Triple Top Line versus Lifecycle Assessment: Was misst Startup Impact besser?
Wie misst ihr den Impact eures Startups am besten? Zwei Ansätze stehen zur Auswahl: das Triple Top...
Von Johannes Fiegenbaum am 15.07.25 06:04
Impact Reporting wird im Venture Capital immer wichtiger, um finanzielle, soziale und ökologische Ergebnisse von Unternehmen messbar zu machen. Mit der Triple Top Line – Profit, People und Planet – entsteht ein klarer Fokus auf nachhaltige Wertschöpfung. Für euch als Investoren bedeutet das: Bessere Transparenz, gezielte KPI-Entwicklung und stärkere Wettbewerbsvorteile.
Wichtige Punkte:
Impact Reporting stärkt nicht nur Startups, sondern auch eure Position als Investoren. Gemeinsam mit euren Portfoliounternehmen könnt ihr messbare Erfolge erzielen und gleichzeitig gesellschaftliche Herausforderungen adressieren.
KPIs (Key Performance Indicators) sind zentrale Werkzeuge, um den Fortschritt eines Unternehmens in Bezug auf Geschäfts- und Impact-Ziele zu messen. Sie liefern datenbasierte Einblicke, die strategische Entscheidungen erleichtern und Verbesserungspotenziale aufzeigen können.
Im Bereich des Impact Reportings gehen KPIs über rein finanzielle Kennzahlen hinaus. Sie berücksichtigen auch spezifische gesellschaftliche und ökologische Aspekte. Dabei gilt: Es gibt keine Standardlösung. KPIs sollten immer individuell an die Ziele, die Branche und die Entwicklungsphase eines Unternehmens angepasst werden. Entscheidend ist, dass sie klar mit den Geschäfts- und Impact-Zielen verknüpft sind, um gezielte Maßnahmen zu ermöglichen.
Die Entwicklung von KPIs ist ein gemeinsamer Prozess, bei dem Startups und Venture-Capital-Investoren eng zusammenarbeiten. Dabei werden sowohl geschäftliche als auch gesellschaftliche Prioritäten berücksichtigt. Ein bewährter Ansatz ist das SMART-Framework (Specific, Measurable, Achievable, Relevant, Time-bound). Es hilft, klare und messbare Ziele zu definieren, die für alle Beteiligten nachvollziehbar sind.
Eine gemeinsame Zielsetzung ist dabei besonders wichtig. Sie schafft Klarheit und sorgt dafür, dass die Erwartungen aller Beteiligten aufeinander abgestimmt sind. Stufenweise Investitionen, die an KPI-Ergebnisse gekoppelt sind, können Risiken minimieren und Ressourcen effizient einsetzen. Beispiele für solche KPIs könnten sein:
Regelmäßige Überprüfungen und offene Kommunikation helfen, die KPIs bei Bedarf an veränderte Bedingungen anzupassen. Diese enge Zusammenarbeit bildet die Grundlage, um spätere Herausforderungen bei der KPI-Implementierung erfolgreich zu bewältigen.
Trotz sorgfältiger Planung können bei der Umsetzung von KPIs verschiedene Probleme auftreten. Eine der größten Herausforderungen ist die Sicherstellung der Datenqualität. Startups sollten daher robuste Verfahren zur Datenverwaltung einführen, um verlässliche Messungen zu gewährleisten.
Die Auswahl der passenden KPIs ist ebenfalls oft komplex. Es ist wichtig, sich auf aussagekräftige Kennzahlen zu konzentrieren, die einen echten Mehrwert bieten, anstatt nur leicht messbare Werte zu verfolgen.
Ein weiteres Problemfeld ist die Integration und Verwaltung von Daten. Investitionen in zuverlässige Systeme zur Datenerfassung sind oft unverzichtbar, um eine konsistente Messung sicherzustellen. Unrealistische Zielsetzungen können zudem zu Frustration führen. Deshalb sollten Startups sich auf eine überschaubare Anzahl von KPIs beschränken, um Überforderung zu vermeiden.
