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LCA & Carbon Footprint im Startup: Wann es sich lohnt – und wann nicht

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LCA (Lebenszyklusanalyse) und Carbon Footprint-Berechnungen können Startups helfen, ihre Umweltwirkungen zu verstehen und ihre Geschäftsmodelle zukunftssicher zu machen. Doch lohnt es sich immer?

  • In frühen Phasen: Oft schwierig, da fehlende Daten und Ressourcen die Analysen erschweren.
  • Im Wachstum: Regelmäßige Analysen und transparente Lieferketten schaffen Vorteile bei Investoren und Kunden.
  • Herausforderungen: Hohe Kosten, begrenzte Daten und fehlender Druck können den Nutzen schmälern.

Fazit: Der richtige Zeitpunkt und klare Ziele sind entscheidend, um mit LCA und Carbon Footprint-Analysen sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Erfolge zu erzielen.

Wann LCA und Carbon Footprint-Analysen sinnvoll sind

Nachhaltigkeit an die Startup-Phasen anpassen

Die Bedeutung von Lebenszyklusanalysen (LCA) und Carbon Footprint-Analysen hängt stark von der Entwicklungsphase eines Startups ab. Während in der Anfangsphase die strategischen Grundlagen gelegt werden, wird im Wachstum eine regelmäßige Anpassung dieser Ansätze immer wichtiger.

In der Pre-Seed-Phase sollten Gründer klare Nachhaltigkeitsziele formulieren und erste Überlegungen zu den Umweltauswirkungen ihres Produkts anstellen.

Seed-Stage-Startups können auf einfache LCA-Tools zurückgreifen, um Hotspots in ihrem Produktlebenszyklus zu identifizieren. Dabei hilft oft die Zusammenarbeit mit Universitäten oder Beratungsfirmen, um Zugang zu speziellem Fachwissen zu erhalten.

In der Wachstumsphase wird es notwendig, LCAs regelmäßig zu aktualisieren, transparente Lieferketten aufzubauen und umfassendere „Cradle-to-Grave“-Studien durchzuführen . Diese schrittweise Herangehensweise schafft eine solide Basis, um Nachhaltigkeitsmaßnahmen gezielt und effektiv umzusetzen.

Warum Startups auf Nachhaltigkeit setzen

Drei wesentliche Faktoren treiben die Einführung von LCA-Initiativen an: Anforderungen von Investoren, gesetzliche Vorgaben und die Positionierung am Markt.

Nachhaltigkeit als Investorenanforderung: Nachhaltiges Investieren wird immer relevanter. 85 % der Privatanleger interessieren sich für nachhaltige Anlagestrategien, und 52 % der weltweit verwalteten Vermögenswerte (ca. 35 Billionen US-Dollar) entsprachen 2022 ESG-Kriterien. Zwischen 2018 und 2020 stiegen nachhaltige Investitionen um 15 %.

Gesetzliche Vorgaben: Besonders in der EU nimmt die Verpflichtung zu, Umweltkennzahlen zu erheben und zu berichten .

Marktchancen: Nachhaltigkeit bietet Wettbewerbsvorteile. 96 % der Unternehmen berichten von wachsendem Kundeninteresse an nachhaltigen Produkten, und 80 % der Verbraucher sind bereit, für solche Produkte mehr zu bezahlen.

Einige Unternehmen zeigen bereits, wie Nachhaltigkeit erfolgreich umgesetzt werden kann: EcoMaterial Inc. entwickelte mithilfe von LCA einen Bio-Ziegel mit einem um 70 % reduzierten CO2-Fußabdruck. GreenPackaging Solutions brachte biologisch abbaubare Verpackungen auf den Markt, die sich innerhalb von 90 Tagen zersetzen. Solche Beispiele verdeutlichen, wie Nachhaltigkeit nicht nur die Umwelt, sondern auch das Wachstum eines Unternehmens positiv beeinflussen kann.

Nachhaltigkeit als Teil des Wachstums

Damit Nachhaltigkeit mit dem Unternehmenswachstum Schritt hält, braucht es einen klaren Plan. In vielen Branchen entstehen über 80 % der Umweltauswirkungen entlang der Lieferkette. Startups sollten daher von Anfang an darauf achten, dass ihre Lieferketten, Produktionsprozesse und Vertriebsstrategien mit ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmen.

