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16 min Lesezeit

SBTi-Zertifizierung meistern: Praxisleitfaden für Ablauf, Stolperfallen und Vorbereitung auf die Prüfung

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Ihr wollt eure Klimaziele auf ein neues Level heben? Die SBTi-Zertifizierung hilft Unternehmen, wissenschaftlich fundierte Emissionsziele zu setzen, die im Einklang mit dem Pariser Abkommen stehen. Mit über 10.000 teilnehmenden Unternehmen weltweit ist sie ein klarer Vorteil – besonders für deutsche Firmen, die sich steigenden Anforderungen von Investoren und Kunden stellen müssen.

Was ihr wissen müsst:

  • Warum SBTi? Glaubwürdigkeit, Transparenz und Wettbewerbsvorteile durch klare Klimaziele.
  • Prozess in 6 Schritten: Von der Registrierung bis zur jährlichen Fortschrittsberichterstattung.
  • Typische Fehler: Unvollständige Scope-3-Daten, falsche Ambitionsniveaus, schwache Datenorganisation.
  • Vorbereitung: Datenanalyse, Einbindung aller Akteure und Unterstützung durch Experten.

Mit der richtigen Planung und den passenden Tools könnt ihr Stolperfallen vermeiden und den Zertifizierungsprozess effizient gestalten. Jetzt ist der Moment, Verantwortung zu übernehmen und von den Vorteilen zu profitieren.

Der Weg zur SBTi-Validierung

Der SBTi-Zertifizierungsprozess: 6 Schritte

Der Weg zur Zertifizierung durch die Science Based Targets initiative (SBTi) erfolgt in sechs klar definierten Schritten: Registrierung, Verpflichtung, Entwicklung, Einreichung, Kommunikation und Offenlegung.

Schritt 1: Registrierung und Verpflichtung

Der erste Schritt besteht darin, sich im SBTi Services Validation Portal zu registrieren, um die Berechtigung festzustellen. Danach kann ein Verpflichtungsschreiben eingereicht werden. Für Konzerne und Finanzinstitute ist dies optional. Es ist wichtig, ein engagiertes Team und die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Die SBTi empfiehlt, sich ambitionierte Ziele zu setzen, die auf Netto-Null und einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5°C basieren und die gesamte Wertschöpfungskette einbeziehen.

Schritt 2: Entwicklung der Ziele

Die Zielentwicklung erfolgt auf Basis der SBTi-Standards, -Kriterien und -Leitlinien. Dabei müssen alle Treibhausgasemissionen – also 100 % – berücksichtigt werden. Ein zentraler Grundsatz lautet:

„Companies should not default to the target that is easiest to meet but should instead use the most ambitious decarbonization scenarios and methods that lead to the earliest reductions and the least cumulative emissions".

Unternehmen dürfen nur solche Bereiche, Regionen oder Geschäftsströme ausschließen, die weniger als 5 % der Gesamtemissionen ausmachen. Eine unzureichende Datenverfügbarkeit ist keine akzeptable Begründung für das Auslassen von Emissionen. Verlässliche Daten zu Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen für ein repräsentatives Basisjahr sind unerlässlich.

Schritt 3: Externe Validierung

Die entwickelten Ziele werden über das Validation Portal von SBTi Services eingereicht. Es ist entscheidend, alle erforderlichen Formulare sorgfältig auszufüllen und die Ziele präzise zu dokumentieren. Die SBTi prüft, ob die Ziele den wissenschaftsbasierten Standards entsprechen, und gibt bei Bedarf detailliertes Feedback zur Verbesserung. So führte beispielsweise eine Validierungsunterbrechung in der Automobilbranche zu neuen Leitlinien für Scope-3-Emissionen. Nach erfolgreicher Validierung können die Ziele offiziell kommuniziert werden.

Schritt 4: Kommunikation der Ziele

Nach der Validierung sollten Unternehmen ihre Ziele öffentlich bekannt geben. Dies schafft Transparenz und stärkt das Vertrauen der Stakeholder. Eine klare Kommunikation hilft dabei, Erwartungen zu managen und den Fortschritt sichtbar zu machen.

