CSRD vs. NIS2: Cybersecurity-Vergleich
CSRD und NIS2 sind zwei zentrale EU-Regulierungen, die Unternehmen betreffen. Aber was ist der...
Von Johannes Fiegenbaum am 14.05.25 04:56
Die European Union Deforestation Regulation (EUDR) verlangt seit 29. Juni 2023 von Unternehmen den lückenlosen Nachweis entwaldungsfreier Lieferketten. Im Zentrum steht dabei die präzise Geolokalisierung von Produktionsflächen – dokumentiert als EUDR Polygon oder Einzelkoordinaten. Für Unternehmen bedeutet dies: Ohne valide Geodaten kein Marktzugang in der EU.
Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) revolutioniert die Due Diligence-Anforderungen für Rohstoffe wie Holz, Kakao, Palmöl, Soja, Kaffee, Rindfleisch und Kautschuk. Unternehmen müssen künftig für jede Produktionsparzelle präzise Geolokalisierungsdaten im GeoJSON Format bereitstellen. Die Konsequenzen bei Nicht-Compliance: Bußgelder bis zu 4% des EU-Jahresumsatzes und Marktzugangsbeschränkungen.
Zentrale EUDR-Anforderungen im Überblick:
Die EUDR definiert präzise, welche Waren unter die Entwaldungsverordnung fallen. Betroffen sind sieben Commodities und deren Derivate, die den EU-Markt erreichen oder von dort exportiert werden:
| Rohstoff | Produktbeispiele | EUDR Compliance-Anforderung |
|---|---|---|
| Holz | Möbel, Papier, Bauholz | Polygon-Kartierung der Herkunftsflächen |
| Kakao | Schokolade, Kakaopulver | Geolocation Data pro Produktionsparzelle |
| Kaffee | Rohkaffee, geröstete Bohnen | Due Diligence für gesamte Supply Chain |
| Palmöl | Lebensmittel, Kosmetik, Biodiesel | Präzise Koordinaten aller Plantagen |
| Soja | Futtermittel, Lebensmittel, Öl | Nachweis entwaldungsfreier Produktion |
| Rindfleisch | Fleisch, Leder | Standortdaten der Viehzuchtbetriebe |
| Kautschuk | Reifen, Industrieprodukte | Vollständige Rückverfolgbarkeit |
Zusätzlich gilt die Entwaldungsverordnung für zahlreiche weiterverarbeitete Products. Die Compliance-Anforderungen erstrecken sich somit über die gesamte Wertschöpfungskette – vom Rohstoffanbau bis zum Endprodukt im EU-Markt.
Die EUDR nutzt ein risikobasiertes System zur Klassifizierung von Herkunftsländern. Diese Einteilung bestimmt die Intensität der Due Diligence-Prüfungen. Eine präzise Überwachung der Landnutzung ist dabei essenziell, um sicherzustellen, dass Rohstoffe aus entwaldungsfreien Gebieten stammen.
Unternehmen sollten ihre Risikomanagement-Strategien entsprechend der Herkunftsregionen ihrer Rohstoffe ausrichten.
Das Due Diligence Statement (DDS) bildet das zentrale Compliance-Dokument unter der EUDR. Jeder Wirtschaftsakteur muss vor dem Inverkehrbringen von Waren eine Due Diligence-Erklärung im TRACES System einreichen. Die DDS enthält folgende kritische Information:
Die Due Diligence unter der EUDR fügt sich nahtlos in umfassendere ESG-Strategien ein. Unternehmen, die bereits strukturierte Nachhaltigkeitsprozesse etabliert haben, können ihre EUDR Compliance effizienter umsetzen:
Alle Geolokalisierungsdaten müssen im WGS 84 (World Geodetic System 1984) erfasst werden. Dies gewährleistet globale Vergleichbarkeit und Präzision. Die Anforderungen im Detail:
Mit sechs Dezimalstellen erreicht man eine Präzision, die einzelne Parzellen eindeutig identifiziert – entscheidend für die EUDR Compliance.
Das TRACES System akzeptiert Geodaten ausschließlich im GeoJSON Format. Dieser offene Standard ermöglicht die strukturierte Übermittlung komplexer geografischer Daten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Daten den Anforderungen des Systems entsprechen, um eine reibungslose Einreichung zu gewährleisten.