Ein gelungenes Beispiel ist CleanEnergy Tech: Durch die Optimierung ihres Solarpanel-Designs mithilfe von LCA konnten sie die Lebensdauer ihrer Produkte verlängern und den Energieverbrauch in der Produktion reduzieren – mit einer positiven Umweltbilanz als Ergebnis.

Die Zusammenarbeit mit Kunden, Lieferanten und Investoren spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Transparenz ist entscheidend, um Vertrauen aufzubauen. Schließlich erwarten 81 % der Verbraucher, dass Unternehmen aktiv zum Umweltschutz beitragen. Für Startups, die wachsen möchten, ist es daher unerlässlich, ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen offen zu kommunizieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Wann LCA und Carbon Footprint-Analysen nicht lohnenswert sind

Herausforderungen für Startups in der Frühphase

In der Anfangsphase eines Startups können Lebenszyklusanalysen (LCA) und Carbon Footprint-Analysen oft ineffizient sein, vor allem, wenn es an Daten mangelt. Besonders problematisch wird es, wenn das Produkt noch in der Entwicklung steckt oder nur in kleiner Stückzahl produziert wird. Die fehlenden Grundlagen machen es schwierig, eine präzise Analyse durchzuführen.

Clara, Head of Communications bei Hedgehog, beschreibt die Situation treffend:

„In manchen Situationen ist es noch nicht möglich, eine vollständige LCA zu berechnen, weil sich das Produkt noch in einem zu frühen Stadium befindet oder die Produktion sehr kleinmaßstäblich ist. Dann ist es schwierig, sich vorzustellen und zu verstehen, wie beispielsweise der Energieverbrauch in einer größeren Produktionslinie aussehen würde."

Auch innovative oder experimentelle Materialien stellen eine Hürde dar, da für viele von ihnen keine etablierten Umweltdaten existieren. Zusätzlich kämpfen Startups oft mit finanziellen Engpässen und begrenzten personellen Ressourcen, die vorrangig in die Produktentwicklung und den Vertrieb fließen. Neben diesen internen Herausforderungen spielt auch der Druck von außen eine wichtige Rolle.

Geringer externer Druck

Nicht jedes Startup sieht sich einem hohen externen Druck in Sachen Nachhaltigkeit ausgesetzt. Gleichzeitig können die Ergebnisse einer LCA unterschiedlich interpretiert werden, was zu Missverständnissen führt – vor allem, wenn Stakeholder unterschiedliche Prioritäten setzen.

Kosten-Nutzen-Abwägung

Angesichts der internen Herausforderungen sollte auch der finanzielle Aufwand genau geprüft werden. Die Kosten für externe Berater und der interne Zeitaufwand belasten das Budget erheblich. Gleichzeitig werden Ressourcen gebunden, die dringend für zentrale Aufgaben wie die Produktentwicklung, das Marketing oder den Vertrieb benötigt werden.

Der Nutzen solcher Analysen ist oft schwer greifbar. Während etablierte Unternehmen durch gezielte Nachhaltigkeitsmaßnahmen Vorteile erzielen können, fehlen Startups häufig die Strukturen, um solche Maßnahmen effektiv umzusetzen. Der richtige Zeitpunkt spielt dabei eine entscheidende Rolle: Eine zu frühe Investition kann Ressourcen verschwenden, während ein zu spätes Handeln wertvolle Marktchancen kosten kann.

Lite LCA: How to Start Measuring Your Product Footprint (Fast + Without Experts)

Praktischer Leitfaden: Nachhaltigkeit mit Geschäftszielen verknüpfen

Nach den Herausforderungen der frühen Startup-Phase zeigt dieser Leitfaden, wie ihr nachhaltige Maßnahmen gezielt mit euren Geschäftszielen verbinden könnt.

Ein Framework für Entscheidungen

Die Entscheidung, ob LCA- (Lebenszyklusanalyse) und Carbon Footprint-Analysen sinnvoll sind, sollte strukturiert und durchdacht getroffen werden. Ein bewährtes Werkzeug dafür ist die SMARTS-Methode (Specific, Measurable, Achievable, Relevant, Time-Bound und Sustainable). Klare Ziele sind der erste Schritt: Führt Marktforschung durch, um die Erwartungen eurer Zielgruppe und regulatorische Anforderungen zu verstehen. Ein skalierbares Geschäftsmodell berücksichtigt von Anfang an sowohl die Produkteinführung als auch das Wachstum, wobei Ressourcen effizient genutzt werden.

