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15 min Lesezeit

Triple Top Line versus Lifecycle Assessment: Was misst Startup Impact besser?

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Wie misst ihr den Impact eures Startups am besten? Zwei Ansätze stehen zur Auswahl: das Triple Top Line (TTL)-Framework und die Lifecycle Assessment (LCA)-Methode. Beide haben unterschiedliche Schwerpunkte und eignen sich je nach Zielsetzung und Ressourcen.

  • TTL: Bewertet wirtschaftliche, soziale und ökologische Werte ganzheitlich. Ideal für Startups, die umfassende Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln wollen.
  • LCA: Fokussiert auf die Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus. Perfekt für produktorientierte Startups mit technischem Fokus.

Quick Comparison:

Kriterium TTL LCA
Fokus Ganzheitliche Wertschöpfung Umweltauswirkungen
Zielgruppe Breiter Stakeholderkreis Technische Zielgruppen
Datenaufwand Mittel bis hoch, flexibel Hoch, standardisiert
Regulatorische Basis Keine spezifischen Standards ISO 14040/14044 Standards

Fazit: Wählt TTL für strategische Weitsicht und LCA für präzise ökologische Analysen. Beide Methoden helfen, die steigenden Anforderungen durch EU-Vorgaben wie CSRD zu erfüllen. Entscheidet euch frühzeitig für den passenden Ansatz, um eure Nachhaltigkeitsziele effektiv zu erreichen.

Triple Top Line Framework: Messung aller 3 Wertarten

Wie der Triple Top Line-Ansatz funktioniert

Das Triple Top Line Framework integriert wirtschaftliche, ökologische und soziale Wertschöpfung in die Strategieentwicklung. Es wird als fraktales Dreieck dargestellt und reduziert die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele auf 9 zentrale Fragen, aus denen messbare KPIs abgeleitet werden können . Diese Herangehensweise hilft Startups, komplexe Nachhaltigkeitsthemen in klar umsetzbare Geschäftsentscheidungen zu übersetzen. Dabei wird deutlich, dass wirtschaftliches Wachstum, Verbesserungen für die Umwelt und gesellschaftlicher Mehrwert Hand in Hand gehen können.

Ein konkretes Beispiel zeigt, wie dies in der Praxis funktioniert: Luxexcel stellt Brillengläser mittels 3D-Druck her. Dabei werden keine toxischen Materialien eingesetzt, und der Produktionsabfall wird deutlich reduziert. Darüber hinaus optimiert das Unternehmen seine Transportwege, wodurch weniger CO₂-Emissionen entstehen.

Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht über mögliche KPIs für die verschiedenen Wertdimensionen:

Fraktal Beispielfrage Konkrete Kennzahl/KPI
Ökonomie Kann ich mein Produkt gewinnbringend herstellen? Umsatz, Gewinnmarge
Ökonomie/Gerechtigkeit Verdienen Mitarbeiter einen existenzsichernden Lohn? Durchschnittslohn, Mitarbeiterbenefits
Gerechtigkeit Verbessert die neue Fabrik die Lebensqualität aller Stakeholder? Community-Investitionen, Stakeholder-Zufriedenheit
Ökologie Befolgen wir die Gesetze der Natur? Schaffen wir Lebensraum? Biodiversitäts-Impact, Habitat-Schaffung
Ökologie/Ökonomie Ist unsere ökologische Strategie wirtschaftlich tragfähig? Ressourceneffizienz, Abfallreduzierung

Diese integrative Methode eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, wie das folgende Beispiel und die anschließende Analyse zeigen.

Vorteile der TTL-Nutzung

Das TTL-Framework bietet Startups die Möglichkeit, ihre KPIs individuell an ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Diese Flexibilität ist besonders in einem komplexen regulatorischen Umfeld von Vorteil.

