By: Johannes Fiegenbaum on 25.06.25 06:24
Nachhaltigkeit in der Lieferkette ist längst keine Option mehr, sondern eine gesetzliche Pflicht. Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und der kommenden EU-Richtlinie (CSDDD) stehen Unternehmen vor klaren Anforderungen – und hohen Strafen bei Verstößen. Hier sind die 7 wichtigsten Maßnahmen, um Ihre Lieferkette nachhaltig, transparent und gesetzeskonform zu gestalten:
Mit diesen Maßnahmen gestalten Unternehmen ihre Lieferketten effizienter und zukunftssicher – und erfüllen gleichzeitig die wachsenden rechtlichen Anforderungen.
Die Lebenszyklusanalyse (LCA) ist ein zentrales Werkzeug in der ESG-Strategie, um die Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen systematisch zu erfassen und zu minimieren. Besonders in Deutschland, wo in vielen Branchen mehr als 80 % der Umweltauswirkungen in der Lieferkette entstehen, ist LCA unverzichtbar.
Mit LCA können Unternehmen die Umweltauswirkungen ihrer Produkte entlang des gesamten Lebenszyklus bewerten – von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung oder zum Recycling. Dabei werden Faktoren wie Ressourcenverbrauch, Wassernutzung und CO₂-Emissionen berücksichtigt. Ein Beispiel: Die Analyse eines T-Shirts zeigte, dass fast 50 % des CO₂-Fußabdrucks aus dem Energieverbrauch während der Herstellung stammen, während etwa 18 % auf die verwendeten Baumwollfasern entfallen.
Solche datenbasierten Erkenntnisse helfen, versteckte Umweltrisiken zu identifizieren und gezielte Maßnahmen einzuleiten. Wenn etwa Rohstoffe den größten CO₂-Fußabdruck verursachen, könnten recycelte Materialien mit geringerem Einfluss eingesetzt werden.
Europa spielt eine Vorreiterrolle bei der Integration von LCA in Umweltpolitik und Vorschriften, um nachhaltige Entwicklungsziele zu fördern. Die Europäische Union hat mehrere Richtlinien verabschiedet, die entweder direkt auf LCA basieren oder deren Anwendung voraussetzen.
Die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission prognostiziert, dass bis 2025 über 80 % der europäischen Unternehmen LCA in ihre Prozesse integrieren werden. Dies bietet einen klaren Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die frühzeitig auf diese Methodik setzen. LCA folgt dabei den ISO-Normen 14040 und 14044, die eine transparente und vergleichbare Nachhaltigkeitsbewertung ermöglichen.
Der LCA-Prozess umfasst vier Schritte: Zieldefinition, Sachbilanz, Wirkungsabschätzung und Auswertung. Unternehmen können verschiedene Ansätze wählen, darunter:
Diese Flexibilität erlaubt eine schrittweise Umsetzung, angepasst an die individuellen Anforderungen der Lieferkette. Wichtige Faktoren bei der Implementierung sind die zeitliche Genauigkeit, geografische Repräsentativität und technologische Vollständigkeit. Zudem kann LCA genutzt werden, um die Umweltauswirkungen von Lieferanten zu bewerten und fundierte Entscheidungen bei der Partnerauswahl zu treffen.
Die Messung des Return on Investment (ROI) von LCA-Initiativen ist entscheidend, um langfristig erfolgreich zu sein. Studien zeigen, dass 98 % der Nachhaltigkeitsinitiativen an unklaren ROI-Messungen scheitern. Gleichzeitig erfassen nur 45 % der Unternehmen die Rendite ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen, obwohl 74 % der CEOs Nachhaltigkeit als Priorität ansehen.
Unternehmen mit effektiven Nachhaltigkeitsstrategien haben zwischen 2013 und 2020 eine 2,6-mal höhere Aktionärsrendite erzielt. Ethische Lieferkettenpraktiken steigern zudem den Umsatz für verantwortungsvolle Produkte um 20 % und senken die Lieferkettenkosten um 16 %.
Praktische Beispiele unterstreichen die Vorteile: Walmart spart durch den Einsatz energieeffizienter Technologien wie LED-Beleuchtung und moderner HVAC-Systeme jährlich etwa 95,42 Millionen Euro an Energiekosten. Toyota reduziert durch eine Null-Abfall-Initiative jährlich rund 11,45 Millionen Euro bei Abfall- und Rohstoffkosten.
Der Einsatz spezialisierter Nachhaltigkeitssoftware kann die Präzision der ROI-Berechnung um 45 % erhöhen.
Auf Basis der Lebenszyklusanalyse (LCA) stellt die Integration nachhaltiger Lieferanten einen weiteren Schritt in der Umsetzung von ESG-Maßnahmen dar. Die Kooperation mit Lieferanten ist entscheidend für den Erfolg von Nachhaltigkeitsprogrammen in der Lieferkette. Ohne diese Zusammenarbeit stoßen Unternehmen häufig auf Hindernisse wie mangelnde Transparenz, unsichere Lieferketten und fehlende technologische Kompetenzen. Eine gründliche Qualifizierung der Lieferanten bildet die Grundlage für messbare Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit.
Scope-3-Emissionen: Ein zentraler Ansatzpunkt
Laut PwC stammen 65 % bis 95 % der CO₂-Emissionen eines Unternehmens aus der Lieferkette, wobei bis zu 80 % dieser Emissionen auf nur 20 % der Einkäufe entfallen. Diese Konzentration bietet enorme Möglichkeiten für gezielte Maßnahmen.