Teilt Projekte in Meilensteine mit spezifischen Zielen, Deadlines und KPIs auf, um Nachhaltigkeitsmaßnahmen schrittweise umzusetzen. Gleichzeitig bleibt Flexibilität entscheidend, um auf Marktveränderungen, Feedback oder unerwartete Herausforderungen reagieren zu können. Ein gutes Risikomanagement hilft dabei, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Sobald der Rahmen steht, solltet ihr die passenden Tools auswählen, um eure Pläne umzusetzen.

Tools und Ressourcen für Startups

Startups können auf eine Vielzahl moderner Tools und Methoden zurückgreifen, um Nachhaltigkeitsanalysen effizient zu gestalten. Cloud-Computing-Lösungen bieten skalierbare Möglichkeiten zur Datensammlung und -analyse, während Projektmanagement-Tools die Teamarbeit strukturieren und verbessern. Ein gelungenes Beispiel ist Daphne Technology. Dieses Unternehmen, das sich auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen in schwer zu dekarbonisierenden Industrien spezialisiert hat, wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Swiss Economic Award 2023. Ihr Erfolg zeigt, wie strategische Planung zu messbaren Ergebnissen führen kann.

Wenn eure internen Ressourcen begrenzt sind, kann spezialisierte Beratung besonders hilfreich sein. Fiegenbaum Solutions bietet etwa Unterstützung in den Bereichen Lebenszyklusanalysen, ESG-Strategien und Impact-Modellierung – oft zu Konditionen, die den Budgets junger Unternehmen entgegenkommen. Ein weiteres inspirierendes Beispiel ist Waste Hero, ein dänisches Startup, das zusammen mit Django Stars eine Plattform entwickelt hat, um die Effizienz in der kommunalen Abfallwirtschaft zu steigern.

Ergebnisse mit begrenztem Budget erzielen

Ressourceneffizienz verbindet finanzielle Planung, operative Praxis und Umweltverantwortung. Maßnahmen wie Remote Work senken nicht nur Betriebskosten, sondern eröffnen auch den Zugang zu internationalen Talenten. Ein schlankes Inventarmanagement reduziert Lagerkosten und Abfall, während energieeffiziente Maßnahmen sowohl die Betriebskosten als auch den ökologischen Fußabdruck verringern.

Digitale Lösungen können ebenfalls helfen: Beekeeper optimiert die interne Kommunikation, während Nomoko mit fortschrittlichen Bildgebungstechnologien digitale Zwillinge erstellt, die physische Inspektionen überflüssig machen. Sharely zeigt, wie Ressourcen besser genutzt werden können – durch die Vermietung selten benötigter Gegenstände wird nicht nur Geld gespart, sondern auch die Umwelt geschont.

Die Integration von finanzieller, sozialer und ökologischer Verantwortung in den Geschäftsalltag ist entscheidend. Indem ihr erreichbare Meilensteine setzt, könnt ihr langfristige Ziele in machbare Schritte unterteilen .

Wie Alexa Parker, Gründerin und CEO von Crimson Park Digital, es treffend ausdrückt:

„Unsere Arbeit ist nie abgeschlossen – digitales Marketing erfordert ständige Innovation und kontinuierliches Wachstum."

Diese Haltung verdeutlicht, dass Nachhaltigkeit ein fortlaufender Prozess ist, der kontinuierliche Anpassung und Weiterentwicklung erfordert.

Fazit: Clevere Nachhaltigkeitsentscheidungen für Startups

Ob und wann sich LCA- und Carbon Footprint-Analysen lohnen, hängt von den individuellen Gegebenheiten eines Startups ab. Der richtige Zeitpunkt, der Kontext und der strategische Umgang mit begrenzten Ressourcen sind entscheidend, um langfristig erfolgreich nachhaltige Maßnahmen umzusetzen.