Auch die Akzeptanz innerhalb des Teams kann eine Hürde darstellen. Widerstände gegen Veränderungen lassen sich durch offene Diskussionen und eine aktive Einbindung der Belegschaft reduzieren. Schließlich besteht die Gefahr, sich zu sehr auf sogenannte Vanity-Metriken zu konzentrieren – also Kennzahlen, die zwar gut aussehen, aber wenig Aussagekraft für das tatsächliche Geschäftswachstum haben. Ein klarer Fokus auf relevante KPIs ist daher entscheidend.
Das Triple Top Line Framework bietet einen umfassenden Ansatz, um den Impact von Unternehmen ganzheitlich zu bewerten. Ursprünglich von Professor Braungart und Professor McDonough entwickelt, wurde es zuerst in der Produktentwicklung angewendet – mit dem Ziel, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Im Gegensatz zu rein finanziellen Ansätzen betrachtet dieses Framework drei gleichwertige Dimensionen: Ökonomie, die klassische Finanzkennzahlen wie Umsatz oder Gewinn abdeckt, Ökologie, die Umweltauswirkungen wie CO₂-Emissionen misst, und soziale Gerechtigkeit, die gesellschaftliche Indikatoren wie Arbeitsbedingungen oder Fairness einbezieht.
Der GET Fund setzt dieses Framework gezielt ein, um Investitionen zu bewerten. Für jedes Portfoliounternehmen werden dabei neun zentrale KPIs definiert, die die drei Dimensionen miteinander verbinden. Manche dieser Kennzahlen, wie etwa CO₂-Reduktionen, gelten für alle Investitionen, während andere individuell auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sind.
Der entscheidende Unterschied zwischen dem Triple Top Line Framework und klassischen Finanzkennzahlen liegt in der Perspektive. Während traditionelle Metriken wie IRR, Multiple on Invested Capital oder Time to Exit ausschließlich finanzielle Renditen messen, erweitert das Triple Top Line Framework die Sichtweise, indem es auch ökologische und soziale Wertschöpfung einbezieht.
Eine Studie der Harvard Business School unter der Leitung von Serafeim zeigt, wie relevant dieser Ansatz ist: Unternehmen, die schon in den 1990er Jahren systematisch ihre ESG-Performance gemessen haben, erzielten in den folgenden 18 Jahren bessere Ergebnisse als eine vergleichbare Kontrollgruppe. Während ESG-Kriterien ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit sicherstellen, sind die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) stärker ergebnisorientiert. Das Triple Top Line Framework hilft dabei, diese Ziele in konkrete Investitionsmöglichkeiten zu übersetzen und gleichzeitig die drei Dimensionen des Frameworks zu berücksichtigen.
Das Besondere am Triple Top Line Framework ist die Erkenntnis, dass wirtschaftlicher Erfolg, ökologische Fortschritte und soziale Verbesserungen nicht nur zusammenhängen, sondern sich gegenseitig verstärken können. Dieser Ansatz schafft Synergien, die über das hinausgehen, was traditionelle Geschäftsmodelle leisten.
Das Framework ist flexibel genug, um verschiedene Impact-KPIs zu integrieren, auch solche, die von anderen Investoren definiert wurden. Gleichzeitig ermöglicht es eine maßgeschneiderte Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens. Ziel ist es, ein nachhaltiges Wirtschaftssystem zu fördern, das nicht nur finanzielle Renditen liefert, sondern auch die Umwelt schützt und die Gesellschaft stärkt. Durch die gleichzeitige Maximierung der drei Dimensionen entstehen Wettbewerbsvorteile, die klassische Ansätze nicht bieten können.
Beispiele aus der Praxis verdeutlichen dies: People's Coffee sichert sich Marktvorteile, indem es Kleinbauern faire Preise zahlt und in deren Weiterbildung investiert. Green Toys Inc. stellt Spielzeug aus recyceltem Plastik her, reduziert damit Abfall und Energieverbrauch und bringt gleichzeitig nachhaltige Produkte auf den Markt.
Diese Beispiele zeigen, wie Unternehmen durch die Erfüllung sozialer und ökologischer Anforderungen ihre Marktposition stärken können. Für Venture-Capital-Geber bietet das Framework zudem ein wertvolles Instrument, um in der Due-Diligence-Phase sowie während der Investitionsbegleitung fundierte Entscheidungen zu treffen.
