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Geokoordinaten oder kein Marktzugang: Warum präzise Standortdaten für EUDR entscheidend sind

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Präzise Standortdaten sind der Schlüssel zur Einhaltung der EUDR und zum Zugang zum EU-Markt. Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Produkte nicht zur Entwaldung beitragen. Dazu sind folgende Anforderungen entscheidend:

  • Genauigkeit: Geodaten müssen im Dezimalgrad-Format mit mindestens sechs Dezimalstellen angegeben werden.
  • Flächengröße:
    • Flächen > 4 Hektar: Polygon mit Koordinatenpunkten.
    • Flächen ≤ 4 Hektar: Einzelner Koordinatenpunkt.
  • Datenformat und -speicherung: GeoJSON-Format, mindestens fünf Jahre Aufbewahrung.
  • Datenmenge: Maximal 25 MB pro Erklärung (ca. 30.000–40.000 Punkte).
  • Verifizierung: Satellitenbilder und unabhängige Prüfungen sind Pflicht.

Risiken bei Nichteinhaltung:

  • Bußgelder bis zu 4 % des EU-weiten Jahresumsatzes.
  • Verkaufsverbote, Rückrufe, oder Handelssperren.
  • Negative Auswirkungen auf das Unternehmensimage und ESG-Bewertungen.

Warum jetzt handeln? Präzise Standortdaten sichern nicht nur die Einhaltung der EUDR, sondern auch den langfristigen Marktzugang und eine transparente Lieferkette. Fehlende Compliance kann teuer werden.

EUDR-Standortdatenregeln

Erforderliche Genauigkeit der Standortdaten

Die EUDR schreibt vor, dass Standortdaten im Dezimalgrad-Format mit mindestens sechs Dezimalstellen angegeben werden müssen. Breitengrade müssen dabei zwischen -90 und +90, Längengrade zwischen -180 und +180 liegen.

Die Anforderungen variieren je nach Größe der Fläche:

Flächengröße Erforderliche Geodaten Format
> 4 Hektar Polygon mit mindestens 4 Punkten (nicht in sequentieller Reihenfolge) Längengrad, Breitengrad
≤ 4 Hektar Einzelner Koordinatenpunkt Längengrad, Breitengrad
Viehzuchtbetriebe Einzelner Koordinatenpunkt Längengrad, Breitengrad

Sobald die erforderliche Genauigkeit festgelegt wurde, gelten strenge Vorgaben für die Speicherung der Standortdaten.

Anforderungen an die Datenspeicherung

Die EUDR legt klare Regeln für die Speicherung und regelmäßige Aktualisierung von Geodaten fest. Diese müssen mindestens fünf Jahre lang aufbewahrt werden. Zudem ist sicherzustellen, dass die Daten mit dem EU-Informationssystem kompatibel sind.

Die Speicherung erfolgt im GeoJSON-Format. Darüber hinaus müssen die Daten regelmäßig aktualisiert und durch Satellitenbilder sowie unabhängige Prüfungen verifiziert werden.

Eine kontinuierliche Überprüfung und Aktualisierung der Standortdaten ist entscheidend, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten.

Im Juli 2024 führte LiveEO das Commercial Network innerhalb der TradeAware-Plattform ein, um die Erfassung von Geolokalisierungsdaten für die EUDR-Compliance zu erleichtern. Dieses System ermöglicht Unternehmen, Geschäftseinladungen an ihre Lieferanten zu senden und Standortdaten anzufordern. Der Prozess wird kaskadenartig fortgesetzt, bis alle relevanten Grundstücksdaten gesammelt und auf der Plattform verfügbar sind.

EUDR - How to ensure accuracy and integrity of geolocation data?

Technische Werkzeuge für Standortdaten

Technische Lösungen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die in der EUDR geforderten präzisen Standortdaten systematisch zu erfassen und zu überprüfen.

GPS-Felderfassungsgeräte

Moderne GNSS-Systeme sind die Basis für eine exakte Geodatenerfassung. Der Trimble R12i liefert mit einer Echtzeitkinematik-Präzision von 8 mm horizontal und 15 mm vertikal beeindruckende Ergebnisse. Er unterstützt 672 GNSS-Kanäle und arbeitet mit allen wichtigen Satellitensystemen wie GPS, GLONASS, Galileo, BeiDou, NavIC, QZSS und SBAS zusammen. Eine Alternative ist der Trimble R2, der eine Präzision von 10 mm horizontal und 20 mm vertikal bietet. Beide Systeme können effizient mit der TerraFlex-Software kombiniert werden, um Felddaten nahtlos zu integrieren.

