Von Johannes Fiegenbaum am 16.07.25 07:25
Impact-Investments entwickeln sich weiter: Neue Chancen in Civic Tech, Medien und Demokratie.
Ihr fragt euch, wo die nächsten großen Möglichkeiten für Investitionen liegen? Neben Klima- und Sozialinnovationen rücken nun Technologien, die demokratische Prozesse fördern, faktenbasierte Medien stärken und Bürgerbeteiligung ermöglichen, in den Fokus. Warum?
Investitionen in Civic Tech, Medien und Demokratie können nicht nur gesellschaftliche Probleme lösen, sondern auch langfristige Renditen erzielen. Projekte wie das „Neue Amt Altona“ in Hamburg zeigen, wie sich wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele verbinden lassen.
Ihr wollt mehr über die neuen Modelle und Chancen erfahren? Lasst uns tiefer einsteigen!
Demokratische Gesellschaften stehen weltweit vor tiefgreifenden Herausforderungen, die nach Lösungen verlangen. Seit dem Aufstieg der sozialen Medien um 2010 ist ein Rückgang der Demokratien weltweit zu beobachten. Drei zentrale Probleme stechen dabei hervor: 2019 waren über 70 Länder von Manipulationskampagnen betroffen, 19 % aller Tweets während der US-Präsidentschaftswahl 2016 wurden von Bots verfasst, und 64 % der Beitritte zu extremistischen Gruppen wurden durch Algorithmen sozialer Plattformen angestoßen.
Soziale Medien verstärken systematisch die Polarisierung der Gesellschaft. Jede zusätzliche Äußerung moralischer Empörung in einem Tweet steigert dessen Retweet-Rate um 17 %. Das führt dazu, dass sieben von zehn Republikanern und Demokraten die Mitglieder der jeweils anderen Partei als „gehirngewaschen“ betrachten. Zudem überschätzen Amerikaner häufig die Meinungsunterschiede zu ihren politischen Gegnern – und das um bis zu 50 %.
Ein weiteres Problem ist die abnehmende Bürgerbeteiligung. Laut einer Umfrage von 2021 in OECD-Ländern gaben nur 30 % der Befragten an, Einfluss auf politische Entscheidungen zu haben. Nur 41 % fühlten sich in der Lage, an Entscheidungen in ihrer lokalen Gemeinschaft mitzuwirken. Hinzu kommt, dass wirtschaftliche Unsicherheiten und Ungleichheiten die Stabilität demokratischer Systeme gefährden. Trotz dieser Schwierigkeiten eröffnen sich auch neue Möglichkeiten, die im Folgenden beleuchtet werden.
Civic Tech setzt digitale Technologien ein, um das bürgerschaftliche Engagement zu stärken und staatliche Dienstleistungen zu verbessern. Diese Technologien können die Distanz zwischen Bürgern und Regierungen verringern – durch Online-Services, offene Datenplattformen, digitale Abstimmungstools oder Plattformen für Bürgerbeteiligung.
Ein interessanter Zusammenhang: Menschen, die das Gefühl haben, Einfluss auf politische Entscheidungen zu haben, zeigen ein höheres Vertrauen in die Regierung. Hier zeigt sich das Potenzial von Civic-Tech-Lösungen, Vertrauen in Institutionen wiederaufzubauen, indem sie zugängliche Kanäle für demokratische Mitbestimmung schaffen.
Besonders in Afrika wird das Potenzial von Civic Tech sichtbar. 2022 war mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter 25 Jahre alt. Mit 46 % Mobiltelefonnutzern (davon 64 % mit Smartphones) und 570 Millionen regelmäßigen Internetnutzern entstehen zahlreiche Möglichkeiten für digitale Demokratie. Projekte in Afrika umfassen Crowdmapping, Frühwarnsysteme, Bürgerüberwachung von Politik, offene Regierungsansätze und mehr.
Offene Regierungsansätze tragen dazu bei, qualitativ hochwertige Informationen bereitzustellen und Desinformation entgegenzuwirken. Transparenz und der Zugang zu Informationen sind zentrale Prinzipien, um Demokratie zu stärken und Vertrauen in Institutionen zu fördern. In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl der Gesetze zum Informationszugang weltweit um 75 % gestiegen.