Unternehmen können ihre Emissionen um 10 % bis 30 % senken, indem sie nachhaltige Lieferanten bevorzugen. Hierbei ist es entscheidend, Nachhaltigkeitskriterien in den Auswahlprozess einzubinden und die Leistung der Lieferanten kontinuierlich zu überwachen.
Wie Lieferantenqualifizierung funktioniert
Nachhaltigkeit sollte bereits beim Onboarding neuer Lieferanten eine Rolle spielen. Die Orientierung an internationalen Standards wie der Science Based Targets Initiative (SBTi) ist dabei ein sinnvoller Ansatz. Transparenz ist essenziell: Unternehmen müssen die Scope-3-Emissionen ihrer Lieferanten messen, um deren CO₂-Fußabdruck genau zu erfassen.
Regelmäßiges Feedback, Leistungsüberwachung und ESG-Schulungen fördern eine Kultur der Verbesserung. Unternehmen, die herausragende ESG-Leistungen ihrer Lieferanten belohnen, schaffen zusätzliche Anreize für bessere Ergebnisse.
Sorgfaltspflicht und Gesetzeskonformität
Die Verbindung von LCA-Strategien mit der Einbindung von Lieferanten ist unverzichtbar für eine umfassende ESG-Strategie. Eine Umfrage aus 2025 zeigt, dass 51 % der Unternehmen das deutsche Lieferkettengesetz als förderlich für die Nachhaltigkeit ihrer Lieferketten ansehen. Zudem bewerten 90 % der Unternehmen die Zusammenarbeit mit Lieferanten als zentral für die Umsetzung des Gesetzes.
Unternehmen müssen umfassende Risikomanagement-Systeme etablieren, die regelmäßige Risikoanalysen beinhalten. Dazu gehört die Überprüfung direkter Lieferanten auf mögliche Risiken oder Verstöße gegen Umwelt- und Menschenrechtsstandards. Diese Sorgfaltspflicht sollte sowohl bei der Aufnahme neuer Lieferanten als auch während der gesamten Geschäftsbeziehung angewendet werden.
Effiziente Datenerfassung
Um Risiken in der Lieferkette zu analysieren, benötigen Unternehmen klare Richtlinien und Prozesse für die Datensammlung. Diese gewährleisten eine konsistente und umfassende Datenerfassung.
Risikomanagement als integrierter Prozess
Ein zentraler Koordinator sollte alle Aktivitäten überwachen, während standardisierte Bewertungsmethoden finanzielle und sozio-ökologische Aspekte einbeziehen. Das Risikomanagement muss fest in die Lieferantenauswahl und andere Geschäftsprozesse integriert werden.
Digitale Lösungen für mehr Transparenz
Moderne ESG-Software-Plattformen erleichtern die Integration von Datenquellen und die Bewertung der Lieferantennachhaltigkeit. Ein Beispiel: Die Bank of Montreal (BMO) optimierte ihren Prüfprozess durch digitale Workflows und verkürzte die Zykluszeit für Risikobewertungen um 75 %, während die operative Agilität und Produktivität der Mitarbeiter stieg.
Messbare Ergebnisse durch klare Kennzahlen
Unternehmen sollten ihre Fortschritte anhand klar definierter Umweltkennzahlen messen und regelmäßig berichten. Eine nachhaltige Beschaffungsstrategie erfordert klare Ziele, Prozesse und KPIs.
2023 veröffentlichten 99 % der S&P 500-Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte. Unternehmen mit starker ESG-Performance erzielen Wachstums- und Bewertungsmargen von 10–20 %. Produkte mit ESG-bezogenen Claims verzeichneten über fünf Jahre ein durchschnittliches Wachstum von 28 %, verglichen mit 20 % bei Produkten ohne solche Claims.
Erfolgsbeispiele aus der Praxis
Francois Rousselot, Group Head of Procurement bei Hikma, betont:
"Wir haben eine Fürsorgepflicht gegenüber Patienten, unseren Mitarbeitern und der Umwelt und sind verpflichtet, unsere gesamte Lieferkette energieeffizienter und umweltverträglicher zu gestalten. Unsere THG-Emissionsdaten mit hoher Granularität griffbereit zu haben, ist ein wichtiger Differenzierungsfaktor und wird unser Ziel beschleunigen, unsere Umweltauswirkungen zu reduzieren."
Ein weiteres Beispiel liefert Microsoft: Durch den Einsatz von Coupa's Supply Chain Design and Planning Tools und einem digitalen Zwilling konnten die Lkw-Emissionen in Nordamerika um 60 % im Vergleich zu den prognostizierten Basiswerten gesenkt werden.
Empfehlungen für den Einstieg
Es lohnt sich, mit wenigen Schlüsselkennzahlen zu beginnen und die Datensammlung schrittweise auszubauen.
Nach der Einführung umfassender LCA-Methoden und sorgfältiger Lieferantenauswahl ist der Einsatz digitaler Technologien der nächste logische Schritt in einer umfassenden ESG-Strategie. Diese Technologien verändern das Lieferkettenmanagement grundlegend und schaffen die Basis für nachhaltigere Geschäftspraktiken. Eine aktuelle QIMA-Umfrage zeigt, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen weniger als die Hälfte ihrer Lieferanten kennt. Das zeigt, wie viel Potenzial für Verbesserungen besteht, insbesondere in der Reduzierung von Umweltauswirkungen.