Ein gutes Beispiel hierfür ist asgoodasnew. Das Unternehmen bereitet gebrauchte Smartphones, Tablets und Notebooks auf und verkauft sie weiter. Durch die Verlängerung der Lebensdauer dieser Geräte sparen Verbraucher Geld, und pro Gerät werden bis zu 50 kg CO₂-Emissionen im Vergleich zur Neuproduktion eingespart.

Eine Studie der Harvard Business School von Serafeim belegt zudem, dass Unternehmen, die bereits in den 1990er Jahren begannen, ihre ESG-Performance zu messen, in den folgenden 18 Jahren eine bessere Entwicklung zeigten.

Auch der GreenPrint Business of Sustainability Index 2022 unterstreicht die Relevanz: 69 % der Befragten gaben an, dass die Umweltfreundlichkeit eines Produkts ihre Kaufentscheidung beeinflusst, und 78 % zeigten Interesse am Kauf von Produkten umweltfreundlicher Unternehmen.

Nachteile und Herausforderungen von TTL

Trotz der Vorteile gibt es auch Herausforderungen. Die Wahl der KPIs kann subjektiv sein, was zu uneinheitlichen Messungen führt, wenn Teams unterschiedliche Prioritäten setzen oder die drei Wertdimensionen unterschiedlich interpretieren.

Für Startups stellen finanzielle Einschränkungen eine besondere Hürde dar. Die Erfassung sozialer und ökologischer Auswirkungen erfordert oft spezialisierte Tools und Fachwissen, was zusätzliche Ressourcen bindet. Widerstände innerhalb des Teams können die Einführung nachhaltiger Praktiken zusätzlich erschweren.

Ein Beispiel für die Komplexität solcher Ansätze ist Novihum. Das Unternehmen bietet einen patentierten Bodenverbesserer an, der auf modifizierter Braunkohle und anderen natürlichen Substanzen basiert. Das Produkt kann unfruchtbare Böden in produktive Flächen verwandeln und die Aufforstung in trockenen Regionen fördern. Doch die Messung solcher weitreichenden ökologischen Effekte erfordert aufwendige Bewertungsmethoden.

Ein weiteres Hindernis ist das Benchmarking. Die individuelle Anpassung der KPIs an die Bedürfnisse eines Unternehmens erschwert den Vergleich mit branchenüblichen Standards.

John Elkington, der Begründer des Triple Bottom Line-Konzepts, mahnt:

"To truly shift the needle, however, we need a new wave of TBL innovation and deployment. None of these sustainability frameworks will be enough, as long as they lack the suitable pace and scale - the necessary radical intent - needed to stop us all overshooting our planetary boundaries."

Diese Herausforderungen werden in den nächsten Abschnitten im Vergleich zu alternativen Ansätzen näher beleuchtet.

Lifecycle Assessment: Messung des Produktimpacts

Was LCA ist und wie es funktioniert

Die Lebenszyklusanalyse (Lifecycle Assessment, LCA) ist eine standardisierte Methode, um die Umweltauswirkungen eines Produkts, Prozesses oder einer Dienstleistung über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg zu bewerten. Sie basiert auf den ISO-Standards 14040 und 14044 und umfasst alle Phasen – von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung.

Der LCA-Prozess gliedert sich in vier zentrale Schritte: Ziel- und Anwendungsbereichsdefinition, Sachbilanz-Analyse, Wirkungsabschätzung sowie Interpretation der Ergebnisse. Je nach Fokus können die Systemgrenzen unterschiedlich gesetzt werden, etwa als „cradle-to-gate“ (bis zum Werkstor), „gate-to-gate“ (zwischen Produktionsstufen) oder „cradle-to-grave“ (bis zur Entsorgung).

Ein anschauliches Beispiel liefert Urban Mining Northeast, das eine LCA für Pozzotive durchführte – ein Material aus recyceltem Altglas zur Herstellung nachhaltigen Betons. Die Analyse bewertete dabei unter anderem die Auswirkungen auf Erderwärmung, Versauerung und den Primärenergieverbrauch.

