Die EPP signalisiert Bereitschaft zur Kooperation mit rechten Fraktionen bei der Omnibus-Abstimmung im Oktober – das könnte CSRD-Schwellenwerte auf 3.000 Mitarbeiter und CSDDD auf 5.000 Mitarbeiter anheben.Für euch bedeutet das: Plant parallel für drei Szenarien, aber investiert jetzt in No-Regret-Moves wie Wesentlichkeitsanalyse und CO2-Bilanzierung. Denn ESG bleibt strategisch relevant – unabhängig davon, welche politische Fraktion gewinnt.
Die Abstimmung im EU-Parlament (geplant für Mitte Oktober 2025) wird über die Zukunft der EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung entscheiden. Drei Positionen stehen zur Wahl – mit drastisch unterschiedlichen Konsequenzen für eure ESG-Strategie.
Kriterium | Szenario 1: Ambitioniert (40% Wahrscheinlichkeit) |
Szenario 2: Pragmatisch (35% Wahrscheinlichkeit) |
Szenario 3: Minimalistisch (25% Wahrscheinlichkeit) |
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CSRD-Schwelle | 1.000 MA + 40 Mio. EUR | 1.000 MA + 50 Mio. EUR | 3.000 MA + 450 Mio. EUR |
CSDDD-Schwelle | 3.000 MA + 750 Mio. EUR | 5.000 MA + 1,5 Mrd. EUR | 3.000 MA + 450 Mio. EUR |
Klimatransitionspläne | Verpflichtend, vereinfacht | CSRD: Ja, CSDDD: Verschoben | Freiwillig oder gestrichen |
Zivilhaftung CSDDD | Ja, mit Obergrenzen | Nein (nationale Tort Laws) | Nein |
Gold-Plating | Erlaubt (mit Begründung) | Erlaubt (mit Konsultation) | Verboten |
Betroffene Unternehmen EU | ~15.000 (CSRD) ~5.000 (CSDDD) |
~12.000 (CSRD) ~500 (CSDDD) |
~2.000 (beide) |
Politische Koalition | EPP + S&D + Grüne | EPP + Liberale + Teile S&D | EPP + Rechte Fraktionen |
Die EPP (Europäische Volkspartei) ist mit 188 Sitzen die stärkste Fraktion im EU-Parlament. Für eine Mehrheit braucht es 353 Stimmen – die EPP muss also Koalitionen schmieden. Zwei Optionen stehen offen:
Option A: Zentrisches Bündnis (EPP + S&D + Grüne)
Ursula von der Leyen baute ihre zweite Amtszeit auf dieser Koalition auf. Sie führt zu Szenario 1 (Ambitioniert) oder Szenario 2 (Pragmatisch) – abhängig davon, wie viel die EPP den Sozialdemokraten entgegenkommt.
Option B: Rechts-Koalition (EPP + ID + ECR)
Informelle Voting-Listen deuten auf diese Variante hin. Sie führt zu Szenario 3 (Minimalistisch) – mit drastischen Schwellenerhöhungen und Gold-Plating-Verbot.
Investoren warnen: 211 institutionelle Investoren (6,6 Bio. EUR Assets under Management) haben in einem offenen Brief vor Verwässerung gewarnt: "Standardisierte ESG-Daten sind essentiell für fundierte Investitionsentscheidungen. Eine Reduzierung des Scopes schafft kritische Datenlücken."
NGO-Kritik: Sozialdemokraten und Grüne bezeichnen den EPP-Vorschlag als "Versuch, Europas Flaggschiff-Nachhaltigkeitsgesetze irrelevant zu machen". Die ECCJ (European Coalition for Corporate Justice) spricht von "Full-Scale Deregulation statt Simplification".
Wartet nicht auf die Oktober-Abstimmung. Startet jetzt mit No-Regret-Moves, die in allen drei Szenarien Sinn ergeben – und bereitet euch parallel auf szenario-spezifische Maßnahmen vor.