GNSS-System Präzision Kanäle Satellitensysteme
Trimble R12i 8 mm H / 15 mm V 672 GPS, GLONASS, Galileo, BeiDou, NavIC, QZSS, SBAS
Trimble R2 10 mm H / 20 mm V 220 GPS, GLONASS, Galileo, BeiDou, SBAS, QZSS

Zusätzlich ermöglicht die satellitengestützte Überwachung eine kontinuierliche Validierung, die im nächsten Abschnitt näher beschrieben wird.

Satellitenüberwachungssysteme

Satellitenbasierte Technologien bieten eine Genauigkeit von ±5 % bis ±20 % bei der Bewertung von Entwaldungsgebieten. Veränderungen in der Waldbedeckung können dabei auf Flächen von bis zu 0,5 Hektar genau erkannt werden.

Ein Beispiel ist das TradeAware-System von LiveEO, das eine umfassende Lösung zur Identifizierung von Entwaldungsrisiken bietet. Mit seiner integrierten Commercial Network-Funktion können Unternehmen Standortdaten ihrer Lieferanten systematisch erfassen und überprüfen.

"Der Bedarf an Satellitenüberwachungslösungen ist gestiegen, da Unternehmen von physischen Inspektionen zu datengesteuerten Fernverifizierungsprozessen übergehen", erklärt Yevhenii Marchenko, Sales Team Lead bei EOSDA.

Um die Zuverlässigkeit der erfassten Daten weiter zu erhöhen, setzen viele Unternehmen auf Blockchain-Technologien.

Blockchain-Aufzeichnungen

Blockchain-Technologie ermöglicht es, Standortdaten unveränderbar zu speichern. In Irland wurde beispielsweise eine Blockchain-Lösung entwickelt, um die Rückverfolgbarkeit in der Agrar- und Lebensmittelindustrie zu gewährleisten. Mithilfe von Smart Contracts können Validierungsregeln für die Datengenauigkeit definiert und automatisierte Prüfungen der EUDR-Konformität durchgeführt werden. Die dezentrale Struktur der Blockchain sorgt für Transparenz und schützt die Daten vor Manipulationen.

"Europe's ambition is to set the gold standard for blockchain technologies. We have implemented a strong regulatory and policy framework that supports sustainable blockchain innovation as well as the start-up and scaleup ecosystems. Administrations across Europe play a trailblazing role in implementing this exciting and essential new technology." – Roberto Viola, Director-General, DG CONNECT

Leitfaden zur Standortdaten-Einrichtung für deutsche Unternehmen

Dieser Leitfaden bietet praktische Schritte für die Implementierung von Standortdaten in deutschen Unternehmen, basierend auf den vorgestellten Mess- und Validierungstechnologien.

Supply Chain-Standorterfassung

Für die Einhaltung der EUDR-Vorgaben sind präzise Standortdaten unverzichtbar. Unternehmen müssen Koordinaten im WGS84-Format mit sechs Dezimalstellen dokumentieren. Flächen, die größer als 4 Hektar sind, erfordern die Angabe von GeoJSON-Polygonen, um die genaue Begrenzung darzustellen.

Flächengröße Erforderliche Daten Format
Unter 4 ha Einzelkoordinate Breiten- und Längengrad (6 Dezimalstellen)
Über 4 ha Polygonkoordinaten GeoJSON mit Umrisskoordinaten

Diese strukturierte Erfassung dient als Grundlage für eine reibungslose Integration in bestehende Unternehmenssysteme.

ERP-System-Integration

Die Einbindung präziser Standortdaten in ERP-Systeme sollte effizient und automatisiert erfolgen. Folgende Maßnahmen sind entscheidend:

  • Automatische Konvertierung: Unterschiedliche Koordinatenformate werden in GeoJSON umgewandelt.
  • Direkte Anbindung: Standortdaten lassen sich nahtlos in bestehende ERP-Systeme integrieren.
  • Sichere Speicherung: Daten werden verschlüsselt gemäß anerkannten Sicherheitsstandards abgelegt.
  • Mehrsprachige Tools: Internationale Lieferanten können durch mehrsprachige Kommunikationslösungen eingebunden werden.