Echtzeit-Überwachung mit IoT und Blockchain
Technologien wie IoT und Blockchain ermöglichen eine präzise Echtzeit-Rückverfolgbarkeit und verbessern die Datenerfassung. So können Umweltdaten kontinuierlich gesammelt und automatisch auf Verbesserungspotenziale analysiert werden.
KI für Risikoerkennung
Künstliche Intelligenz hilft dabei, ESG-Risiken frühzeitig zu erkennen und Entscheidungen durch prädiktive Analysen zu unterstützen. Laut Gartner werden bis 2027 etwa 70 % der professionellen Entwickler KI-gestützte Coding-Tools nutzen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den weniger als 10 % heute.
Digitale Produktpässe als Informationsquelle
Digitale Produktpässe (DPPs) bieten detaillierte Informationen über Produkte, darunter Angaben zu Hersteller, Materialzusammensetzung, potenziell schädlichen Chemikalien, Nutzungshinweisen, CO₂-Fußabdruck und End-of-Life-Optionen.
John Wu, CEO von Novalis, beschreibt die Bedeutung dieser Initiative so:
„Wir sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit eine Reise und kein Ziel ist. Jeden Tag versuchen wir, unsere Produkte auf unterschiedlichen Wegen zu verbessern. Digital Product Passports, unsere neueste Initiative, werden ein Schlüsselelement sein, um unser Produkt und unsere Zukunft transparenter und nachhaltiger zu machen. Wir hoffen, dass all unsere Kolleg:innen und Freunde sich dieser Reise anschließen."
Automatisierte Compliance-Prozesse
Digitale Lösungen vereinfachen die Einhaltung von Compliance-Anforderungen, indem sie Analysen automatisieren und das Lieferantendatenmanagement zentralisieren. Dies sorgt für eine kontinuierliche Übersicht über Nachweise und Standards und optimiert gleichzeitig Compliance-Workflows.
Tobias Albers, ein Experte für Lieferketten und Nachhaltigkeit, erklärt:
„Aber Lieferketten werden vom Gesetz profitieren – weil das Gesetz sie insgesamt transparenter, nachhaltiger und widerstandsfähiger macht."
Spezialisierte Software-Lösungen
Die Plattform osapiens HUB for Due Diligence unterstützt Unternehmen dabei, die Anforderungen des deutschen und europäischen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes digital und rechtskonform umzusetzen.
Integrierte Risikomanagement-Systeme
Low-Code- und No-Code-Technologien ermöglichen es, integrierte Risikomanagement-Lösungen schnell und ressourcenschonend umzusetzen. Unternehmen können so Risiken über alle Tochtergesellschaften und Abteilungen hinweg teilen und die Lieferantenleistung anhand messbarer Kennzahlen bewerten.
Schrittweises Vorgehen
Durch den Einsatz von GenAI und No-Code-Entwicklung können Innovationen beschleunigt werden. Es empfiehlt sich, zunächst mit wenigen Schlüsselkennzahlen zu beginnen und die Datensammlung dann nach und nach zu erweitern.
Messbare Leistungskennzahlen
Objektive Kennzahlen sind essenziell, um die Leistung von Lieferanten konsistent und nachvollziehbar zu bewerten. Systeme zur Echtzeitüberwachung liefern kontinuierliche Einblicke und ermöglichen schnelle Reaktionen auf potenzielle Risiken.
Erfolgsbeispiele aus der Praxis
Einzelhändler, die erweiterte Analysetools nutzen, konnten ihre Rentabilität um bis zu 25 % steigern. Zudem wird erwartet, dass die weltweiten Ausgaben für digitale Transformation bis 2026 etwa 3,4 Billionen US-Dollar erreichen.
Joost Luhmann, Sustainability Manager Europe bei Novalis, unterstreicht:
„Produkttransparenz und Rückverfolgbarkeit ist eines der Schlüsselelemente unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir sind überzeugt, dass der Digital Product Passport der wichtigste Faktor für die Schaffung einer echten Kreislaufwirtschaft ist."
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sowie die kommenden EU-Vorschriften bringen neue Anforderungen für Unternehmen mit sich. Seit 2024 gilt das LkSG für Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten in Deutschland – etwa 2.900 Unternehmen sind betroffen.
Pflichten des Lieferkettengesetzes
Das LkSG verlangt von Unternehmen, ein umfassendes Risikomanagement zu etablieren, regelmäßige Risikoanalysen durchzuführen und einen Menschenrechtsbeauftragten zu benennen. Zudem müssen klare Grundsätze zum Schutz der Menschenrechte definiert werden. Die Sorgfaltspflichten erstrecken sich entlang der gesamten Lieferkette – von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Endauslieferung. Während bei direkten Lieferanten proaktive Maßnahmen erforderlich sind, müssen Verstöße bei indirekten Lieferanten gezielt adressiert werden.
Die kommende EU-Richtlinie
Ab 2026 wird die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) das LkSG ablösen und die Sorgfaltspflichten auf die gesamte Lieferkette ausweiten. Im Gegensatz zum deutschen Gesetz führt die EU-Richtlinie auch eine zivilrechtliche Haftung für Unternehmen ein. Diese Änderungen erfordern, dass Unternehmen ihre Kontrollmechanismen rechtzeitig anpassen.
Risikomanagementsysteme einführen
Unternehmen müssen ein System einrichten, das Risiken kontinuierlich überwacht und analysiert.
