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15 min Lesezeit

So funktioniert TNFD: Was der neue Biodiversitäts-Standard für Ihr Unternehmen bedeutet

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Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) bietet Unternehmen ein freiwilliges Rahmenwerk, um naturbezogene Risiken und Chancen zu bewerten und offenzulegen. Ziel ist es, die Natur in Geschäftsentscheidungen einzubeziehen und Kapitalströme in naturfreundliche Projekte umzulenken. Warum das wichtig ist? Mehr als die Hälfte des weltweiten BIP hängt direkt oder indirekt von der Natur ab – und der Verlust der Biodiversität stellt ein wachsendes Risiko dar.

Wichtige Punkte:

  • TNFD hilft Unternehmen, ihre Abhängigkeit von der Natur und deren Auswirkungen auf das Geschäft zu verstehen.
  • In Deutschland erleichtert die enge Verknüpfung mit EU-Regulierungen wie der CSRD die Umsetzung.
  • Der LEAP-Prozess (Locate, Evaluate, Assess, Prepare) unterstützt bei der Analyse und Integration naturbezogener Themen.
  • Unternehmen, die früh handeln, profitieren von besserem Risikomanagement, Zugang zu Kapital und höherer Glaubwürdigkeit bei Investoren.

Fazit: TNFD ist mehr als nur ein Reporting-Standard – es ist eine Chance, Biodiversitätsrisiken aktiv zu managen und sich zukunftssicher aufzustellen. Jetzt ist der richtige Moment, um den Einstieg zu finden.

TNFD Framework-Struktur und Grundprinzipien

TNFD

Die 4 Grundpfeiler von TNFD

Das TNFD-Framework basiert auf vier zentralen Säulen: Governance, Strategie, Risiko- und Impact-Management sowie Metriken und Ziele. Diese Bereiche sollen Unternehmen dabei unterstützen, naturbezogene Risiken und Chancen besser zu verstehen und zu managen. Es greift dabei die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) auf und erweitert sie um Aspekte, die speziell die Natur betreffen.

Die Governance-Säule betont, dass naturbezogene Themen in die Entscheidungen der Führungsebene integriert werden sollten. Vorstände und Geschäftsführungen tragen hier die Verantwortung für Biodiversitätsfragen. Im Bereich Strategie wird von Unternehmen verlangt, klare Ziele zu setzen, die sich an den Grundsätzen des TNFD orientieren. Risiko- und Impact-Management fordert die Implementierung von Prozessen, die naturbezogene Risiken identifizieren, bewerten und minimieren – dies setzt ein tiefes Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Geschäftstätigkeit und Umwelt voraus. Schließlich verlangt die Säule Metriken und Ziele die Einführung messbarer Kennzahlen, um Fortschritte zu überwachen. Bereits über 400 Organisationen weltweit haben die TNFD-Empfehlungen übernommen.

Diese Säulen verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Beziehung zwischen Unternehmen und Natur ganzheitlich zu betrachten.

Doppelte Wesentlichkeit verstehen

Der Ansatz der doppelten Wesentlichkeit fordert, dass Unternehmen sowohl ihre Auswirkungen auf die Natur (sogenannte Impact-Wesentlichkeit) als auch die Einflüsse der Natur auf ihr Geschäft (finanzielle Wesentlichkeit) berücksichtigen. Dieser Ansatz findet sich auch in den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) wieder. Die finanzielle Dimension wird durch die Tatsache unterstrichen, dass mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts – rund 44 Billionen US-Dollar – von natürlichen Ressourcen und Ökosystemleistungen abhängt.

