Von Johannes Fiegenbaum am 16.05.25 10:55
Der VSME Standard umfasst lediglich 66 Seiten und konzentriert sich auf 20 zentrale Berichtspunkte in zwei Modulen – im Vergleich zu über 1.100 Datenpunkten der vollständigen ESRS. Diese modulare Struktur ermöglicht einen schlanken Einstieg mit dem Basismodul (11 Kernthemen) und optionale Vertiefung durch das Comprehensive Module. Unternehmen sparen damit bis zu 70 Prozent Berichtsaufwand gegenüber ESRS, während sie dennoch ESG-konforme Informationen für Banken, Investoren und Geschäftspartner liefern. Die externe Prüfung bleibt bis 2028 freiwillig – ein entscheidender Vorteil für ressourcenschonende Umsetzung.
Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) hat den VSME Standard im Auftrag der Europäischen Kommission entwickelt, um KMU eine praxistaugliche Alternative zu den komplexen ESRS zu bieten. Nach der Beta-Version und umfangreichen Konsultationen folgte am 30. Juli 2025 die offizielle Empfehlung der EU-Kommission – ein entscheidender Meilenstein für die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa.
Tatsächlich zeigt sich in der Praxis: Förderbanken und institutionelle Investoren akzeptieren den VSME zunehmend als Grundlage für ESG-Bewertungen und grüne Finanzierung. Unternehmen, die jetzt mit VSME-Berichterstattung starten, positionieren sich strategisch für künftige Regulierungen und verschaffen sich Wettbewerbsvorteile bei Ausschreibungen und ESG-Ratings. Die Marktnachfrage steigt kontinuierlich, da Stakeholder vermehrt standardisierte Nachhaltigkeitsinformationen einfordern.
Eine besonders relevante Neuerung: Der VSME fungiert als „Value-Chain Cap" in Lieferketten. CSRD-pflichtige Unternehmen dürfen von KMU-Zulieferern künftig nur noch VSME-konforme Daten verlangen – nicht mehr die umfangreichen ESRS-Offenlegungen. Diese Obergrenze schützt kleine und mittlere Unternehmen vor ausufernden Datenabfragen großer Kunden und reduziert die Komplexität erheblich. Für Lieferkettenmanagement bedeutet das: klare Anforderungen, standardisierte Kommunikation und reduzierter Aufwand auf beiden Seiten.
Besonders für Startups und mittelständische Zulieferer ist diese Entwicklung strategisch wertvoll. Statt individueller Fragenkataloge von verschiedenen Kunden genügt ein standardisierter VSME-Bericht, um alle wesentlichen ESG-Anforderungen abzudecken. Dies ermöglicht Skalierung der Nachhaltigkeitsaktivitäten ohne proportionale Erhöhung des administrativen Aufwands – ein entscheidender Faktor für ressourcenbeschränkte Unternehmen.
Startups (Pre-Seed bis Series B): Der VSME-Bericht schafft Zugang zu grüner Finanzierung und erleichtert ESG-Due-Diligence-Prozesse bei Venture-Capital-Runden. Die schlanke Struktur passt zu begrenzten Ressourcen, während die standardisierte Form Vergleichbarkeit für Investoren ermöglicht. ClimateTech-Startups nutzen den VSME zudem, um ihre Impact-Story strukturiert zu kommunizieren.
Mittelstand (50-2.000 Mitarbeiter): Mittelständische Unternehmen erfüllen mit dem VSME Standard die steigenden Anforderungen von Banken, Geschäftspartnern und Kunden, ohne die Komplexität der ESRS bewältigen zu müssen. Die Basis für spätere CSRD-Berichtspflicht wird gelegt, falls Schwellenwerte künftig überschritten werden. Zugleich dient der VSME-Bericht als internes Steuerungsinstrument für Nachhaltigkeitsziele.
Venture Capital und Impact Investoren: VCs nutzen den VSME als standardisiertes Framework für Portfolio-ESG-Bewertungen und Impact-Reporting an Limited Partners. Der Standard ermöglicht Vergleichbarkeit zwischen Portfolio-Unternehmen und reduziert den Aufwand für individuelle ESG-Assessments. Für Article-8- und Article-9-Funds erleichtert der VSME die Dokumentation nachhaltiger Investments gemäß SFDR-Anforderungen.
