RCP 2.6 bis 8.5: Praxisleitfaden zur Auswahl des passenden Szenarios für Ihr Unternehmen
Die Wahl des richtigen RCP-Szenarios (Representative Concentration Pathways) ist entscheidend, um...
Von Johannes Fiegenbaum am 19.09.25 12:17
Nachhaltigkeit ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein Muss – auch im Venture-Capital-Bereich. Der Fokus auf ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) bietet nicht nur die Chance, regulatorische Anforderungen wie die EU-Taxonomie oder die CSRD zu erfüllen, sondern auch langfristig Werte zu schaffen. Startups, die ESG-Praktiken frühzeitig integrieren, profitieren von besserer Effizienz, geringeren Risiken und neuen Marktchancen.
Wer ESG frühzeitig in sein Portfoliomanagement integriert, schafft nicht nur Compliance, sondern stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit. Nach unserer Erfahrung ist das ein klarer Vorteil – sowohl für Startups als auch für Investoren.
Die EU-Taxonomie spielt eine Schlüsselrolle für nachhaltige Investitionen in Europa. Sie definiert sechs zentrale Umweltziele: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, Förderung der Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Umweltverschmutzung sowie Schutz von Ökosystemen und Biodiversität. Für Unternehmen, die von Venture-Capital (VC) unterstützt werden, bedeutet dies, dass ihre Geschäftstätigkeit mindestens eines dieser Ziele aktiv fördern muss – ohne dabei andere Ziele zu beeinträchtigen.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitert die Anforderungen an die Berichterstattung deutlich. Ab 2025 müssen betroffene Unternehmen umfassende Nachhaltigkeitsberichte erstellen, die den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) entsprechen. Diese Berichte unterliegen zudem einer externen Prüfung, um die Qualität und Verlässlichkeit der Nachhaltigkeitsdaten sicherzustellen.
Das Global Reporting Initiative (GRI)-Framework bietet einen flexiblen Ansatz für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Unternehmen können branchenspezifische Standards auswählen und ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen schrittweise ausbauen, was besonders für wachsende Unternehmen hilfreich ist.
Der Sustainability Accounting Standards Board (SASB)-Standard konzentriert sich auf branchenspezifische Themen mit finanzieller Relevanz. Er identifiziert die wichtigsten Nachhaltigkeitsaspekte für verschiedene Sektoren und liefert dazu passende Kennzahlen.
Diese Rahmenwerke schaffen eine solide Grundlage, um ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) frühzeitig in die Investitionsstrategie von VC-Firmen einzubinden.
Bereits in der Due-Diligence-Phase ist es entscheidend, ESG-Risiken und -Chancen systematisch zu bewerten. Dazu gehören etwa Klimarisiken, regulatorische Vorgaben und die Kompetenz des Managements in Bezug auf Nachhaltigkeit.
ESG-Scorecards sind ein hilfreiches Werkzeug, um Portfolio-Unternehmen standardisiert zu bewerten. Sie kombinieren quantitative Kennzahlen wie CO₂-Emissionen, Energieverbrauch und Diversitätsquoten mit qualitativen Faktoren wie Governance-Strukturen, Stakeholder-Engagement und Innovationsstärke im Bereich Nachhaltigkeit. Die Gewichtung dieser Kriterien kann flexibel an die jeweilige Branche und die Entwicklungsphase des Unternehmens angepasst werden.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Entwicklung von ESG-Aktionsplänen. Gemeinsam mit den Portfolio-Unternehmen werden konkrete Ziele, Maßnahmen und Zeitpläne festgelegt. Diese Pläne verbinden ESG-Ziele direkt mit operativen Geschäftsprozessen, um Synergien zu schaffen und die Umsetzung zu erleichtern.
Regelmäßige ESG-Reviews, etwa im Rahmen von Board-Meetings, sorgen dafür, dass Nachhaltigkeitsthemen kontinuierlich auf der strategischen Agenda bleiben. So können Fortschritte überwacht und neue Risiken oder Chancen frühzeitig identifiziert werden.
Für die Umsetzung dieser Prozesse stehen spezialisierte Tools zur Verfügung, die die Effizienz und Transparenz erhöhen.