Professor Nicola Ranger von der London School of Economics bringt den Zusammenhang anschaulich auf den Punkt:

"Die Natur ist mehr als Vögel, Bienen und Schmetterlinge; es geht um die grundlegenden Ökosystemleistungen, auf denen unser Wohlstand beruht – Wasser, Nahrungsmittelsysteme, Rohstoffe. Diese neue Forschung fasst Erkenntnisse aus Hunderten von Studien zusammen und zeigt deutlich, dass der Verlust der Natur ein materielles finanzielles Risiko für die Wirtschaft und das Finanzsystem darstellt. Dies ist ein Risiko, dessen sich jeder umsichtige Entscheider bewusst sein sollte, wenn er Investitionsentscheidungen trifft."

Die TNFD-Empfehlungen verdeutlichen, dass naturbezogene Risiken und Chancen finanzielle Auswirkungen auf Unternehmen haben können – sei es durch Veränderungen bei Einnahmen, Ausgaben, Investitionen oder den Zugang zu Kapital.

Neben der finanziellen Dimension legt das TNFD auch besonderen Wert auf den Standortfaktor.

TNFD-Leitprinzipien und standortbasierte Analyse

Das TNFD-Framework stützt sich auf sieben Leitprinzipien, die einen wissenschaftlich fundierten Ansatz, die Berücksichtigung naturbezogener Risiken und eine globale Perspektive gewährleisten. Ein zentraler Bestandteil ist der sogenannte LEAP-Prozess (Locate, Evaluate, Assess, Prepare), der Unternehmen dabei hilft, naturbezogene Themen systematisch zu identifizieren und zu bewerten.

Die standortbasierte Analyse ist hierbei von zentraler Bedeutung. Sie ermöglicht es, naturbezogene Abhängigkeiten, Auswirkungen, Risiken und Chancen besser zu verstehen. TNFD hebt hervor, dass bestimmte Gebiete – sogenannte "sensible Standorte" – für Biodiversität und Ökosystemleistungen von besonderer Bedeutung sind. Die praktische Anwendung zeigt, wie effektiv dieser Ansatz sein kann: Unternehmen wie die IndusInd Bank und Tesco haben den LEAP-Prozess genutzt, um ihre Lieferketten zu analysieren und ihre Biodiversitäts-Fußabdrücke zu bewerten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der TNFD-Leitprinzipien ist die Einbindung indigener Völker, lokaler Gemeinschaften und anderer Stakeholder. Durch die Berücksichtigung von lokalem Wissen und regionalen Perspektiven wird sichergestellt, dass naturbezogene Themen umfassend und respektvoll bewertet werden.

So integriert ihr TNFD in eure ESG-Strategie

Basierend auf den Grundprinzipien des TNFD zeigen wir euch, wie ihr diese in eure ESG-Strategie einbinden könnt.

Naturbezogene Risiken und Chancen erkennen

Um naturbezogene Risiken zu identifizieren, braucht es mehr als herkömmliche Umweltbewertungen. Der LEAP-Prozess (Locate, Evaluate, Assess, Prepare) bietet dabei eine strukturierte Herangehensweise. Damit könnt ihr Standorte mit Naturinteraktionen erfassen, Abhängigkeiten und Auswirkungen bewerten, Risiken und Chancen quantifizieren sowie die Ergebnisse für strategische Entscheidungen aufbereiten.

Warum ist das so wichtig? Über die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts – fast 44 Billionen US-Dollar – hängt direkt von der Natur und ihren Leistungen ab. Diese doppelte Perspektive, die sowohl Risiken als auch Chancen beleuchtet, ist entscheidend.

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg: Schulungen. Baut Wissen gezielt in allen relevanten Abteilungen auf, um das TNFD-Framework effektiv zu verankern.

Anforderungen von Deutschland und der EU erfüllen

Nachdem ihr naturbezogene Risiken identifiziert habt, gilt es, diese Erkenntnisse für die Einhaltung der deutschen und europäischen Regulierungsanforderungen zu nutzen. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) verlangen spezifische Offenlegungen zu Biodiversität und Ökosystemen. Besonders ESRS E4 hebt hervor, dass solche Themen als wesentlich eingestuft werden müssen.