Nach der Integration ist es wichtig, die Qualität der Daten regelmäßig zu überprüfen, um langfristig zuverlässige Ergebnisse zu gewährleisten.

Regelmäßige Datenaktualisierung

Um den Anforderungen der EUDR gerecht zu werden, müssen Standortdaten kontinuierlich aktualisiert werden.

  • Automatisierte Überwachung: Satellitengestützte Technologien ermöglichen die laufende Überprüfung der Standorte. Die Genauigkeit der Bewertungen variiert dabei zwischen ±5 % und ±20 %.
  • Validierungsprozess: Ein mehrstufiges System stellt sicher, dass die Daten korrekt sind:
    • Automatische Prüfung der Koordinaten
    • Abgleich mit aktuellen Satellitenbildern
    • Verifizierung durch unabhängige Prüfstellen
  • Dokumentation: Alle relevanten Unterlagen müssen mindestens fünf Jahre lang aufbewahrt werden. Dazu gehören:
    • Ursprüngliche Geodaten
    • Protokolle über Änderungen
    • Nachweise der Validierung
    • Schriftverkehr mit Lieferanten

Diese Schritte gewährleisten, dass Unternehmen nicht nur den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, sondern auch eine zuverlässige Datenbasis für ihre Prozesse schaffen.

Risiken bei Verstößen gegen die EUDR

Bußgelder und Einschränkungen beim Marktzugang

Ein Verstoß gegen die EUDR-Vorgaben zu Standortdaten kann für Unternehmen schwerwiegende finanzielle und operative Folgen haben. Die Bußgelder können dabei bis zu 4 % des jährlichen EU-weiten Umsatzes eines Unternehmens betragen.

Die zuständigen Behörden haben umfassende Befugnisse, um die Einhaltung der Vorschriften durchzusetzen. Dazu gehören:

Maßnahme Auswirkungen auf das Unternehmen
Verkaufsverbot Verbot des Verkaufs in der EU
Sofortiger Rückruf Rückruf der gesamten betroffenen Charge
Produktspende/Entsorgung Verpflichtung zur Spende oder fachgerechten Entsorgung der Waren
Handelssperre Temporäre Sperre für bestimmte Produkte innerhalb der EU

Bei schwerwiegenden oder wiederholten Verstößen können Unternehmen zusätzlich mit einem vorübergehenden Handelsverbot für die betroffenen Waren oder dem Ausschluss vom vereinfachten Sorgfaltspflichtverfahren rechnen. Außerdem sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, rechtskräftige Urteile gegen Unternehmen innerhalb von 30 Tagen an die EU-Kommission zu melden. Neben den direkten Maßnahmen können Verstöße auch das öffentliche Ansehen erheblich schädigen und langfristige Folgen für die ESG-Bewertung haben.

Auswirkungen auf das Unternehmensimage und ESG-Bewertungen

Die Folgen eines Verstoßes gegen die EUDR gehen weit über finanzielle Strafen hinaus. Ein solcher Verstoß kann das Vertrauen von Stakeholdern erschüttern, die Umweltverantwortung des Unternehmens in Frage stellen und die ESG-Bewertung negativ beeinflussen. Dies könnte dazu führen, dass ethisch orientierte Investoren ihre Unterstützung zurückziehen.

Ein Blick auf andere EU-Regulierungen zeigt, wie gravierend die Konsequenzen sein können: Im Juli 2021 wurde Amazon aufgrund eines DSGVO-Verstoßes mit einer Strafe von 746 Millionen € belegt. Diese Strafe zwang das Unternehmen zu einer umfassenden Überarbeitung seiner Datenschutzpraktiken.

