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4 min Lesezeit

52% Innovation Gap: Climate Tech VC Opportunities in Chemical Investments

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Die chemische Industrie ist ein zentraler Bestandteil unseres täglichen Lebens, trägt jedoch erheblich zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Mit einem Anteil von 15 % an den Industrieemissionen in den USA allein zeigt die Branche sowohl ihre Bedeutung als auch den dringenden Handlungsbedarf. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht wurde die Innovationslücke von 52 % in der Dekarbonisierung der chemischen Industrie untersucht. Diese Lücke stellt nicht nur eine Herausforderung dar, sondern bietet auch enorme Chancen für Climate-Tech-Venture-Capital-Investoren (VCs) in Deutschland und weltweit.

Dieser Artikel beleuchtet die Kernelemente der Diskussion, bietet Einblicke in Investitionsstrategien und zeigt auf, wie technologische Innovationen die Industrie verändern können.

Die chemische Industrie: Ein Paradoxon

Chemikalien sind die Basis von 96 % aller hergestellten Güter und spielen eine Schlüsselrolle in emissionsmindernden Technologien. Gleichzeitig ist die Industrie eine der emissionsintensivsten weltweit – sowohl durch den Einsatz fossiler Brennstoffe als Energieträger als auch als Rohstoffe. Die Nachfrage nach Chemikalien wird voraussichtlich weiter steigen, sogar in Netto-Null-Szenarien, da sie entscheidend für die Produktion von Düngemitteln, Kunststoffen und zahlreichen anderen Gütern sind.

Herausforderungen der Dekarbonisierung

Die Emissionen aus der chemischen Industrie entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette:

  • Rohstoffgewinnung: Fördern und Transport fossiler Rohstoffe.
  • Prozessenergie: Bereitstellung von Wärme und Elektrizität in Produktionsanlagen.
  • Chemische Reaktionen: Entstehung von CO₂ und anderen Emissionen während der Stoffumwandlung.
  • End-of-Life-Emissionen: Verbrennung oder Zersetzung chemischer Produkte, z. B. von Kunststoffen.

Das Ziel einer klimaneutralen chemischen Industrie erfordert daher Lösungen auf allen Ebenen – von der Rohstoffwahl bis hin zu effizienteren Produktionsmethoden.

Die 24-Hebel-Matrix: Ein Werkzeug für Investoren

Ein entscheidender Teil des Berichts ist die Entwicklung einer 24-Hebel-Matrix. Diese analysiert Emissionsreduktionshebel entlang verschiedener chemischer Produktionswege. Die Hebel wurden in vier Hauptkategorien unterteilt:

  1. Alternative Produktionsmethoden: Zum Beispiel die Nutzung elektrifizierter Verfahren oder neuartiger Verarbeitungsprozesse.
  2. Alternative Energie- und Wärmequellen: Der Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen.
  3. Saubere Betriebsprozesse: Effizienzsteigerungen und Maßnahmen zur Reduktion von Methanlecks.
  4. Alternative Rohstoffe: Einsatz von Recyclingmaterialien oder CO₂-neutralen Rohstoffen.

Ein Beispiel: Die Umstellung von erdgasbefeuerten Steamcrackern auf elektrifizierte Prozesse könnte signifikante Emissionen vermeiden. Ebenso zeigt der Bericht, dass gezielte Maßnahmen zur Verringerung von Methanlecks (z. B. in der Rohstoffversorgung) allein bis zu 26 % der Emissionen reduzieren könnten.

Innovationsbedarf: Die verbleibenden 52 %

Trotz der bereits verfügbaren Technologien verbleibt eine Innovationslücke von 52 % der Emissionen, die mit heutigen Mitteln nicht vollständig abgedeckt werden können. Der Bericht schlägt drei strategische Schwerpunkte für Innovationen vor:

  1. Weniger produzieren: Recycling und Kreislaufwirtschaft fördern, Produkte effizienter gestalten und unnötige Chemikalienproduktion vermeiden.
  2. Besser produzieren: Bestehende Technologien effizienter und weniger energieintensiv gestalten.
  3. Neu produzieren: Entwicklung neuartiger Rohstoffe, Verfahren oder sogar neuer Geschäftsmodelle (z. B. modulare Produktionsanlagen anstelle zentralisierter Großanlagen).