Ollie Taylor, Associate Director bei der Nachhaltigkeitsberatung Anthesis Group, fasst den Nutzen von LCA so zusammen:

„The value of LCA really exists in its ability to, as a manufacturer, model all of your variables and find the lowest impact solution... LCA isn't purely about reporting. It's much more about finding optimization and eco-design. It's a decision support tool.“

Mit diesem strukturierten Ansatz können wir nun die Vorteile und Herausforderungen von LCA näher betrachten.

Vorteile der LCA-Nutzung

LCA bietet eine solide, datenbasierte Grundlage, um umweltbewusste Entscheidungen zu treffen. Die ISO-Standards sorgen dabei für Transparenz und Vergleichbarkeit zwischen Produkten und Unternehmen. Indem mehrere Umweltkategorien berücksichtigt werden, minimiert LCA das Risiko der sogenannten „Problemverschiebung“, bei der Verbesserungen in einem Bereich zu Verschlechterungen in einem anderen führen. Zudem hilft die Methode, Umwelthotspots im Lebenszyklus eines Produkts zu identifizieren.

Aktuelle Markttrends zeigen, wie relevant LCA ist: Über 81 % der Verbraucher erwarten von Unternehmen, dass sie aktiv zur Umweltverbesserung beitragen. Gleichzeitig entfallen in vielen Branchen mehr als 80 % der Umweltauswirkungen auf die Lieferkette.

Lebenszyklusphase Optimierungspotenzial
Rohstoffgewinnung Nutzung ressourcenschonender Materialien und Recyclingstoffe
Produktion Einführung energieeffizienter Technologien
Transport Verkürzung der Transportwege durch lokale Produktion
Nutzung Verbesserung der Energieeffizienz, Einsatz erneuerbarer Energien
Entsorgung Erhöhung der Recyclingquote von Materialien

Diese Optimierungsmöglichkeiten sind besonders für Startups interessant, da sie konkrete Ansatzpunkte für Verbesserungen bieten – oft auch mit begrenzten Ressourcen. LCA unterstützt zudem bei der Einhaltung regulatorischer Vorgaben, wie der EU-Taxonomie, und liefert eine verlässliche Basis für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Nachteile und Herausforderungen von LCA

Trotz ihrer Vorteile bringt die LCA-Methode auch Herausforderungen mit sich. Besonders die Komplexität und der damit verbundene Aufwand stellen für Startups oft eine Hürde dar. Die Datenerhebung ist zeitintensiv und erfordert sowohl Primärdaten von Lieferanten als auch Sekundärdaten aus Datenbanken, wissenschaftlicher Literatur oder Behördenquellen.

Ein weiterer Nachteil ist, dass LCA sich ausschließlich auf ökologische Aspekte konzentriert. Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen bleiben unberücksichtigt, ebenso wie Faktoren wie Lärm oder Landschaftsveränderungen.

Ein Blick auf die Bauindustrie verdeutlicht diese Probleme: Sie verursacht etwa 39 % der energiebezogenen globalen CO₂-Emissionen, wobei allein die Zementproduktion rund 8 % der weltweiten CO₂-Emissionen ausmacht. Zudem benötigt die Herstellung von Zement etwa zehnmal mehr Energie im Vergleich zum nationalen Durchschnitt in Bezug auf die Bruttoproduktion.

Ein weiteres Problem sind die unterschiedlichen Systemgrenzen und Annahmen, die zwischen Studien variieren können. Dies erschwert die Vergleichbarkeit und führt zu Unsicherheiten in den Ergebnissen. Für Startups mit begrenzten Ressourcen kann der Aufwand für eine vollständige LCA daher unverhältnismäßig hoch sein – besonders, wenn schnelle Produktanpassungen erforderlich sind.

Die ISO-Definition hebt sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der Methode hervor:

„LCA studies the environmental aspects and potential impacts throughout a product's life cycle (i.e., cradle-to-grave) from raw materials acquisition through production, use and disposal. The general categories of environmental impacts needing consideration include resource use, human health, and ecological consequences.“

TTL vs. LCA: Welche Methode solltet ihr wählen?