Die Bekämpfung von Desinformation erfordert einen Ansatz, der Regierungen, Zivilgesellschaft, Journalisten und den Privatsektor einbindet. Medienbildung und die Förderung lokaler Medien sind dabei wichtige Schritte, um die Verbreitung von Falschinformationen zu reduzieren. Diese koordinierten Maßnahmen können die Qualität der Informationslandschaft nachhaltig verbessern.
Das Konzept des Neuen Amts Altona in Hamburg zeigt, wie innovative Organisationsformen demokratische Teilhabe und nachhaltige Entwicklung verbinden können. Das Projekt kombiniert Co-Working, Atelierhaus und Nachbarschaftstreffpunkt unter einem Dach und agiert als Genossenschaft. Diese Struktur stellt sicher, dass nur aktive Mitglieder ein Stimmrecht haben, was echte Mitbestimmung ermöglicht.
Ein paritätisch besetzter Vorstand und ein interdisziplinäres Team sorgen dafür, dass verschiedene Perspektiven in Entscheidungsprozesse einfließen. Bezahlbarer Raum durch gemeinschaftliches Eigentum adressiert wirtschaftliche Unsicherheiten direkt. Gleichzeitig schafft das öffentliche Erdgeschoss mit Angeboten für die Nachbarschaft sowie das Haus des Engagements für gemeinnützige Vereine Räume für gesellschaftliche Teilhabe und stärkt die Bürgerbeteiligung.
Auch die ökologische Ausrichtung des Projekts überzeugt: Holzbau, Grünfassade, Dachgarten, Low-Tech-Ansätze, Photovoltaik und Luft-Wärmepumpen zeigen, wie Civic-Tech-Projekte mehrere Herausforderungen gleichzeitig angehen können. Die flexible Architektur ermöglicht zudem eine langfristige Anpassung an wechselnde Bedürfnisse. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie durchdachte Ansätze praktische Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme bieten können.
Um den Erfolg in Bereichen wie Civic Tech, Medien und der Förderung von Demokratie zu bewerten, braucht es andere Ansätze als bei klassischen Geschäftsmetriken. Während traditionelle Startups oft auf Kennzahlen wie Klicks, Downloads oder Umsätze setzen, geht es hier um tiefgreifendere Veränderungen: Bürgerbeteiligung, inklusive Entscheidungsfindung und transparente Regierungsführung stehen im Mittelpunkt.
Ein gutes Beispiel liefert Code for America. Sie messen nicht nur die Anzahl ihrer entwickelten Apps, sondern auch deren langfristige Nutzung durch Verwaltungen. Zudem haben sie Metriken entwickelt, die die Auswirkungen auf Regierungen, Gemeinschaften und das Civic-Tech-Ökosystem insgesamt bewerten. Dieser Ansatz zeigt, wie wichtig es ist, die Wirkung auf verschiedenen Ebenen zu betrachten.
Ein weiterer zentraler Punkt ist, ob diese Technologien das Vertrauen in Institutionen stärken und die Bürgerbeteiligung vor Ort erhöhen. Hierbei ist es entscheidend, dass Technologieentwickler frühzeitig in die Planung der Evaluationsmethoden eingebunden werden. Nur so lassen sich passende Systeme zur Datenerfassung und Bewertung aufbauen.
Der CivX-Ansatz hebt die Rolle der Bürger als aktive Gestalter hervor. Dabei wird der Einfluss der Menschen auf Institutionen messbar gemacht. Wie das CivX Metrics Toolkit erklärt:
Ein 'CivX'-Ansatz betrachtet Menschen nicht einfach als Kunden, die im Kontext einer einzelnen Interaktion oder Dienstleistung zufriedengestellt werden müssen, sondern als Mitwirkende mit Macht und Handlungsfähigkeit über Institutionen, die ihr tägliches Leben und das Leben anderer in ihren Gemeinschaften beeinflussen.
Für Impact-Investoren in Deutschland gewinnen ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) und regulatorische Vorgaben immer mehr an Bedeutung. Regierungen spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie Civic-Tech-Initiativen mit politischen Rahmenbedingungen, finanzieller Unterstützung und technischer Infrastruktur fördern.
Ein Beispiel für erfolgreiche Umsetzung ist OpenBudgets. Diese Initiative sorgt durch die Veröffentlichung von Regierungsbudgetdaten für mehr Transparenz. Bürger können Budgetzuteilungen einsehen und analysieren, was zu informierten Diskussionen über öffentliche Ausgaben führt.