Um solche Risiken zu vermeiden, sollten Unternehmen folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Lückenlose Dokumentation der Standortdaten sicherstellen
  • Regelmäßige Überprüfungen der Lieferketten durchführen
  • Transparenz über die Herkunft der Waren gewährleisten
  • Proaktives Risikomanagement etablieren

Fazit

Präzise Geokoordinaten spielen unter der EUDR eine zentrale Rolle – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch als strategisches Element. Die bisherigen Ansätze zur Erfassung, Speicherung und Aktualisierung von Daten bilden die Grundlage, um ESG-Risiken effektiv zu reduzieren.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Nur 13 % der Unternehmen haben ihre gesamte Lieferkette vollständig kartiert. 22 % verfügen über keinerlei detaillierte Übersicht ihrer Lieferanten. Zudem sind EU-Produkte für etwa 10 % der globalen Entwaldung verantwortlich. Diese Daten zeigen deutlich, wie dringend Verbesserungen in der Datenqualität notwendig sind.

Für eine erfolgreiche Einhaltung der EUDR-Vorgaben sind folgende Punkte besonders wichtig:

Anforderungsbereich Umsetzungsmaßnahmen
Datengenauigkeit Koordinaten mit mindestens 6 Dezimalstellen
Datenspeicherung Aufbewahrung der Daten für mindestens 5 Jahre
Datenformat Nutzung des GeoJSON-Standards
Flächenerfassung Polygone für Flächen größer als 4 Hektar

Die Quintessenz? Investitionen in präzise Geokoordinaten sind der Schlüssel zur EUDR-Compliance. Sie helfen, Bußgelder und den Verlust von Marktzugängen zu vermeiden und verbessern gleichzeitig das Unternehmensimage. Jetzt ist der Moment, aktiv zu werden!

FAQs

Warum sind exakte Geokoordinaten mit mindestens sechs Dezimalstellen für die Einhaltung der EUDR-Vorgaben unverzichtbar?

Exakte Geokoordinaten mit mindestens sechs Dezimalstellen spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die genaue Herkunft von Produkten nachzuweisen. Sie sind unverzichtbar, um sicherzustellen, dass Waren nicht aus entwaldeten Gebieten stammen. Nur mit dieser Präzision lässt sich eine lückenlose Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette gewährleisten.

Für Unternehmen bedeuten solche präzisen Standortdaten nicht nur die Erfüllung der Anforderungen der EUDR (EU-Verordnung zur Entwaldungsfreiheit), sondern auch die Vermeidung von Strafen und den Erhalt ihres Marktzugangs. Diese Genauigkeit ist der Schlüssel, um Transparenz zu schaffen und die Einhaltung der EU-Vorschriften glaubhaft nachzuweisen.

Welche Technologien helfen Unternehmen, präzise Standortdaten für die EUDR-Anforderungen zu erfassen und zu überprüfen?

Unternehmen haben heute Zugriff auf fortschrittliche Technologien wie digitale Plattformen, satellitengestützte Systeme und Geodaten-Tools, um Standortdaten präzise zu erfassen und zu überprüfen. Diese Tools helfen nicht nur dabei, die Genauigkeit der Daten zu verbessern, sondern erleichtern auch die Nachverfolgbarkeit und unterstützen eine effizientere Einhaltung der EUDR-Vorgaben.

Mit solchen Technologien können Unternehmen mehr Transparenz in ihre Lieferketten bringen, mögliche Risiken besser einschätzen und sicherstellen, dass sie regulatorische Anforderungen erfüllen. Besonders effektiv ist die Kombination von geospatialen Daten mit automatisierten Prozessen. Sie reduziert den Arbeitsaufwand erheblich und steigert gleichzeitig die Effizienz.

Welche Konsequenzen drohen Unternehmen, die die EUDR-Vorgaben nicht einhalten?

Risiken bei Nichteinhaltung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR)

Unternehmen, die die Anforderungen der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) ignorieren, setzen sich erheblichen Risiken aus. Zu den möglichen Konsequenzen gehören Geldstrafen von bis zu 4 % des gesamten Jahresumsatzes in der EU, der Verlust des Zugangs zum europäischen Markt und schwerwiegende Schäden am Unternehmensimage.

Die Auswirkungen gehen jedoch über rechtliche und finanzielle Strafen hinaus. Ein Verstoß gegen die EUDR kann das Vertrauen von Geschäftspartnern und Kunden nachhaltig erschüttern. In einer Zeit, in der Transparenz und Verantwortung immer wichtiger werden, ist eine regelkonforme und nachvollziehbare Lieferkette nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch ein klarer Vorteil im Wettbewerb.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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