Der LEAP-Ansatz wird von den ESRS ausdrücklich empfohlen, um Umweltaspekte über den Klimawandel hinaus zu bewerten. Zudem unterstützt der TNFD-Ansatz die sogenannte doppelte Wesentlichkeit, die ebenfalls von den ESRS gefordert wird.

Inka Gnittke, stellvertretende Generaldirektorin der Abteilung Naturschutz im Bundesumweltministerium, erklärt dazu:

"Das TNFD ist von zentraler Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Natur als wichtiger Wirtschaftsfaktor integriert und nicht als Externalität behandelt wird... das TNFD stattet Unternehmen mit den Werkzeugen aus, die sie benötigen, um Ökosystemleistungen als kritische Wirtschaftskomponenten zu bewerten."

Praktisch bedeutet das: Überprüft eure bestehenden und künftigen Offenlegungspflichten zu naturbezogenen Themen.

TNFD in eure ESG-Berichterstattung integrieren

Die Integration von TNFD in eure ESG-Berichterstattung lässt sich nahtlos umsetzen, da das Framework mit bekannten Standards wie TCFD, GRI und den ISSB-Standards kompatibel ist. Von den 14 TNFD-Offenlegungsempfehlungen stammen 11 direkt aus dem TCFD-Framework.

Ihr könnt eure bestehenden Reporting-Frameworks um naturbezogene Aspekte erweitern und gezielt nach „Quick Wins“ suchen. Das sind Maßnahmen, die gleichzeitig TCFD-, TNFD- und ISSB-Anforderungen erfüllen. Bereits vorhandene Daten, etwa zum Wasserverbrauch oder zu Rohstoffeinsätzen, können oft direkt für die TNFD-Offenlegung genutzt werden.

Abyd Karmali, Managing Director of Environmental Business Advisory bei der Bank of America, betont:

"Die Offenlegung muss über die Compliance hinausgehen und aktiv den Übergang zu einer naturpositiven Wirtschaft vorantreiben... TNFDs ganzheitlicher Rahmen, der bereits eine Umverteilung von Kapital hin zu naturbasierten Investitionen stimuliert, ist nicht nur ein vorübergehender Trend, sondern Teil einer größeren, säkularen Transformation im Markt."

Setzt digitale Tools und KI-Lösungen ein, um die Komplexität der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu reduzieren. Die wachsende Akzeptanz des TNFD-Frameworks zeigt sich daran, dass es in nur 14 Monaten von über 500 Organisationen übernommen wurde. Interessanterweise sind Organisationen 2,3-mal wahrscheinlicher bereit, naturbezogene Themen offenzulegen, wenn Finanzinstitute dies einfordern.

Tools und Umsetzungsschritte für TNFD

Nach der Integration von TNFD in eure ESG-Strategie benötigt ihr konkrete Werkzeuge und einen klaren Plan für die Umsetzung. Von spezialisierten Datenplattformen bis hin zu KI-gestützten Analyse-Tools gibt es zahlreiche Ressourcen, die euch den Einstieg erleichtern können. Im Folgenden stellen wir euch einige wichtige Tools und einen Leitfaden für die praktische Umsetzung vor.

Verfügbare Tools und Datenquellen

Der TNFD Tools Catalogue wird regelmäßig aktualisiert und bietet eine Vielzahl an naturbezogenen Daten-Tools. Ihr könnt nach LEAP-Phasen, branchenspezifischen Anwendungen und weiteren Funktionen filtern. Allerdings überprüft TNFD die Qualität der gelisteten Tools nicht selbst – die Aufnahme in den Katalog ist keine Empfehlung. Daher ist es wichtig, dass ihr die Tools eigenständig prüft.