Für Startups bedeutet dies, dass sie auf Datenoffenheit setzen, digitale Rechte schützen und die Privatsphäre der Bürger wahren müssen. Regierungen können sie dabei mit Zuschüssen, Innovationsfonds oder öffentlich-privaten Partnerschaften unterstützen. Gleichzeitig überwachen zivilgesellschaftliche Organisationen die Umsetzung solcher Initiativen und stellen sicher, dass Regierungen ihren Verpflichtungen nachkommen. Auch Technologieunternehmen sollten durch CSR-Initiativen (Corporate Social Responsibility) einen Beitrag leisten, der mit den Zielen von Civic Tech übereinstimmt.
Neben der Messung von Impact ist es wichtig, regulatorische Standards einzuhalten und eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stakeholdern zu fördern. Rajiv Vinnakota vom Institute for Citizens & Scholars beschreibt die Herausforderung so:
Ich sehe eine enorme Chance, über viele traditionelle Trennlinien hinweg zusammenzuarbeiten, Effizienz zu schaffen und Ressourcen zu mobilisieren, um eine Frage zu beantworten, die uns alle zu beschäftigen scheint: Wie wissen wir, ob wir als Demokratie Fortschritte machen?
Stakeholder haben oft unterschiedliche Erwartungen an die Wirkung von Projekten. Evaluationen berücksichtigen dabei nicht immer das investierte Kapital oder die äußeren Rahmenbedingungen. Quantitative Metriken können zudem das Wesentliche verfehlen, während Fallstudien oft von subjektiven Einschätzungen geprägt sind. Besonders schwierig ist es, in sozialen Kontexten klare Kausalzusammenhänge nachzuweisen.
Zu den relevanten Bewertungsbereichen gehören Bürgerbeteiligung, die Qualität öffentlicher Dienstleistungen, Transparenz der Regierung, Rechenschaftspflicht und soziale Innovation. Ein zentraler Aspekt ist die Fähigkeit von Regierungen, auf das Engagement der Bürger einzugehen.
Erfolgreiche Beispiele für Stakeholder-Einbindung gibt es viele. Das New York City Grassroots Budgeting Project (GBP) etwa ermöglichte über 100.000 Einwohnern, am Budgetplanungsprozess teilzunehmen. Dies führte zu einer gerechteren Verteilung von Ressourcen, wobei benachteiligte Gemeinschaften besonders profitierten. Ein weiteres Beispiel ist StreetFix in Großbritannien. Hier können Bürger lokale Probleme melden, was Verwaltungen reaktionsfähiger und rechenschaftspflichtiger macht.
Die Bedeutung gezielter Impact-Messung zeigt sich auch in einer Analyse der Knight Foundation. Zwischen 2011 und 2013 investierte die Stiftung 695 Millionen US-Dollar in Organisationen, die Technologie zur Förderung des Bürgerengagements nutzen. Dennoch haben die meisten Civic-Tech-Tools weniger als 20.000 Nutzer, was verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Wirkung solcher Tools systematisch zu bewerten.
Civic Tech, Medien und Demokratieförderung setzen zunehmend auf Geschäftsmodelle, die gesellschaftlichen Mehrwert langfristig sichern.
Ein besonders spannender Ansatz sind Plattform-Genossenschaften. Sie ermöglichen demokratische Mitbestimmung und schaffen nachhaltige Strukturen. Ein Beispiel dafür ist das Neue Amt Altona, das durch Kollektiveigentum bezahlbare Räume und echte Mitbestimmung garantiert.
Im Bereich Civic Tech haben sich Mischfinanzierungsmodelle als erfolgreich erwiesen. So optimiert NextRequest öffentliche Informationsanfragen, was Transparenz und Effizienz steigert. Ein weiteres Beispiel ist ioby, eine Crowdfunding-Plattform für hyperlokale Bürgerprojekte. Sie berechnet eine Pauschalgebühr von 35 US-Dollar für Projekte mit einem Finanzierungsziel über 1.000 US-Dollar.
Auch die Freemium-to-Enterprise-Strategie gewinnt an Bedeutung. Hierbei werden kostenlose Tools für Bürger angeboten, während Premium-Services für Regierungen und Unternehmen monetarisiert werden. SeeClickFix ist ein Beispiel dafür: Bürger können Probleme an lokale Behörden melden, während sich die Plattform durch Lizenzgebühren von Kommunen finanziert.