Schritt 5: Umsetzung der Ziele

Die validierten Ziele müssen in den operativen Betrieb integriert werden. Dazu gehört die Einführung zuverlässiger Systeme zur Datenerfassung und Berichterstattung, um relevante Kennzahlen zu überwachen und den Fortschritt zu messen. Unternehmen sollten klare Indikatoren wie Emissionsreduktion, Energieeffizienz und den Anteil erneuerbarer Energien definieren und diese regelmäßig, mindestens alle fünf Jahre oder bei wesentlichen Änderungen, überprüfen.

Schritt 6: Fortschrittsberichterstattung

Die SBTi verlangt von Unternehmen mit wissenschaftsbasierten Zielen eine jährliche öffentliche Berichterstattung über ihre Treibhausgasemissionen und den Fortschritt bei der Zielerreichung. Im Jahr 2022 berichteten 76 % der Unternehmen mit solchen Zielen öffentlich über ihre Fortschritte, doch nur 53 % deckten dabei alle kurz- und langfristigen Ziele vollständig ab. Zwischen 2015 und 2021 konnten Unternehmen ihre Scope-1- und Scope-2-Emissionen um 25 % senken. Für 1,5°C-konforme Ziele ist eine jährliche Reduktion von mindestens 4,2 % erforderlich. Standardisierte Plattformen wie CDP, GRI oder TCFD können hierfür genutzt werden.

Häufige Fehler und wie ihr sie vermeiden könnt

Die SBTi-Zertifizierung ist ein anspruchsvoller Prozess, bei dem deutsche Unternehmen oft auf ähnliche Herausforderungen stoßen. Eine Analyse der DAX-40-Unternehmen zeigt beispielsweise, dass sieben dieser Konzerne gar keine Angaben zu ihren Scope-3-Emissionen machen. Von den übrigen erfasst nur die Hälfte mehr als vier Kategorien indirekter Emissionen. Solche Lücken können die Validierung erheblich verzögern. Hier werfen wir einen Blick auf typische Stolpersteine und wie ihr sie effektiv umgehen könnt.

Herausforderungen bei Scope-3-Emissionen

Ein häufiges Problem ist die unvollständige Erfassung von Scope-3-Emissionen, was den Zertifizierungsprozess erheblich verlangsamt. Weniger als die Hälfte der DAX-40-Unternehmen berichten über die zentrale Kategorie „Nutzung verkaufter Produkte“, und lediglich 26 % liefern Daten zu Emissionen aus „eingekauften Gütern und Dienstleistungen“. Diese Defizite sind oft auf uneinheitliche Bilanzierungsansätze zurückzuführen.

Bernhard Bartels, Geschäftsführer bei Scope ESG Analysis, betont: „Der Druck auf Unternehmen weltweit, ihre CO₂-Emissionen zu melden, steigt stetig – sowohl durch Regulierung als auch von Investoren“.

Trotz dieses wachsenden Drucks nutzen nur etwa 6 % der Unternehmen mit SBTi-genehmigten Zielen detaillierte, lieferantenspezifische Daten. Viele greifen stattdessen auf Branchendurchschnittswerte zurück, da die Datenerhebung komplex ist.

Lösung: Beginnt mit einer vollständigen Übersicht aller 15 Scope-3-Kategorien und identifiziert die für euch wichtigsten. Setzt auf direkte Datenerhebung bei euren zentralen Lieferanten und Kunden, anstatt ausschließlich auf Schätzungen zu vertrauen. Dokumentiert eure Methodik klar und nachvollziehbar, um die Validierung zu erleichtern.

Missverständnisse bei den SBTi-Anforderungen

Ein weiteres Problem liegt in der Fehleinschätzung der Ambitionsanforderungen. Viele Unternehmen entscheiden sich für das einfachste erreichbare Ziel, obwohl die SBTi ausdrücklich fordert:

„Companies should not default to the target that is easiest to meet but should instead use the most ambitious decarbonization scenarios and methods that lead to the earliest reductions and the least cumulative emissions“.