Effektive KPIs entstehen, wenn sie gemeinsam mit den Portfoliounternehmen erarbeitet werden. So werden die Metriken nicht nur präziser, sondern auch von allen Beteiligten akzeptiert. Nach der Festlegung der strategischen Grundlagen erfolgt die konkrete Entwicklung der KPIs in strukturierten Workshops.
Strukturierte Workshops sind das Herzstück einer erfolgreichen KPI-Entwicklung. Der entscheidende Faktor ist, alle relevanten Stakeholder von Anfang an einzubeziehen. Eli Holder von 3iap bringt es auf den Punkt:
"KPIs are more effective when they're co-created, [with] both top-down and bottom up [involvement]. Co-creation has two benefits: (a) more input leads to more robust, effective metrics, and (b) it's much easier for your team, board and investors to buy in to KPIs when they helped define them."
In diesen Workshops arbeiten Gründer, Führungsteams und Investoren zusammen, um die Geschäftsziele und die angestrebten Wirkungen des Startups zu klären. Dabei hilft die bewährte SMART-Methodik, um sich auf wenige, aussagekräftige KPIs zu konzentrieren. William Cannon von Signaturely empfiehlt:
"Follow the SMART philosophy - KPIs should be specific, measurable, achievable, relevant and time-bound. Define trackable KPIs and focus only on them to avoid data overload."
Der Fokus liegt darauf, nicht alle verfügbaren Daten zu verfolgen, sondern pro Ziel ein bis zwei zentrale Kennzahlen zu definieren. Diese bewusste Einschränkung verhindert Datenüberflutung und sorgt dafür, dass ihr euch auf die wirklich entscheidenden Metriken konzentriert.
Sobald die KPIs definiert sind, stehen oft technische und organisatorische Herausforderungen im Raum. Startups haben häufig mit begrenzten Ressourcen, Datenqualität und der Interpretation der KPIs zu kämpfen. Doch mit einem systematischen Ansatz lassen sich diese Hürden meistern.
Ein Beispiel liefert Wayfair, das mithilfe von KI-gestützten Analysen seine "Lost Sales"-KPI überarbeitet hat. Dabei wurde erkannt, dass ein vermeintlich verlorener Verkauf oft dazu führte, dass Kunden ein anderes Produkt aus derselben Kategorie kauften. Diese Erkenntnis führte zu einer neuen KPI, die kategoriebasierte Verkaufsretention bei Preisänderungen misst und so zu besseren Produktempfehlungen beiträgt.
Ein anderer Ansatz kommt von Tokopedia, einem Marktplatz aus Indonesien. Das Unternehmen nutzt algorithmische Analysen von Händler- und Kundendaten, um die Qualität der Händler zu bewerten. Dieses System verbessert den Kundenservice und die Effizienz des Marktplatzes, indem es Kunden mit zuverlässigen Händlern verbindet und schwächeren Händlern bei der Optimierung ihrer Prozesse hilft.
Klare Verantwortlichkeiten sind besonders für Startups mit knappen Ressourcen entscheidend. Olivia Tan von CocoFax erklärt:
"Assign accountability for each KPI. KPIs are a crucial tool for tracking success, but if someone is accountable for tracking and reporting on them, they are more likely to be implemented. An extra benefit is that the responsible party is more likely to want the action to succeed rather than tolerate poor results."
Ein gutes Beispiel hierfür ist Schneider Electric, das ein Performance Management Office (PMO) innerhalb des Datenteams eingerichtet hat. Dieses überwacht die Einhaltung von Performance-Standards und stellt sicher, dass KPIs an sich verändernde Ziele und neue Messmöglichkeiten angepasst werden. Hervé Coureil, Chief Governance Officer bei Schneider Electric, betont:
"We want our KPIs to evolve over time because we don't want to drive our business on legacy or vanity metrics."
Diese Ansätze lassen sich auch auf die Bedingungen des deutschen Marktes übertragen.
Externe Beratung kann den Prozess der KPI-Entwicklung beschleunigen und professionalisieren. Fiegenbaum Solutions unterstützt Startups und VCs bei der Entwicklung maßgeschneiderter Metriken, die sowohl strategische Ziele als auch regulatorische Anforderungen berücksichtigen.