Prävention und Korrekturmaßnahmen
Auf Basis der Risikoanalysen sollten präventive und korrigierende Maßnahmen umgesetzt werden, z. B. durch eine gezielte Auswahl von Lieferanten, die Einführung von Verhaltenskodizes, regelmäßige Schulungen und eine nachhaltige Vertragsgestaltung.
Beschwerdemechanismen etablieren
Ein schriftlicher Mechanismus ermöglicht es Betroffenen, potenzielle Risiken oder Verstöße zu melden. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen sollte jährlich überprüft werden.
Felix Ahlers, Vorstandsvorsitzender der Frosta AG, hebt hervor:
„Ich persönlich verbinde Nachhaltigkeit und Menschenrechte nicht mit Wettbewerbsnachteilen."
Neben der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben ist es entscheidend, die Fortschritte regelmäßig zu bewerten.
Berichtspflichten und Dokumentation
Unternehmen müssen jährlich Berichte beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) einreichen, die alle Sorgfaltsmaßnahmen dokumentieren. Ab dem 1. Januar 2026 beginnt BAFA mit der Überprüfung dieser Berichte.
Überwachung mit KPIs
Leistungskennzahlen (KPIs) helfen dabei, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überwachen, problematische Lieferanten zu identifizieren und neue Risiken frühzeitig zu erkennen. Unternehmen, die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen, können die BAFA-Berichterstattung bis nach Abschluss ihres CSRD-Berichts verschieben.
Sanktionen und Konsequenzen
Für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 400 Mio. Euro können bei Verstößen Geldbußen von bis zu 2 % des Umsatzes verhängt werden. In schweren Fällen droht der Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen für bis zu drei Jahre.
Rekha Kumari, eine Expertin für Nachhaltigkeit, erklärt:
„Das deutsche Lieferkettengesetz geht nicht nur um rechtliche Compliance. Es ermutigt Unternehmen, Nachhaltigkeit und ethisches Verhalten zu übernehmen. Durch die proaktive Implementierung robuster Risikomanagementsysteme können Unternehmen rechtliche Risiken mindern und ihren Ruf verbessern."
Tipps für die Umsetzung
Unternehmen sollten branchenspezifische Best Practices analysieren und frühzeitig die Anforderungen der BAFA-Berichte prüfen. Zudem kann die Integration abteilungsübergreifender Daten den Informationswert erheblich steigern.
Nach der Einführung digitaler Transparenzlösungen rückt nun die Umstellung auf geschlossene Materialkreisläufe in den Vordergrund. Die Kreislaufwirtschaft bietet die Möglichkeit, Lieferketten effizienter zu gestalten und gleichzeitig die Ressourcennutzung zu optimieren. In Deutschland stammen derzeit nur 13 % des Rohstoffverbrauchs aus Sekundärmaterialien – eine Zahl, die in der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie als Ansatzpunkt für eine bessere Ressourcennutzung hervorgehoben wird.
Die Einführung von Kreislaufwirtschaftspraktiken kann eine erhebliche Reduktion der Umweltbelastung bewirken. Reparatur, Aufarbeitung und Wiederaufbereitung stehen dabei im Mittelpunkt. Durch die Abkehr von linearen hin zu zirkulären Geschäftsmodellen wird nicht nur Abfall vermieden, sondern auch der Ressourceneinsatz optimiert. Der Einsatz nachhaltiger Materialien und der Verzicht auf Einwegverpackungen tragen zusätzlich zur Minimierung von Abfällen bei.
Ein Beispiel aus Sachsen zeigt, wie das in der Praxis aussehen kann: Seit November 2023 gibt es dort ein Reparaturbonusprogramm, das 50 % der Reparaturkosten für private Elektro- und Elektronikgeräte übernimmt – bis zu einem Höchstbetrag von 200 € pro Reparatur. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie setzt dabei auf einen grundlegenden Wandel hin zu einer Kreislaufökonomie, die nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch wirtschaftlich widerstandsfähiger ist.
Am 4. Dezember 2024 wurde die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) verabschiedet, die Deutschland auf eine umfassende Kreislaufwirtschaft ausrichtet. Diese Strategie ist eng mit dem EU-Kreislaufwirtschaftspaket und dem EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft verknüpft. Bis 2030 will Deutschland den Anteil von Sekundärrohstoffen verdoppeln und den Recyclinganteil bei strategischen Rohstoffen auf 25 % steigern.
Für Unternehmen ergeben sich daraus konkrete Anforderungen: Ab dem 1. Mai 2025 dürfen Bioabfälle in Deutschland maximal 0,5 % Kunststoff enthalten. Digitale Produktpässe (DPPs) werden verpflichtend, um EU-Vorgaben zu erfüllen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Zusätzlich unterstützt die Initiative „Zirkuläre Ländliche Regionen“ (2024–2027) ländliche Gebiete bei der Entwicklung von Konzepten für die Kreislaufwirtschaft – gefördert vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
Unternehmen können verschiedene Ansätze verfolgen, um ihre Lieferketten zirkulärer zu gestalten. Kooperationen über Branchen hinweg und enge Partnerschaften entlang der Lieferkette sind entscheidend, um Innovationen in der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dabei können mindestens drei der fünf Prinzipien für grundlegende Veränderungen integriert werden: Ursachen angehen, Verhalten ändern, Zugang ermöglichen, Zusammenarbeit fördern und Transparenz schaffen.