Einige Beispiele aus dem Katalog sind:

  • aiESG supply chain analysis & aiESG FLOW (SaaS) von aiESG, Inc., spezialisiert auf Lieferkettenanalysen.
  • Nature Data Platform – Cecil von Cecil Earth, die Naturdaten konsistent und analysebereit aufbereitet.
  • 1st Geospatial Copilot von Maya Climate, ein KI-gestützter Assistent zur Automatisierung von Geospatial-Datenanalysen.
  • 4EI Satellite Metrics von 4 Earth Intelligence, eine Tool-Suite zur Überwachung der Erdoberfläche mithilfe von Satellitenbildern.
  • ABC‑Map von FAO und IFAD, ein Geospatial-Tool zur Bewertung von Richtlinienauswirkungen im AFOLU-Sektor.

Schritt-für-Schritt TNFD-Umsetzungsleitfaden

Die Umsetzung von TNFD erfordert einen strukturierten Ansatz, der sich an den vier Säulen des Frameworks orientiert: Governance, Strategie, Risiko- und Auswirkungsmanagement sowie Metriken und Ziele.

  • Erster Schritt: Community und Wissen aufbauen
    Vernetzt euch über das TNFD Forum mit über 1.100 Institutionen. Nutzt den Knowledge Hub für Schulungsressourcen, Webinare und Tools. Für eigenständiges Lernen bietet sich das TNFD Learning Lab an.
  • Zweiter Schritt: Commitment zeigen
    Mit einer Teilnahme als TNFD Adopter signalisiert ihr euer Engagement für freiwillige Berichterstattung – ein starkes Signal an eure Stakeholder.
  • Dritter Schritt: LEAP-Ansatz umsetzen
    Startet mit dem LEAP-Ansatz, um naturbezogene Themen zu identifizieren und zu bewerten. Dazu gehören:
    • Festlegung des Berichtsumfangs
    • Identifikation standortspezifischer Naturschnittstellen
    • Priorisierung von Risiken entlang der Wertschöpfungskette
      Bewertet anschließend, welche Daten benötigt werden, um Berichtslücken zu schließen und eine fundierte Offenlegung vorzubereiten.

Diese Schritte helfen euch, eure bestehenden Nachhaltigkeitsinitiativen gezielt auszubauen.

Aufbau auf bestehenden Nachhaltigkeitsprogrammen

Euer aktuelles Nachhaltigkeitsprogramm bildet eine solide Grundlage für die Integration von TNFD. Das Framework unterstützt Unternehmen dabei, die Auswirkungen der Natur auf die finanzielle Leistung besser zu verstehen und naturbezogene Risiken sowie Chancen in die strategische Planung, das Risikomanagement und die Vermögensallokation einzubinden.

Zusätzlich zu den regulatorischen Anforderungen der EU-Taxonomie-Verordnung, die Kriterien für ökologisch nachhaltige Aktivitäten – wie Biodiversitätsziele – definiert, gibt es weitere Beispiele: Die Niederländische Zentralbank (DNB) stellte fest, dass 36 % der Investitionen niederländischer Finanzinstitute stark von Ökosystemleistungen abhängen. Dies verdeutlicht, wie eng Finanzrisiken mit der Biodiversität verknüpft sind.

Das Science Based Targets Network (SBTN) bietet Leitlinien für das Setzen wissenschaftsbasierter Ziele zum Schutz der Natur. Länder wie das Vereinigte Königreich prüfen bereits, TNFD-konforme Offenlegungen verpflichtend zu machen. Wichtig ist, dass ihr vorhandene Datenquellen optimal nutzt, da viele Informationen, die für andere Nachhaltigkeitsstandards erhoben wurden, auch für TNFD-Offenlegungen verwendet werden können. Das reduziert den zusätzlichen Aufwand erheblich.

Geschäftsvorteile der TNFD-Umsetzung

Die Integration der TNFD-Empfehlungen in eure ESG-Strategie kann deutschen Unternehmen nicht nur helfen, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch echte Wettbewerbsvorteile verschaffen. Während viele Unternehmen sich noch orientieren, haben diejenigen, die frühzeitig handeln, die Chance, sich strategisch zu positionieren und zukünftige Entwicklungen aktiv mitzugestalten.