Die Expertise solcher Berater ist besonders bei der Integration von Lifecycle-Assessments und der Verknüpfung von ESG-Kriterien mit operativen Kennzahlen wertvoll. Johannes Fiegenbaum bringt sowohl regulatorisches Wissen als auch unternehmerische Perspektiven ein, um KPIs zu entwickeln, die nicht nur den Anforderungen entsprechen, sondern auch geschäftlich relevant sind.
Mike Chappell von FormsPal hebt hervor, wie wichtig klar definierte, messbare Ziele sind:
"Meaningful performance measurements begin with quantifiable objectives. Your objective must be stated clearly and precisely enough that you can see how you would recognize it when it becomes a reality. Determine if your present objectives are quantifiable, and then apply this formula to create measurable objectives."
Berater können auch beim Benchmarking und der Identifikation branchenspezifischer Best Practices unterstützen. Das ist besonders wichtig, da KPIs regelmäßig an neue Geschäftsbedingungen angepasst werden müssen.
Die Zusammenarbeit mit Experten hilft Startups, von Anfang an professionelle Strukturen für das Datenmanagement zu schaffen. Das legt die Basis für skalierbare Messsysteme und erleichtert spätere Finanzierungsrunden oder Exits, bei denen belastbare Daten zunehmend entscheidend sind.
Die strategische Umsetzung von Impact Reporting baut auf der gemeinsamen Entwicklung von KPIs auf und erfordert eine durchdachte Herangehensweise. Dabei müssen sowohl die Anforderungen der VCs als auch die Möglichkeiten der Portfoliounternehmen berücksichtigt werden. Richtig eingesetzt, schafft Impact Reporting echten Mehrwert für beide Seiten.
Es kann verlockend sein, alle verfügbaren Daten zu erfassen, doch hier gilt: Weniger ist oft mehr. Erfolgreiche VCs konzentrieren sich auf eine Auswahl klar definierter, strategisch relevanter KPIs. Standardisierte Vorlagen können diesen Prozess deutlich vereinfachen.
Entscheidend ist, dass die KPIs zur Geschäftsstrategie passen. Microsoft beispielsweise misst nicht nur die Reduktion von Emissionen (Outputs), sondern auch die daraus resultierenden Vorteile für die Umwelt (Outcomes). Dieser Ansatz zeigt, wie Impact Reporting von der bloßen Erfassung von Aktivitäten zu einer Bewertung tatsächlicher Ergebnisse übergeht.
Das Impact Investing Institute rät:
„Aim for good.“
Perfektion ist dabei nicht das Ziel. Vielmehr sollten VCs auf eine praktikable und aussagekräftige Messung setzen. Eine Theory of Change hilft, Impact-Ziele in konkrete, messbare Ergebnisse zu übersetzen und den Prozess zu strukturieren. Diese Fokussierung erleichtert es zudem, regulatorische Anforderungen zu erfüllen.
Neben der Konzentration auf zentrale KPIs müssen auch alle relevanten Regulierungen eingehalten werden. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die EU-Taxonomie stellen neue Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Hierbei sollten VCs ihre Portfoliounternehmen unterstützen, diese Anforderungen umzusetzen, ohne sie zu überfordern.
Die Orientierung an etablierten Standards wie GRI, SASB und TCFD ist hierbei entscheidend. Solche Frameworks helfen nicht nur bei der Einhaltung regulatorischer Vorgaben, sondern erleichtern auch den Vergleich zwischen Unternehmen. Das IRIS+ System von GIIN bietet zudem kostenfreie Leitlinien zur Entwicklung von Impact-KPIs, die zwischen Unternehmen, Fonds und Anlageklassen vergleichbar sind.
Die Qualität und Verlässlichkeit der Daten sind das Fundament glaubwürdiger ESG-Berichte. VCs sollten daher sicherstellen, dass die Datenquellen robust und überprüfbar sind. Ein Beispiel dafür liefert Danone, das finanzielle und Impact-Performance als miteinander verbundene Aspekte der Unternehmensgesundheit in seinen Berichten integriert.