Parallel zu neuen Geschäftsmodellen rücken auch kreative Finanzierungsstrategien in den Fokus.
Civic-Tech-Organisationen kombinieren oft wiederkehrende Einnahmen („Buyer“-Erlöse) mit Kapital für Wachstum und Innovation („Builder“-Kapital). Diversifizierte Finanzierungsansätze bieten Stabilität, wobei mehr als 60 Prozent der gemeinnützigen Organisationen über Einnahmequellen jenseits von Zuschüssen verfügen. Ein Beispiel ist DonorsChoose.org, bei dem drei Viertel der Spender eine optionale Servicegebühr von 15 Prozent zahlen. Diese Mittel decken Overhead-Kosten und fördern Bildungsinitiativen.
Blended-Capital-Ansätze kombinieren Zuschüsse, Venture Capital, philanthropische Investitionen und öffentlich-private Partnerschaften. So konnte Goodr, ein Unternehmen zur Verwaltung von Lebensmittelüberschüssen, 2,5 Mio. US-Dollar an Zuschüssen und 3 Mio. US-Dollar an missionsorientierten VC-Mitteln sichern. Diese Finanzierung hilft, sowohl soziale Wirkung zu erzielen als auch Einnahmen zu generieren.
Beratungsdienstleistungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, da Regierungen oft auf persönliche Betreuung setzen.
Die Genossenschaftsstruktur erlebt in Deutschland eine Renaissance. Sie ermöglicht demokratische Entscheidungsfindung, begrenzt die Gewinnausschüttung und fördert langfristige Stabilität – ein Modell, das besonders für Impact-Investoren attraktiv ist.
Darüber hinaus stärken alternative Finanzierungsmodelle wie Equity-Crowdfunding, Angel-Investing und Donor-Advised Funds die finanzielle Basis nachhaltiger Projekte. All diese Ansätze tragen dazu bei, Impact-Startups finanziell widerstandsfähig zu machen.
Die vorgestellten Geschäftsmodelle zeigen, wie Impact-VCs gezielt investieren. Trotz der allgemeinen Verlangsamung im Venture-Capital-Bereich bleiben Impact-Startups finanziell stabil. Im Jahr 2024 flossen fast 15 Prozent der globalen VC-Finanzierung in Unternehmen, die ESG- und Social-Impact-Werte verfolgen. Besonders gefragt sind Bereiche wie ClimateTech, KI für Bildungsgerechtigkeit, öffentliche Gesundheit sowie Tools für Barrierefreiheit, Bürgerbeteiligung und Justizreformen.
Ein Beispiel ist Recidiviz, ein Civic-Tech-Startup aus San Francisco, das 2025 über 20 Mio. US-Dollar an philanthropischen Mitteln und Innovationszuschüssen erhielt. Das Unternehmen unterstützt Strafjustizbehörden mithilfe von Datenanalysen dabei, Inhaftierungen zu reduzieren.
Laut einer Umfrage erwarten 84 Prozent der Experten bis 2030 bedeutende soziale und bürgerschaftliche Neuerungen, während 69 Prozent glauben, dass der gezielte Einsatz von Technologie helfen wird, zentrale Herausforderungen zu bewältigen.
Direkte Zitate verdeutlichen diesen Trend:
"The most exciting startups of 2025 don't just pitch profits, but they pitch purpose." – Laine Bradley, Consultant and Speaker.
Ein weiteres Beispiel ist TômTex, ein Unternehmen aus Brooklyn, das nachhaltiges Leder aus Garnelenschalen und Pilzen herstellt. Im Jahr 2025 erhielt es staatliche F&E-Zuschüsse sowie 1,7 Mio. US-Dollar an CleanTech-VC-Investitionen.
Ethan Zuckerman, Direktor des MIT Center for Civic Media und Mitbegründer von Global Voices, fasst es treffend zusammen:
"Over the next 10 years, I hope to see a wave of new platforms consciously designed to evoke different civic behaviors. We need mass innovation in design of social tools that help us bridge fragmentation and polarization, bring diversity into our media landscapes and help find common ground between disparate groups. With these as conscious design goals, technology could be a powerful positive force for civic change. If we don't take this challenge seriously and assume that we're stuck with mass-market tools, we won't see positive civic outcomes from technological tools."