Der VSME Standard besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Modulen, die unterschiedliche Berichterstattungstiefen ermöglichen:
| Modul | Umfang | Zielgruppe | Zeitaufwand |
|---|---|---|---|
| Basic Module (Basismodul) | 11 Kernthemen, ca. 50 Datenpunkte | KMU mit grundlegenden ESG-Anforderungen | Materialitätsanalyse in 1 Tag |
| Comprehensive Module (Zusatzmodul) | Erweiterte Offenlegungen zu Klimastrategie, Risiken, sozialen Aspekten | Unternehmen mit vertieften Stakeholder-Anforderungen | Mehrere Tage bis Wochen |
Diese modulare Struktur ermöglicht einen flexiblen Einstieg: Unternehmen können mit dem Basismodul starten und bei Bedarf zum Comprehensive Module erweitern. Im Vergleich zur doppelten Materialitätsanalyse nach ESRS, die mehrere Tage erfordert, lässt sich die VSME-Wesentlichkeitsbewertung deutlich effizienter durchführen. Wer bereits mit ISO-Zertifizierungen oder dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) arbeitet, findet im VSME-Bericht zahlreiche Überschneidungen, die eine integrierte Berichterstattung erleichtern.
Der zentrale Unterschied zwischen VSME und ESRS liegt in Umfang, Komplexität und Zielsetzung. Während die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) für berichtspflichtige Unternehmen über 1.100 Datenpunkte umfassen und eine vollständige doppelte Materialitätsanalyse verlangen, konzentriert sich der VSME auf wesentliche ESG-Themen mit ca. 190 Offenlegungsanforderungen. Diese Vereinfachung bedeutet nicht weniger Qualität – sondern Fokussierung auf die für KMU relevanten Nachhaltigkeitsinformationen.
Interessanterweise können Unternehmen, die mit VSME starten, bei künftiger CSRD-Berichtspflicht auf dieser Basis aufbauen. Der VSME-Bericht dient als strukturierte Ausgangslage, die bei Bedarf schrittweise zu ESRS erweitert wird. Diese Skalierbarkeit ist besonders für wachsende Startups und mittelständische Unternehmen relevant, die perspektivisch Schwellenwerte überschreiten könnten.
Die doppelte Materialität bildet das konzeptionelle Fundament der VSME-Berichterstattung und verbindet zwei essenzielle Perspektiven: Die Inside-Out-Perspektive untersucht, wie Unternehmensaktivitäten Umwelt und Gesellschaft beeinflussen (Auswirkungsmaterialität). Die Outside-In-Perspektive bewertet, wie Nachhaltigkeitsthemen finanzielle Risiken und Chancen für das Unternehmen schaffen (finanzielle Materialität).
| Perspektive | Fokus | Relevanz für KMU | Beispiel |
|---|---|---|---|
| Inside-Out (Auswirkungsmaterialität) | Unternehmen → Umwelt/Gesellschaft | Reputation, Stakeholder-Beziehungen | CO₂-Emissionen belasten Klimaziele |
| Outside-In (Finanzielle Materialität) | Nachhaltigkeitsthemen → Unternehmenswert | Kostenrisiken, Finanzierung | Steigende CO₂-Preise erhöhen Energiekosten |
Im Gegensatz zur umfangreichen ESRS-Materialitätsanalyse vereinfacht der VSME Standard diesen Prozess erheblich. Studien zeigen: 19 Prozent der Unternehmen integrieren bereits doppelte Materialität in ihre Bewertungen – Tendenz steigend. Für KMU bedeutet das: weniger Stakeholder-Konsultationen, fokussierte Themenliste und pragmatische Bewertungsmethoden.
1. Stakeholder-Mapping strukturiert durchführen
Beginnt mit einer systematischen Identifikation relevanter Stakeholder und deren ESG-Erwartungen. Zu den zentralen Gruppen gehören Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Banken, Investoren, lokale Gemeinden und Regulierungsbehörden. Besonders für Startups gilt: Investoren und Kunden sind oft die treibenden Stakeholder für VSME-Anforderungen. Mittelständische Unternehmen müssen zusätzlich Geschäftspartner und Banken priorisieren, die zunehmend ESG-Nachweise für Kreditvergabe verlangen.