Datenerfassungsplattformen spielen eine zentrale Rolle bei der ESG-Implementierung. Sie automatisieren die Erfassung von Daten und stellen diese in standardisierten Formaten bereit. Solche Plattformen lassen sich nahtlos in bestehende ERP-Systeme integrieren und ermöglichen ein Echtzeit-Monitoring der ESG-Kennzahlen.
Mit Carbon-Accounting-Software lassen sich CO₂-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette präzise erfassen und berechnen. Dabei werden direkte Emissionen (Scope 1), Emissionen aus eingekaufter Energie (Scope 2) sowie vor- und nachgelagerte Aktivitäten (Scope 3) berücksichtigt.
ESG-Reporting-Tools erleichtern die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten nach verschiedenen Standards. Sie reduzieren den manuellen Aufwand und sorgen für konsistente Berichte. Oft bieten sie auch Benchmarking-Funktionen, um die Leistung mit Branchendurchschnitten zu vergleichen.
Stakeholder-Engagement-Plattformen verbessern die Kommunikation mit verschiedenen Interessengruppen zu ESG-Themen. Sie ermöglichen strukturierte Umfragen, Feedback-Prozesse und eine transparente Darstellung der Fortschritte bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen.
Die Integration dieser Tools in ein einheitliches ESG-Management-System erfordert eine sorgfältige Planung. Hierbei gilt es, Datenschnittstellen zu definieren, Arbeitsabläufe zu optimieren und Verantwortlichkeiten klar festzulegen. Ein zentrales Dashboard, das alle relevanten ESG-Kennzahlen übersichtlich darstellt, kann den Überblick für alle Beteiligten erleichtern und die Zusammenarbeit fördern.
Lifecycle Assessments (LCAs) bieten eine systematische Methode, um die Umweltauswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu analysieren. Für VC-Firmen sind diese Analysen besonders wertvoll, um potenzielle Umweltrisiken zu erkennen und gezielte Verbesserungen anzustoßen. Dabei helfen LCAs nicht nur, ökologische Belastungen zu reduzieren, sondern tragen auch dazu bei, langfristig nachhaltige Wertschöpfung zu sichern.
Gemäß den ISO-Standards 14040/14044 umfasst ein LCA-Prozess vier Phasen: Zielfestlegung, Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und Auswertung. Diese strukturierte Herangehensweise ermöglicht es, die Umweltauswirkungen von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung präzise zu quantifizieren.
Ein zentraler Vorteil von LCAs liegt in der sogenannten Hotspot-Analyse. Hierbei wird identifiziert, welche Prozesse oder Materialien innerhalb der Wertschöpfungskette den größten Einfluss auf die Umwelt haben. Interessanterweise konzentrieren sich oft 80 % der Umweltauswirkungen auf lediglich 20 % der Aktivitäten – eine Erkenntnis, die Unternehmen hilft, ihre Ressourcen dort einzusetzen, wo sie den größten Unterschied machen können.
Für Software- und Technologie-Startups gewinnen digitale LCAs zunehmend an Bedeutung. Sie berücksichtigen spezifische Faktoren wie den Energieverbrauch von Rechenzentren, die Herstellung von Hardware oder den Betrieb digitaler Dienste. Besonders bei KI-basierten Anwendungen können energieintensive Trainings- und Inferenzprozesse eine erhebliche Rolle spielen.
Ein weiterer Ansatz, der klassische LCAs ergänzt, ist das Cradle-to-Cradle-Prinzip. Es erweitert die Analyse um Aspekte der Kreislaufwirtschaft, wie die Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und biologische Abbaubarkeit von Materialien. Gerade für junge, innovative Unternehmen bietet sich hier die Chance, regenerative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die nicht nur nachhaltiger, sondern auch zukunftsorientierter sind.
Im nächsten Abschnitt geht es um wichtige ESG-Kennzahlen, die eine messbare Bewertung von VC-Portfolios ermöglichen.
Die Messung von ESG-Kennzahlen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) ergänzt bestehende ESG-Frameworks und Investitionsstrategien. Sie bietet eine Grundlage, um die Nachhaltigkeitsleistung von Portfolio-Unternehmen objektiv zu bewerten und zu vergleichen.