Um Civic-Tech-Initiativen erfolgreich umzusetzen, braucht es ein tiefes Verständnis der relevanten Bereiche. Vertrauen und Transparenz bilden dabei das Fundament für nachhaltiges Wachstum. Ohne das Vertrauen der Bürger:innen, Behörden und anderer Stakeholder können selbst die besten Technologien ihr Potenzial nicht entfalten. Deshalb ist es entscheidend, von Anfang an offen und ehrlich mit allen Beteiligten zu kommunizieren – von Regierungsstellen bis hin zu den Endnutzer:innen.
Die Nutzer:innenerfahrung sollte sich an den hohen Standards beliebter Verbraucher-Apps orientieren. Bürger:innen erwarten intuitive, schnelle und zuverlässige digitale Lösungen, und auch für offizielle Nutzer:innen muss die Qualität stimmen.
Regelmäßiges Feedback von Nutzer:innen ist ein wichtiger Hebel, um die Lösung kontinuierlich zu verbessern. Wie Micah Sifry treffend formuliert:
"Civic tech can't be neutral."
Das bedeutet, dass Gründer:innen klare gesellschaftliche Werte und Ziele vertreten sollten.
Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg ist die Übertragbarkeit der Lösung. Viele erfolgreiche Civic-Tech-Projekte können auf andere Städte oder Regionen angewendet werden, was die Möglichkeiten zur Skalierung erheblich erweitert.
Im Mittelpunkt sollte stets der Mensch stehen. Probleme lassen sich am besten lösen, wenn man auf die tatsächlichen Bedürfnisse eingeht und dabei eng zusammenarbeitet, anstatt sich nur auf technische Konzepte zu verlassen. Digitale Kompetenzen – sowohl bei Entwickler:innen als auch bei Endnutzer:innen – spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Ein starkes Netzwerk aus Journalist:innen, Regierungsvertreter:innen und anderen vertrauenswürdigen Quellen ist unverzichtbar. Besonders im Bereich Medien und Demokratie können solche Kontakte den Zugang zu verlässlichen Informationen sichern.
Erfolgreiche Projekte verstehen ihre Zielgruppen und verwandeln komplexe Civic-Tech-Inhalte in verständliche und emotionale Botschaften. Diese Erfolgsfaktoren bilden die Grundlage für gezielte Investitionsstrategien mit langfristiger Wirkung.
Für nachhaltige Investitionen im Civic-Tech-Bereich sind präzise Metriken und ein gemeinschaftlicher Ansatz essenziell. Die Bewertung des gesellschaftlichen Impacts stellt jedoch eine Herausforderung dar. Quantitative Metriken erfassen oft nicht das eigentliche Ziel, und Fallstudien können ein verzerrtes Bild vermitteln. So haben die meisten Civic-Tech-Tools weniger als 20.000 Nutzer:innen, was herkömmliche Skalierungsmetriken infrage stellt.
Stefan Baack, Forscher am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin, erklärt:
"Scale of direct use can be a poor measure of impact. Often, what matters in terms of impact is how relatively small groups are using civic tech applications: e.g. minority groups that the civic tech application aims to support, or a relatively small but impactful elite (e.g. professional journalists, community organizers, NGOs etc.)"
Um den gesellschaftlichen Nutzen präzise zu bewerten, sollten Investor:innen quantitative und qualitative Metriken kombinieren. Ein Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Erfolg aussehen kann: Während Jumo 3,5 Millionen US-Dollar an Finanzierung erhielt und dennoch innerhalb eines Jahres scheiterte, erreicht Govtrack.us jährlich 7–10 Millionen Besucher:innen – und das ohne externe Finanzierung.
Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft und Privatsektor ist ein weiterer zentraler Ansatz. Projekte wie FixMyStreet in Großbritannien, ProZorro in der Ukraine oder OpenBudgets in Deutschland zeigen, wie solche Kooperationen erfolgreich umgesetzt werden können.
Auch mögliche negative Folgen von Civic-Tech-Lösungen müssen systematisch geprüft und Mechanismen zur Schadensbegrenzung eingeführt werden. Investor:innen sollten zudem ESG-Risiken (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) berücksichtigen und sicherstellen, dass ihre Portfolio-Unternehmen regulatorische Vorgaben einhalten.