Die Automobilbranche hat dies besonders zu spüren bekommen: Im März 2022 verhängte die SBTi einen vorübergehenden Validierungsstopp für Automobilhersteller, der erst am 20. März 2024 aufgehoben wurde. Mit der neuen Land Transport Guidance wurde eine Methode eingeführt, die es Automobilherstellern ermöglicht, ihre größte Emissionsquelle – die Scope-3-Kategorie 11 „Nutzungsphase“ – mit 1,5°C-Zielen in Einklang zu bringen.

So vermeidet ihr diese Falle: Nutzt ein aktuelles und repräsentatives Basisjahr. Eine unzureichende Datenlage ist keine akzeptable Begründung, um Emissionen auszulassen.

Schwächen in der Datenorganisation

Neben methodischen Fehlern können auch organisatorische Defizite zu Problemen führen. Schwachstellen in der Datenorganisation sind einer der Hauptgründe für gescheiterte Validierungen. Viele Unternehmen unterschätzen den Aufwand, der mit einer konsistenten und jahresübergreifenden Datenerfassung verbunden ist. Die SBTi verlangt nicht nur eine einmalige Zielvalidierung, sondern auch eine jährliche, öffentliche Berichterstattung über Fortschritte.

Bernhard Bartels warnt: „Unkonsistente ESG-Berichterstattung erschwert die Aufgabe für Fondsmanager, die in diese Unternehmen investiert sind, und macht es schwierig, konsistente Entscheidungen beim Zusammenstellen nachhaltigkeitsorientierter Portfolios zu treffen“.

Lösung: Baut von Anfang an ein solides Datenmanagement auf. Automatisiert die Erfassung von Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Daten und legt klare Verantwortlichkeiten für die Datenqualität fest. Nutzt benutzerfreundliche Tools zur Emissionsberechnung, um eure aktuellen Werte genau zu erfassen. Schult eure Teams in Klimathemen und wissenschaftsbasierten Zielsetzungen. Erstellt zudem einen detaillierten Finanzplan, der die Kosten und den Nutzen von Emissionsreduktionsmaßnahmen analysiert. Überwacht eure Fortschritte kontinuierlich, um die jährliche Berichterstattung und Transparenz zu erleichtern.

Vorbereitung auf die SBTi-Bewertung

Der Weg zur SBTi-Zertifizierung beginnt mit einer gründlichen Vorbereitung. Eine strukturierte Herangehensweise kann entscheidend sein, um Verzögerungen zu vermeiden und den Prozess effizient zu gestalten. Hier erfahrt ihr, wie ihr eure Daten analysiert und die relevanten Akteure einbindet.

Bestandsaufnahme eurer aktuellen Daten

Der erste Schritt ist eine umfassende Erfassung aller Treibhausgasemissionen. Die SBTi fordert eine vollständige Bilanz, die Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen abdeckt, bevor Reduktionsziele definiert werden können. Diese Daten sind unverzichtbar, da die SBTi alle Emissionen für ihre Validierung berücksichtigt.

Startet mit einer Überprüfung eurer Geschäftsbereiche:

  • Scope 1: Direkte Emissionen aus eigenen Quellen.
  • Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie.
  • Scope 3: Alle weiteren vor- und nachgelagerten Emissionen in der Wertschöpfungskette.

Eure Berechnungen müssen dabei den Standards des GHG Protocols entsprechen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist die Wahl eines geeigneten Basisjahres. Dieses sollte repräsentativ für eure Geschäftstätigkeit sein und verifizierbare Daten für alle drei Emissionskategorien enthalten. Es ist wichtig, dass sämtliche Emissionen quantifiziert und dokumentiert werden – auch solche, die zunächst als geringfügig erscheinen.

Konzentriert euch auf die wesentlichen Emissionsquellen in euren Abläufen und entlang der Wertschöpfungskette. Analysiert, welche Bereiche mit vertretbarem Aufwand verändert werden können, um messbare Reduktionen zu erzielen. Richtet standardisierte Prozesse zur Datenerfassung ein, um die Vergleichbarkeit der Emissionen über die Jahre hinweg sicherzustellen.

Für Scope-3-Emissionen dürfen maximal 5 % der Emissionen ausgeschlossen werden, wobei 67 % der berichteten Emissionen in die Ziele einzubeziehen sind. Für Scope 1 und 2 gilt eine kombinierte Ausschlussgrenze von bis zu 5 %.

