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CO2-Kompensation oder CO2-Reduktion für Unternehmen?

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CO2-Kompensation oder CO2-Reduktion für Unternehmen? Ein Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können, ob durch Kompensation von Emissionen oder durch direkte Reduktionsmaßnahmen. Wir diskutieren die Vor- und Nachteile beider Ansätze und warum Reduktion zu priorisieren ist.

Einführung in das Thema CO2-Reduktion für Unternehmen

In einer Zeit, in der der Klimawandel immer präsenter wird und die Rufe nach Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen lauter werden, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Die Reduktion von CO2-Emissionen ist nicht nur elementar, da die globalen Emissionen bis 2030 deutlich fallen müssen, um irreversible Ökosystemschäden abzuwenden, sondern hat auch positive Auswirkungen auf das Image und die Innovationsfähigkeit eines Unternehmens.

 

Die Bedeutung von CO2-Kompensation und CO2-Reduktion

Es gibt zwei Hauptansätze, wie Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren können: CO2-Kompensation und CO2-Reduktion. Während die Kompensation darauf abzielt, bereits ausgestoßene CO2-Emissionen mathematisch auszugleichen, konzentriert sich die Reduktion auf die direkte Verringerung der Emissionen, die das Unternehmen verursacht.

CO2-Kompensation

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CO2-Kompensation bezieht sich auf die Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen, um ihre bereits ausgestoßenen CO2-Emissionen auszugleichen. Dies geschieht in der Regel durch Investitionen in Projekte zur Reduzierung von Treibhausgasen aus der Umwelt, wie z.B. Biochar, BECCs, DAC, Seegras uvm. Aufforstungsprojekte sind problematisch, weil diese nicht sofort wirksam sind. Ein Baum wächst langsam, wir müssen aber schnellstmöglich CO2 aus der Umwelt entfernen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass kompensiertes CO2 nicht vom eigenen Corporate Carbon Footprint abgezogen werden kann. CO2-Zertifikate werden üblicherweise als Carbon Credits gehandelt, welche als handelbare Zertifikate fungieren und der Reduzierung oder Vermeidung einer Tonne CO2 entsprechen.

Methoden zur CO2-Kompensation

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Unternehmen ihre CO2-Emissionen kompensieren können. DIE EU erarbeitet dazu eine CO2-Entfernungszertifizierung (siehe EU Carbon Removal Certification), die folgende Voraussetzungen definiert:

- Korrekte quantifizierung mit zusätzlichen Klimavorteilen.
- CO2 langfristig speichern und CO2-Lecks verhindern.
- Überprüfung und Zertifizierung durch Dritte.

Dadurch fallen die günstigen Baumpflanzungsprojekte weg und der Preis je Tonne CO2e wird sich in Richtung 100€+ bewegen. Wie es um die übrigen Methoden wie DACCS, Enhanced Weathering, Biomass Burial, Ocean CDR, in Produkten gespeichertes CO2 und CO2-Mineralisierung steht, muss noch entschieden werden.
 

Vor und Nachteile der CO2-Kompensation für Unternehmen

Der Hauptvorteil der CO2-Kompensation liegt darin, dass Unternehmen schnell und effektiv ihren rechnerischen CO2-Fußabdruck ausgleichen können, ohne dabei ihre Geschäftsprozesse grundlegend ändern zu müssen. Business as usual ist nicht in Gefahr. Allerdings kann die Kompensation auch als "Greenwashing" kritisiert werden, wenn Unternehmen lediglich durch Investitionen in Klimaschutzprojekte versuchen, ein umweltfreundliches Image zu vermitteln, ohne tatsächlich ihre eigenen Emissionen zu reduzieren. Aber nicht zuletzt durch die Green Claims-Verordnung, wird dies immer schwieriger, da "grüne Behauptungen" in Zukunft belegt und überprüfbar sein müssen.

Weitere Schwierigkeiten der einfachen Kompensation sind:

Begrenztes Angebot: Oftmals stoßen Kompensationsprojekte an ihre Grenzen, da entweder nur begrenzte Mengen an Ausgleichsmöglichkeiten verfügbar sind oder sie geografischen Beschränkungen unterliegen. Eine ausschließliche Abhängigkeit von Kompensationsprojekten könnte eigene Emissionsreduzierungen verhindern, die für die Erreichung der globalen Klimaziele erforderlich sind. Neue Technologien wie Ocean CDR oder DAC sind nur begrenzt verfügbar.

Steigende Kosten: Durch die begrenzte Verfügbarkeit werden die Preise absehbar deutlich steigen. Bei einer alleinigen Abhängigkeit von CO2-Zertifikaten sind diese absehbar nicht mehr zu bezahlen. Oder um es mit Warren Buffet zu sagen: Only when the tide goes out do you discover who has been swimming naked.

Moral Hazard: Eine starke Betonung der Kompensation kann dazu führen, dass im Unternehmen der Eindruck entsteht, von den eigenen CO2-Emissionen befreit zu sein, nur weil Zertifikate erworben wurden. Anstelle von strukturellen Veränderungen an den betrieblichen Abläufen und Praktiken wird sich auf externe Projekte verlassen, um die Kohlenstoffbilanz auszugleichen.

Nichtsdestotrotz stellt die Kompensation einen wichtigen Mittelzufluss vom wohlhabenden globalen Norden in den Süden dar, der viele sinnvolle Umweltprojekte finanziert, trotz vieler schwarzer Schafe. Ein erfolgreiches Beispiel ist das REDD+-Projekt Chyulu Hills - eine Zusammenarbeit zwischen der kenianischen Regierung, lokalen und indigenen Organisationen, Conservation International, unter der Aufsicht von Verra. Im Ergebnis wurde:

  • Die Freisetzung von 5 Millionen Tonnen CO2 verhindert 🌳
  • 410.000 Hektar der Tsavo-Amboseli-Grasländer konserviert 🐘
  • Mahlzeiten an 35.000 Kinder in 94 Schulen geliefert 🥗
  • 'Transformative' Finanzierung an das Maasai Wilderness Conservation Trust bereitgestellt 💵

 

CO2-Reduktion & Vermeidung

team of successful business people having a meeting in executive sunlit office

Die direkte Reduktion von CO2-Emissionen in Unternehmen bezieht sich auf die Implementierung von Strategien und Maßnahmen, um den Verbrauch von Ressourcen zu minimieren und die Emissionen zu verringern. Dazu gehören beispielsweise die Umstellung auf erneuerbare Energien, die Verbesserung der Energieeffizienz oder die Optimierung von Produktionsprozessen. Dies ist naturgemäß aufwendiger, als Kompensationszertifikate per Mausklick zu kaufen.

Strategien zur direkten CO2-Reduktion in Unternehmen

Unternehmen können ihre CO2-Emissionen durch verschiedene Maßnahmen reduzieren, wie z.B. die Implementierung von Energieeffizienzmaßnahmen, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Optimierung von Logistikprozessen oder die Förderung von nachhaltigen Produktionsmethoden. ein erster Schritt ist die Messung der aktuellen Emissionen über das gesamte Unternehmen in den sogenannten Scopes. Im nächsten Schritt können dann gezielt Maßnahmen ergriffen werden. Einen Überblick liefert dieser Artikel: Alles Wissenswerte über Carbon Accounting für Unternehmen

Ein weiterer Ansatzpunkt für produzierende Unternehmen ist ein Lifecycle Assessment oder ein Product Carbon Footprint, der das ähnliche auf Produktebene leistet. Mehr dazu in diesem Artikel: Lebenszyklusanalyse: Schritte, Software und Datenbanken für die Bewertung von Umweltauswirkungen.