Direkter Vergleich von TTL und LCA

Der Triple Top Line (TTL)-Ansatz kombiniert wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte, während sich die Lifecycle Assessment (LCA)-Methode ausschließlich auf den ökologischen Fußabdruck konzentriert. Ziel von TTL ist es, ein nachhaltiges Industriesystem zu schaffen, das nicht nur wirtschaftlich erfolgreich ist, sondern auch gesellschaftlichen und ökologischen Nutzen bringt. LCA hingegen analysiert die Umweltaspekte und potenziellen Auswirkungen eines Produkts entlang seines gesamten Lebenszyklus.

Kriterium Triple Top Line (TTL) Lifecycle Assessment (LCA)
Fokus Ganzheitliche Wertschöpfung in drei Dimensionen Umweltauswirkungen über den Produktlebenszyklus
Zeitliche Ausrichtung Zukunftsorientiert, Potenzial-fokussiert Vergangenheits- und gegenwartsbezogen
Anwendungsbereich Gesamtes Geschäftsmodell und Unternehmen Spezifische Produkte oder Dienstleistungen
Datenaufwand Mittel bis hoch, flexibel gestaltbar Hoch, standardisierte Datenerhebung nötig
Regulatorische Basis Keine spezifischen Standards ISO 14040/14044 Standards
Stakeholder-Kommunikation Umfassende Impact-Story Präzise Umweltdaten

Diese Unterschiede helfen dabei, die strategische Entscheidung zu treffen, welche Methode am besten zu eurem Unternehmen passt.

Entscheidungsfindung zwischen TTL und LCA

Wenn euer Startup einen breiten gesellschaftlichen Einfluss anstrebt, ist TTL oft die bessere Wahl. Für produktorientierte Startups, etwa in den Bereichen Hardware, Chemie oder Konsumgüter, kann LCA geeigneter sein, da es konkrete Optimierungsmöglichkeiten aufzeigt und regulatorische Anforderungen erfüllt.

Ein wichtiger Punkt ist der Datenaufwand: Während LCA standardisierte und oft komplexe Datenerhebungen erfordert, ist TTL flexibler und kann schrittweise umgesetzt werden – ein Vorteil, wenn eure Ressourcen begrenzt sind. Zudem bietet TTL eine umfassende Kommunikationsstrategie, die soziale und ökologische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. LCA hingegen punktet bei technisch orientierten Zielgruppen oder B2B-Kunden, die detaillierte Umweltdaten schätzen.

Die Erwartungen eurer Stakeholder spielen ebenfalls eine Rolle. Investoren und Kunden legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeitsberichte, die über reine Umweltdaten hinausgehen. Hier kann TTL einen Vorteil bieten. Gleichzeitig wird LCA oft als glaubwürdiger angesehen, insbesondere in technologiegetriebenen Branchen.

Besondere Überlegungen für deutsche Startups

Für deutsche Startups kommen zusätzliche Anforderungen durch nationale und EU-Vorgaben hinzu. Ein Beispiel ist der Übergang vom nationalen Emissionshandelssystem (nETS) zum EU-weiten ETS 2 bis 2027. Damit wird die CO₂-Bilanzierung auf Brennstoffe in Gebäuden, Straßenverkehr und kleinere Industriezweige ausgeweitet, die bisher nicht erfasst wurden.

Zusätzlich steigen die Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichte durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Hier sollten deutsche Startups die Präferenzen ihrer Investoren berücksichtigen: Während internationale Investoren oft standardisierte LCA-Daten bevorzugen, legen deutsche Impact-Investoren und Family Offices mehr Wert auf einen Ansatz, der auch soziale Wirkungen einbezieht.

Auch die Branchenstruktur in Deutschland beeinflusst die Entscheidung. In etablierten Industrien wie Automobil, Chemie oder Maschinenbau ist LCA oft Standard und wird von Partnern und Kunden erwartet. TTL hingegen kann bei Förderanträgen Vorteile bieten, insbesondere wenn diese gesellschaftlichen Wandel unterstützen. Technologieorientierte Förderprogramme setzen jedoch meist auf LCA-Daten.