Technologische Innovationen und digitale Lösungen spielen ebenfalls eine Schlüsselrolle. Mit digitalen Tools lassen sich Materialflüsse und Produktlebenszyklen nachverfolgen, wodurch eine transparente Darstellung des gesamten Produktlebenszyklus möglich wird. Gleichzeitig sollten Unternehmen soziale Aspekte berücksichtigen, um das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft auszuschöpfen.
Die Messung des Erfolgs von Kreislaufwirtschaftsinitiativen erfordert spezifische Methoden und Kennzahlen. Instrumente wie die Materialflussanalyse (MFA), Lebenszyklusanalyse (LCA) oder der Produktumweltfußabdruck (PEF) helfen dabei, die Auswirkungen zirkulärer Strategien zu bewerten. Das EU-Überwachungsrahmenwerk für die Kreislaufwirtschaft bietet dazu eine strukturierte Grundlage und deckt Themen wie Produktion, Verbrauch, Abfallwirtschaft, Sekundärrohstoffe sowie globale Nachhaltigkeit ab.
Key Value Indicators (KVIs) sind besonders geeignet, um Fortschritte in Richtung einer zirkulären Vision zu bewerten, da sie über herkömmliche Kennzahlen der linearen Wirtschaft hinausgehen. Verschiedene Berichterstattungstools unterstützen Unternehmen dabei, ihre Maßnahmen transparent zu kommunizieren. Anbieter wie Circularise, Provenance, Circulor, TraceX und Reath spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie Rückverfolgbarkeit und Transparenz in Lieferketten und Betriebsabläufe integrieren.
Nach der Einführung von Kreislaufwirtschaftspraktiken eröffnen Technologien im Bereich Climate Tech neue Wege, um nachhaltige Lieferketten zu gestalten. Diese Entwicklungen verändern Geschäftsmodelle grundlegend und bieten Unternehmen die Möglichkeit, gezielt Technologien einzusetzen, die Emissionen weiter reduzieren. Besonders in Deutschland spielen Wind- und Solartechnologien eine wichtige Rolle, da das Land hier weltweit führend ist. Durch die Integration von Climate-Tech-Lösungen können Unternehmen Emissionen entlang ihrer Lieferketten messen, überwachen und gezielt senken.
Technologien aus dem Climate-Tech-Bereich haben ein enormes Potenzial, die CO₂-Emissionen zu verringern. Beispielsweise könnten KI-Systeme bis 2030 die weltweiten Emissionen um mehr als 4 % reduzieren. Es gibt bereits beeindruckende Beispiele für den Einsatz solcher Technologien: Das Unternehmen AMP Robotics nutzt maschinelles Lernen, um Abfälle 70 % schneller zu sortieren. In Shenzhen wurden 16.000 Busse auf Elektroantrieb umgestellt, wodurch jährlich mehr als 1,35 Millionen Tonnen Emissionen eingespart werden.
Ein großer Teil der Treibhausgasemissionen – etwa 80 bis 90 % – entsteht durch Scope-3-Emissionen, also indirekte Emissionen, die entlang der Lieferketten entstehen. Climate-Tech-Lösungen helfen, diese Emissionen genauer zu messen und gezielt zu reduzieren. Ein Beispiel dafür ist Anaergia in Kalifornien: Das Unternehmen wandelt Lebensmittelabfälle in erneuerbares Erdgas um, das jährlich über 13.000 Haushalte versorgt.
Rund ein Drittel der Unternehmen aus der Forbes-2000-Liste hat sich bereits Netto-Null-Ziele gesetzt – ein klarer Treiber für die Nachfrage nach Climate-Tech-Lösungen. Um den wachsenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, benötigen Unternehmen zuverlässige Systeme, die Umweltstandards überwachen und Berichtsanforderungen erfüllen. Diese Technologien ermöglichen es, Kohlenstoffdaten präzise zu erfassen, Lieferanten in Emissionsziele einzubinden und Vorschriften wie SBTi und CBAM einzuhalten.
Angesichts der zunehmenden Naturkatastrophen wird es für Unternehmen immer wichtiger, Risiken in der Lieferkette zu verstehen und zu managen. Climate-Tech-Lösungen bieten hier präventive Ansätze, etwa durch verbesserte Wettervorhersagen und detaillierte Risikobewertungen.
Um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, müssen Unternehmen konkrete Maßnahmen umsetzen. Climate-Tech-Lösungen bauen auf digitalen Transparenzmaßnahmen auf und heben CO₂-Reduktionsstrategien auf ein neues Niveau.
Der Schlüssel zur erfolgreichen Implementierung liegt in der präzisen Emissionsmessung, um Problemzonen zu identifizieren und gezielte Maßnahmen einzuleiten. Ein Beispiel ist Climatiq, das im Oktober 2022 eine Finanzierung von 6 Millionen Euro erhielt, um seine Carbon-Intelligence-Lösung weiterzuentwickeln. Solche Technologien machen es möglich, Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in Entscheidungen zur Lieferkettenoptimierung zu integrieren.
Besonders effektiv ist es, sich auf spezifische Branchen zu konzentrieren. Dies ermöglicht Skaleneffekte bei der Datenerfassung und verbessert die Genauigkeit der eingesetzten Algorithmen. Die Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Lieferkette ist dabei entscheidend, um Emissionen gemeinsam zu reduzieren.