Zeitraum | Szenario 1: Ambitioniert | Szenario 2: Pragmatisch | Szenario 3: Minimalistisch |
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Jetzt - Okt 2025 | No-Regret-Moves umsetzen (siehe oben) | ||
Okt 2025 - Q1 2026 | CSRD-Detailplanung starten | CSRD-Detailplanung starten | VSME freiwillig prüfen |
Q1 - Q2 2026 | Scope-3-Erfassung beginnen | Scope-3-Erfassung beginnen | Kundenanfragen-Prozess etablieren |
H2 2026 - 2027 | Dry-Run CSRD-Bericht + Assurance-Vorbereitung | Dry-Run CSRD-Bericht | ESG marktgetrieben weiterentwickeln |
2028 | Erster CSRD-Bericht (wenn 1.000+ MA) | Erster CSRD-Bericht (wenn 1.000+ MA) | Kein Reporting (außer 3.000+ MA) |
Die Wahrscheinlichkeit direkter Berichtspflicht sinkt – aber ESG bleibt euer Wettbewerbsvorteil:
Prüft mit dem CSRD Materiality Screening, in welchen Szenarien ihr betroffen seid. Dann:
Investiert in Klimarisiko-Management – steigende CO2-Preise und Extremwetterereignisse betreffen euch unabhängig von Berichtspflichten.
LP-Erwartungen bleiben bestehen – nutzt das als Vorteil:
Die Omnibus-Diskussion verstellt den Blick auf die entscheidende Frage: Marktdynamik überholt Regulierung. Investoren, Banken und Kunden fordern ESG-Daten – egal welche Schwellenwerte das Parlament beschließt.
211 institutionelle Investoren haben gemeinsam vor Omnibus-Verwässerung gewarnt. Ihre Kernbotschaft: "Standardisierte ESG-Daten sind essentiell für fundierte Investitionsentscheidungen." Die Zahlen sprechen für sich:
ESG-Outperformance in Zahlen:
VC/PE-Perspektive: Limited Partners fordern ESG-Integration – unabhängig vom CSRD-Status eurer Portfolio-Unternehmen. Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) bleibt in Kraft, Article-8/9-Funds brauchen fundiertes ESG-Framework. Impact Carry wird zum Standard.
Banking-Perspektive: Die European Banking Authority (EBA) warnt, dass reduzierte CSRD-Scopes Banken kritische Daten vorenthalten würden – mit direkten Auswirkungen auf Kreditrisikobewertung. Unternehmen ohne ESG-Daten zahlen höhere Zinsen, unabhängig von Reporting-Pflichten.
Selbst im minimalistischen Szenario 3 bleiben tausende Großunternehmen CSRD-pflichtig. Diese fragen eure ESG-Daten ab – als Zulieferer müsst ihr liefern oder verliert Aufträge. Der Scope 3 Quick Check zeigt, welche Daten ihr bereithalten müsst.
Steigende CO2-Preise (EU ETS 2 ab 2027), Extremwetterereignisse und Stranded Assets betreffen alle Unternehmen – nicht nur berichtspflichtige. Wer Klimarisiken nicht managt, riskiert Wettbewerbsfähigkeit und Versicherbarkeit.
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gilt aktuell für Unternehmen mit 1.000+ Mitarbeitern. Die neue Bundesregierung (CDU-SPD) hat "Abschaffung" angekündigt – gemeint ist Harmonisierung mit der finalen EU-CSDDD, nicht ersatzlose Streichung.
Was das für euch bedeutet:
ESG-Förderung bleibt bestehen: Die 30% Superabschreibung für grüne Technologien und KfW-Programme bleiben unabhängig vom Omnibus – nutzt diese Anreize für freiwillige ESG-Investitionen.