Wie ihr die richtige Methode auswählt und anwendet

Checkliste für die Auswahl eures Frameworks

Die Wahl des passenden Frameworks sollte auf einer gründlichen Analyse eures Geschäftsmodells basieren. Produkte verlangen oft nach einer Lebenszyklusanalyse (LCA), während digitale Lösungen besser mit der Triple-Layered-Ansatz (TTL) arbeiten. Auch die verfügbaren Ressourcen spielen eine entscheidende Rolle: LCA erfordert in der Regel einen mittleren bis hohen Investitionsaufwand sowie umfangreiche Datensammlungen von Lieferanten. TTL hingegen ist flexibler und lässt sich schrittweise umsetzen.

Ab 2025 treten verstärkt EU-Vorgaben zu Produktsicherheit und Datenhandhabung in Kraft. Für Startups bedeutet das, dass sowohl TTL als auch LCA stärker in Compliance-Strategien integriert werden müssen. Auch der zeitliche Fokus ist entscheidend: LCA liefert vor allem vergangenheits- und gegenwartsbezogene Daten, während TTL zukunftsorientiert arbeitet und Potenziale aufzeigt. Startups mit dynamischen Technologien und begrenzten Ressourcen profitieren meist von der Flexibilität des TTL-Ansatzes.

Habt ihr euch für ein Framework entschieden, geht es an die konsequente Umsetzung. Die folgenden Tipps helfen euch dabei, die Methode erfolgreich anzuwenden.

Tipps für die praktische Umsetzung eurer gewählten Methode

LCA-Implementierung
Beginnt mit der Auswahl der passenden Methodik. Recherchiert branchenspezifische Standards und sogenannte Product Category Rules (PCRs). Falls keine spezifischen Standards existieren, orientiert euch an ISO 14040/14044. Erstellt ein Prozessdiagramm eures Untersuchungsbereichs, um Fehler zu vermeiden, und verwendet die vorgeschriebene Datenbank eures Standards.

Um die Glaubwürdigkeit eurer Ergebnisse sicherzustellen, verwendet aktuelle, lokal relevante Datensätze und dokumentiert jede Zahl, Berechnung und Annahme detailliert. Eine ungenaue Dokumentation kann zu Intransparenz führen.

TTL-Implementierung
Definiert klare KPIs für alle drei Dimensionen – wirtschaftlich, ökologisch und sozial. Erstellt ein Dashboard, das diese Kennzahlen integriert darstellt. Bezieht verschiedene Abteilungen ein, um sicherzustellen, dass alle Wertschöpfungsdimensionen berücksichtigt werden.

Softwaretools können euch viel Arbeit abnehmen: LCA-Software automatisiert Analysen, und vorgefertigte Templates helfen euch, Daten strukturiert aufzubereiten. Beginnt mit einem Screening-LCA, um die größten Einflussbereiche zu identifizieren, bevor ihr ins Detail geht.

Bindet eure Lieferanten frühzeitig ein, um präzise Eingangsdaten zu erhalten. Gerade bei LCA ist das entscheidend, da die Datenqualität oft unzureichend ist.

Häufige Fehler vermeiden und Erfolgsfaktoren

Die Unterschiede zwischen TTL und LCA bringen spezifische Herausforderungen mit sich. Bei LCA ist methodische Inkonsistenz ein häufiger Fehler: Startups wählen oft den falschen Standard oder wenden ihn nicht korrekt an. Ein falsch definierter Scope kann zu Inkonsistenzen führen, wenn Daten aus unterschiedlichen Quellen gemischt werden.