Einbindung der wichtigsten Akteure

Die Festlegung wissenschaftsbasierter Ziele erfordert eine enge Zusammenarbeit im gesamten Unternehmen. Auch Lieferanten, regionale Stakeholder und die Führungsebene spielen dabei eine Schlüsselrolle. Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen euren Finanzteams und Nachhaltigkeitsexperten, um die Emissionen präzise zu erfassen und zu berichten.

Bindet eure Lieferanten aktiv in den Prozess ein, da sie essenziell für die Erfassung der Scope-3-Emissionen sind. Ebenso muss die Führungsebene vollständig hinter dem Projekt stehen, um die nötigen Ressourcen und Unterstützung bereitzustellen. Ohne dieses Engagement wird es schwierig, andere Abteilungen zu mobilisieren. Klare Zuständigkeiten und Kommunikationswege zwischen allen Beteiligten sind hier entscheidend.

Auch lokale Stakeholder können wertvolle Einblicke geben, insbesondere bei internationalen Lieferketten. Sie helfen dabei, regionale Besonderheiten und Herausforderungen besser zu verstehen. Zusätzlich kann externes Fachwissen dabei unterstützen, komplexe Anforderungen zu bewältigen.

Zusammenarbeit mit Expertenberatern

Die Anforderungen der SBTi können komplex sein, weshalb die Zusammenarbeit mit erfahrenen Beratern oft ein entscheidender Vorteil ist. Solche Experten helfen euch, die Herausforderungen bei der Festlegung wissenschaftsbasierter Ziele zu bewältigen.

Fiegenbaum Solutions ist beispielsweise eine spezialisierte Nachhaltigkeitsberatung, die euch bei der SBTi-Vorbereitung unterstützt. Mit Expertise in ESG-Strategien, Lebenszyklusanalysen und regulatorischen Anforderungen begleitet das Team Unternehmen durch den gesamten Zertifizierungsprozess – sei es projektbasiert oder in langfristigen Partnerschaften.

Bei der Auswahl von Beratern solltet ihr darauf achten, dass diese nachweislich mit den SBTi-Methoden vertraut sind. Eine direkte Kontaktaufnahme mit einer klaren Beschreibung eurer Anforderungen kann den Auswahlprozess beschleunigen.

Berater unterstützen nicht nur bei der Datenerhebung und -analyse, sondern helfen auch, die Führungsebene von der Wichtigkeit wissenschaftsbasierter Ziele zu überzeugen. Dank ihrer Erfahrung können typische Fehler vermieden und der Validierungsprozess beschleunigt werden.

Die SBTi selbst bietet durch Expertenarbeitsgruppen Unterstützung bei der Weiterentwicklung von Standards und bei komplexen technischen Fragen. Diese Expertise fließt direkt in die Arbeit erfahrener Berater ein, sodass ihr stets nach den neuesten Vorgaben arbeiten könnt.

Tools und Methoden für den SBTi-Erfolg

Die zuvor beschriebenen Herausforderungen im Datenmanagement zeigen, wie wichtig spezialisierte Tools und Methoden sind, um den Zertifizierungsprozess reibungslos zu gestalten. Mit der richtigen Software und den passenden Ansätzen könnt ihr Verzögerungen vermeiden und die Anforderungen effizient erfüllen. Über 90 % der Fortune-500-Unternehmen setzen auf das GHG Protocol, was die Bedeutung standardisierter Ansätze zur Emissionsmessung unterstreicht.

Carbon-Accounting-Software-Optionen

Die Wahl der passenden Software für die Emissionsbilanzierung ist ein zentraler Schritt zum Erfolg mit der SBTi. Solche Tools erleichtern die Nachverfolgung und Berechnung von Treibhausgasemissionen und helfen, regulatorische Vorgaben einzuhalten.

Für deutsche Unternehmen sind insbesondere CSRD-konforme Lösungen relevant. Coolset bietet speziell für den europäischen Mittelstand umfassende Scope-1- bis Scope-3-Analysen und gewährleistet starke CSRD-Compliance ab 5.000 € jährlich. Plan A kombiniert Technologie und Automatisierung, um Unternehmen bei ESG-Lösungen und Dekarbonisierungszielen zu unterstützen.