2. Themensammlung mit VSME-Fokus
Nutzt die 11 Kernthemen des VSME-Basismoduls als strukturierten Ausgangspunkt: Energie und Emissionen, Wasser und Ressourcen, Umweltverschmutzung, Biodiversität (optional), Arbeitskräfte, Gesundheit und Sicherheit, Governance sowie Geschäftsgebaren. Ergänzt branchenspezifische Themen – etwa nachhaltige Beschaffung im Konsumgütersektor oder Datenschutz bei digitalen Geschäftsmodellen. Diese Fokussierung spart Zeit gegenüber der vollständigen ESRS-Themenliste mit über 30 Bereichen.
3. Bewertungsmatrix pragmatisch entwickeln
Entwickelt eine einfache Matrix zur Priorisierung der identifizierten Themen. Bewertet jedes Thema anhand von Stakeholder-Bedeutung (hoch/mittel/niedrig), geschäftlicher Auswirkung (Kosten, Risiken, Chancen) und Umwelt-/Sozialeinfluss (Intensität der Auswirkungen). Dokumentiert die Ergebnisse transparent – diese Dokumentation ist nicht nur für die VSME-Berichterstattung relevant, sondern auch für interne Strategieentwicklung und Investor Relations.
Ein Praxisbeispiel: Die UnitedHealth Group investiert gezielt in Gesundheits- und Wellness-Programme für Mitarbeiter, was Fehlzeiten reduziert und Produktivität steigert – ein klassischer Fall von doppelter Materialität, bei dem soziale Aspekte finanzielle Vorteile schaffen. Solche konkreten Business Cases sollten in der Bewertung hervorgehoben werden.
Der VSME Standard verlangt fokussierte ESG-Kennzahlen, die sich klar dem Basismodul oder dem erweiterten Comprehensive Module zuordnen lassen:
| Kategorie | Basismodul (verpflichtend bei Materialität) | Comprehensive Module (optional) |
|---|---|---|
| Umwelt | Energieverbrauch, direkte/indirekte CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch, Abfall- und Recyclingquoten | Klimastrategie, Scope-3-Emissionen, Biodiversitätsrisiken, Dekarbonisierungsziele |
| Soziales | Mitarbeiterstruktur, Arbeitssicherheit (Unfallquote), Aus- und Weiterbildungsquote | Menschenrechtsprozesse, Diversitätskennzahlen, Lieferkettenstandards |
| Governance | Compliance-Verstöße, Anti-Korruptionsmaßnahmen, Datenschutz-Vorfälle | Geschlechterdiversität in Führungsebenen, Whistleblower-Systeme |
Interessanterweise arbeiten noch immer 47 Prozent der Unternehmen mit fehleranfälligen Tabellenkalkulationen für ESG-Datenmanagement – eine riskante Praxis angesichts steigender Anforderungen an Datenqualität und Prüfungssicherheit. Der VSME-Bericht erfordert zwar weniger Datenpunkte als ESRS, aber die Anforderungen an Präzision und Nachvollziehbarkeit bleiben hoch.
Bestehende Datenquellen intelligent nutzen
Bevor ihr neue Datenerfassungssysteme implementiert, prüft vorhandene Informationsquellen: Energieberichte, Finanzdaten aus dem Controlling, ISO-Zertifizierungen (insbesondere ISO 14001 für Umweltmanagement, ISO 45001 für Arbeitssicherheit), Personalberichte und bestehende Nachhaltigkeitsdokumentation. Viele KMU verfügen über mehr ESG-relevante Daten als angenommen – diese sind nur nicht systematisch strukturiert. Eine Bestandsaufnahme spart erhebliche Zeit und Kosten.
Datenmanagement zentralisieren
Eine zentrale Verwaltung eurer ESG-Daten verbessert nicht nur die Berichtsqualität, sondern erleichtert auch interne Steuerung. Laut aktuellen Studien nutzen 79 Prozent der Unternehmen über 100 verschiedene Datenquellen für ESG-Informationen – ein Komplexitätsgrad, der für KMU kaum handhabbar ist. Ein zentrales System – ob spezialisierte VSME-Software oder integrierte ERP-Lösung – reduziert diese Fragmentierung erheblich.
Automatisierung strategisch implementieren
Der Markt für ESG-Software wächst rasant: Bis 2028 wird ein Volumen von 571,74 Millionen Euro erwartet. Für VSME-Berichterstattung bieten sich spezialisierte Lösungen wie EQS Sustainability Cockpit, Daato, Gaia oder Multiplye an. Diese Tools ermöglichen automatische Datenerfassung aus bestehenden Systemen, standardisierte Eingabemasken nach VSME-Struktur, integrierte Validierungsprozesse zur Qualitätssicherung und Echtzeit-Monitoring zentraler ESG-KPIs. Ein Beispiel für die strategische Bedeutung: Microsoft hat seit Mai 2025 Nachhaltigkeitsziele direkt mit den Boni von Führungskräften verknüpft – ein Signal dafür, dass ESG-Daten zunehmend geschäftskritisch werden.