Zentrale Geschäftsvorteile von TNFD

Ein besseres Risikomanagement und der Zugang zu Kapital stehen im Mittelpunkt der TNFD-Vorteile. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin im BMUV, bringt es auf den Punkt:

„Es ist unerlässlich, die wertvollen Leistungen der Ökosysteme in Finanz- und Geschäftsmodelle zu integrieren. Das reduziert nicht nur Risiken, sondern ermöglicht auch neue Wettbewerbsvorteile. Die TNFD bietet dafür einen praktischen, weniger bürokratischen Werkzeugkasten".

Die Kapitalflüsse hin zu naturbasierten Investitionen nehmen bereits zu. Abyd Karmali, Managing Director of Environmental Business Advisory bei der Bank of America, erklärt:

„TNFDs ganzheitlicher Rahmen, der bereits eine Umschichtung von Kapital hin zu naturbasierten Investitionen stimuliert, ist nicht nur ein vorübergehender Trend, sondern Teil einer größeren, säkularen Transformation des Marktes".

Ein weiterer Vorteil ist die gesteigerte Reputation durch Transparenz. Unternehmen, die offen mit Biodiversitätsinformationen umgehen, können Vertrauen aufbauen. Daniel Craig, TNFD Co-Chair, betont:

„Naturrisiken sind bereits implizit in Bilanzen, Portfolios und Investitionsentscheidungen enthalten. Das Bewusstsein dafür zu schärfen und naturbezogene Faktoren strategisch zu managen, ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu langfristig widerstandsfähigen Geschäftsmodellen".

Die frühe Beteiligung an TNFD bietet euch die Möglichkeit, zukünftige Standards aktiv mitzugestalten. Aktuell gibt es in Deutschland nur sechs TNFD-Nutzer – im Vergleich zu 11 in der Schweiz, 23 in Frankreich und 68 im Vereinigten Königreich (Stand Dezember 2024). Das zeigt, wie groß das Potenzial ist, sich als Vorreiter zu positionieren. Regulatorische Entwicklungen unterstützen diese Dynamik zusätzlich.

Deutsche und EU-Biodiversitätsregulierung als TNFD-Treiber

Die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) fordert naturbezogene Offenlegungen und harmoniert stark mit den TNFD-Empfehlungen. David Craig, Co-Chair der TNFD, unterstreicht:

„Die freiwillige Übernahme der TNFD-Empfehlungen ist jetzt der beste Weg, um diesen sich wandelnden Erwartungen und neuen regulatorischen Anforderungen wie der CSRD gerecht zu werden".

Darüber hinaus unterstützen die TNFD-Empfehlungen die Umsetzung von Target 15 des Global Biodiversity Framework (GBF). Dadurch können Unternehmen die Berücksichtigung von Natur in ihren Entscheidungsprozessen vorantreiben. Regulierungsbehörden könnten diesen Rahmen künftig als Grundlage für weiterführende Richtlinien nutzen.

Neben den Vorteilen bringt die praktische Umsetzung von TNFD aber auch Herausforderungen mit sich, die es zu bewältigen gilt.

TNFD-Umsetzung: Herausforderungen und Chancen

Die Umsetzung der TNFD-Empfehlungen stellt viele Organisationen vor Kapazitätsprobleme. Gleichzeitig bieten neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, kostengünstige Möglichkeiten, die Bedeutung der Natur für ihr Geschäft besser zu verstehen. Dies gelingt oft, ohne dass umfangreiches Expertenwissen im Unternehmen vorhanden sein muss.

Maxim Vergeichik, Team Lead on Private Sector Engagement beim UNDP Nature Hub, erklärt:

„Künstliche Intelligenz kann kleinen und mittleren Unternehmen dabei helfen, Maßnahmen zu ihren Abhängigkeiten und Auswirkungen auf die Natur sowie Risiken für ihre eigenen Geschäftstätigkeiten kostengünstig und ohne übermäßige hauseigene Expertise zu ergreifen".