Umweltkennzahlen wie die CO₂-Intensität, Energieeffizienz, Wasserverbrauch oder Kreislaufwirtschaftsquote sind entscheidend. Die CO₂-Intensität, gemessen in Kilogramm CO₂-Äquivalenten pro Euro Umsatz, erlaubt Vergleiche zwischen Unternehmen unterschiedlicher Größe. Ebenso wichtig ist die Energieeffizienz, die beispielsweise als Energieverbrauch pro produzierter Einheit oder pro Mitarbeiter erfasst wird. Die Kreislaufwirtschaftsquote, also der Anteil recycelter oder wiederverwendeter Materialien, wird zunehmend zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal.
Soziale Kennzahlen beleuchten die Auswirkungen auf Mitarbeitende und Gesellschaft. Diversitätsindizes messen die Vielfalt in Führungspositionen, etwa nach Geschlecht, Alter oder ethnischer Herkunft. Die Mitarbeiterzufriedenheit wird oft durch den Employee Net Promoter Score (eNPS) oder Umfragen erfasst. Weiterbildungsquoten, Krankheitsausfälle und Fluktuationsraten geben zusätzlich Einblicke in die Qualität des Arbeitsplatzes und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
Governance-Kennzahlen bewerten die Qualität der Unternehmensführung. Dazu zählen beispielsweise die Diversität im Aufsichtsrat, die Anzahl und Schwere von Compliance-Verstößen oder die Transparenz in der Berichterstattung. Auch die Qualität der Kommunikation mit Stakeholdern wird anhand von Engagement-Metriken gemessen.
Kategorie | Kennzahl | Messeinheit | Erhebungsfrequenz |
---|---|---|---|
Umwelt | CO₂-Intensität | kg CO₂e/€ Umsatz | Quartalsweise |
Umwelt | Energieeffizienz | kWh/Mitarbeiter | Monatlich |
Soziales | Diversitätsindex Führung | % Frauen in Führungspositionen | Halbjährlich |
Soziales | eNPS | Punktwert (-100 bis +100) | Halbjährlich |
Governance | Board-Diversität | % diverse Mitglieder | Jährlich |
Governance | Compliance-Score | Anzahl Verstöße | Quartalsweise |
Nach der Definition dieser Kennzahlen stellt sich die Frage, welche Tools bei der Erhebung und Analyse unterstützen können.
Moderne ESG-Management-Plattformen bieten eine zentrale Lösung für Datenerfassung, Analyse und Berichterstattung. Sie vereinfachen den Prozess, indem sie verschiedene Datenquellen integrieren und konsistente Ergebnisse liefern. Das reduziert nicht nur Fehlerquellen, sondern spart auch Zeit.
Für detaillierte Ökobilanzierungen kommen spezialisierte LCA-Tools zum Einsatz. Diese nutzen umfangreiche Datenbanken, um die Umweltauswirkungen von Materialien und Prozessen zu analysieren. Dabei unterstützen sie verschiedene Bewertungsmethoden wie ReCiPe, CML oder IMPACT+ und können selbst komplexe Produktsysteme modellieren.
Carbon-Management-Systeme sind eine weitere wichtige Komponente. Sie fokussieren sich auf die präzise Erfassung und Verwaltung von Treibhausgasemissionen gemäß dem Greenhouse Gas Protocol. Viele dieser Systeme ermöglichen zudem Szenarioanalysen und die Verfolgung von Klimazielen.
Ein entscheidender Faktor bei der Auswahl solcher Tools ist die Möglichkeit zur API-Integration. Systeme, die sich nahtlos in bestehende ERP-, CRM- oder Buchhaltungssoftware einfügen, reduzieren den manuellen Aufwand erheblich und verbessern die Datenqualität.
Zusätzlich bieten Benchmarking-Funktionen die Möglichkeit, die ESG-Performance von Unternehmen innerhalb eines Portfolios oder gegenüber Wettbewerbern zu vergleichen. Solche Einblicke sind besonders wertvoll, um gezielte Maßnahmen zur Verbesserung zu identifizieren und zu priorisieren.