Der VSME-Bericht folgt einer klaren zweistufigen Architektur, die schrittweise Vertiefung ermöglicht. Das Basismodul umfasst etwa 50 zentrale ESG-Datenpunkte und bildet die Grundlage für alle VSME-Berichte. Das Comprehensive Module ergänzt diese Basis um detaillierte Informationen zu Klimastrategie, Risikomanagement und erweiterten Sozial- sowie Governance-Aspekten.
| Berichtskomponente | Basismodul (Basic Module) | Erweitertes Modul (Comprehensive Module) |
|---|---|---|
| Allgemeine Informationen | Berichtsgrundlagen, Unternehmensdaten, Berichtsgrenzen | Detailliertes Geschäftsmodell, Nachhaltigkeitsinitiativen, Strategie |
| Umweltkennzahlen | Energie, direkte/indirekte Emissionen, Wasser, Ressourcennutzung | Klimaziele mit Zeitplänen, Scope-3-Ansätze, Risikoanalysen |
| Soziale Aspekte | Mitarbeiterstruktur, Arbeitssicherheitskennzahlen, Weiterbildung | Menschenrechtsprozesse, erweiterte Diversitätskennzahlen, Lieferkette |
| Governance | Compliance, Anti-Korruption, Datenschutz | Geschlechterdiversität in Führung, Sektorenrisiken, Whistleblowing |
Ein Best-Practice-Beispiel: Danone kombiniert Geschäfts- und Nachhaltigkeitsdaten in einem integrierten Jahresbericht und nutzt ein Dashboard-System für kontinuierliches Monitoring von Nachhaltigkeitskennzahlen. Diese integrierte Herangehensweise ermöglicht strategische Steuerung statt rein regulatorischer Compliance – ein Ansatz, der auch für KMU zunehmend relevant wird.
Ein hochwertiger VSME-Bericht erfüllt fünf zentrale Qualitätskriterien: Relevanz (Fokussierung auf wesentliche Themen aus der Materialitätsanalyse), Verlässlichkeit (präzise, überprüfbare Daten mit klaren Quellen), Vergleichbarkeit (konsistente Methodik über Jahre, Branchenvergleiche wo sinnvoll), Verständlichkeit (klare Sprache, strukturierte Darstellung für diverse Stakeholder) und Überprüfbarkeit (nachvollziehbare Berechnungen, dokumentierte Annahmen).
Die Koordination erfordert ein bereichsübergreifendes ESG-Team. Tatsächlich veröffentlichen mittlerweile 96 Prozent der 500 größten börsennotierten Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht – ein Anstieg um zehn Prozentpunkte seit 2018. Dieser Trend setzt sich im Mittelstand fort, getrieben durch VSME-Standard und Stakeholder-Anforderungen.
Wichtig für KMU: Vertrauliche Informationen können im VSME-Bericht geschützt werden, sofern dies nachvollziehbar begründet wird – etwa bei wettbewerbssensiblen Daten oder laufenden Rechtsverfahren. Der Bericht kann eigenständig oder als integrierter Bestandteil des Geschäftsberichts veröffentlicht werden. Ab dem zweiten Berichtsjahr müssen Vergleichsdaten aus dem Vorjahr einbezogen werden, um Entwicklungen transparent zu machen.
Die Qualitätssicherung eures VSME-Berichts beginnt mit einer systematischen internen Prüfung, die über einfaches „Korrekturlesen" hinausgeht. Ein strukturierter Prüfprozess sollte folgende Phasen umfassen:
| Prüfungsphase | Hauptaktivitäten | Verantwortlichkeit | Dokumentation |
|---|---|---|---|
| Vorbereitung (2-4 Wochen) | Risikoanalyse, Prüfungsumfang festlegen, Materialitätsanalyse verifizieren | ESG-Team, Controlling | Prozessdokumentation, Risikoregister |
| Durchführung (4-6 Wochen) | Datenvalidierung, Stakeholder-Interviews, Quellenprüfung | Fachbereiche, externe Berater | Prüfprotokolle, Nachweise |
| Nachbereitung (1-2 Wochen) | Management-Review, Maßnahmenableitung, Freigabe | Geschäftsführung | Prüfungsbericht, Verbesserungsplan |
Die Einbindung der Geschäftsführung ist essenziell – nicht nur für die formale Freigabe, sondern für die strategische Verankerung von ESG-Themen im Unternehmen. Ein gut funktionierendes internes Kontrollsystem reduziert zudem die Kosten für externe Prüfungen erheblich und beschleunigt den Audit-Prozess.