Fiegenbaum Solutions unterstützt Gründer:innen dabei, ihre Strategien optimal an ESG-Standards auszurichten. Gerade für Startups im Civic-Tech-Bereich wird die Entwicklung solcher Strategien immer wichtiger. Ab 2025 gilt in Deutschland für Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeiter:innen, einem Jahresumsatz von über 40 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von über 20 Millionen Euro eine Pflicht zur ESG-Berichterstattung.
Das Team von Fiegenbaum Solutions hilft Gründer:innen, ihre aktuelle ESG-Ausrichtung zu analysieren, Schwachstellen zu identifizieren und eine klare Strategie mit langfristigen Nachhaltigkeitszielen zu entwickeln. Mithilfe von Impact-Modellierung und Szenarioanalysen wird die gesellschaftliche Wirkung von Projekten messbar gemacht – besonders in Bereichen, in denen klassische Metriken oft nicht ausreichen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der technologischen Infrastruktur zur Datensammlung und Berichterstattung. Viele Civic-Tech-Projekte scheitern an unzureichender Datenqualität oder fehlenden Reporting-Mechanismen. Genau hier bietet Fiegenbaum Solutions gezielte Unterstützung.
Die Einhaltung regulatorischer Vorgaben, wie sie etwa durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorgegeben werden, wird immer komplexer. Fiegenbaum Solutions stellt sicher, dass Unternehmen diese Anforderungen zukunftssicher umsetzen können.
Investitionen in Civic Tech, Medien und Demokratie rücken immer stärker in den Fokus. Angesichts der Tatsache, dass nur 41 % der Chefredakteur:innen, CEOs und Digital-Führungskräfte optimistisch in die Zukunft des Journalismus blicken, wird deutlich, wie tiefgreifend die Unsicherheiten in diesen Bereichen sind. Gleichzeitig entstehen durch diese Herausforderungen neue Chancen für Investitionen.
Ein Beispiel für Erfolg in diesem Bereich sind leserfinanzierte Modelle, die zeigen, dass nachhaltige Geschäftsmodelle möglich sind. 36 % der kommerziellen Verlage rechnen damit, dass Lizenzeinnahmen von Technologie- und KI-Unternehmen künftig eine wichtige Einnahmequelle darstellen werden. Dies unterstreicht, wie neue Synergien zwischen Technologie und Medien entstehen.
Auch die zunehmende Bedeutung von Influencer:innen im Nachrichtenkonsum verändert die Spielregeln. Bereits jeder fünfte Amerikaner bezieht regelmäßig Nachrichten über Influencer:innen in sozialen Medien. Emilio Doménech, CEO von Watif in Spanien, bringt die Herausforderung auf den Punkt:
"The Trump victory has confirmed the media influence in the public is deteriorating rapidly, even more than we thought."
Für Impact-Investor:innen bieten diese Entwicklungen klare Handlungsfelder. So glauben 87 % der Befragten, dass generative KI Newsrooms vollständig oder teilweise transformieren wird. Diese technologische Dynamik schafft Raum für innovative Geschäftsmodelle und neue Ansätze in der Finanzierung.
Die Diversifizierung von Einnahmequellen wird dabei zu einem zentralen Faktor für die Zukunftsfähigkeit von Medienunternehmen. Produkte wie Spiele, Bildungsinhalte oder Audio-Angebote gewinnen an Bedeutung. Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von The Atlantic, betont die anhaltende Relevanz von Printmedien:
"People still derive intellectual and aesthetic pleasure from print. It doesn't beep and flash and demand that you do things. It's there to be read and enjoyed."
Gleichzeitig entstehen durch Sicherheitsbedenken in der digitalen Demokratie neue Investitionsmöglichkeiten. Der European Media Freedom Act, der den Einsatz von Spyware gegen Journalist:innen verbietet, verdeutlicht den Bedarf an sicheren Kommunikationstechnologien. Auch die zunehmende Online-Hassrede gegen Frauen in der Politik zeigt, wie dringend innovative Lösungen gefragt sind. Sicherheitsfragen werden damit zu einem entscheidenden Bereich für strategische Investitionen, die langfristige Wirkung erzielen können.