Die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) erweitert den Berichtsrahmen erheblich: Auch mittelgroße Portfolio-Unternehmen werden zukünftig berichtspflichtig, sofern sie bestimmte Schwellenwerte erreichen. Diese Unternehmen müssen dann detaillierte Berichte gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) vorlegen.
Die EU-Taxonomie-Verordnung fordert von Unternehmen die Offenlegung des Anteils ihrer Umsätze, Investitionen (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx), die mit der Taxonomie übereinstimmen. Dabei stehen sechs Umweltziele im Fokus: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Umweltverschmutzung und Schutz der Biodiversität.
Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sind deutsche Unternehmen ab einer Größe von 1.000 Mitarbeitenden verpflichtet, Menschenrechts- und Umweltstandards in ihren globalen Lieferketten einzuhalten. Für VC-Firmen ist es entscheidend, ihre Portfolio-Unternehmen frühzeitig darauf vorzubereiten, da Verstöße hohe Bußgelder nach sich ziehen können.
Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) teilt Finanzprodukte in drei Kategorien ein: Produkte ohne Nachhaltigkeitsziele (Artikel 6), Produkte mit ökologischen oder sozialen Merkmalen (Artikel 8) und Produkte mit nachhaltigen Investitionszielen (Artikel 9). VC-Fonds müssen ihre Einstufung klar kommunizieren und die damit verbundenen Offenlegungspflichten erfüllen.
Diese regulatorischen Vorgaben bilden die Grundlage für konkrete Maßnahmen, die im nächsten Schritt betrachtet werden.
Eine systematische Datenerfassung ist der Schlüssel zu erfolgreicher Compliance. Portfolio-Unternehmen sollten einheitliche Systeme einführen, um alle relevanten ESG-Kennzahlen zu erfassen, und dabei automatisierte Schnittstellen zu bestehenden ERP-Systemen nutzen. Regelmäßige Validierungsroutinen sorgen für eine hohe Datenqualität – eine unverzichtbare Basis für Compliance und fundierte Klimarisikobewertungen.
Wesentlichkeitsanalysen nach den ESRS betrachten Nachhaltigkeit aus zwei Perspektiven: Impact-Materialität bewertet die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft, während finanzielle Materialität den Einfluss von Nachhaltigkeitsthemen auf die Unternehmensentwicklung untersucht. Häufig werden dabei auch externe Stakeholder eingebunden.
Um die Anforderungen der CSRD zu erfüllen, sollten Unternehmen interne Audits etablieren, Verantwortliche für Nachhaltigkeit benennen und ESG-Kriterien in das Risikomanagement integrieren. Eine sorgfältige Dokumentation aller Prozesse erleichtert spätere Prüfungen erheblich.
Die externe Prüfung wird in Stufen eingeführt. Zunächst reicht eine sogenannte „limited assurance“, die Vollständigkeit und Richtigkeit der Berichte sicherstellt. Später wird eine umfassendere „reasonable assurance“ erforderlich, die höhere Anforderungen an Datenqualität und Dokumentation stellt.
Neben der Einhaltung regulatorischer Vorgaben spielt die systematische Bewertung von Klimarisiken eine zentrale Rolle für den langfristigen Erfolg.
Physische Klimarisiken erfordern standort- und branchenspezifische Analysen. Akute Risiken wie extreme Wetterereignisse können Produktionsstätten und Lieferketten kurzfristig beeinträchtigen. Chronische Risiken, etwa steigende Meeresspiegel oder veränderte Niederschlagsmuster, wirken sich langfristig auf Geschäftsmodelle aus. Moderne Klimarisikomodelle, die auf Szenarien des IPCC basieren, helfen dabei, mittelfristige und langfristige Auswirkungen zu quantifizieren.
Transitionsrisiken, die im Zuge des Wandels zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft entstehen, umfassen regulatorische Vorgaben (wie CO₂-Bepreisung oder Emissionsgrenzwerte) sowie technologische Entwicklungen, die traditionelle Geschäftsmodelle herausfordern. Beispielsweise könnten steigende CO₂-Kosten im Rahmen des EU-Emissionshandels den wirtschaftlichen Rahmen erheblich verändern.