Ein entscheidender Vorteil des VSME Standard: Die externe Prüfung bleibt bis 2028 freiwillig. Im Gegensatz zur CSRD-Berichterstattung, bei der ab 2025 eine eingeschränkte Prüfung und perspektivisch eine umfassende Prüfungssicherheit vorgeschrieben sind, können KMU beim VSME-Bericht selbst entscheiden, ob sie eine externe Validierung einholen.
Dennoch empfiehlt sich für bestimmte Situationen eine freiwillige Prüfung: bei Kreditvergabe durch Banken mit ESG-Anforderungen, bei Investor Relations mit institutionellen Anlegern, bei kritischen Stakeholder-Dialogen zur Vertrauensbildung oder zur Vorbereitung auf künftige CSRD-Berichtspflicht. Wirtschaftsprüfer, die als Nachhaltigkeitsprüfer tätig werden, müssen registriert sein und eine 40-stündige CSRD-Schulung absolvieren – auch wenn sie nur VSME-Berichte prüfen.
Die externe Prüfung legt besonderen Fokus auf die doppelte Materialitätsanalyse (Nachvollziehbarkeit der Bewertung und Stakeholder-Einbindung), die Vollständigkeit der relevanten VSME-Datenpunkte gemäß Materialität, die Datenqualität und Nachweise für quantitative Kennzahlen sowie die Einhaltung von VSME-Berichtsstandards. Bereitet euch darauf vor, indem ihr alle relevanten Unterlagen vor Prüfungsbeginn vollständig bereitstellt, Prüfer frühzeitig einbindet (idealerweise schon bei der Materialitätsanalyse) und eine klare Daten- und Informationsstrategie entwickelt.
Der VSME-Bericht ist mehr als ein Compliance-Instrument – er bietet strategische Chancen für KMU, Startups und deren Investoren. Unternehmen, die jetzt mit VSME starten, profitieren von Wettbewerbsvorteilen bei Ausschreibungen und ESG-Ratings, verbessertem Zugang zu grüner Finanzierung durch Banken und Förderinstitute, reduzierter Bürokratielast durch Value-Chain-Cap-Funktion und strukturierter Vorbereitung auf künftige Regulierungen.
Drei zentrale Handlungsfelder für strategische Positionierung:
| Fokusbereich | Konkrete Maßnahmen | Erwarteter Nutzen | Zeithorizont |
|---|---|---|---|
| Strategische Integration | Messbare CO₂-Reduktionsziele entwickeln, Kreislaufwirtschaft in Produktdesign einbinden, ESG-KPIs in Controlling integrieren | Ressourceneffizienz, Kosteneinsparungen, Innovationsimpulse | 6-12 Monate |
| Lieferketten-Optimierung | Nachhaltige Lieferantenkriterien definieren, Monitoring-Systeme implementieren, gemeinsame Verbesserungsprojekte | Reduzierte Risiken, mehr Transparenz, Wettbewerbsvorteile | 12-18 Monate |
| Datenmanagement | ESG-Software evaluieren, Datenerfassung automatisieren, auf ESRS-Erweiterung vorbereiten | Effizientere Berichte, bessere Datenqualität, Skalierbarkeit | 3-6 Monate |
Trotz aller Vorteile sollten Unternehmen auch die Limitationen des VSME-Standards kennen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Vorbehalte geäußert, ob der VSME für aufsichtsrelevante Banking-Analysen ausreichend detailliert ist – erwartet aber Anpassungen beim Comprehensive Module. Experten loben die Klarheit und Zugänglichkeit, sehen aber Herausforderungen bei branchenspezifischen Anforderungen und der praxisnahen Abbildung von Scope-3-Emissionen.