Ein genauer Blick auf die Auswirkungen solcher Maßnahmen bringt viele Vorteile mit sich – sei es, um Investoren zu überzeugen, sich im Markt besser zu positionieren oder intern fundierte Entscheidungen zu treffen. Oft gehen ökologische Verbesserungen Hand in Hand mit finanziellen Vorteilen. Wenn Nachhaltigkeit von Anfang an in die Unternehmensstruktur eingebettet wird, ist das Unternehmen besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet.

Gerade in Deutschland bietet die Startup-Landschaft spannende Möglichkeiten. Der deutsche VC-Markt legt traditionell großen Wert auf Climate Tech-Investitionen, was Startups mit nachhaltigen Geschäftsmodellen zusätzliche Finanzierungschancen eröffnet. Das zeigt: Nachhaltige Strategien zahlen sich nicht nur für die Umwelt aus, sondern auch wirtschaftlich.

Der Erfolg liegt in der Balance aus Ehrgeiz und Realismus. Startups, die Nachhaltigkeit frühzeitig in ihre Geschäftsstrategie einbinden, sparen später Zeit und Kosten. Gleichzeitig verschaffen sie sich klare Wettbewerbsvorteile und werden für Investoren attraktiver.

Wichtig ist, Nachhaltigkeit als einen dynamischen Prozess zu betrachten, der mit dem Unternehmen wächst. Die Wahl der Maßnahmen sollte dabei immer auf den aktuellen Entwicklungsstand des Unternehmens abgestimmt sein. So wird Nachhaltigkeit zum Motor für langfristigen Geschäftserfolg.

FAQs

Welche Vorteile können Startups in der Wachstumsphase durch LCA- und Carbon-Footprint-Analysen erzielen?

Durch den Einsatz von LCA- und Carbon-Footprint-Analysen können Startups in der Wachstumsphase zahlreiche Vorteile erzielen. Diese Methoden ermöglichen es, die Nutzung von Ressourcen effizienter zu gestalten, gesetzliche Vorgaben einzuhalten und gleichzeitig das Image der Marke zu stärken, indem das Engagement für Nachhaltigkeit sichtbar wird.

Darüber hinaus unterstützen solche Analysen dabei, umweltbewusste Investoren und Kunden anzusprechen – ein entscheidender Schritt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und Wachstum zu sichern. Besonders in Deutschland, wo das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, können diese Maßnahmen den Unterschied für den Erfolg eines Unternehmens ausmachen.

Wie können Startups mit begrenztem Budget dennoch sinnvolle Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergreifen?

Startups mit einem knappen Budget können mit einfachen und günstigen Maßnahmen viel für die Umwelt tun. Besonders effektiv sind Ansätze wie Energieeffizienz, Abfallvermeidung und nachhaltige Beschaffung. Diese Strategien erfordern oft nur geringe finanzielle Mittel, bieten aber deutliche Vorteile für die Umwelt.

Auch die Integration von Lösungen, die auf ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) basieren, kann dabei helfen, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu stärken – selbst bei begrenzten Ressourcen. Mit einem klaren Fokus auf praktische und durchdachte Maßnahmen können Startups langfristig einen positiven Unterschied machen, ohne ihr Budget zu überstrapazieren.

Wie beeinflussen Investorenanforderungen und gesetzliche Vorgaben die Entscheidung eines Startups, LCA- und CO₂-Fußabdruck-Analysen durchzuführen?

Investoren in Deutschland achten immer stärker auf nachhaltige Geschäftspraktiken, auch wenn diese Anforderungen bisher oft nicht verbindlich sind. Doch das könnte sich bald ändern. Mit regulatorischen Neuerungen wie der EU-CSRD, die strengere Berichtspflichten für Unternehmen einführt, steigen die Erwartungen. Für Startups bedeutet das: Wer wettbewerbsfähig bleiben will, sollte frühzeitig Maßnahmen wie Lebenszyklusanalysen (LCA) und CO₂-Fußabdruck-Analysen in Angriff nehmen.

Auch gesetzliche Vorgaben spielen eine zentrale Rolle. In Deutschland gibt es beispielsweise Vorschriften, die Lebenszyklusanalysen bei öffentlichen Bauprojekten verlangen. Solche Regelungen könnten Startups dazu bringen, nachhaltige Praktiken von Anfang an in ihre Prozesse zu integrieren. Damit erfüllen sie nicht nur rechtliche Anforderungen, sondern eröffnen sich auch neue Marktchancen.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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