Unternehmen, die in Climate Tech investieren, berichten von beeindruckenden Ergebnissen. PUMA hat seit 2019 eine absolute Kohlenstoffreduktion von 30 % erreicht, obwohl der Umsatz nahezu verdoppelt wurde. IKEA nutzte 2021 in seinen Fabriken ausschließlich erneuerbare Elektrizität, und Beiersdorf reduzierte von 2018 bis 2023 die Treibhausgasemissionen um 19 %, während der Umsatz um 36 % stieg. Diese Beispiele zeigen, dass Unternehmen, die auf digitale Technologien setzen, ihre Nachhaltigkeitsziele erfolgreich umsetzen und gleichzeitig wirtschaftlich profitieren können.
Auch Investoren sehen in Climate Tech großes Potenzial: 70 % erwarten steigende Kapitalflüsse in diesen Bereich. Gleichzeitig gehen 60 % der Unternehmen davon aus, dass M&A-Aktivitäten in den nächsten zwei bis drei Jahren zunehmen werden. Um den Erfolg solcher Investitionen zu sichern, sollten Unternehmen ihre Treibhausgasziele in zentrale KPIs integrieren und diese mit Anreizen für Führungskräfte verknüpfen.
Nachhaltigkeitsmaßnahmen wirken nur dann langfristig, wenn Unternehmen sie regelmäßig messen und anpassen. Dafür braucht es durchdachte Kennzahlensysteme, die nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllen, sondern auch reale Fortschritte in der Umweltbilanz sichtbar machen.
Wichtige Kennzahlen umfassen die Reduktion von CO₂-Emissionen (in kt), den Energie- und Wasserverbrauch sowie die Minimierung von Abfall. Besonders im Fokus stehen Scope-3-Emissionen, die im Schnitt 11,4-mal höher ausfallen als die direkten Emissionen eines Unternehmens. Dennoch erfassen gerade einmal 41 % der Unternehmen Emissionen für mindestens eine Scope-3-Kategorie.
Ein Beispiel für den Handlungsbedarf: Die globale Schifffahrtsindustrie, die fast 90 % des weltweiten Handels abwickelt, verursacht jährlich etwa 940 Millionen Tonnen CO₂ – das entspricht über 2,5 % der weltweiten Emissionen. Der Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft könnte bis 2050 die globalen CO₂-Emissionen um 45 % senken. Unternehmen sollten daher Kennzahlen wie Materialeffizienz und den Anteil recycelter Materialien in ihre Systeme einbauen, besonders mit Blick auf Schlüssellieferanten und Risikobereiche.
Diese messbaren Faktoren sind essenziell, um gesetzliche Vorgaben einzuhalten und kontinuierliche Verbesserungen zu erreichen.
Durch kontinuierliche Überwachung lassen sich gezielte Maßnahmen für priorisierte Problemfelder oder Verstöße entwickeln. Das deutsche Lieferkettengesetz (LkSG) und vergleichbare EU-Richtlinien fordern von Unternehmen, ihre Lieferketten regelmäßig auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltstandards zu prüfen.
"Wir können unseren Wohlstand nicht dauerhaft auf der Ausbeutung von Menschen aufbauen, deshalb ist dieses Gesetz ein wichtiger Schritt." – Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales
Im Jahr 2023 führte die Bundesbehörde BAFA 486 Kontrollen bei betroffenen Unternehmen durch, insbesondere in Branchen wie Automobil, Chemie, Pharma, Maschinenbau, Energie, Möbel, Textil sowie Lebensmittel und Getränke. Diese Kontrollen verdeutlichen, wie wichtig ein zuverlässiges Performance-Management-System ist. Unternehmen müssen zudem jährlich Berichte vorlegen, die ihre Compliance-Maßnahmen, identifizierte Risiken und die Zusammenarbeit mit Lieferanten dokumentieren.
Um die zuvor genannten Ziele zu erreichen, sind skalierbare Systeme für die Leistungsmessung notwendig. Diese Systeme müssen flexibel genug sein, um auf künftige Änderungen zu reagieren, ohne die operative Effizienz zu beeinträchtigen. Unternehmen sollten sich auf Lieferkettentransparenz, Lieferantenbewertung und Performance-Monitoring konzentrieren.
Wichtige Schritte umfassen:
Digitale Lösungen für das Lieferkettenmanagement schaffen Transparenz und Rückverfolgbarkeit, indem sie Daten zu Audits, Zertifizierungen und Leistungsindikatoren der Lieferanten erfassen und analysieren. Der Einsatz von Technologien wie Automatisierung und KI erleichtert Berichtsprozesse und ermöglicht gezielte Maßnahmen basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen.
Aussagekräftige KPIs basieren auf einem Triple-Bottom-Line-Ansatz, der ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in ihre Finanzstrategie integrieren, erzielen im Vergleich zur Konkurrenz jährlich 6 % höhere Ergebnisse.
"Die Messung von Nachhaltigkeit hilft bei der Verfolgung von Fortschritten, der Bewertung der Wirksamkeit ergriffener Maßnahmen und der Kommunikation von Zielen." – Sievo
KPI-Kategorie | Beispiele |
---|---|
Umwelt | CO₂-Reduktion (kt), Energieverbrauch (kWh), Wasserverbrauch (m³), Abfallreduktion (m³), Materialeffizienz (MIPS) |
Soziales | Einhaltung des Verhaltenskodex/UN Global Compact, Anteil auditierter Lieferanten gemäß CSR-Standards, Personalentwicklung (Lernstunden) |
Governance | Prozentsatz der Lieferanten, die ESG-Kriterien erfüllen |
Mit diesem strukturierten Ansatz können Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele gezielt verfolgen und kontinuierlich optimieren.