Zeitpunkt | Ereignis | Eure Aktion |
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April 2025 | "Stop-the-Clock" beschlossen (CSRD Wave 2 um 2 Jahre verzögert) |
- |
Jetzt - Okt 2025 | Wartezeit bis Parlament-Abstimmung | No-Regret-Moves umsetzen |
Mitte Okt 2025 | Parlament-Abstimmung (JURI Committee) | Ergebnis analysieren, Szenario identifizieren |
Okt - Dez 2025 | Trilog-Verhandlungen (Kommission, Rat, Parlament) | Szenario-spezifische Detailplanung |
Q1 2026 | Finaler Text veröffentlicht | CSRD-Detailplanung starten (wenn betroffen) |
Q2 2027 | Nationale Umsetzung (12 Monate nach Veröffentlichung) | Scope-3-Erfassung, Dry-Run-Bericht |
2028 | Erste CSRD-Berichte für Wave 2 (delayed) | Erster CSRD-Bericht (wenn betroffen) |
Nein. Selbst im minimalistischen Szenario 3 bleiben größere Scale-ups und Mittelständler (3.000+ MA) betroffen. Wichtiger: Investoren, Kunden und Banken fordern ESG-Daten – unabhängig von Reporting-Pflichten. Fahrt modularen Ansatz: Grundlagen aufbauen (Wesentlichkeitsanalyse, CO2-Bilanz), Detailarbeit erst nach Oktober.
Kommt drauf an. Im Szenario 3 (EPP-Rechts) mit Gold-Plating-Verbot müsste Deutschland das LkSG aufheben. Im Szenario 1 oder 2 kann Deutschland das LkSG beibehalten. Die neue Bundesregierung hat "Abschaffung" angekündigt – gemeint ist Harmonisierung mit finaler EU-CSDDD, nicht ersatzlose Streichung.
Ja, mehr denn je. LP-Erwartungen und SFDR-Anforderungen bleiben bestehen – unabhängig vom CSRD-Status eurer Portfolio-Unternehmen. ESG wird zum Differenzierungsfaktor im Fundraising. Nutzt ESG-Scoring als Wettbewerbsvorteil.
Die No-Regret-Moves: Doppelte Wesentlichkeitsanalyse, CO2-Bilanzierung Scope 1+2, ESG-Governance, Value-Chain-Vorbereitung, Klimarisikobewertung. Diese Schritte zahlen sich in allen drei Szenarien aus – durch bessere Investor-Relations, Kundenakquise und Risikomanagement.
Nichts ist verloren. Aufgebaute Prozesse, Daten und Kompetenzen bleiben wertvoll für Investor-Relations, Kundenakquise und internes Management. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Berichtspflichten mittelfristig wieder steigen (politische Zyklen).
Wahrscheinlich vereinfacht. Kommission und Rat wollen sie beibehalten (mit Verzögerungen), EPP will sie freiwillig machen. Kompromiss: Klimatransitionspläne bleiben in CSRD Pflicht für berichtspflichtige Unternehmen, werden aber vereinfacht und an globale Standards (ISSB, TCFD) angelehnt.
Parallele Strategien: No-Regret-Moves sofort umsetzen, szenario-spezifische Details nach Oktober. Nutzt CSRD Materiality Screening, um eure Betroffenheit zu prüfen. Investiert in Grundlagen, die in allen Szenarien wertvoll sind.
Timeline: Parlament-Abstimmung Mitte Oktober 2025 → Trilog-Verhandlungen bis Ende 2025 → Finaler Text frühestens Q1 2026 → Nationale Umsetzung 12 Monate später. Nutzt die Zeit für No-Regret-Moves statt abzuwarten.
Die EPP steht vor einer Grundsatzentscheidung: Zentrisches Bündnis oder Rechts-Koalition? Die Antwort prägt Europas ESG-Landschaft für Jahre. Für euch bedeutet das: Strategische ESG-Integration darf nicht von politischen Mehrheiten abhängen.
Die wichtigsten Treiber – Investor-Erwartungen, Kundennachfrage, Klimarisiken, Talentgewinnung – bleiben unabhängig vom Omnibus-Ausgang bestehen. Unternehmen, die ESG als strategischen Hebel für Wachstum, Innovation und Risikomanagement nutzen, gewinnen – egal welche Fraktion in Brüssel die Mehrheit hat.
Wer jetzt in robuste ESG-Strukturen investiert, ist für alle drei Szenarien gerüstet – von minimaler Compliance (Szenario 3) über pragmatische Berichterstattung (Szenario 2) bis zu ambitionierter ESG-Integration (Szenario 1). Die Gewinner sind diejenigen, die ESG als strategischen Vorteil sehen, nicht als regulatorische Last.
Weiterführende Ressourcen: