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Carbon-Stress-Test: Geschäftsmodell fit für CO₂-Grenzwerte?

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Unternehmen müssen handeln, um CO₂-Grenzwerte einzuhalten und klimabedingte Risiken zu minimieren. Ein Carbon-Stress-Test hilft, Geschäftsmodelle auf ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber steigenden CO₂-Kosten und strengen Klimazielen zu prüfen. Ziel ist es, Risiken zu erkennen, Chancen zu nutzen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Wichtige Fakten:

  • Klimaziele in Deutschland: Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045, 65 % weniger Emissionen bis 2030 (Basis: 1990).
  • CO₂-Bepreisung: 55–65 € pro Tonne ab 2026.
  • EU-ETS: Ab 2027 werden mehr Sektoren einbezogen, was zusätzliche Kosten für Unternehmen bedeutet.
  • Drei Kernfragen des Tests:
    1. Welche Investitionen sind durch Dekarbonisierung gefährdet?
    2. Welche Investitionen profitieren von einer kohlenstoffarmen Wirtschaft?
    3. Welchen internen CO₂-Preis sollte das Unternehmen ansetzen?

Anleitung in 3 Schritten:

  1. Grenzen definieren: Emissionen in Scope 1, 2 und 3 kategorisieren.
  2. Daten erfassen: Energieverbrauch, Transport und Abfälle analysieren.
  3. Szenarien erstellen: Risiken und Chancen für verschiedene Klimaszenarien bewerten.

Tools & Standards: ISO 14064 und GHG Protocol helfen bei der Emissionsbilanzierung. Digitale Tools wie carbmee erleichtern die Datenerfassung und -analyse.

Praxisbeispiele:

  • Stahlindustrie: Umstellung auf grüne Wasserstoff-Technologien.
  • Automobilbranche: Einsatz recycelter Materialien und Kreislaufwirtschaft.

Fazit: Unternehmen, die frühzeitig CO₂-Stress-Tests durchführen, sichern sich Wettbewerbsvorteile und minimieren Risiken durch steigende CO₂-Preise. Jetzt handeln und Geschäftsmodelle CO₂-fit machen!

The ECB climate stress test: Best practices and upcoming challenges

So führen Sie einen Carbon-Stress-Test durch: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Ein Carbon-Stress-Test hilft Ihnen, die CO₂-Compliance Ihres Unternehmens genau zu bewerten und fundierte Maßnahmen abzuleiten. In drei klaren Schritten können Sie diesen Prozess erfolgreich umsetzen.

Schritt 1: Unternehmensgrenzen festlegen

Zunächst müssen Sie die organisatorischen Grenzen Ihres Unternehmens definieren. Das Greenhouse Gas Protocol teilt Emissionen in drei Kategorien ein:

  • Scope 1-Emissionen: Direkte Emissionen aus firmeneigenen Quellen wie Fahrzeugflotten oder Produktionsanlagen.
  • Scope 2-Emissionen: Indirekte Emissionen, die durch eingekaufte Energie wie Strom oder Wärme entstehen.
  • Scope 3-Emissionen: Alle weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – oft die größte, aber auch komplexeste Kategorie.

Da Scope 1 und Scope 2 leichter zu quantifizieren sind, empfiehlt sich eine vollständige Treibhausgasinventur, um eine solide Grundlage für die Analyse zu schaffen.

Schritt 2: Emissionsdaten erfassen und analysieren

Die Qualität Ihrer Daten ist entscheidend für die Aussagekraft des Tests. Sammeln Sie Informationen zu allen emissionsrelevanten Aktivitäten, wie Energieverbrauch, Kraftstoffnutzung, Transport und Abfallaufkommen.

Für die Datenerfassung stehen Ihnen verschiedene Methoden zur Verfügung:

  • Ausgabenbasiert: Fokus auf finanzielle Ausgaben zur Abschätzung der Emissionen.
  • Aktivitätsbasiert: Detaillierte Daten zu spezifischen Aktivitäten.
  • Hybride Methoden: Kombination aus beiden Ansätzen für eine umfassendere Analyse.

Moderne Carbon-Accounting-Software kann hierbei enorm hilfreich sein. Sie automatisiert Berechnungen und sorgt für eine transparente Berichterstattung, was die Genauigkeit Ihrer CO₂-Bilanz verbessert. Diese Daten bilden die Grundlage für den nächsten Schritt.

Schritt 3: Szenarioanalyse durchführen

Die Szenarioanalyse ist der zentrale Bestandteil des Carbon-Stress-Tests. Sie hilft Unternehmen, klimabezogene Risiken und deren potenzielle Auswirkungen auf Betrieb, Finanzen, Märkte und Lieferketten zu bewerten.

"Szenarioanalyse ist eine bewährte Methode zur Entwicklung strategischer Pläne, die flexibler oder robuster gegenüber einer Reihe plausibler zukünftiger Zustände sind." – TCFD Knowledge Hub

Dabei sollten physische Risiken (z. B. durch Umwelteinflüsse) und Übergangsrisiken (im Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft) berücksichtigt werden. Es ist sinnvoll, mehrere Szenarien zu definieren, darunter auch ein 2°C-Szenario, um verschiedene mögliche Entwicklungen abzubilden.

Eine Fallstudie mit Climate Credit Analytics untersuchte ein Automobilhersteller-Portfolio aus Deutschland, den USA, China, Korea und Japan unter einem verzögerten Übergangsszenario. Die Ergebnisse zeigten, dass Unternehmen mit flexibleren Annahmen besser abschnitten – sichtbar in Aspekten wie Preisen, Volumen, Kosten und Vermögensbewertung.

Passen Sie die Szenarien an Ihren Geschäftskontext an, aktualisieren Sie sie regelmäßig und legen Sie klare Auslöser fest, um bei Änderungen schnell reagieren zu können.

Tools und Frameworks für Carbon-Stress-Tests

Die Wahl der richtigen Werkzeuge und Standards ist entscheidend, um Carbon-Stress-Tests effektiv durchzuführen. Unternehmen in Deutschland können auf bewährte internationale Standards und moderne digitale Lösungen zurückgreifen, die den Prozess deutlich vereinfachen. Diese bilden die Grundlage für praxisorientierte und präzise Tests.

Standards für die Emissionsbilanzierung

Zwei zentrale Standards stehen für die CO₂-Bilanzierung zur Verfügung: ISO 14064 und das GHG Protocol.

ISO 14064, auch als DIN ISO 14064 bekannt, ist der nationale Standard in Deutschland. Er bietet einen strukturierten Ansatz zur Quantifizierung, Berichterstattung und Verifizierung von Treibhausgasemissionen. Der Standard gliedert sich in drei Teile: Inventare auf Organisationsebene, Projekte zur Reduktion und Entfernung von Emissionen sowie die Verifizierung von Treibhausgasaussagen.

Das GHG Protocol hingegen ist international weit verbreitet und wird häufig von Unternehmen genutzt. Es dient oft als Grundlage für Regulierungen wie die CSRD. Das Protokoll legt den Schwerpunkt auf die Berichterstattung auf Unternehmensebene und bietet detaillierte Anleitungen zur Berechnung von Emissionen. Eine Verifizierung durch Dritte ist dabei jedoch nicht erforderlich.

Aspekt ISO 14064 GHG Protocol
Ansatz Verfahrensorientiert, mit Verifizierung Flexibel, mit detaillierten Richtlinien
Fokus Regulatorische Compliance und Audits Umfassende Scope-3-Bilanzierung
Verifizierung Drittpartei-Verifizierung erforderlich Keine Verifizierung vorgeschrieben
Anwendung Präzise Anforderungen für Audits Unternehmensweite Berichterstattung

Für spezifische Audits und regulatorische Anforderungen eignet sich ISO 14064 aufgrund seines strukturierten Verifizierungsprozesses oft besser. Wenn hingegen eine umfassende Scope-3-Bilanzierung benötigt wird, bietet das GHG Protocol detaillierte Anleitungen für indirekte Emissionen.

Digitale Tools für Carbon-Datenmanagement

Digitale Tools erleichtern die komplexe Aufgabe der Emissionsbilanzierung erheblich.

„You cannot manage what you cannot measure“.

Bei der Auswahl einer Software sollten Sie darauf achten, dass alle Scopes abgedeckt werden, Lieferantendaten integriert sind, KI-gestützte Planung unterstützt wird und die Berichterstattung den Standards entspricht. Wichtig ist auch, dass die Plattform die verwendeten Emissionsfaktoren (ob standardisiert oder benutzerdefiniert) transparent ausweist.

Die Investition in solche Tools lohnt sich: Unternehmen, die ihre Umweltdaten offenlegen und ehrgeizige Emissionsreduktionsziele verfolgen, erzielen eine um 67 % höhere Kapitalrendite. Unternehmen mit wissenschaftlich fundierten Reduktionszielen übertreffen ihre Mitbewerber zudem um 5,6 % bei den Aktionärsrenditen.

Ein Beispiel für den Nutzen moderner Tools zeigt die Pilotierung der Carbon-Management-Lösung von carbmee: Schaeffler konnte damit die Emissionen seiner Lieferanten schnell und in großem Umfang berechnen, was zu einer detaillierteren Transparenz bei Scope-3-Emissionen führte.

„Just as how ERP and CRM systems were pivotal in the 80s and 90s, I have no doubt that Carbon Management and ESG Platforms will play a similar, essential role in the future of any business.“ – Felipe Daguila, Chief Customer Officer, Terrascope

Carbon-Risiken in Geschäftssysteme integrieren

Neben der präzisen Bilanzierung ist die Integration von Carbon-Daten in bestehende Geschäftssysteme wie ERP-Systeme entscheidend. Diese Integration ermöglicht Echtzeiteinblicke und fundierte Entscheidungen.

Die Vorteile sind vielfältig: Sie verbessern nicht nur die Transparenz und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben, sondern steigern auch die operative Effizienz und schaffen Wettbewerbsvorteile. Ein Beispiel hierfür liefert das Outdoor-Unternehmen evo, das mit Carbon Direct seinen CO₂-Fußabdruck bewertete. Dabei wurden Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung in Bereichen wie Einrichtungen, Produkten und Versand identifiziert. Durch nachhaltigere Praktiken entlang der gesamten Lieferkette konnte evo sowohl die Umweltleistung als auch die Effizienz steigern.

Um dies erfolgreich umzusetzen, sollten Emissionen als Kostenfaktor in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Zudem ist es wichtig, sich auf erweiterte Offenlegungsanforderungen vorzubereiten, ESG-Kennzahlen klar zu definieren und Abteilungen wie Finanzen und Nachhaltigkeit stärker zu vernetzen, um Silos aufzubrechen.

Carbon-Stress-Tests in der Praxis: Unternehmensbeispiele

Die Theorie hinter Carbon-Stress-Tests mag komplex erscheinen, doch deutsche Unternehmen in emissionsintensiven Branchen zeigen, wie solche Tests in der Praxis umgesetzt werden. Dabei werden nicht nur Herausforderungen sichtbar, sondern auch Lösungsansätze für verschiedene Branchen. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf einige Praxisbeispiele.

Fallstudie: CO₂-Reduktion in der Stahlproduktion

Die Stahlindustrie in Deutschland steht vor einer gewaltigen Aufgabe: Bis 2030 müssen mehr als 50 % der EU-Primärstahlkapazität – das entspricht 37 von insgesamt 70 Millionen Tonnen – auf die Direct Reduced Iron (DRI)-Technologie umgestellt werden. Dieses Verfahren ersetzt Kohle durch grünen Wasserstoff und ist ein Schlüssel zur Dekarbonisierung der Branche. Allerdings bringt die Umstellung enorme Kosten mit sich. Pro Anlage entsteht eine Finanzierungslücke von etwa 3 Milliarden Euro.

Trotz dieser hohen Kosten treibt die Branche die Transformation voran, unterstützt durch das EU-Fit-for-55-Paket. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die Zusammenarbeit innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette. So kann die Nachfrage nach kohlenstoffarmen Produkten gesteigert und die Mehrkosten gerechtfertigt werden. Zudem genießt die Stahlindustrie eine Sonderstellung im EU-Emissionshandelssystem (ETS), was ihrer strategischen Bedeutung und erfolgreichen Lobbyarbeit zu verdanken ist.

Best Practice: Kreislaufwirtschaft in der Automobilzulieferkette

Auch die Automobilzulieferindustrie liefert beeindruckende Beispiele für CO₂-Reduktion. Die deutsche Automobilindustrie zeigt, wie Kreislaufwirtschaftsprinzipien effektiv umgesetzt werden können. Mit einem Anteil von 10 % am EU-Kunststoffverbrauch und fast 20 % der Stahlnachfrage ist der Automobilsektor ein bedeutender Akteur.

Mercedes-Benz integriert in seinem EQE-Modell 184 Bauteile, die insgesamt 78,3 Kilogramm recycelte Kunststoffe und nachwachsende Rohstoffe enthalten. Ebenso setzt Renault pro Fahrzeug 25 Kilogramm recycelte Kunststoffe ein, was 12 % seines gesamten Kunststoffverbrauchs ausmacht.

Die Volvo Group geht noch einen Schritt weiter: Sie verwendet für Schmiedeeisen etwa 50 % recyceltes Metall und für Gusseisen sogar 97 % recyceltes Eisen. Die EU-Batterienverordnung fordert zudem, dass Batterien bis 2036 Mindestanteile an recyceltem Material enthalten – darunter 26 % Kobalt, 12 % Lithium und 12 % Nickel. Unternehmen wie Mercedes-Benz und Volkswagen testen bereits Recyclinganlagen für Batterien, während Volvo Cars gebrauchte Batterien aus Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen als stationäre Energiespeicher wiederverwendet.

Lessons Learned: Häufige Fehler bei der CO₂-Bilanzierung

Ein häufiges Problem bei Carbon-Stress-Tests sind Fehler in der CO₂-Bilanzierung, die den Wert der Ergebnisse erheblich mindern können. Doppelzählungen bei Scope-3-Emissionen, uneinheitliche Methoden über verschiedene Berichtszeiträume und die Verwendung veralteter Emissionsfaktoren zählen zu den häufigsten Fehlerquellen . Besonders bei Scope-3-Emissionen wird oft die Genauigkeit überschätzt, da viele Unternehmen auf Sekundärdaten zurückgreifen. Ohne eine enge Einbindung der Lieferanten leidet zudem die Glaubwürdigkeit.

Lösungsansätze umfassen klar definierte organisatorische Grenzen gemäß dem GHG-Protokoll sowie eine enge Abstimmung der Scope-3-Berichterstattung mit Lieferanten und Kunden. Unternehmen sollten außerdem jährlich Wesentlichkeitsbewertungen vornehmen, um sich auf die größten Emissionsquellen zu konzentrieren. Regelmäßige Updates der Emissionsfaktoren sind ebenso entscheidend. Vierteljährliche Datenüberprüfungen in Zusammenarbeit mit Finanz- und Nachhaltigkeitsteams sowie Drittverifizierungen können dabei helfen, die Datenqualität sicherzustellen .

Maßnahmen für CO₂-Compliance

Nach dem Carbon-Stress-Test stehen Unternehmen vor der Herausforderung, konkrete Schritte zur Einhaltung von CO₂-Vorgaben umzusetzen. Hier sind einige praktische Ansätze – von CO₂-Preismechanismen über Technologie-Roadmaps bis hin zur Finanzierung.

Einrichtung von CO₂-Preismechanismen

Interne CO₂-Preismechanismen werden durch das CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) immer wichtiger. Ab dem 1. Januar 2026 beginnt die verpflichtende Phase, in der Unternehmen CBAM-Zertifikate erwerben müssen.

Wie Unternehmen vorgehen können:

  • Überprüfen Sie, ob Ihre Produkte unter CBAM fallen. Die EU-Website für Steuern und Zoll bietet hier eine hilfreiche Übersicht.
  • Ein Beispiel: Ein Hersteller aus Wisconsin, der Aluminium-Kanaldeckel an einen österreichischen Kunden liefert, muss selbst bei Verkäufen über Zwischenhändler die eingebetteten CO₂-Emissionen nachweisen.
  • Die finanziellen Auswirkungen sind erheblich: In der Übergangsphase drohen Bußgelder von bis zu 50 € pro Tonne CO₂, später wird sich der Preis am EU-ETS orientieren, der aktuell bei etwa 85 € pro Tonne CO₂ liegt. Der durchschnittliche EU-ETS-Preis lag zuletzt bei etwa 65 € pro Tonne.

Unternehmen müssen vierteljährliche Berichte erstellen und ihre Liefer- sowie Verkaufsverträge anpassen, um EU-Kunden die notwendigen Daten zu liefern .

Entwicklung von Technologie-Roadmaps

Technologie-Roadmaps helfen Unternehmen, globale Klimaziele in konkrete, zeitlich geordnete Maßnahmen umzusetzen. Dies ist entscheidend, da industrielle Sektoren bis 2050 etwa 60 % der weltweiten Emissionen verursachen könnten.

Schritte zur Umsetzung:

  • Emissionen erfassen: Beginnen Sie mit der Erhebung Ihrer Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen.
  • Produktlebenszyklus analysieren: Identifizieren Sie Optimierungsmöglichkeiten entlang des gesamten Lebenszyklus.
  • Roadmap entwickeln: Definieren Sie erreichbare Dekarbonisierungsziele und legen Sie konkrete Maßnahmen fest.

Erfolgreiche Beispiele zeigen, wie es geht: Die Cleveland-Cliffs Steel Corporation plant eine wasserstofffähige DRI-Anlage, die jährlich etwa 1 Million Tonnen CO₂ einsparen soll. Die Roanoke Cement Company reduziert kohlenstoffintensive Zementkomponenten durch den Einsatz weitverbreiteter Tonarten.

Die Science Based Targets Initiative (SBTi) fordert bis 2050 eine Reduktion der Emissionen um mindestens 90 %. Um dies zu erreichen, sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter in der Datenerfassung schulen und energieeffiziente Praktiken einführen .

Finanzierung für Dekarbonisierung finden

Die Identifikation von Risiken eröffnet den Zugang zu umfangreichen Fördermöglichkeiten. Deutschland hat hierfür ein 50-Milliarden-Euro-Programm für energieintensive Industrien aufgelegt.

„Deutschland ist das erste EU-Mitgliedsland, das Klimaschutzverträge umsetzt und positioniert uns als Vorreiter bei der industriellen Dekarbonisierung." – Wirtschaftsminister Robert Habeck

Mögliche Förderungen:

  • Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz stellt jährlich etwa 3,3 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds bereit.
  • Förderungen von bis zu 200 Millionen Euro (Modul 1) bzw. 30-35 Millionen Euro (Modul 2) sind je nach Modul möglich.

Im Oktober 2024 erhielten 15 Industrieunternehmen, darunter BASF und Südzucker, Fördergelder von bis zu 2,8 Milliarden Euro. Diese Projekte sollen über 15 Jahre hinweg eine Reduktion von 17 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen bewirken.

Fazit: Geschäftsresilienz durch Carbon-Stress-Tests aufbauen

Carbon-Stress-Tests sind weit mehr als ein Werkzeug zur Einhaltung von Vorschriften – sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich strategisch in einer Wirtschaft mit geringem CO₂-Ausstoß zu positionieren. Wer sein Geschäftsmodell frühzeitig an CO₂-Grenzwerte anpasst, erreicht nicht nur regulatorische Vorgaben, sondern erschließt auch finanzielle Potenziale.

Die Zahlen sprechen für sich: Unternehmen mit starken ESG-Praktiken erzielten im Jahr 2023 Bewertungen, die 10–15 % über denen ihrer Wettbewerber lagen. Im Gegensatz dazu drohen Unternehmen, die bei der Dekarbonisierung zögern, bis 2030 bis zu 20 % ihres wirtschaftlichen Gewinns zu verlieren.

„ESG-verknüpfte Wertschöpfung passiert nicht von selbst; sie erfordert eine bewusste Strategie." – Tony Christensen, Director bei Position Green

Die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft eröffnet enorme Marktpotenziale. Bis 2030 könnten durch die Verlagerung von Kapital- und Konsumentennachfrage hin zu kohlenstoffarmen Produkten jährliche Umsätze von 9 bis 12 Billionen US-Dollar realisiert werden. Schon heute zahlen Kunden für nachhaltige Produkte Preisaufschläge von 15 bis 30 %. Ein Beispiel dafür ist SSAB, das fossilfreien Stahl mit Wasserstoff herstellt und durch Partnerschaften Preisaufschläge von 20 bis 30 % erzielt. H2 Green Steel konnte zudem über 1,8 Milliarden Euro an Eigenkapital für den Bau seiner ersten Anlage einsammeln.

Neben den Marktchancen bieten nachhaltige Prozesse auch operative Vorteile. Sie reduzieren Energiekosten, minimieren Abfall und steigern die Effizienz – was sich in einer stärkeren Aktienperformance niederschlägt. Auch bei der Talentgewinnung spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine entscheidende Rolle: 71 % der Arbeitnehmer und Jobsuchenden bevorzugen umweltbewusste Unternehmen, und fast die Hälfte wäre bereit, für solch ein Engagement ein geringeres Gehalt zu akzeptieren.

Carbon-Stress-Tests helfen Unternehmen, systematisch Chancen zu identifizieren und eine klare Datengrundlage für Investitionsentscheidungen zu schaffen. Sie machen aus regulatorischen Anforderungen einen Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die jetzt handeln und ihre Geschäftsmodelle CO₂-fit machen, sichern sich nicht nur einen Platz in der klimaneutralen Wirtschaft, sondern stärken auch ihre langfristige Widerstandsfähigkeit, indem sie Compliance, Marktchancen und operative Effizienz miteinander verbinden.

FAQs

Wie können Unternehmen einen internen CO₂-Preis festlegen, um zukünftige Kosten und Risiken besser zu steuern?

Unternehmen können einen internen CO₂-Preis festlegen, indem sie einen Schattenpreis in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen. Dabei handelt es sich um einen fiktiven Wert, der die langfristigen ökologischen und finanziellen Folgen von CO₂-Emissionen berücksichtigt. So können strategische Entscheidungen gezielt umweltfreundlicher gestaltet werden.

Eine andere Möglichkeit ist die Einführung einer internen CO₂-Gebühr. Diese wird für jede ausgestoßene Tonne CO₂ erhoben, und die Einnahmen daraus können in Projekte zur Emissionsminderung oder in nachhaltige Initiativen reinvestiert werden. Das sorgt nicht nur für mehr Transparenz, sondern stärkt auch die Glaubwürdigkeit in ESG-Berichten. Beide Ansätze ermöglichen es Unternehmen, sich frühzeitig auf künftige CO₂-Vorgaben vorzubereiten und gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

Welche Vorteile bieten digitale Tools wie carbmee bei der Durchführung eines Carbon-Stress-Tests für Unternehmen?

Digitale Tools wie carbmee eröffnen Unternehmen viele Möglichkeiten, einen Carbon-Stress-Test effizient durchzuführen. Sie helfen dabei, die Datenerfassung und -analyse zu automatisieren, was nicht nur Zeit spart, sondern auch die Präzision bei der Berechnung von CO₂-Emissionen erhöht. Mit diesen Tools lassen sich unterschiedliche Szenarien zur CO₂-Reduktion durchspielen, sodass Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen können, um sowohl aktuelle als auch künftige CO₂-Grenzwerte einzuhalten.

Darüber hinaus unterstützen solche Tools die Einbindung von Klimastrategien in die Unternehmensabläufe und vereinfachen die ESG-Berichterstattung. Sie liefern eine übersichtliche Darstellung der Emissionsdaten und helfen Unternehmen dabei, ihre Klimaziele gezielt und effizient umzusetzen.

Welche Vorteile bietet die Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie zur Reduzierung von CO₂-Emissionen, und wie können Unternehmen davon profitieren?

Die Rolle der Kreislaufwirtschaft in der Automobilindustrie

Die Kreislaufwirtschaft spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die CO₂-Emissionen in der Automobilindustrie zu reduzieren. Mit geschlossenen Materialkreisläufen lässt sich der CO₂-Fußabdruck deutlich verringern, während gleichzeitig die Abhängigkeit von Primärrohstoffen sinkt. Laut Prognosen könnten europäische Automobilhersteller durch den Einsatz recycelter Materialien bis 2040 ihre CO₂-Emissionen um bis zu 60 % senken. Zudem könnte die Recyclingquote von Fahrzeugen von derzeit etwa 80 % auf nahezu 97 % steigen. Das bedeutet, dass fast alle Fahrzeugteile wiederverwendet werden könnten.

Für Unternehmen bietet dieser Ansatz gleich mehrere Vorteile: geringere Kosten, eine stabilere Lieferkette und neue Geschäftsmöglichkeiten. Eine effizientere Ressourcennutzung führt nicht nur zu niedrigeren Materialkosten, sondern verbessert auch die Wettbewerbsfähigkeit. Dabei sind Partnerschaften und innovative Lösungen unverzichtbar, um das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft auszuschöpfen und den Weg zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen erfolgreich zu ebnen.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

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