Die sieben Maßnahmen unterscheiden sich in Bezug auf Aufwand, Vorteile und Herausforderungen. Die folgende Tabelle bietet eine kompakte Übersicht der wichtigsten Aspekte, um Unternehmen bei der Auswahl der passenden Strategie zu unterstützen.
Maßnahme | Hauptvorteile | Zentrale Herausforderungen | Investitionsaufwand |
---|---|---|---|
Lifecycle Assessment (LCA) | Identifiziert Umwelt-Hotspots entlang der gesamten Wertschöpfungskette; liefert datenbasierte Grundlage für Verbesserungen; ermöglicht fundierte Aussagen zur Umweltleistung | Umfangreiche Datensammlung von Lieferanten erforderlich; Datenqualität und -verfügbarkeit oft unzureichend | Mittel bis hoch |
Lieferantenkooperation und Nachhaltigkeitsqualifizierung | Senkt Risiken durch bessere Standards; fördert die Zusammenarbeit und Bereitschaft der Lieferanten zur Optimierung | Umsetzung bei indirekten Lieferanten schwierig; kontinuierliche Überwachung notwendig | Mittel |
Digitale Tools für Transparenz | Liefert Echtzeiteinblicke in die Lieferkette; verbessert Risikomanagement und Rückverfolgbarkeit | Hohe Technologieinvestitionen; Mitarbeiterschulungen erforderlich | Hoch |
Compliance mit Lieferkettengesetz und EU-Vorschriften | Vermeidet Bußgelder von bis zu 2 % des Jahresumsatzes; sichert rechtliche Konformität | Komplexe und teure Umsetzung, vor allem für kleinere Unternehmen; hoher administrativer Aufwand | Mittel bis hoch |
Kreislaufwirtschaftspraktiken | Reduziert Abfall und Ressourcenverbrauch; stärkt Nachhaltigkeit und Resilienz | Erfordert tiefgreifende Änderungen in Geschäftsmodellen und Lieferketten | Hoch |
Climate Tech und innovative Lösungen | Führt langfristig zu Kosteneinsparungen; steigert Wettbewerbsfähigkeit; 18 % höhere Kapitalrendite bei klimafreundlicher Planung | Hohe Anfangsinvestitionen; Widerstände gegen Systemumstellungen | Sehr hoch |
Leistungsmessung und Optimierung | Unterstützt kontinuierliche Verbesserung; schafft Transparenz für Stakeholder | Benötigt klare Kennzahlen und zuverlässige Datenerfassungssysteme | Niedrig bis mittel |
Diese Tabelle zeigt, dass Unternehmen – abhängig von ihren Ressourcen und Zielen – unterschiedliche Schwerpunkte setzen können, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich umzusetzen.
Ein Blick auf Investitionen und Einsparungen zeigt interessante Entwicklungen:
Während Technologien wie Climate Tech anfangs hohe Kosten verursachen, bieten sie langfristig erhebliche Einsparungen. Beispielsweise sind die Kosten pro Watt für Solarpanels zwischen 2010 und 2020 um etwa 90 % gesunken. Da Lieferketten 50–70 % der Betriebskosten ausmachen, liegt hier ein großes Potenzial für Kostensenkungen.
Regulatorische Unterschiede spielen ebenfalls eine Rolle:
Das deutsche Lieferkettengesetz fokussiert sich auf direkte Lieferanten, während die EU-Richtlinie CSDDD auch vor- und nachgelagerte Aktivitäten – einschließlich indirekter Lieferanten – einbezieht. Zudem führt die EU-Richtlinie eine zivilrechtliche Haftung ein, die im deutschen Gesetz nicht vorgesehen ist.
Maßnahmen mit höherem anfänglichem Aufwand können langfristig die größten Vorteile bieten. Unternehmen sollten ihre Entscheidungen daher sorgfältig an ihren Ressourcen, regulatorischen Anforderungen und strategischen Zielen ausrichten.
Die beschriebenen sieben Maßnahmen bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Lieferketten nicht nur gesetzeskonform, sondern auch zukunftssicher und effizient zu gestalten. Studien belegen, dass über 90 % der Unternehmensemissionen aus den Lieferketten stammen. Gleichzeitig könnten etwa 40 % dieser Emissionen durch leicht zugängliche und kostengünstige Strategien reduziert werden.
Ein Blick auf aktuelle Zahlen zeigt, dass viele Unternehmen bereits freiwillig handeln: 81 % der Firmen, die nicht direkt dem Lieferkettengesetz unterliegen, setzen dessen Anforderungen um. Davon bereiten sich 71 % aktiv auf die EU-Richtlinie CSDDD vor, während 65 % auf den Druck ihrer Kunden reagieren. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass nachhaltige Maßnahmen nicht nur eine gesetzliche Pflicht sind, sondern auch strategische Vorteile bieten.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass das LkSG mehr als nur eine regulatorische Anforderung ist – es bietet die Chance, globale Lieferketten transparenter, fairer und nachhaltiger zu gestalten. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv mitgestalten, stärken nicht nur ihre Zukunftsfähigkeit, sondern setzen auch ein starkes Zeichen für verantwortungsvolles Wirtschaften, idealerweise indem sie sich auf die kommende EU-Lieferkettendirektive (CSDDD) vorbereiten."
