standard-Entwicklung.

3. Scope 3 stufenweise für Unternehmen bis 750 MA

Stufenplan:

  • Jahr 1: Nur Scope 1+2 verpflichtend
  • Jahr 2: + Scope 3 Upstream (Kategorie 1-8: eingekaufte Waren, Transport, Geschäftsreisen)
  • Jahr 3: + Scope 3 Downstream (Kategorie 9-15: Produktnutzung, End-of-Life, Investitionen)

Für pragmatische Scope-3-Bewertung nutze unseren Scope 3 Quick Check – zeigt innerhalb 10 Minuten deine größten Emissionsquellen.

4. Sozialstandards vereinfacht (–30 Datenpunkte gesamt)

ESRS S1 (Eigene Belegschaft):

  • Gender Pay Gap ohne Job-Level-Details (nur Top-Management + Gesamt)
  • Diversity nur Top-Management (gesamte Belegschaft freiwillig)
  • Work-Life-Balance-Metriken stark vereinfacht

ESRS S2 (Lieferketten-Arbeitnehmer):

  • Fokus auf Tier 1 + Hochrisiko-Tier-2 (nicht gesamte Wertschöpfungskette)
  • Living Wage nur Top-10-Lieferanten in Hochrisiko-Regionen
  • "Nicht verfügbar"-Option bei unverhältnismäßigem Aufwand

5. Lieferketten-Reporting massiv reduziert (–100 Datenpunkte)

Omnibus-Begrenzung: Große Unternehmen dürfen nicht unbegrenzt detaillierte Daten von KMU-Zulieferern fordern.

Praktisch für KMU-Zulieferer:

  • Scope-3-Datenanfragen auf "reasonable effort" begrenzt
  • "Nicht verfügbar"-Kennzeichnung erlaubt bei unverhältnismäßigem Aufwand
  • Keine detaillierten Tier-2/3-Daten erforderlich (nur Tier 1 Fokus)

Empfehlung trotz Begrenzung: Freiwilliges VSME-Reporting als proaktive Antwort auf Kundenanfragen schafft Wettbewerbsvorteil.

Was bleibt verpflichtend? Die 50 Kern-Datenpunkte für KMUs [Checkliste]

Trotz –68% Reduktion bleiben Kern-Datenpunkte verpflichtend. Diese Checkliste zeigt die 50 wichtigsten Datenpunkte, die fast alle CSRD-pflichtigen KMUs berichten müssen:

ESRS 2 – Allgemeine Angaben (15 Datenpunkte)

  1. Governance-Struktur für Nachhaltigkeit (GOV-1)
  2. Nachhaltigkeits-Risikoidentifikation (GOV-3)
  3. Geschäftsmodell-Beschreibung (SBM-1)
  4. Stakeholder-Engagement-Prozess (SBM-2)
  5. IRO-Mapping (Impacts, Risks, Opportunities) dokumentiert (IRO-1)
  6. Doppelte Materialitätsanalyse durchgeführt (IRO-1)
  7. Wesentliche ESRS identifiziert (IRO-1)
  8. Begründung für nicht-materielle ESRS (IRO-1)
  9. Nachhaltigkeitsziele (Targets) für materielle Themen (SBM-3)
  10. Verantwortlichkeiten für ESG-Management (GOV-1)
  11. Integration in Vergütungssysteme (GOV-3)
  12. Wertschöpfungsketten-Übersicht (SBM-1)
  13. Geografische Präsenz (SBM-1)
  14. Hauptprodukte/Dienstleistungen (SBM-1)
  15. Berichtsgrenzen und Konsolidierung (BP-1)

ESRS E1 – Klimawandel (12 Datenpunkte)

  1. Scope 1-Emissionen (E1-6)
  2. Scope 2-Emissionen (E1-6)
  3. Scope 3-Emissionen ab Jahr 2 (E1-6) – für Unternehmen bis 750 MA
  4. Transition Plan (E1-1): Dekarbonisierungsziele
  5. Klimarisiken identifiziert (physisch + transitorisch) (E1-9)
  6. Finanzielle Auswirkungen Top-3-Klimarisiken (E1-9)
  7. Energieverbrauch nach Typ (erneuerbar vs. fossil) (E1-5)
  8. Klimaanpassungsmaßnahmen (E1-1)
  9. SBTi-Alignment oder eigene Reduktionsziele (E1-4)
  10. GHG-Protokoll-konforme Berechnung (E1-6)
  11. Biogene Emissionen separat (E1-6)
  12. Avoided Emissions falls relevant (E1-7)

ESRS S1 – Eigene Belegschaft (8 Datenpunkte)

  1. Gesamtbelegschaft nach Geschlecht (S1-6)
  2. Arbeitsunfallrate (S1-14)
  3. Gender Pay Gap Top-Management + Gesamt (S1-16)
  4. Diversity Top-Management (Geschlecht, Alter) (S1-9)
  5. Schulungsaufwand pro Mitarbeiter (S1-13)
  6. Mitarbeiter-Repräsentation (Betriebsräte, Gewerkschaften) (S1-8)
  7. Arbeitsbedingungen-Richtlinien (S1-1)
  8. Maßnahmen für sichere Arbeitsumgebung (S1-14)