Effiziente Softwarelösungen können den Aufwand für Datensammlung und -organisation erheblich reduzieren. Dadurch wird die Impact-Messung zu einem festen Bestandteil der Dienstleistung. Ebenso wichtig ist die Einbindung von Stakeholdern: Regelmäßiges Feedback und die Überprüfung der ESG-Praktiken stellen sicher, dass die Berichterstattung langfristig den Anforderungen entspricht. Neben der Einhaltung von Vorschriften ist auch eine transparente Kommunikation ein zentraler Erfolgsfaktor.
Über die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hinaus spielt Transparenz eine Schlüsselrolle. Sie schafft Vertrauen und stärkt die Beziehung zwischen VCs und ihren Portfoliounternehmen. Patagonia zeigt dies mit seinem Environmental Impact Assessment Program, das öffentlich sowohl positive Beiträge als auch bestehende Umweltschäden offenlegt.
VCs sollten ihre Portfoliounternehmen dort abholen, wo sie auf ihrer Impact-Messungsreise stehen. Ein gutes Beispiel ist die Jane Addams Resource Corporation (JARC), die eine kompakte Visualisierung entwickelt hat. Diese zeigt zentrale Informationen wie Teilnehmerdemografie, Abschlussquoten und finanzielle Ergebnisse auf einen Blick.
Impact-Messung verläuft oft nicht linear. TOMS hat sein Reporting von der reinen Zählung gespendeter Schuhe hin zur Messung von Verbesserungen in Bereichen wie Kindergesundheit, Bildungszugang und Gemeinschaftswohl weiterentwickelt. Unternehmen wie Mentor California und die National Federation of State High School Associations (NFHS) setzen ebenfalls auf transparente Kommunikation, etwa durch öffentlich zugängliche Impact-Dashboards.
Impact Reporting sollte letztlich als Werkzeug zur kontinuierlichen Verbesserung und besseren Entscheidungsfindung verstanden werden. Die hier beschriebenen Ansätze schaffen die Grundlage für fundierte Investitionen und langfristigen Erfolg.
Impact Reporting entwickelt sich im deutschen Venture-Capital-Markt von einer optionalen Maßnahme hin zu einem zentralen Erfolgsfaktor. Regulatorische Anforderungen, veränderte Präferenzen der Investoren und technologische Fortschritte gestalten die Investitionslandschaft neu – sowohl für VCs als auch für ihre Portfoliounternehmen. Diese Trends bauen direkt auf den zuvor beschriebenen Strategien zur Implementierung auf.
Die sogenannte Triple Top Line zeigt besonders in einem Umfeld, das verstärkt auf nachhaltige Renditen setzt, ihre Stärke. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 12,35 Milliarden Euro in Impact Investments investiert. Diese Zahl verdeutlicht den Wandel, bei dem finanzielle und gesellschaftliche Ziele zunehmend miteinander verknüpft werden. Tobias Huzarski von Commerz Real bringt diesen Ansatz auf den Punkt:
"Eine zentrale Herausforderung unserer Zeit ist es, Kapital ökologisch wirksam einzusetzen. Komplexe Herausforderungen wie der Klimawandel erfordern gemeinsames Handeln – deshalb wollen wir ökologisch impact-orientiertes Investieren fördern."
Die Auswirkungen dieser Entwicklungen sind auch bei Exits und Folgefinanzierungen deutlich spürbar. Der deutsche Venture-Capital-Markt zeigt eine klare Verschiebung hin zu impact-orientierten Investments. Im Jahr 2024 flossen rund 2,2 Milliarden Euro in Startups aus dem Software- und Analytikbereich, während der Gesundheitssektor ein Investitionsvolumen von 958 Millionen Euro erreichte. Investoren bevorzugen zunehmend Unternehmen, die eine nachweisbare Erfolgsbilanz vorweisen können. Impact Reporting wird damit zu einem entscheidenden Unterscheidungsmerkmal. Fonds wie BonVenture in München, The World Fund in Berlin oder Planet A zeigen, wie spezialisierte Impact-VCs gezielt in Bereiche wie Bildung, erneuerbare Energien und Green-Tech investieren.