Die file size-Begrenzung entspricht etwa 30.000-40.000 Koordinatenpunkten – ausreichend für die meisten Supply Chain-Strukturen.
Die EUDR differenziert die Anforderungen an Geolokalisierungsdaten nach der Größe der Produktionsflächen:
| Flächengröße | Format | Technische Anforderung | Validierung |
|---|---|---|---|
| Über 4 Hektar | EUDR Polygon | Min. 4 nicht-lineare Coordinates | Geschlossene Koordinatenkette |
| Bis 4 Hektar | Koordinate oder Polygon | Einzelner Geopunkt zulässig | Plausibilitätsprüfung |
| Viehzucht | Einzelkoordinate | Präziser Standort | Land Use-Verifizierung |
| Mehrere Plots | Multi-Polygon | Separate Erfassung | Aggregierte Validierung – weitere Informationen zur satellitengestützten KI zur Bekämpfung von Entwaldung und Steigerung der Transparenz in Lieferketten |
Für komplexe Supply Chains mit zahlreichen Produktionsflächen empfiehlt sich eine systematische Datenerfassungsstrategie.
Unternehmen stehen verschiedene Erfassungsmethoden für Geolocation Data zur Verfügung. Die Wahl hängt von Faktoren wie Flächengröße, Budget und bestehender Infrastruktur ab:
1. Feldbasierte Kartierung (On-Site Geolokalisierung):
2. Mobile Kartierungs-Apps:
3. Satellitenbasierte Fernerkundung:
Die Kombination mehrerer Technologien – etwa Satellitendaten zur Ersterfassung plus GPS-Validierung vor Ort – bietet die optimale Balance zwischen Effizienz und Compliance-Sicherheit.
Das TRACES System (Trade Control and Expert System) fungiert als zentrale EU-Plattform für alle EUDR-bezogenen Daten. Der Submission-Prozess umfasst:
Die TRACES System-Integration sollte möglichst automatisiert erfolgen, um manuelle Fehler zu minimieren und die Effizienz zu steigern.
Vor der Einreichung im TRACES System müssen Unternehmen die Qualität ihrer Geolocation Data sicherstellen. Bewährte Validation-Prozesse umfassen:
Software-Tools können diese Validierung weitgehend automatisieren und Fehler frühzeitig identifizieren.
Kleine und mittlere Unternehmen (SMEs) stehen vor besonderen Herausforderungen bei der EUDR-Umsetzung. Ressourceneffiziente Strategien umfassen:
Für SMEs kann die Integration der EUDR-Anforderungen in bestehende VSME-Reporting-Prozesse Synergien schaffen.
Große Unternehmen mit komplexen, globalen Lieferketten benötigen skalierbare Lösungen:
Die Verbindung mit umfassenden Klimarisiko-Analysen ermöglicht strategische Insights über regulatorische Compliance hinaus.
Junge Unternehmen im Nachhaltigkeitssektor können EUDR Compliance als Wettbewerbsvorteil nutzen:
Machine Learning-Algorithmen revolutionieren die Überwachung von Entwaldungsrisiken. Moderne Systeme nutzen:
Diese Technologie ermöglicht kontinuierliche Compliance Checks über die gesamte Supply Chain hinweg – deutlich effizienter als manuelle Audits.
Spezialisierte Software-Lösungen adressieren die spezifischen EUDR-Anforderungen:
Die Investition in solche Systeme amortisiert sich typischerweise durch vermiedene Compliance-Risiken und operationale Effizienzgewinne.
Geolocation Data aus der EUDR-Compliance liefert wertvolle Grundlagen für weitere ESG-Anforderungen:
Die Integration in Wesentlichkeitsanalysen zeigt strategische ESG-Prioritäten auf.
Präzise Geolokalisierungsdaten ermöglichen die Überschneidungsanalyse mit kritischen Ökosystemen:
Standortspezifische Daten erhöhen die Präzision von Umweltbewertungen erheblich:
Die Kombination von EUDR-Geodaten mit Lifecycle Assessments schafft einzigartige Nachhaltigkeits-Insights.
Für VCs und Impact Investors wird EUDR Compliance zunehmend zum Critical Factor in der Due Diligence:
Die Integration von EUDR-Kriterien in ESG-Investment-Frameworks wird Standard.