Größere Unternehmen mit komplexeren Anforderungen können von Emitwise profitieren. Wie Mat Langley, Global Head of Sustainable Procurement, betont:

„The unique ability to include primary supplier data in our baseline while also supporting our suppliers in calculating their emissions".

Die Preise für Emitwise liegen zwischen 42.000 € und 127.000 € jährlich. Arbor überzeugt mit präzisen und automatisierten Product Carbon Footprinting (PCF)-Funktionen ab 100 €, während Normative aktivitätsbasierte Daten nutzt, um exakte Emissionsberichte zu erstellen.

Bei der Auswahl der Software solltet ihr auf Benutzerfreundlichkeit, Datenqualität, Kompatibilität mit euren Prozessen und umfassende Berichtsfunktionen achten. Lösungen, die Daten validieren und standardisieren, bieten hier klare Vorteile. Zusätzlich kann die Beratung durch Experten bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein.

Verknüpfung der SBTi mit eurer ESG-Strategie

Nach der Auswahl passender Tools geht es darum, die gewonnenen Daten in eure ESG-Strategie zu integrieren. Die Verknüpfung von SBTi-Zielen mit eurer ESG-Strategie sorgt für eine einheitliche Ausrichtung, die eure Unternehmensziele mit globalen Klimaschutzmaßnahmen verbindet. Beispiele aus der Praxis zeigen, wie das gelingen kann:

  • Microsoft strebt an, bis 2030 klimanegativ zu werden, und kombiniert ESG-Ziele mit SBTi-Maßnahmen, etwa durch Projekte für erneuerbare Energien, Kohlenstoffabscheidungstechnologien und das Scope-3-Emissionsmanagement.
  • IKEA verfolgt wissenschaftsbasierte Ziele, um bis 2030 klimapositiv zu sein. Dabei arbeitet das Unternehmen eng mit Lieferanten und Kunden zusammen, verbessert die Kreislauffähigkeit seiner Produkte und setzt auf erneuerbare Energien.

Für eine erfolgreiche Umsetzung solltet ihr ESG-Ziele definieren, die mit euren Prioritäten übereinstimmen und die Anliegen wichtiger Stakeholder berücksichtigen. Die Integration relevanter Kennzahlen in Vorstandsdiskussionen, Leistungsbewertungen und Entscheidungsprozesse stärkt Transparenz und Verantwortlichkeit. ESG-Management-Software kann zudem Echtzeitdaten erfassen, analysieren und regelmäßige Fortschrittsberichte erleichtern.

Fortschrittsverfolgung über die Zeit

Nach der Genehmigung durch die SBTi ist es wichtig, die Emissionen jährlich offenzulegen und den Fortschritt zu überwachen. Ziele sollten alle fünf Jahre oder bei wesentlichen Änderungen überprüft werden. Bis Anfang 2025 haben sich bereits mindestens 10.602 Unternehmen zu einem SBTi-konformen Ziel verpflichtet, von denen 7.129 genehmigt wurden.

Die Berichterstattung kann über Jahres- oder Nachhaltigkeitsberichte oder den CDP-Fragebogen erfolgen. Die SBTi bietet dabei aktuelle Best Practices und identifiziert kritische Themen, um den Fortschritt standardisiert zu messen.

Ein Beispiel ist die 2 Sisters Food Group UK, die sich verpflichtet hat, ihre absoluten Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030 um 42,0 % im Vergleich zu 2023 zu reduzieren. Gleichzeitig soll der Anteil erneuerbarer Elektrizität von 0,2 % auf 100,0 % gesteigert werden.

Sollten Ziele nicht erreicht werden, empfiehlt es sich, die Strategien zu überarbeiten, Anpassungen vorzunehmen und Herausforderungen sowie ergriffene Maßnahmen transparent zu kommunizieren. Wie Keiko Shiga von Sony Corporation betont:

„Having a science-based target helps keep us on track. It means we know what we need to do in the short and medium term to meet the longer-term vision. By being part of the global initiative we know we are part of a bigger movement".

Die kontinuierliche Überwachung bildet die Grundlage für strategische Anpassungen und langfristigen Erfolg.