Die chemische Industrie steht also vor einem Paradigmenwechsel: Die Kombination aus Effizienzsteigerung und disruptiven Technologien wird erforderlich sein, um Netto-Null-Ziele zu erreichen.

Geografische Unterschiede: Warum der Standort zählt

Der Bericht hebt hervor, dass regionale Unterschiede entscheidend sind. Faktoren wie die Verfügbarkeit von CO₂-Speicherung, erneuerbare Energien oder Recyclinginfrastrukturen beeinflussen die Machbarkeit und Skalierbarkeit von Lösungen erheblich. In Deutschland mit seinem starken Fokus auf Klimaschutz und Energiewende bieten sich hier spezifische Chancen, beispielsweise durch den Ausbau von Wasserstoffinfrastrukturen oder die Förderung von Recyclingtechnologien.

Handlungsempfehlungen: Konkrete Schritte für Investoren

Damit Climate-Tech-VCs und Unternehmen im Chemiesektor ihre Rolle als Wegbereiter nutzen können, sind folgende Maßnahmen entscheidend:

  • Fokus auf vorhandene Lösungen: Technologien wie Methanleck-Reduktion und industrielle Wärmepumpen können heute schon effektiv eingesetzt werden.
  • Förderung von Innovationen: Investitionen in Forschung und Entwicklung müssen verstärkt werden, insbesondere in disruptiven Bereichen wie alternativen Rohstoffen.
  • Regulatorische Hebel nutzen: Politische Rahmenbedingungen können entscheidend sein, um die Wettbewerbsfähigkeit emissionsarmer Technologien zu erhöhen.
  • Nachfrage schaffen: Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette sollten zusammenarbeiten, um Märkte für emissionsarme Chemikalien zu entwickeln.

Schlüsseltrends: Modulare Produktion und zirkuläre Wertschöpfungsketten

Ein besonders vielversprechender Trend ist die Modularisierung. Anstatt auf zentralisierte, weltumspannende Anlagen zu setzen, könnten kleinere, dezentrale Produktionsanlagen nahe an Rohstoff- oder Endverbrauchsstandorten angesiedelt werden. Dies würde nicht nur die Transportemissionen reduzieren, sondern auch Flexibilität und Innovation fördern.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Zirkularität. Die Förderung von Recyclingmaterialien und der Einsatz chemischer Rezyklate könnten eine Schlüsselrolle spielen, um die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren.

Key Takeaways

  • 52 % Innovationslücke: Eine massive Chance für Investoren, in technologische Lösungen zu investieren, die den Weg zur Dekarbonisierung ebnen.
  • 24-Hebel-Matrix: Ein systematisches Werkzeug, um emissionsreduzierende Technologien nach Machbarkeit und Wirkung zu bewerten.
  • Geografischer Fokus: Standortfaktoren wie Infrastruktur, verfügbare Ressourcen und politische Rahmenbedingungen sind entscheidend.
  • Sofortmaßnahmen: Methanleck-Reduktion und Prozesswärme-Dekarbonisierung sind kurzfristig machbare Schritte.
  • Langfristige Innovation: Disruptive Technologien und neue Geschäftsmodelle sind notwendig, um die Emissionsziele zu erreichen.
  • Nachfrage aktivieren: Investoren und Unternehmen sollten gemeinsam Märkte für emissionsarme Primärchemikalien schaffen.
  • Modularität fördern: Dezentrale Chemieproduktion könnte die Effizienz und Anpassungsfähigkeit der Industrie revolutionieren.

Die Transformation der chemischen Industrie ist eine Herausforderung, aber auch eine enorme Chance. Mit einem klaren Fokus auf Innovation, Investitionen und Zusammenarbeit können deutsche Unternehmen und Investoren an vorderster Front dieser Revolution stehen. Die Zeit zu handeln ist jetzt – lassen Sie uns die chemische Industrie neu denken und gestalten.

Source: "Webinar – Chemistry in Transition" - RMI, YouTube, Feb 26, 2025 - https://www.youtube.com/watch?v=npwXNZz-wDc

Use: Embedded for reference. Brief quotes used for commentary/review.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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