Bereits über 400 Organisationen weltweit haben sich zur TNFD verpflichtet – zusammen repräsentieren sie eine Marktdynamik von über 6 Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung. Zudem gehören 25 % der systemrelevanten Banken weltweit zu den TNFD-Adoptern.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Regierungen wird ebenfalls empfohlen, um Herausforderungen besser zu bewältigen. Die über 220.000 Downloads der TNFD-Leitfäden in den letzten 12 Monaten zeigen, wie groß das Interesse und die Bereitschaft zur Umsetzung bereits sind.

Nächste Schritte für die TNFD-Umsetzung

Mit dem TNFD-Framework können deutsche Unternehmen naturbezogene Risiken gezielt managen und gleichzeitig von den steigenden nachhaltigen Kapitalflüssen profitieren. Der ideale Zeitpunkt, um mit der Umsetzung zu beginnen, ist jetzt.

Der Weg zur TNFD-Umsetzung ist für jedes Unternehmen einzigartig, doch die TNFD stellt einen umfassenden „Getting Started“-Leitfaden bereit. Dieser Leitfaden umfasst sechs zentrale Bereiche: die TNFD-Empfehlungen, zusätzliche Leitfäden, das TNFD-Forum, den Knowledge Hub, den Tools-Katalog und die Registrierung der Umsetzungsabsicht. Besonders in Deutschland erleichtern spezifische Plattformen und staatliche Förderungen den Einstieg und bieten zusätzliche Unterstützung.

Eine wichtige Ressource für deutsche Unternehmen ist die speziell eingerichtete deutsche TNFD-Plattform. Sie bietet eine wertvolle Gelegenheit, naturbezogene Finanzberichterstattung voranzutreiben und als Beratungsgruppe für die TNFD zu agieren. Diese Plattform ergänzt die globalen Vorgaben und stärkt gleichzeitig den lokalen Markt. Sie unterstützt Unternehmen durch Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und methodische Hilfestellungen bei der Umsetzung der TNFD-Empfehlungen.

Auch die Bundesregierung zeigt Engagement und unterstützt die Entwicklung des TNFD-Rahmens sowie die Einbindung des Marktes finanziell.

Ein guter Startpunkt ist die Nutzung von Ressourcen wie dem TNFD-Forum, dem Knowledge Hub und dem Tools-Katalog. Das TNFD-Forum ermöglicht Zugang zu Lernmöglichkeiten und Netzwerken, während der Knowledge Hub umfangreiche Materialien für den Kapazitätsaufbau bereitstellt. Der Tools-Katalog bietet zudem praktische Instrumente, die Unternehmen bei der Umsetzung helfen.

Ein entscheidender Aspekt ist die Verknüpfung mit bestehenden ESG-Prozessen. Da alle 14 TNFD-Offenlegungen in den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) berücksichtigt sind und die TNFD den doppelten Wesentlichkeitsansatz der ESRS unterstützt, können Unternehmen ihre laufenden Vorbereitungen für die CSRD als solide Grundlage nutzen. Neben diesen Synergien kann auch externe Beratung einen großen Unterschied machen.

Spezialisierte Beratungsunternehmen wie Fiegenbaum Solutions bieten gezielte Unterstützung, um TNFD in bestehende ESG-Strategien zu integrieren – von der Materialitätsanalyse bis hin zur Optimierung von Berichten. Diese Expertise erleichtert den Einstieg erheblich.

Emmanuel Macron fasst die Bedeutung dieses Ansatzes treffend zusammen:

„Die Integration der Biodiversität in alle Sektoren sichert den Wandel zu nachhaltigen Finanzströmen.“

Für deutsche Unternehmen bedeutet das: Jetzt aktiv werden – nicht nur, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch, um die Zukunft nachhaltig mitzugestalten.