Eine Szenarioanalyse nach den Empfehlungen der TCFD (Task Force on Climate-related Financial Disclosures) berücksichtigt verschiedene Szenarien: ein 1,5°C-Szenario (ambitionierter Klimaschutz), ein 2°C-Szenario (moderater Klimaschutz) und ein „Business-as-usual“-Szenario mit begrenzten Klimaschutzmaßnahmen. Für jedes Szenario sollten die finanziellen Auswirkungen auf Umsatz, Kosten und Investitionen quantifiziert werden.
Anpassungsstrategien kombinieren kurzfristige Maßnahmen mit langfristigen Transformationsplänen. Dazu gehören die Diversifizierung von Lieferanten und Produktionsstandorten sowie Investitionen in klimaresiliente Infrastrukturen. Gleichzeitig bieten Innovationen im Bereich kohlenstoffarmer Technologien neue Geschäftsmöglichkeiten.
Um Klimarisiken nachhaltig zu integrieren, sollten Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen systematisch auf klimabezogene Risiken prüfen und regelmäßige Stresstests durchführen. So lässt sich die Widerstandsfähigkeit des Portfolios unter verschiedenen Klimaszenarien bewerten und rechtzeitig auf Veränderungen reagieren.
Aufbauend auf den zuvor erläuterten ESG-Strategien beleuchten wir, wie VC-Portfolio-Unternehmen Impact und Dekarbonisierung aktiv als Wachstumsmotoren nutzen können.
Anstatt Nachhaltigkeit als Zusatzaufgabe zu behandeln, können Unternehmen ihre Impact-Ziele direkt in ihre Wertschöpfungskette integrieren. Dies erfordert jedoch eine gründliche Überarbeitung der Kerngeschäftsprozesse und das Festlegen klarer, messbarer gesellschaftlicher oder ökologischer Ziele.
Ein häufig genutztes Konzept ist die Theory of Change, die Startups dabei unterstützt, ihre Wirkung systematisch zu planen. Dabei werden Outputs (die direkten Ergebnisse ihrer Aktivitäten), Outcomes (kurzfristige Veränderungen bei Zielgruppen) und langfristige Impacts (gesellschaftliche oder ökologische Transformationen) definiert. Ein Fintech-Startup könnte beispielsweise die Anzahl vergebener Mikrokredite als Output, eine Einkommenssteigerung der Kreditnehmer als Outcome und eine langfristige Reduzierung der Armut in bestimmten Regionen als Impact anstreben.
Die Impact-Messung kombiniert quantitative Daten wie eingesparte CO₂-Emissionen oder die Anzahl erreichter Menschen mit qualitativen Indikatoren, etwa zur Lebensqualität oder zum Zugang zu Bildung. Moderne Impact-Management-Systeme erleichtern die Erfassung und Auswertung dieser Daten.
Ein zentraler Bestandteil ist die Integration von Stakeholdern. Der regelmäßige Austausch mit Kunden, Lieferanten, lokalen Gemeinschaften und Regulierungsbehörden hilft, die Impact-Strategien zu validieren und mögliche negative Effekte frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Neben der Verankerung von Impact-Zielen ist ein gezielter Fokus auf die Reduktion von Emissionen entscheidend, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen.
Der erste Schritt ist eine umfassende Emissionsbilanz, die Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen abdeckt. Diese Analyse bildet die Basis, um gezielt Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu priorisieren.
Rahmenwerke wie die Science Based Targets Initiative (SBTi) bieten Startups Orientierung bei der Entwicklung von Klimazielen, die mit dem 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens kompatibel sind. Solche wissenschaftlich fundierten Vorgaben berücksichtigen sowohl direkte als auch indirekte Emissionen.
Ein naheliegender Ansatz ist die Verbesserung der Energieeffizienz. Maßnahmen wie der Einsatz von LED-Beleuchtung, optimierte IT-Infrastrukturen oder effiziente Heiz- und Kühlsysteme können nicht nur die Emissionen senken, sondern auch Kosten sparen.
Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist ein weiterer wichtiger Schritt. Power Purchase Agreements (PPAs) ermöglichen es auch kleineren Unternehmen, langfristig auf Ökostrom zu setzen und gleichzeitig Planungssicherheit bei den Energiekosten zu gewinnen. Gerade in Deutschland sind solche Verträge oft wirtschaftlich attraktiv.