Sensitivitätsanalysen helfen, die Belastbarkeit eurer Ergebnisse zu überprüfen. Unerwartete Ergebnisse deuten oft auf Systemfehler hin, die durch fehlerhafte Primärdaten oder falsche Datensatzverwendung entstehen können. Führt Plausibilitätsprüfungen durch und holt euch Feedback von Kolleginnen und Kollegen, um logische Fehler zu vermeiden. Behandelt die Analyse nicht als einmalige Aufgabe, sondern aktualisiert sie regelmäßig.

Kommunikationsfehler treten häufig durch unklare Visualisierungen auf. Nutzt Grafiken, Infografiken oder interaktive Dashboards, um komplexe Daten verständlich darzustellen. Präsentiert eure Ergebnisse so, dass sie für eure Zielgruppe relevant sind – sei es durch den Fokus auf Kosten, Risiken oder Compliance.

Für den Erfolg von TTL ist es wichtig, die Balance zwischen den drei Dimensionen zu wahren. Vermeidet, eine Dimension zu stark zu gewichten. Setzt klare Ziele und definiert eure Zielgruppen, damit eure Berichte nachvollziehbar bleiben.

Externe Validierung kann eure Glaubwürdigkeit stärken. Holt euch Feedback von Expertinnen und Experten oder Drittprüfern und orientiert euch an etablierten Standards wie den ISO-Prinzipien. Für öffentliche Umweltaussagen ist eine LCA-Verifizierung unverzichtbar.

Diese Maßnahmen unterstreichen, wie wichtig es ist, beide Methoden regelmäßig zu überprüfen. LCA kann als Grundlage für Verbesserungspläne dienen und eine präzise Momentaufnahme der aktuellen Situation liefern, die Optimierungsprozesse anstößt.

#15: Gemeinsam die Welt verändern: Impact-Messung für Start-ups

Fazit: Die richtige Impact-Messmethode wählen

Die Wahl zwischen dem Triple Top Line Framework und dem Lifecycle Assessment ist keine Entscheidung nach Schema F – Startups sollten ihre spezifischen Anforderungen, Ziele und verfügbaren Ressourcen sorgfältig abwägen.

Dabei ist es entscheidend, flexibel zu bleiben, denn die Impact-Messung ist kein einmaliger Akt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Ein Beispiel dafür liefert Siemens Healthineers: Das Unternehmen verfolgt langfristige Klimastrategien, mit dem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, und orientiert sich dabei an der SBTi. Dieses Vorgehen spiegelt nicht nur Deutschlands Engagement für Nachhaltigkeit wider, sondern zeigt auch, wie Unternehmen auf gesetzliche Änderungen und die Erwartungen von Investoren reagieren können.

Für deutsche Startups spielen zusätzlich Faktoren wie Unternehmensgröße, Marktphase, Branche und die Bedürfnisse von Investoren und Kunden eine wichtige Rolle. Besonders die neuen CSRD-Vorgaben unterstreichen, wie wichtig es ist, frühzeitig eine geeignete Messmethode zu etablieren. Diese regulatorischen Anforderungen machen deutlich, dass Impact-Messung fest in die Unternehmensstrategie integriert werden muss.

Impact-Messung sollte von Anfang an Teil der strategischen Ausrichtung sein. So können klare Ziele definiert und passende Maßnahmen geplant werden. Das Lifecycle Assessment bietet hier eine wertvolle Grundlage, um nachhaltige Geschäftsmodelle aufzubauen.

Wichtig ist, dass die Messung nahtlos in die Unternehmenskultur eingebettet wird und soziale, ökologische sowie wirtschaftliche Aspekte umfassend berücksichtigt. Modulare und anpassbare KPIs helfen dabei, den Prozess flexibel zu gestalten. Außerdem ist es sinnvoll, relevante Stakeholder frühzeitig einzubinden, um eine breite Akzeptanz und Unterstützung zu sichern.

Transparente Kommunikation und regelmäßige Berichterstattung schaffen Vertrauen und machen die Impact-Messung zu einem strategischen Werkzeug, das nachhaltiges Wachstum fördert.