Fazit

Die SBTi-Zertifizierung bildet die Grundlage für eine zukunftsorientierte Unternehmensstrategie. 79 % der Führungskräfte geben an, dass eine gestärkte Markenreputation zu den wichtigsten Vorteilen der SBTi-Verpflichtung zählt. Der strukturierte Ansatz zeigt, dass eine erfolgreiche Zertifizierung ein methodisches Vorgehen, geeignete Tools und eine konsequente Überwachung erfordert.

Hauptvorteile der SBTi-Zertifizierung

Die Vorteile einer SBTi-Zertifizierung reichen weit über den Klimaschutz hinaus und schaffen greifbare Geschäftswerte. Unternehmen, die sich einem klaren Zweck verschreiben, wachsen im Durchschnitt dreimal schneller als ihre Mitbewerber und erreichen eine höhere Zufriedenheit bei Mitarbeitern und Kunden.

Ein zentraler Vorteil ist die regulatorische Sicherheit. Wissenschaftsbasierte Ziele bieten Unternehmen Schutz vor neuen Vorschriften und liefern einen klaren Fahrplan für eine klimafreundliche Zukunft. Die 1,5°C-konformen Benchmarks der SBTi unterstützen sowohl die interne Ausrichtung als auch die Berichterstattung.

Auch finanzielle Vorteile spielen eine große Rolle. Dazu zählen langfristige Kostensenkungen, ein verbesserter Zugang zu grüner Finanzierung und eine gesteigerte Attraktivität für Investoren durch den Fokus auf ESG-Kriterien. Unternehmen, die Kohlenstoffzertifikate einsetzen, reduzieren ihre Emissionen doppelt so schnell und sind 1,8-mal wahrscheinlicher, jährlich weitere Fortschritte zu erzielen.

Wettbewerbsvorteile ergeben sich durch Innovation und Effizienz. Unternehmen mit SBTs sind oft Vorreiter bei neuen Entwicklungen und widerstandsfähiger gegenüber Herausforderungen. Sie gewinnen das Vertrauen von Investoren und stärken ihre Position durch gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit.

Auch die Beziehungen zu Stakeholdern profitieren erheblich. Verbesserte Partnerschaften mit Lieferanten und Kunden, eine gestärkte Markenreputation und bessere ESG-Bewertungen schaffen eine solide Basis für langfristigen Erfolg. Kunden, die zunehmend auf Nachhaltigkeit achten, honorieren das Engagement für den Klimaschutz.

Diese Vorteile zeigen sich besonders dann, wenn Unternehmen einen gut durchdachten und sorgfältig vorbereiteten Ansatz verfolgen – ein entscheidender Faktor für nachhaltigen Erfolg.

Die Bedeutung guter Vorbereitung

Eine gründliche Vorbereitung ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Die detaillierte Rückmeldung und Unterstützung durch die technischen Experten der SBTi während des Validierungsprozesses hebt die Bedeutung einer professionellen Herangehensweise hervor.

Ein strukturiertes Vorgehen beginnt mit der Auswahl des richtigen Basisjahres und der Nutzung der SBTi-Ressourcen. Unternehmen sollten die ehrgeizigsten Dekarbonisierungsszenarien wählen, um frühzeitige Emissionsreduktionen und geringere kumulative Emissionen zu erreichen.

Die Unterstützung durch Experten ist bei komplexen Anforderungen unverzichtbar. Die Einbindung verschiedener Abteilungen in den Zielsetzungsprozess und die regelmäßige Aktualisierung von Wissen über bewährte Praktiken tragen entscheidend zum Erfolg bei.

Zusätzlich ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung erforderlich. Dazu gehören jährliche Überprüfungen und eine umfassende Überarbeitung alle fünf Jahre oder bei signifikanten Änderungen. Wie die SBTi betont:

„Science-based target setting makes business sense – it future-proofs growth, saves money, provides resilience against regulation, boosts investor confidence, spurs innovation and competitiveness".

Mit mindestens 10.602 verpflichteten Unternehmen und 7.129 genehmigten Zielen bis Anfang 2025 wird klar: Unternehmen, die methodisch vorgehen und Expertenrat einholen, sind bestens aufgestellt, um in der Gemeinschaft wissenschaftsbasierter Klimaziele erfolgreich zu sein.