Erfolgreiche EUDR-Implementierung erfordert intensive Zusammenarbeit mit Zulieferern:
Besonders für Rohstoffe aus Regionen mit vielen Smallholder-Strukturen ist systematisches Capacity Building erfolgskritisch.
EUDR-konforme Geolocation Data ermöglicht neue Formen der Verbraucherkommunikation:
Die größte praktische Hürde bei der EUDR-Umsetzung: Lückenhafte oder ungenaue Daten von vorgelagerten Supply Chain-Stufen. Pragmatische Lösungen umfassen:
Die Implementierung robuster Geolokalisierungssysteme erfordert signifikante Investitionen. Die Business Case-Rechnung sollte einbeziehen:
Direkte Kosten:
Indirekte Benefits:
Präzise Geolocation Data können sensible Business Information offenlegen. Strategien zur Risikominimierung:
Die EUDR befindet sich in einer dynamischen Entwicklungsphase. Absehbare Veränderungen umfassen:
Die EUDR setzt einen globalen Präzedenzfall. Ähnliche Regulierungen sind in Vorbereitung oder Diskussion in:
Unternehmen mit robusten EUDR-Compliance-Systemen sind gut positioniert für diese kommenden Anforderungen.
Emerging Technologies werden die Zukunft der Supply Chain-Transparenz prägen:
Die Einhaltung der EUDR-Vorgaben erfordert einen systematischen Ansatz: Zunächst müssen Unternehmen präzise Geodaten erfassen – für Flächen über 4 Hektar als EUDR Polygon, für kleinere Areas als Einzelkoordinaten. Alle Coordinates müssen im WGS 84-System mit mindestens 6 Dezimalstellen Genauigkeit vorliegen. Die Daten werden im GeoJSON Format ans TRACES System übermittelt und müssen mindestens 5 Jahre aufbewahrt werden. Eine Kombination aus GPS-Feldmessungen und Satellitenvalidierung gewährleistet die erforderliche Qualität. Regelmäßige Compliance Checks – idealerweise KI-gestützt – identifizieren Abweichungen frühzeitig.
Die EUDR ist relevant für sieben zentrale Commodities und deren weiterverarbeitete Products: Holz, Kakao, Kaffee, Soja, Palmöl, Rindfleisch und Kautschuk. Betroffen sind alle Wirtschaftsakteure, die diese Waren in den EU-Markt einführen oder aus der EU exportieren – vom Import von Rohstoffen bis zum Verkauf von Endprodukten wie Möbeln, Schokolade oder Reifen. Die Regulation gilt auch für E-Commerce und Small-Scale-Importeure. Entscheidend ist: Der Nachweis entwaldungsfreier und gesetzeskonformer Herkunft ist für jede betroffene Ware verpflichtend – unabhängig von Unternehmensgröße oder Handelsvolumen.
DDS steht für "Due Diligence Statement" – die zentrale Compliance-Erklärung unter der EUDR. Jeder Wirtschaftsakteur muss vor dem Inverkehrbringen relevanter Waren ein DDS im TRACES System einreichen. Das Statement enthält vollständige Information zu Geolokalisierungsdaten, Rohstoffursprung, Risikobewertung und Risikominderungsmaßnahmen. Die Due Diligence-Erklärung ist für jede Warencharge erforderlich und erhält eine eindeutige Reference Number. Diese Nummer muss bei allen weiteren Warenbewegungen innerhalb der EU weitergegeben werden. Ohne validiertes DDS ist das Inverkehrbringen EUDR-relevanter Products in der EU nicht zulässig.
KI-gestützte Satellite Imagery revolutioniert die Überwachung von Entwaldung und Land Use-Änderungen. Machine Learning-Algorithmen – etwa ResUNet-Architekturen – analysieren kontinuierlich Sentinel-2-Daten und identifizieren automatisch Veränderungen in Waldbeständen. Die Genauigkeit erreicht 90-95% bei der Erkennung von Forest Degradation. Unternehmen können so ihre gesamte Supply Chain permanent monitoren, ohne aufwändige manuelle Audits. Die Technologie ermöglicht zudem die automatische Validierung von Lieferanten-Geodaten: Stimmen die gemeldeten Coordinates mit der tatsächlichen Landnutzung überein? Gibt es Hinweise auf Entwaldung seit dem Stichtag 31. Dezember 2020? Diese Insights sind entscheidend für risikobasierte Due Diligence.