Egal, ob das Triple Top Line Framework oder das Lifecycle Assessment gewählt wird: Impact-Messung ist ein dynamischer Prozess, der kontinuierlich überprüft und angepasst werden sollte. Iterative Feedback-Schleifen ermöglichen es Startups, ihre Maßnahmen kontinuierlich zu verbessern und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. In einer sich ständig wandelnden Umgebung ist die konsequente Anwendung und Weiterentwicklung des gewählten Ansatzes der Schlüssel zum Erfolg.

FAQs

Welche Kriterien helfen Startups, zwischen dem Triple Top Line Framework und der Lebenszyklusanalyse (LCA) zu wählen?

Startups sollten sorgfältig abwägen, ob das Triple Top Line Framework oder die Lebenszyklusanalyse (LCA) besser zu ihrem Geschäftsmodell, ihren Zielen und den verfügbaren Ressourcen passt.

Das Triple Top Line Framework eignet sich hervorragend, wenn ihr wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Mehrwert in einem umfassenden Ansatz betrachten möchtet. Es ist besonders sinnvoll für Startups, die ihre Wirkung anhand maßgeschneiderter unternehmensspezifischer KPIs messen und einen breiten Einfluss erzielen möchten.

Die Lebenszyklusanalyse (LCA) hingegen ist ideal, wenn die ökologische Bewertung im Vordergrund steht. Sie analysiert die Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg und ist besonders hilfreich für produktorientierte Unternehmen, die einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit legen.

Beide Ansätze erfordern unterschiedliche Ressourcen, Zeit und Fachkenntnisse. Eure Entscheidung sollte daher darauf basieren, welche Aspekte der Wirkungsmessung für euer Unternehmen am relevantesten sind und wie diese optimal in eure Geschäftsstrategie eingebunden werden können.

Wie können Startups mit begrenzten Ressourcen eine Lebenszyklusanalyse (LCA) effizient durchführen?

Startups mit begrenzten Ressourcen haben die Möglichkeit, eine LCA (Lebenszyklusanalyse) effizient umzusetzen, indem sie auf öffentlich zugängliche und vertrauenswürdige Datenbanken zurückgreifen. Zusätzlich können sie spezifische Primärdaten sammeln, etwa durch Interviews mit Lieferanten oder einfache Vor-Ort-Messungen, um genauere Informationen zu erhalten.

Eine präzise Festlegung der Systemgrenzen sowie die Definition eines funktionalen Nutzungsmaßes – wie beispielsweise 1 kg Material oder ein einzelnes Produkt – tragen dazu bei, den Analyseaufwand zu verringern und die Ergebnisse besser vergleichbar zu machen. Ergänzend dazu kann eine Unsicherheitsanalyse helfen, potenzielle Auswirkungen von Datenlücken zu bewerten und die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu erhöhen.

Mit diesen Ansätzen können Startups den Aufwand einer LCA überschaubar halten und dennoch wertvolle Einblicke in die Umweltwirkungen ihrer Produkte oder Dienstleistungen gewinnen.

Wie können das Triple Top Line Framework (TTL) und die Lebenszyklusanalyse (LCA) Unternehmen dabei unterstützen, die Anforderungen der EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu erfüllen?

Das Triple Top Line Framework (TTL) unterstützt Unternehmen dabei, die Anforderungen der EU CSRD zu erfüllen. Es ermöglicht eine umfassende Betrachtung von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten, wobei unternehmensspezifische Kennzahlen flexibel eingebunden werden können. So lassen sich die vielfältigen Berichtspflichten der CSRD gezielt adressieren.

Ergänzend dazu bietet die Lebenszyklusanalyse (LCA) eine präzise Methode, um die ökologischen Auswirkungen entlang des gesamten Produktlebenszyklus zu messen. Dieser Ansatz ist besonders wichtig im Kontext der ökologischen Berichtsstandards (ESRS E2 bis E5) der CSRD.

Die Kombination aus TTL und LCA liefert Unternehmen eine solide Grundlage, um die geforderten Daten für die Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß den europäischen Vorgaben bereitzustellen.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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