FAQs

Wie kann mein Unternehmen das TNFD-Framework nutzen, um Biodiversitätsrisiken zu managen und erste Schritte einleiten?

Das TNFD-Framework: Risiken erkennen, Chancen nutzen

Das TNFD-Framework bietet Unternehmen eine wertvolle Orientierung, um Biodiversitätsrisiken frühzeitig zu identifizieren und gezielt zu adressieren. Damit lassen sich nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen – es eröffnet auch die Möglichkeit, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und nachhaltige Geschäftspraktiken zu etablieren.

Ein sinnvoller Einstieg in die Anwendung des Frameworks könnte folgende Schritte umfassen:

  • Gap-Analyse: Identifizieren von Lücken in der bestehenden Nachhaltigkeitsstrategie, um gezielt Verbesserungen anzugehen.
  • Bewertung von Abhängigkeiten und Auswirkungen: Analysieren, wie stark Ihr Unternehmen auf natürliche Ressourcen angewiesen ist und welchen Einfluss es auf diese hat.
  • Schrittweise Umsetzung: Einführung der TNFD-Empfehlungen unter Berücksichtigung branchenspezifischer Erfahrungen und bewährter Ansätze.

Mit der Integration des TNFD-Frameworks schafft ihr eine Grundlage, um langfristige Risiken zu reduzieren und gleichzeitig neue Möglichkeiten im Bereich Nachhaltigkeit zu erschließen.

Wie funktioniert der LEAP-Prozess im TNFD-Framework und wie lässt er sich in unsere Unternehmensstrategie einbinden?

Der LEAP-Prozess im TNFD-Framework besteht aus vier klar definierten Schritten: Locate (Lokalisieren), Evaluate (Bewerten), Assess (Beurteilen) und Prepare (Vorbereiten). Ziel ist es, naturbezogene Risiken und Chancen strukturiert zu identifizieren und diese Erkenntnisse gezielt in die Unternehmensstrategie einzubinden.

Mit Hilfe des LEAP-Prozesses können Unternehmen ihre Abhängigkeiten von natürlichen Ressourcen und deren Auswirkungen besser verstehen, Risiken fundiert bewerten und darauf aufbauend Maßnahmen entwickeln. Dies trägt nicht nur dazu bei, die Nachhaltigkeit zu verbessern, sondern erhöht auch die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens gegenüber künftigen Herausforderungen. Wenn ihr diesen Prozess in eure ESG-Strategie integriert, schafft ihr eine zuverlässige Basis, um Biodiversitätsaspekte strategisch und effektiv zu steuern.

Welche Hürden gibt es bei der Umsetzung der TNFD-Empfehlungen und wie können Unternehmen diese meistern?

Die Umsetzung der TNFD-Empfehlungen bringt für Unternehmen einige Herausforderungen mit sich. Dazu gehören die Integration naturbezogener Risiken in bestehende Prozesse, die Sammlung und Analyse relevanter Daten sowie die Anpassung der Strategie an neue Offenlegungspflichten. Diese Aufgaben erfordern nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern auch eine durchdachte Planung.

Ein effektiver erster Schritt ist eine Gap-Analyse, um Schwachstellen und Verbesserungspotenziale klar zu erkennen. Solche Analysen helfen, gezielte Maßnahmen abzuleiten. Parallel dazu können Schulungen und Workshops das Verständnis und die Kompetenz der Mitarbeitenden stärken – ein wichtiger Baustein, um die Anforderungen erfolgreich umzusetzen. Der Austausch mit Fachleuten und der Einsatz spezialisierter Tools ermöglichen es zudem, die Qualität der Daten zu sichern und Prozesse effizienter zu gestalten.

Wichtig ist dabei ein schrittweises Vorgehen, das alle relevanten Abteilungen einbezieht. So lassen sich die Anforderungen der TNFD-Standards nicht nur nahtlos in die Unternehmensstrategie integrieren, sondern auch langfristige Vorteile für das Unternehmen erschließen.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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