Regulatorische Entwicklungen und technologische Innovationen treiben diesen Wandel zusätzlich voran. Der Future Fund-Benchmark setzt auf die Einhaltung ethischer, sozialer und ökologischer Standards und schließt Sektoren aus, die nicht den ESG-Kriterien der KfW entsprechen. Gleichzeitig optimieren KI-gestützte Tools die Energienutzung, ermöglichen vorausschauende Wartung und verbessern die CO₂-Bilanzierung. Der Climate-Tech-Sektor wird bis 2025 auf ein Marktvolumen von 37,51 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll bis 2035 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 24,6 % weiter expandieren.
Für VCs, die schon heute in umfassende Impact-Reporting-Systeme investieren, bietet sich die Chance, sich optimal für eine Zukunft zu positionieren, in der messbare Wirkung genauso wichtig ist wie finanzielle Renditen. Die Triple Top Line liefert dabei einen klaren Rahmen, um diese komplexen Anforderungen systematisch zu erfüllen und langfristig erfolgreich zu sein.
Venture-Capital-Investoren können das Triple Top Line Framework erfolgreich umsetzen, indem sie bei ihren Investitionen gezielt die drei zentralen Bereiche – Ökonomie, Ökologie und Soziales – in Einklang bringen. Der Schlüssel liegt darin, gemeinsam mit den Startups spezifische KPIs zu entwickeln, die messbare Einblicke in die wirtschaftliche Leistung, den ökologischen Einfluss und die soziale Wirkung geben.
Dieser Ansatz ermöglicht eine umfassende Bewertung der Startups und unterstützt Investoren dabei, Portfolios zu schaffen, die nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich und ökologisch zukunftsfähig sind. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Gründerteams können die KPIs praxisnah gestaltet und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Auf lange Sicht steigert dies nicht nur den finanziellen Erfolg der Investments, sondern macht sie auch gesellschaftlich relevanter und attraktiver – sei es für Folgefinanzierungen oder einen erfolgreichen Exit.
Regulatorische Rahmenwerke wie die EU-Taxonomie und die SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) sind entscheidend für das Impact Reporting. Sie setzen klare Maßstäbe für nachhaltige Investitionen und die Offenlegung von ESG-Daten (Umwelt, Soziales und Governance). Diese Standards schaffen mehr Transparenz und ermöglichen eine bessere Vergleichbarkeit – ein Vorteil sowohl für Investoren als auch für Startups, die dadurch fundiertere Entscheidungen treffen können.
Für Venture-Capital-Gesellschaften bieten diese Regelungen die Chance, die Glaubwürdigkeit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu untermauern und potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen. Gleichzeitig bringen sie Herausforderungen mit sich, etwa den Zugang zu verlässlichen Daten oder die Abstimmung mit Co-Investoren. Wer diese Vorgaben jedoch aktiv in sein Impact Reporting integriert, kann langfristig nicht nur den eigenen Mehrwert steigern, sondern sich auch im Markt besser positionieren.
Startups und VCs können gemeinsam sinnvolle KPIs entwickeln, indem sie eng zusammenarbeiten und dabei sowohl geschäftliche als auch gesellschaftliche Ziele im Blick behalten. Ein iterativer Ansatz bietet sich hier besonders an: In Workshops werden gemeinsam messbare und umsetzbare KPIs erarbeitet, die soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte miteinander verbinden – ganz im Sinne des Triple Top Line Framework.
Dabei ist es entscheidend, dass die KPIs nicht nur die spezifischen Ziele des Startups abbilden, sondern auch den Einfluss auf Investoren und die Gesellschaft messbar machen. Eine enge Abstimmung mit allen relevanten Stakeholdern sorgt dafür, dass die KPIs praxisnah bleiben und den tatsächlichen Einfluss widerspiegeln. Dadurch wird Impact Reporting nicht als lästige Bürokratie wahrgenommen, sondern als strategisches Instrument mit echtem Mehrwert.
Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.
Zur PersonWie misst ihr den Impact eures Startups am besten? Zwei Ansätze stehen zur Auswahl: das Triple Top...
Nachhaltigkeit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr – sie ist entscheidend, um Investoren zu...