FAQs

Welche Schritte sind erforderlich, um die SBTi-Zertifizierung zu erhalten, und wie lange dauert der Prozess üblicherweise?

Der Prozess zur SBTi-Zertifizierung besteht aus mehreren Schritten: Registrierung, Erarbeitung der Klimaziele, Einreichung zur Überprüfung, Validierung durch die SBTi und schließlich der offiziellen Zertifizierung.

Wie lange dieser Prozess dauert, hängt stark von der Größe eures Unternehmens und der Komplexität der zugrunde liegenden Daten ab. Üblicherweise kann es mehrere Monate bis zu einem Jahr in Anspruch nehmen, bis die Zertifizierung erfolgreich abgeschlossen ist. Mit einer gründlichen Vorbereitung und einer klaren, gut organisierten Datenbasis lässt sich der Ablauf jedoch spürbar beschleunigen.

Welche typischen Fehler passieren bei der Erfassung von Scope-3-Emissionen, und wie können Unternehmen diese vermeiden?

Typische Fehler bei der Erfassung von Scope-3-Emissionen

Bei der Erfassung von Scope-3-Emissionen treten häufig Probleme auf, die die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Daten beeinträchtigen können. Dazu gehören unvollständige oder fehlerhafte Datensätze, eine mangelnde Abstimmung mit Lieferanten sowie der Einsatz ungenauer oder nicht standardisierter Methoden. Solche Schwächen führen oft dazu, dass Emissionen entweder doppelt erfasst oder komplett übersehen werden.

Wie lassen sich diese Fehler vermeiden?

Um solche Herausforderungen zu meistern, könnt ihr folgende Ansätze verfolgen:

  • Sorgfalt bei der Datenqualität: Prüft regelmäßig, ob die erfassten Daten vollständig und präzise sind. Nur verlässliche Informationen ermöglichen fundierte Entscheidungen.
  • Einsatz bewährter Standards: Nutzt etablierte Berichtsstandards wie das GHG Protocol, um eine einheitliche und nachvollziehbare Datenerfassung sicherzustellen.
  • Enger Austausch mit Lieferanten: Eine transparente Kommunikation mit euren Lieferanten ist entscheidend, um zuverlässige Daten entlang der gesamten Lieferkette zu erhalten.

Mit einer klaren Strategie und gut durchdachten Prozessen könnt ihr typische Fehler vermeiden und die Erhebung von Scope-3-Emissionen effizienter gestalten. So legt ihr den Grundstein für eine nachhaltige und glaubwürdige Klimabilanz.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Emissionsziele den Anforderungen der SBTi entsprechen und gleichzeitig erreichbar bleiben?

Wie Unternehmen ambitionierte und erreichbare Emissionsziele setzen können

Um sicherzustellen, dass eure Emissionsziele sowohl ehrgeizig als auch realistisch sind, solltet ihr sie auf wissenschaftlich fundierte Daten und die Vorgaben des Pariser Abkommens ausrichten. Das bedeutet, klare Reduktionspfade zu definieren, die erreichbar sind, und diese regelmäßig zu überprüfen, um auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Anforderungen für die SBTi-Validierung

Eine erfolgreiche Validierung durch die Science Based Targets initiative (SBTi) setzt voraus, dass eure Ziele klar, messbar und zeitlich definiert sind. Regelmäßige Fortschrittskontrollen sind dabei unverzichtbar. So könnt ihr eure Strategien bei Bedarf anpassen, falls sich Rahmenbedingungen ändern oder zusätzliche Maßnahmen erforderlich werden.

Transparenz schafft Vertrauen

Eine offene und transparente Kommunikation über eure Ziele und die erzielten Fortschritte ist entscheidend. Sie stärkt das Vertrauen eurer Stakeholder und Partner und zeigt, dass ihr euch ernsthaft für den Klimaschutz engagiert. Indem ihr eure Maßnahmen nachvollziehbar darstellt, könnt ihr eure Glaubwürdigkeit weiter festigen und langfristige Unterstützung sichern.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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