Vorteile und Herausforderungen der CO2-Reduktion im Vergleich zur Kompensation

Der größte Vorteil der direkten CO2-Reduktion liegt darin, dass Unternehmen langfristig und nachhaltig ihre Emissionen reduzieren können, was nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt hat, sondern auch Kosten spart und die Unabhängig von den fossilen Energien erhöht. Allerdings erfordert die Reduktion von CO2-Emissionen oft umfangreiche Investitionen und Veränderungen in den Geschäftsprozessen, was für viele Unternehmen eine Herausforderung darstellen kann.

Warum CO2-Reduktion priorisiert werden sollte

Risks Concept. Word on Folder Register of Card Index. Selective Focus.

Die langfristigen Auswirkungen von CO2-Reduktion

Während CO2-Kompensation eine schnelle Lösung darstellen kann, um den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens zu kompensieren, ist die direkte Reduktion von Emissionen langfristig die nachhaltigere Lösung. Durch die Reduktion der eigenen Emissionen können Unternehmen langfristig Kosten einsparen, ihre Energieeffizienz verbessern und einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz für Unternehmen

Immer mehr Verbraucher und Investoren legen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Unternehmen, die aktiv Maßnahmen zur Reduktion ihrer CO2-Emissionen ergreifen, können ihr Image verbessern, die Kundenzufriedenheit steigern und sich als Vorreiter im Klimaschutz positionieren.

In der Zwischenzeit kommt jedoch auch der Gesetzgeber seiner Pflicht nach und gibt mit der EU-Taxonomie und der CSRD die Offenlegung der Umweltauswirkungen von Unternehmen vor. Die aktive Reduktion von CO2-Emissionen ist folglich nicht mehr optional und ein Marketinginstrument, sondern ein Wettbewerbsvorteil. Durch einen steigenden CO2-Preis und die Ausweitung des ETS (EU Emissionshandel) auf Straßenverkehr, Gebäude und Industrie- und Energieanlagen wird ab 2027 ein neuer, zunächst vom EU-ETS 1 getrennter Emissionshandel eingeführt (EU-ETS 2). Klug ist, wer dem und anderen regulatorischen Maßnahmen wie CSDDD, CBAM durch eine Zukunftsorienterte Unternehmensausrichtung zuvorkommt.

Nicht zuletzt fördert die Auseinandersetzung mit den eigenen Abläufen auch die Innovationsfähigkeit. Althergebrachtes wird überdacht und vielleicht auf den Kopf gestellt. Neue Ideen umgesetzt. Oft werden die Kosten von Änderungen in den Vordergrund gestellt. die positiven Chancen und Veränderungen sind jedoch ugleich größer, wenn auch manchmal, so wie die Innovationsfähigkeit, schwerer in Euros zu erfassen.

 

Fazit

Zusammenfassung der Vor und Nachteile von CO2-Kompensation und CO2-Reduktion

Sowohl CO2-Kompensation als auch CO2-Reduktion bieten Unternehmen Möglichkeiten, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Während die Kompensation eine schnelle rechnerische Lösung darstellt, um Emissionen auszugleichen, bietet die direkte Reduktion langfristige Vorteile und positive Auswirkungen auf die eigene Innovationsfähigkeit in Zeiten der multiplen Krisen.

Unternehmen sollten die direkte Reduktion ihrer CO2-Emissionen priorisieren und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien und Optimierung von Produktionsprozessen in Betracht ziehen. Gleichzeitig können sie die Kompensation als ergänzende Maßnahme nutzen, um ihren CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren. Zum Beispiel für die Emissionen, die nach aktuellem Stand nicht reduziert oder verhindert werden können.

Durch die Kombination von CO2-Kompensation und CO2-Reduktion können Unternehmen einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten und sich als Organisation auf die Zukunft ausrichten.

Bei Fragen, Anregungen oder weiteren Informationen zur CO2-Reduktion kannst du dich jederzeit gerne an mich wenden. Als Experte stehe ich dir zur Verfügung und helfe gerne weiter. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass dein Unternehmen die Anforderungen erfüllt, das Image als umweltbewusster Akteur gestärkt wird und ihr langfristig von den Vorteilen profitiert.

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