Kreislaufwirtschaftsansätze bieten zusätzliches Potenzial. Produkte können so gestaltet werden, dass sie repariert, wiederverwendet oder recycelt werden können. Dies eröffnet nicht nur neue Geschäftsmodelle wie Sharing- oder Service-Angebote, sondern reduziert auch Material- und Emissionsintensitäten.
Für die Umsetzung solcher Strategien kann externe Beratung oft entscheidend sein.
Spezialisierte Nachhaltigkeitsberater unterstützen VC-Firmen und ihre Portfolio-Unternehmen auf dem Weg zur Transformation. Sie bringen aktuelles Fachwissen, erprobte Methoden und eine neutrale Perspektive ein – Fähigkeiten, die oft über die internen Ressourcen hinausgehen.
Bei Lifecycle-Assessments (LCA) etwa liefern Berater die nötige Expertise und aktuelle Daten, um vollständige Ökobilanzen zu erstellen. Diese Analysen helfen, Umweltbelastungen zu identifizieren und fundierte Entscheidungen bei Produktdesign, Lieferantenauswahl und Prozessoptimierung zu treffen.
Die Entwicklung von Net-Zero-Strategien erfordert technisches Know-how und ein tiefes Verständnis für Geschäftsmodelle. Fachberater können realistische Dekarbonisierungspfade entwerfen und deren Auswirkungen auf Investitionen, Cashflow und Wettbewerbsfähigkeit bewerten.
Angesichts ständig wechselnder regulatorischer Anforderungen ist Unterstützung im Bereich regulatorischer Compliance besonders wertvoll. Berater helfen beim Aufbau von CSRD-konformen Berichtssystemen, der Bewertung der EU-Taxonomie-Konformität und der Umsetzung von Sorgfaltspflichten in der Lieferkette – ein Bereich, in dem Startups oft noch wenig Erfahrung haben.
Auch bei der Impact-Messung und dem Management profitieren Unternehmen von externer Expertise. Ob es um die Auswahl geeigneter Kennzahlen, die Entwicklung effizienter Datenerfassungssysteme oder die Validierung von Impact-Claims geht – Berater helfen, glaubwürdige Wirkungsnachweise zu erstellen, die sowohl Investoren als auch Kunden überzeugen.
Die Integration von ESG-Kriterien in Investitionsentscheidungen erfordert eine enge Verzahnung von finanziellem und nachhaltigkeitsbezogenem Know-how. Externe Experten können VC-Firmen dabei unterstützen, ESG-Due-Diligence-Prozesse zu etablieren, Risiken systematisch zu bewerten und klare Nachhaltigkeitsziele in Wertschöpfungspläne einzubinden.
Die Einbindung nachhaltiger Unternehmensführung in VC-Portfolios bietet nicht nur regulatorische Vorteile, sondern stärkt auch die Wettbewerbsposition. VC-Firmen, die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) konsequent in ihre Investitionsprozesse einbauen, schaffen Portfolios, die langfristig stabiler und wertbeständiger sind. Diese Erkenntnisse liefern eine solide Basis für gezielte strategische Maßnahmen.
VC-Firmen haben eine Schlüsselrolle bei der Verankerung von ESG in ihren Beteiligungen. Wie Invest Europe hervorhebt:
VC firms are uniquely positioned to boost ESG integration with their investee companies and to adopt best practices to comply with ESG-related data requests, given the advisory role that is customary with early-stage investors.
Die Integration von ESG-Aspekten in einer frühen Phase ermöglicht es, von Anfang an nachhaltige Strukturen und Prozesse aufzubauen.
Standardisierte ESG-Frameworks bieten Orientierung. So hat Invest Europe gemeinsam mit dem Europäischen Investitionsfonds ein Framework entwickelt, das die ESG-Berichterstattung mit europäischen Nachhaltigkeitszielen und regulatorischen Vorgaben in Einklang bringt.
Technologische Unterstützung wird immer relevanter. Ein Beispiel: 2024 stellte Invest Europe ein maschinenlesbares ESG-Berichtstemplate vor, das die Erfassung und Verarbeitung von ESG-Daten deutlich erleichtert.