Für Startups und KMU bedeutet das: Der VSME-Bericht ist ein exzellenter Einstieg, sollte aber nicht als „Endziel" verstanden werden. Besonders in klimaintensiven Branchen oder bei komplexen Lieferketten kann eine Erweiterung um freiwillige Zusatzinformationen sinnvoll sein, um Stakeholder-Erwartungen vollständig zu erfüllen. Die 190 Offenlegungsanforderungen des VSME decken wesentliche ESG-Aspekte ab – aber nicht jeden speziellen Branchenkontext.
Um die 190 Offenlegungsanforderungen des VSME-Standards effizient zu bewältigen, empfiehlt sich eine systematische Vorgehensweise in drei Schwerpunkten:
1. Strategische Positionierung
Etabliert einen ESG-Verantwortlichen als zentralen Treiber für Nachhaltigkeitsinitiativen. Diese Rolle sollte nicht „nebenbei" von Geschäftsführung oder Controlling übernommen werden, sondern mit klarem Mandat und Budget ausgestattet sein. Verankert Nachhaltigkeitsziele in Unternehmenszielen und Anreizsystemen – etwa durch variable Vergütungskomponenten für Führungskräfte oder Team-Bonusziele.
2. Datenkompetenz aufbauen
Definiert klare Berichtsprioritäten basierend auf eurer Materialitätsanalyse. Nicht alle 190 VSME-Datenpunkte sind für jedes Unternehmen relevant – fokussiert euch auf die materiellen Themen. Startet frühzeitig mit systematischer Datenerfassung, idealerweise schon 12-18 Monate vor dem ersten Berichtsjahr. Prüft VSME-Softwarelösungen wie EQS Sustainability Cockpit, Daato oder Multiplye auf Eignung für eure Unternehmensgröße und Branche.
3. Stakeholder-Engagement intensivieren
Kommuniziert regelmäßig über ESG-Fortschritte – nicht nur im Jahresbericht, sondern auch in Stakeholder-Dialogen, auf der Website und in Investor-Updates. Geht aktiv auf die Erwartungen eurer wichtigsten Stakeholder ein: Banken verlangen zunehmend ESG-Nachweise für Kreditvergabe, Kunden fragen vermehrt nach CO₂-Daten, Investoren benötigen standardisierte ESG-Informationen für ihre eigenen Berichtspflichten.
Unternehmen, die ESG-Aspekte ernsthaft in ihre Strategie integrieren, profitieren nachweislich von stärkerer Markenreputation, niedrigeren Kosten durch effizientere Ressourcennutzung, gesteigertem Vertrauen von Investoren und Kunden sowie verbesserter Resilienz gegenüber regulatorischen Änderungen. Der VSME-Bericht ist der strukturierte Weg dorthin – für kleine und mittlere Unternehmen, Startups und ihre Investoren gleichermaßen.
Der VSME-Bericht ist ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht nach dem Voluntary Sustainability Reporting Standard for SMEs, den die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) im Auftrag der EU-Kommission entwickelt hat. Der Standard ermöglicht kleinen und mittleren Unternehmen eine strukturierte, aber schlanke ESG-Berichterstattung mit nur 20 Berichtspunkten in zwei Modulen – im Gegensatz zu über 1.100 Datenpunkten der vollständigen ESRS. Der VSME-Bericht umfasst Umwelt-, Sozial- und Governance-Informationen, basiert auf dem Prinzip der doppelten Materialität und dient als de-facto-Standard für KMU in der EU. Seit der offiziellen Empfehlung der EU-Kommission vom 30. Juli 2025 gilt der VSME als anerkannter Berichtsstandard für freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung folgt sieben zentralen Grundsätzen, die auch im VSME-Standard verankert sind: Relevanz – Fokussierung auf wesentliche Themen aus der Materialitätsanalyse, Vollständigkeit – Abdeckung aller materiellen ESG-Aspekte ohne wesentliche Lücken, Verlässlichkeit – präzise, überprüfbare Daten mit dokumentierten Quellen, Vergleichbarkeit – konsistente Methodik über Jahre und zwischen Unternehmen, Verständlichkeit – klare, zugängliche Darstellung für verschiedene Stakeholder, Genauigkeit – angemessene Detailtiefe ohne irreführende Vereinfachungen und Ausgewogenheit – faire Darstellung von Erfolgen und Herausforderungen. Diese Grundsätze stellen sicher, dass VSME-Berichte für Banken, Investoren, Kunden und andere Stakeholder verlässliche Entscheidungsgrundlagen bieten.