Smallholder-Strukturen stellen besondere Anforderungen an die EUDR-Umsetzung: Oft fehlt GPS-Ausrüstung, digitale Literacy ist begrenzt, und die Plots sind klein und zahlreich. Erfolgreiche Ansätze kombinieren verschiedene Strategien: Kooperativen-basierte Datenerfassung, bei der geschulte Koordinatoren die Kartierung für mehrere Bauern übernehmen; kostengünstige Smartphone-Apps für einfache Coordinate-Erfassung; satellitenbasierte Erstkartierung mit stichprobenartiger GPS-Validierung. Zudem ermöglichen Kollektivansätze die Aggregation von Daten mehrerer kleiner Plots. Entscheidend ist, dass Unternehmen in Capacity Building investieren statt nicht-konforme Smallholder auszuschließen – sowohl aus sozialen als auch aus Supply Security-Gründen.
Die EUDR ist Teil eines umfassenden EU-ESG-Frameworks und weist zahlreiche Überschneidungen auf: Die CSRD verlangt detaillierte Offenlegung von Entwaldungsrisiken in der Nachhaltigkeitsberichterstattung – EUDR-Geodaten liefern dafür die präzise Datengrundlage. Die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive) fordert Menschenrechts- und Umwelt-Due-Diligence in der Lieferkette – komplementär zur produktspezifischen EUDR. Unternehmen sollten die Geolocation Data-Systeme für EUDR als Grundlage für CSRD-Reporting (insbesondere ESRS E4 Biodiversität) und CSDDD-Risikoanalysen nutzen. Eine integrierte ESG-Datenstrategie vermeidet redundante Systeme und maximiert den ROI der Compliance-Investitionen.
Für Investoren wird EUDR-Compliance zunehmend zum Deal-Breaker: Non-Compliance gefährdet den EU-Market Access und damit signifikante Umsatzanteile. Bei Due Diligence-Prozessen prüfen VCs und PE-Fonds daher systematisch: Sind robuste Geolokalisierungssysteme implementiert? Wie resilient ist die Supply Chain gegenüber EUDR-Risiken? Welche Capex sind für Compliance erforderlich? Besonders Article 9-Fonds (Impact-orientiert) machen EUDR-Konformität zur Investitionsvoraussetzung. Umgekehrt eröffnet die Regulation Chancen: Startups mit innovativen Traceability-Lösungen oder entwaldungsfreien Rohstoffquellen gewinnen an Attraktivität. Die EUDR beschleunigt die Transformation zu transparenten, nachhaltigen Supply Chains – und belohnt First Mover mit Wettbewerbsvorteilen und Investor Appeal.
Die European Union Deforestation Regulation markiert einen Paradigmenwechsel in der globalen Rohstoffwirtschaft. Präzise Geolokalisierung – dokumentiert als EUDR Polygon oder Coordinates – wird zur Grundvoraussetzung für Marktzugang. Unternehmen stehen vor der Wahl: Investition in robuste Compliance-Systeme oder Verlust des EU-Marktes.
Entscheidend für erfolgreiche Umsetzung sind drei Faktoren:
Die EUDR ist mehr als regulatorische Compliance – sie bietet die Chance, Lieferketten grundlegend transparenter, nachhaltiger und resilienter zu gestalten. Unternehmen, die jetzt in präzise Geolocation Data und Due Diligence-Systeme investieren, positionieren sich als Vorreiter der Transformation. Und sie schaffen eine Datengrundlage, die weit über die EUDR hinaus Wert generiert: für CSRD-Reporting, Biodiversitätsstrategien, Impact Measurement und Stakeholder-Vertrauen.
Die technologischen Lösungen existieren bereits. Die regulatorischen Anforderungen sind klar definiert. Jetzt geht es um entschlossene Umsetzung – Schritt für Schritt vom Supply Chain-Mapping über Geodaten-Erfassung bis zur routinierten TRACES System-Integration. Der Weg zur EUDR-Konformität ist anspruchsvoll, aber machbar. Und er führt zu Lieferketten, die nicht nur regulatorisch compliant sind – sondern zukunftsfähig.
ESG- und Nachhaltigkeitsberater mit Spezialisierung auf CSRD, VSME und Klimarisikoanalysen. 300+ Projekte für Unternehmen wie Commerzbank, UBS und Allianz.
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