Proportionale Berichtsansätze helfen auch kleineren Portfolio-Unternehmen, ESG-Praktiken schrittweise umzusetzen, ohne sie zu überfordern.
Kombination aus interner Expertise und externer Beratung erweist sich als besonders wirkungsvoll. Während interne Teams die strategische Richtung vorgeben, können externe Berater bei komplexen Themen wie Lebenszyklusanalysen oder regulatorischer Compliance wertvolle Unterstützung leisten.
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse können VC-Firmen folgende Maßnahmen ergreifen:
Concretely, VCs can support their portfolio companies in thinking about their approach to ESG and developing an ESG framework, as well as incorporating processes to track and report on ESG metrics.
Die erfolgreiche Umsetzung nachhaltiger Unternehmensführung erfordert einen strukturierten Ansatz, der regulatorische Anforderungen, Risikomanagement und Wertschöpfung miteinander verbindet. VC-Firmen, die jetzt aktiv werden, positionieren sich als Vorreiter einer nachhaltigen Finanzwirtschaft und legen den Grundstein für langfristigen Erfolg.
VC-Firmen haben die Möglichkeit, ihre Portfolio-Unternehmen aktiv zu unterstützen, indem sie bei der Entwicklung und Umsetzung von ESG-Standards helfen, die speziell auf die Bedürfnisse von Start-ups zugeschnitten sind. Dazu zählt beispielsweise die Einführung von ESG-Due-Diligence-Prozessen sowie die Nutzung von branchenspezifischen ESG-Leistungskennzahlen, um klare Orientierungspunkte zu schaffen.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Durchführung regelmäßiger ESG-Bewertungen und -Berichte, die nicht nur Fortschritte sichtbar machen, sondern auch Transparenz gewährleisten. Zusätzlich können VC-Firmen Workshops oder Schulungen organisieren, um das Bewusstsein für nachhaltige Unternehmensführung zu schärfen und praxisnahe Ansätze zu vermitteln.
Mit diesen Maßnahmen tragen VC-Firmen nicht nur zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Portfolio-Unternehmen bei, sondern schaffen auch langfristigen Mehrwert und helfen, Risiken wie etwa Klimarisiken gezielt zu steuern.
Die Einbindung von ESG-Praktiken (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) von Anfang an kann für Startups ein entscheidender Hebel sein, um Investoren zu überzeugen. Indem ihr nachhaltige Werte und Verantwortungsbewusstsein demonstriert, signalisiert ihr nicht nur Weitsicht, sondern positioniert euch auch als zukunftsfähiges Unternehmen. Gleichzeitig hilft euch dies, regulatorische Vorgaben frühzeitig zu erfüllen und mögliche Risiken in Bereichen wie Umwelt und Soziales zu reduzieren.
Ein oft übersehener Vorteil: Langfristige Wertschöpfung beginnt am besten direkt in der Gründungsphase. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind in dieser frühen Phase nicht nur leichter umzusetzen, sondern auch flexibler anzupassen. Spätere Änderungen hingegen bringen oft höhere Kosten und erheblichen Aufwand mit sich. Mit einer früh etablierten ESG-Strategie legt ihr den Grundstein für nachhaltiges Wachstum und verschafft euch klare Wettbewerbsvorteile.
Die Einhaltung der EU-Taxonomie und der CSRD bringt für VC-unterstützte Unternehmen einige Herausforderungen mit sich. Dazu gehören nicht nur die komplexen, sich ständig ändernden Vorschriften, sondern auch der erhebliche Aufwand bei der Erhebung und Verarbeitung der erforderlichen Berichtskennzahlen. Besonders schwierig ist es, die unterschiedlichen Standards und Kriterien so aufeinander abzustimmen, dass die Compliance gewährleistet wird.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gibt es jedoch praktikable Ansätze: Unternehmen können auf spezialisierte ESG-Reporting-Tools zurückgreifen, KI-gestützte Datenanalysen einsetzen und interne Prozesse zur kontinuierlichen Datenüberwachung aufsetzen. Diese Maßnahmen erleichtern nicht nur die Erfüllung der Anforderungen, sondern tragen auch dazu bei, langfristig nachhaltige Werte zu schaffen.
Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.
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