Ab 2026 sind im Rahmen der CSRD folgende Unternehmensgruppen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet: große Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, über 50 Millionen Euro Umsatz oder über 25 Millionen Euro Bilanzsumme (zwei von drei Kriterien erfüllt), alle kapitalmarktorientierten KMU (außer Kleinstunternehmen) und Tochterunternehmen von CSRD-pflichtigen Konzernen. Durch das Omnibus-Paket 2025 sind jedoch rund 80 Prozent der ursprünglich betroffenen KMU von der CSRD-Berichtspflicht befreit worden. Für diese Unternehmen bietet der VSME-Bericht eine freiwillige Alternative, um dennoch ESG-Anforderungen von Banken, Kunden und Geschäftspartnern zu erfüllen. Besonders relevant: CSRD-pflichtige Unternehmen dürfen von KMU-Zulieferern künftig nur noch VSME-konforme Daten verlangen – nicht die umfangreichen ESRS-Offenlegungen.
Nein, der VSME-Standard bleibt freiwillig. Die EU-Kommission hat am 30. Juli 2025 den VSME als empfohlenen Standard für freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMU veröffentlicht, aber keine Berichtspflicht eingeführt. Allerdings entsteht faktischer Druck zur VSME-Berichterstattung durch mehrere Faktoren: CSRD-pflichtige Kunden verlangen VSME-Daten von Zulieferern für ihre eigene Scope-3-Berichterstattung, Banken fordern zunehmend ESG-Nachweise für Kreditvergabe und grüne Finanzierung, Investoren benötigen standardisierte Nachhaltigkeitsinformationen für Portfolio-Analysen und ESG-Ratings sowie Ausschreibungen integrieren vermehrt Nachhaltigkeitskriterien. Der VSME entwickelt sich somit zum de-facto-Marktstandard, auch ohne regulatorische Verpflichtung. Unternehmen, die freiwillig nach VSME berichten, verschaffen sich strategische Wettbewerbsvorteile und bereiten sich auf potenzielle künftige Regulierungen vor.
Der VSME-Standard und der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) sind komplementäre, aber unterschiedlich fokussierte Berichtsrahmen. Der DNK existiert seit 2011 als deutscher Standard mit 20 Kriterien und 52 Leistungsindikatoren, während der VSME 2025 als EU-weiter Standard mit modularem Aufbau eingeführt wurde. Wichtige Unterschiede: Der VSME basiert auf doppelter Materialität nach CSRD-Logik, der DNK folgt einem wesentlichkeitsbasierten Ansatz ohne explizite finanzielle Materialität. Der VSME ist EU-weit harmonisiert und wird von EFRAG weiterentwickelt, der DNK ist primär auf den deutschen Markt ausgerichtet. Viele Unternehmen, die bereits nach DNK berichten, können diese Informationen für den VSME-Bericht nutzen – eine Checkliste der DNK-Organisation zeigt die Überschneidungen auf. Die IHK empfiehlt für KMU mit internationalen Geschäftsbeziehungen den VSME, da dieser bessere Vergleichbarkeit im EU-Kontext bietet.
Mehrere spezialisierte ESG-Softwarelösungen bieten VSME-spezifische Module und Funktionen an: EQS Sustainability Cockpit – umfassendes Tool mit VSME-Templates, Materialitätsanalyse-Unterstützung und Datenmanagement, Daato – schlanke Lösung mit Fokus auf KMU, bietet automatisierte Datenerfassung und VSME-Berichtserstellung, Gaia – spezialisiert auf Nachhaltigkeitsberichterstattung mit integrierter Prüfungsfunktion, Multiplye – AI-gestützte Plattform für ESG-Datenanalyse und VSME-Reporting und Tanso – Fokus auf CO₂-Bilanzierung mit VSME-Integration. Bei der Auswahl solltet ihr berücksichtigen: Unternehmensgröße und -komplexität, bestehende IT-Infrastruktur und Integrationsmöglichkeiten, Budget für Software und Implementierung sowie Support und Schulungsangebote des Anbieters. Viele Lösungen bieten kostenlose Demos oder Pilotphasen – nutzt diese zur Evaluierung. Der Markt für ESG-Software wächst rasant und wird bis 2028 auf 571,74 Millionen Euro geschätzt.
Dieser Artikel basiert auf folgenden Quellen und offiziellen Dokumenten:
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