Ein weiterer Schlüssel für den Erfolg von Civic-Tech-Initiativen liegt in der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft und dem Privatsektor. Technologien wie Open Source und offene Daten fördern nicht nur die Eigenverantwortung der Communities, sondern auch die Nachhaltigkeit solcher Projekte.
Die sinkenden Nutzerzahlen von Facebook und X als Nachrichtenquellen – ein Rückgang um zwei Drittel (67 %) bei Facebook und um die Hälfte (50 %) bei X in den letzten zwei Jahren – machen deutlich, dass neue Kanäle und direkte Beziehungen zu Zielgruppen unverzichtbar werden. Diese Veränderungen stellen etablierte Modelle in Frage, eröffnen aber zugleich neue Investitionsmöglichkeiten.
Impact-Investitionen in Civic Tech, Medien und Demokratie sind nicht nur gesellschaftlich relevant, sondern auch wirtschaftlich lohnend. Die Herausforderung liegt darin, nachhaltige Geschäftsmodelle zu schaffen, die sowohl gesellschaftlichen Nutzen als auch finanzielle Erträge bieten können.
Civic Tech, Medien und Demokratie spielen im Bereich Impact-Investing eine immer größere Rolle. Sie tragen dazu bei, die gesellschaftliche Teilhabe zu stärken, Transparenz zu erhöhen und demokratische Prozesse widerstandsfähiger zu gestalten. Diese Felder bieten Ansätze, um Herausforderungen wie den Zugang zu faktenbasierten Informationen, die Förderung von Bürgerbeteiligung oder den Schutz demokratischer Werte anzugehen.
Für Impact-Investor:innen sind diese Bereiche besonders interessant, da sie nicht nur positive gesellschaftliche Effekte erzielen, sondern oft auch nachhaltige Geschäftsmodelle hervorbringen. Startups in diesen Sektoren entwickeln Technologien und Plattformen, die das Vertrauen in Institutionen stärken und gleichzeitig wirtschaftliches Potenzial bieten. Dadurch entstehen Investitionsmöglichkeiten, die sowohl gesellschaftlichen als auch wirtschaftlichen Mehrwert schaffen.
Investitionen in Civic Tech und Medien eröffnen neue Möglichkeiten, um Desinformation entgegenzuwirken und die Bürgerbeteiligung in Deutschland zu stärken. Digitale Plattformen spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie geben Bürger:innen die Chance, sich aktiv in politische Prozesse einzubringen, und tragen dazu bei, das Vertrauen in demokratische Institutionen zu fördern. Gleichzeitig sorgen sie für mehr Transparenz und erleichtern den Zugang zu verlässlichen, faktenbasierten Informationen.
Solche Technologien können gezielt Desinformationskampagnen aufdecken und bekämpfen, was das gesellschaftliche Miteinander stärkt. Indem sie Räume für Dialog und Mitgestaltung schaffen, machen sie die Demokratie widerstandsfähiger und offener für verschiedene Perspektiven. Für Investor:innen und Gründer:innen bieten diese Bereiche nicht nur einen positiven gesellschaftlichen Beitrag, sondern auch spannende wirtschaftliche Perspektiven.
Im Bereich Civic Tech, Medien und Demokratie entstehen spannende Geschäftsmodelle, die sowohl gesellschaftlichen Nutzen bieten als auch wirtschaftlich tragfähig sind. Besonders interessant sind genossenschaftliche Strukturen, die auf Mitbestimmung und gemeinschaftliches Eigentum setzen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Neue Amt in Altona, das Co-Working-Spaces, Nachbarschaftstreffpunkte und kreative Arbeitsräume unter einem Dach vereint – ein Konzept, das Gemeinschaft und Zusammenarbeit fördert.
Ein weiterer Trend sind hybride Finanzierungsmodelle, die verschiedene Quellen wie öffentliche Fördermittel, Impact-Investments und Community-basierte Finanzierungen miteinander kombinieren. Diese Ansätze ermöglichen es, Projekte zu realisieren, die auf soziale Nachhaltigkeit, partizipative Entscheidungsprozesse und ressourcenschonende Technologien setzen. Solche Modelle stärken nicht nur die Demokratie, sondern tragen auch dazu bei, eine informierte und zukunftsorientierte Gesellschaft aufzubauen.
Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.
Zur PersonESG-Kriterien allein reichen nicht aus. Warum? Weil sie oft nur Oberflächenlösungen bieten, ohne...