ESRS S2 – Lieferketten-Arbeitnehmer (5 Datenpunkte – nur bei Materialität)

  1. Lieferketten-Due-Diligence-Prozess (S2-4)
  2. Hochrisiko-Lieferanten identifiziert (S2-4)
  3. Forced Labor-Screening Tier 1 (S2-4)
  4. Living Wage Top-10-Lieferanten in Hochrisiko-Regionen (S2-5)
  5. Maßnahmen bei identifizierten Verstößen (S2-6)

ESRS G1 – Governance (10 Datenpunkte)

  1. Geschäftsethik-Richtlinien (G1-1)
  2. Anti-Korruptions-Maßnahmen (G1-3)
  3. Whistleblower-System (G1-1)
  4. Politisches Engagement und Lobbying (G1-4)
  5. Zahlungspraktiken gegenüber Zulieferern (G1-5)
  6. ESG-Verstöße und Vorfälle (G1-6)
  7. Sanktionen (Kartellrecht, Bestechung, Umwelt) (G1-6)
  8. Management von Lieferantenbeziehungen (G1-2)
  9. Compliance-Management-System (G1-1)
  10. Training zu Geschäftsethik (G1-1)

Wichtig: Dies sind die 50 Kern-Datenpunkte, die fast alle CSRD-pflichtigen Unternehmen berichten müssen. Je nach individueller Materialitätsanalyse können zusätzliche Datenpunkte aus E2-E5, S3-S4 hinzukommen – aber diese 50 bilden das Fundament.

Für strukturierte Materialitätsanalyse nutze das CSRD Materiality Screening mit EFRAG 2025 Matrix.

Von ESRS-Vereinfachungen zur strategischen Implementierung

Die –68% Datenpunkt-Reduktion schafft Raum zum Atmen – aber CSRD bleibt komplex. Diese Ressourcen helfen dir, die Vereinfachungen strategisch zu nutzen:

Für CSRD-pflichtige Unternehmen

1. Strukturierte CSRD-Implementierung mit Omnibus-Timeline
Unser CSRD-Bericht 2025: Inhalte, Fristen, Umsetzung zeigt konkrete Timelines für Phase 2/3 unter Berücksichtigung der ESRS-Vereinfachungen:

  • Jahr 1 (2025/2026): Materialitätsanalyse mit vereinfachten ESRS
  • Jahr 2 (2026/2027): Dateninfrastruktur für 400 statt 1.144 Datenpunkte
  • Jahr 3 (2027): Mock-Reporting mit stufenweisem Scope 3
  • Jahr 4 (2028): Go-Live mit optimierten Prozessen

2. Welche ESRS sind für mich material?
Trotz Vereinfachungen bleibt die Doppelte Materialitätsanalyse Kern der CSRD. Unser Guide zeigt, wie du mit Omnibus-Vereinfachungen die wirklich relevanten ESRS identifizierst.

3. Omnibus-Gesamtkontext verstehen
Die ESRS-Vereinfachung ist Teil des größeren EU Omnibus-Pakets 2025 – siehe dort für Schwellenwerte, Stop-the-Clock, Lieferketten-Begrenzungen.

Für nicht-pflichtige KMU (freiwillige Option)

4. VSME als vereinfachte Alternative
Nicht CSRD-pflichtig, aber Scope-3-Datenanfragen von Kunden? Der VSME-Standard bietet noch stärkere Vereinfachung:

  • VSME Basic: 30 Datenpunkte (vs. 400 ESRS nach Omnibus)
  • VSME Comprehensive: 50 Datenpunkte
  • Freiwillig nutzbar für proaktive Scope-3-Antworten

Unser VSME Praxis-Guide mit 5 Branchen-Fallstudien zeigt konkrete Kosten-Nutzen-Rechnungen.

Quick-Tools für pragmatische Erstbewertung

Fazit: ESRS-Vereinfachung als strategische Chance – mit klarer Prioritätensetzung

Die Reduktion von 1.144 auf ~400 Datenpunkte (–65.5%) ist faktische Entlastung – aber kein Freifahrtschein für Minimalismus. Die verbleibenden 400 Datenpunkte sind strategisch gewählt: Fokus auf Kerndaten (Scope 1+2, Governance, Arbeitsunfallrate) + stufenweiser Aufbau komplexerer Bereiche (Scope 3, Biodiversität, Lieferketten).

Kritische Fragen bleiben:

  • Sind 400 Datenpunkte wirklich "vereinfacht"? Für viele KMUs bleibt das erheblicher Aufwand.
  • Schafft Streichung von Sektor-ESRS Datenlücken bei branchenkritischen Risiken (z.B. Textil, Bergbau)?
  • Temporäre E4-Ausnahme (Biodiversität) = verlorenes Momentum bei kritischem Thema?

Aber: Ohne Omnibus-Vereinfachungen wäre CSRD für die meisten KMUs nicht umsetzbar gewesen. Die –68% sind pragmatischer Kompromiss zwischen Ambition und Realität.