– Nick Heine, CCO von IntegrityNext
Kern dieses Erfolgsmodells sind Maßnahmen wie Lifecycle Assessments, Kooperationen mit Lieferanten, digitale Transparenzlösungen, gesetzeskonforme Prozesse, Kreislaufwirtschaftsstrategien, Climate-Tech-Lösungen und präzise Leistungsmessungen. Unternehmen sollten zunächst prüfen, wie diese Maßnahmen auf CSDDD und LkSG anwendbar sind. Die Fristen sind klar: Große Unternehmen (mehr als 5.000 Mitarbeiter, über 1,5 Mrd. € Jahresumsatz) müssen bis Anfang 2027 compliant sein, mittelgroße bis 2028, kleinere bis 2029. Verstöße können Bußgelder von bis zu 5 % des Jahresumsatzes nach sich ziehen.
Die Vorteile nachhaltiger Strategien sind messbar: Nachhaltige Produkte erzielen oft einen Preisaufschlag von 5–30 %, während verbesserte Energieeffizienz die Betriebskosten um bis zu 60 % senken kann. Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, profitieren also nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich.
„Nachhaltigkeit muss in Zukunft noch klarer quantifizierbar werden. Nur so lassen sich der langfristige finanzielle Nutzen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bewerten und mit den kurzfristigen Kosten in Einklang bringen."
– Bernhard Lorentz, Consultant
Die kontinuierliche Weiterentwicklung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Bereits 85 % der Großunternehmen setzen auf Softwarelösungen und Automatisierung zur Umsetzung des LkSG. Zudem sehen 69 % der Unternehmen ihre Lieferketten als zentralen Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Diese Fortschritte zeigen, wie wichtig es ist, die Lieferkettenstrategie ständig zu optimieren.
Die Umstellung auf nachhaltige Lieferketten ist kein einmaliger Schritt, sondern ein langfristiger Prozess. Wer jetzt handelt, bereitet sich nicht nur auf zukünftige Vorschriften vor, sondern legt den Grundstein für dauerhaften Erfolg.
Um den Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) und der EU-Richtlinie (CSDDD) gerecht zu werden, sollten Unternehmen zunächst eine detaillierte Risikoanalyse ihrer Lieferketten durchführen. Dabei geht es darum, menschenrechtliche sowie umweltbezogene Risiken systematisch zu erkennen und zu bewerten.
Basierend auf den Ergebnissen dieser Analyse ist es sinnvoll, eine Due-Diligence-Strategie zu entwickeln, die konkrete Maßnahmen zur Risikominderung umfasst. Dazu gehören unter anderem:
Zusätzlich sollten Unternehmen regelmäßige Berichte erstellen und sicherstellen, dass sie alle gesetzlichen Vorgaben einhalten. Dies trägt nicht nur dazu bei, die Anforderungen zu erfüllen, sondern unterstützt auch den Aufbau langfristig nachhaltiger Lieferketten.
Indem Unternehmen frühzeitig handeln und offen mit allen Beteiligten kommunizieren, können sie nicht nur regulatorische Hürden meistern. Sie stärken gleichzeitig ihre ESG-Ziele und verbessern ihre Position im Wettbewerb. Eine klare Strategie zahlt sich also auf mehreren Ebenen aus.
Moderne Technologien wie IoT, Blockchain und KI eröffnen Unternehmen neue Möglichkeiten, Transparenz und Rückverfolgbarkeit in ihren Lieferketten zu verbessern.
IoT-Geräte spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie in der Lage sind, Echtzeitdaten entlang der gesamten Lieferkette zu erfassen. Das bedeutet, dass der Warenfluss durchgehend überwacht werden kann – von der Produktion bis zum Endkunden.
Blockchain ergänzt dies, indem sie eine sichere und unveränderbare Plattform für die Dokumentation von Transaktionen bietet. Dadurch wird sichergestellt, dass Daten manipulationssicher gespeichert werden, was das Vertrauen in die Lieferkette stärkt.
KI wertet die gesammelten Daten aus und erkennt dabei Muster, die Unternehmen helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Abläufe effizienter zu gestalten. So können Prozesse optimiert und mögliche Probleme schneller gelöst werden.
Durch die Kombination dieser Technologien können Unternehmen nicht nur ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Ziele (ESG) besser erreichen, sondern auch den wachsenden gesetzlichen Anforderungen und den Erwartungen der Verbraucher gerecht werden.
Die Kreislaufwirtschaft bietet Unternehmen die Möglichkeit, natürliche Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfall und Emissionen zu minimieren und gleichzeitig neue Ansätze für nachhaltiges Wachstum zu entwickeln. Das verbessert nicht nur die Umweltbilanz, sondern stärkt auch die Marktposition.
Um solche Konzepte in bestehende Lieferketten einzubinden, können Unternehmen auf Strategien wie Recycling, Wiederaufbereitung, Reparatur und Wiedervermarktung setzen. Diese Methoden helfen, die Abhängigkeit von begrenzten Rohstoffen zu verringern und sorgen dafür, dass Lieferketten stabiler und flexibler werden. Eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und der Einsatz moderner Technologien können den Übergang zusätzlich unterstützen und beschleunigen.
Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.
Zur PersonNachhaltigkeit ist unverzichtbar für Unternehmen. Strenge Gesetze wie die CSRD und das ...