Praktische Handlungsempfehlung

Phase-2-Unternehmen (Berichtsjahr 2027):

  1. Nutze Stop-the-Clock (+2 Jahre) für strukturierten Aufbau – nicht für Prokrastination
  2. Fokussiere Jahr 1 auf Kerndaten (ESRS 1+2, E1 Scope 1+2, S1, G1)
  3. Baue Scope-3-Infrastruktur parallel auf (auch wenn erst Jahr 2 verpflichtend)
  4. Erwarte weitere Anpassungen – Omnibus ist noch nicht finales Recht

Nicht-pflichtige KMU:

  1. Bewerte Scope-3-Exposition: Wirst du von CSRD-pflichtigen Kunden angefragt?
  2. Erwäge freiwilliges VSME-Reporting (30-50 Datenpunkte statt 400 ESRS)
  3. Nutze Quick-Tools für Erstbewertung (Scope 3, Materialität, Klimarisiko)
  4. Beobachte Omnibus-Finalisierung (erwartet Q1/Q2 2025)

Mit unserem CSRD-Implementierungs-Guide und den VSME-Praxisbeispielen könnt ihr den Prozess – von Gap-Analyse bis Audit-Vorbereitung – erfolgreich meistern.

FAQ: Die 5 wichtigsten Fragen zur ESRS-Vereinfachung

1. Bedeuten –68% Datenpunkte auch –68% weniger Aufwand?

Nein, nicht linear. Die Zeitersparnis liegt eher bei 30-40%, weil:

  • Materialitätsanalyse bleibt aufwändig (unabhängig von Datenpunkt-Anzahl)
  • Dateninfrastruktur-Aufbau ist Fixkosten (ESG-Software, Prozesse)
  • Externe Prüfung (Limited Assurance) bleibt verpflichtend

Aber: 30-40% Zeitersparnis = 50.000-150.000 EUR Kosteneinsparung in ersten 2 Jahren (externe Beratung, interne Ressourcen).

Next Step: Kalkuliere deine spezifische Ersparnis mit unserem CSRD-Implementierungs-Guide.

2. Welche Datenpunkte fallen konkret weg?

Siehe Tabelle oben für ESRS-by-ESRS-Breakdown. Die größten Reduktionen:

  • ESRS E4 (Biodiversität): –78% (nur qualitativ bis 2026)
  • ESRS S3 (Communities): –71% (nur bei direkter Betroffenheit material)
  • ESRS S2 (Lieferketten): –60% (Fokus auf Tier 1 statt gesamte Wertschöpfungskette)
  • Sektor-ESRS: –100% (komplett gestrichen)

Next Step: Verstehe alle 12 ESRS mit unserem ESRS Standards 2026 Komplett-Guide.

3. Gilt die Vereinfachung für alle CSRD-pflichtigen Unternehmen?

Ja, für erste 2 Berichtsjahre. Aber gestaffelt:

  • Phase 1 (NFRD-Unternehmen): Berichtsjahre 2024+2025 = vereinfachte ESRS
  • Phase 2 (große Unternehmen): Berichtsjahre 2027+2028 = vereinfachte ESRS
  • Phase 3 (börsennotierte KMU): Berichtsjahre 2028+2029 = vereinfachte ESRS

Ab Jahr 3: Allmähliche Erweiterung Richtung vollständige ESRS (aber nie zurück auf 1.144 Datenpunkte – einige Vereinfachungen bleiben permanent).

Next Step: Prüfe deine Phase mit Omnibus Quick-Check.

4. Sollte ich als nicht-pflichtiges KMU trotzdem ESRS-konforme Daten sammeln?

Nein – nutze VSME-Standard stattdessen. VSME ist speziell für nicht-pflichtige KMUs konzipiert:

  • VSME Basic: 30 Datenpunkte (statt 400 ESRS)
  • VSME Comprehensive: 50 Datenpunkte
  • ESRS-kompatibel (leichter Upgrade falls später CSRD-pflichtig)
  • Akzeptiert von CSRD-pflichtigen Kunden für Scope-3-Datenlieferung

Next Step: Bewerte VSME Basic vs Comprehensive mit VSME Praxis-Guide.

5. Sind die ESRS-Vereinfachungen endgültig oder vorübergehend?

Gemischt:

  • Permanent: Sektor-ESRS-Streichung, Lieferketten-Begrenzung, Sozialstandards-Vereinfachungen
  • Temporär (erste 2 Jahre): Scope-3-Stufenansatz, ESRS E4 nur qualitativ
  • Abhängig von Materialität: Viele Vereinfachungen greifen nur, wenn Thema als nicht-material eingestuft

Wichtig: Omnibus-Paket ist noch nicht finales Recht (Stand: Dezember 2025). Finale Verabschiedung erwartet Q1/Q2 2026 – Änderungen möglich.

Next Step: Beobachte Omnibus-Finalisierung und plane mit realistischem Puffer für potenzielle Anpassungen.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

ESG- und Nachhaltigkeitsberater mit Spezialisierung auf CSRD, VSME und Klimarisikoanalysen. 300+ Projekte für Unternehmen wie Commerzbank, UBS und Allianz.

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