Skip to content
11 min read

Financed Emissions – Leitfaden für Hausbanken & Family Offices

Featured Image

Finanzierte Emissionen machen rund 95 % des CO₂-Fußabdrucks von Banken aus. Sie entstehen durch Kredite und Investitionen und gehören zur Scope-3-Kategorie des Greenhouse Gas Protocol. Der Artikel zeigt, wie Banken und Family Offices diese Emissionen messen, steuern und reduzieren können. Hier die wichtigsten Punkte:

  • Definition: Finanzierte Emissionen sind die indirekten Emissionen, die durch Kredit- und Investitionsportfolios verursacht werden.
  • Regulierungen: EU-Vorgaben wie CSRD, EU-Taxonomie und SFDR erfordern erweiterte Berichte und nachhaltige Strategien.
  • Messung: Der PCAF-Standard bietet Methoden zur genauen Berechnung, z. B. für Aktien, Kredite, Immobilien und Fahrzeuge.
  • Datenquellen: Verifizierte Emissionsberichte (Stufe 1) bis Branchendurchschnitte (Stufe 4) sind entscheidend.
  • Schritte zur Reduktion: Portfolioanalyse, Emissionsmessung und Integration in ESG-Berichte sind essenziell.

Schnellvergleich der zentralen Regulierungen:

Regulierung Hauptaspekte Auswirkungen
CSRD Berichtspflichten für nichtfinanzielle Infos 15.000 Unternehmen in DE betroffen
EU-Taxonomie Nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten definieren Einführung der Green Asset Ratio (GAR)
SFDR Transparenzvorschriften Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken

Dieser Leitfaden bietet konkrete Ansätze, um finanzierte Emissionen zu managen und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Starten Sie mit einer Portfolioanalyse und nutzen Sie spezialisierte Tools für Datenmanagement und ESG-Reporting.

PCAF Standard-Messleitfaden

PCAF

PCAF Grundlagen

Der Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) Standard ist die führende Methode zur Messung und Berichterstattung von finanzierten Emissionen. Mehr als 550 Finanzinstitute weltweit nutzen diesen Standard, der einen klaren Rahmen bietet, um Klimarisiken im Finanzsektor zu bewerten.

Der Standard deckt sieben Anlageklassen ab:

Anlageklasse Bewertungsansatz Besonderheiten
Börsennotierte Aktien & Anleihen Unternehmenswertbasiert Emissionen werden anteilig nach Eigentumsanteil zugeordnet
Unternehmenskredite Kreditvolumenbasiert Berücksichtigt die Kreditlaufzeit
Projektfinanzierung Projektspezifisch Gesamte Projektemissionen werden zugeordnet
Gewerbeimmobilien Flächenbasiert Inkl. Energieverbrauchsdaten
Hypotheken Objektbezogen Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden
Fahrzeugfinanzierung Fahrzeugspezifisch CO₂-Ausstoß pro Fahrzeug wird berücksichtigt
Staatsanleihen Länderbasiert Nationale Emissionsdaten werden verwendet

Berechnungsmethoden

Der PCAF-Standard setzt auf einen Bottom-up-Ansatz, um eine detaillierte Bewertung auf Kundenebene zu ermöglichen.

Grundformel für die Berechnung:

"Finanzierte Emissionen = Zuordnungsfaktor × Emissionen des Unternehmens/Projekts"

Die Zuordnungsfaktoren variieren je nach Anlageklasse:

  • Börsennotierte Aktien: Anteil der Investition am Unternehmenswert
  • Kredite: Verhältnis des Kreditbetrags zur Gesamtverschuldung des Unternehmens
  • Projektfinanzierungen: Emissionen werden entsprechend dem Finanzierungsanteil berechnet

Für eine genaue Berechnung sind zuverlässige Emissionsdaten essenziell.

Emissionsdaten beschaffen

Die Qualität der Emissionsdaten wird nach einem 5-Stufen-System bewertet, wobei Stufe 1 die höchste und Stufe 5 die niedrigste Qualität darstellt.

Datenquelle Qualitätsstufe Anwendungsbereich
Verifizierte Emissionsberichte 1 Direkt gemessene und geprüfte Daten
CDP-Datenbank 2 Standardisierte Klimaberichte
Nachhaltigkeitsberichte 2–3 Unternehmensspezifische Angaben
Branchendurchschnitte 4 Schätzungen auf Basis von Sektordaten
PCAF-Datenportal 3–4 Standardisierte Schätzungen

Für deutsche Hausbanken und Family Offices ist die PCAF-Methodik besonders relevant, da sie mit der EU-Taxonomie sowie den Anforderungen der CSRD kompatibel ist. Diese Daten bilden eine solide Grundlage für ESG-Berichte und weiterführende Analysen.

3-Schritte-Ansatz für das Emissionsmanagement

1. Portfolioanalyse

Der erste Schritt zur Erfassung finanzierter Emissionen ist eine gründliche Analyse des Portfolios. Studien zeigen, dass die Emissionen innerhalb eines Portfolios häufig die direkten Emissionen eines Unternehmens bei Weitem übersteigen.

Ein strukturierter Ansatz für die Portfolioanalyse könnte wie folgt aussehen:

Analyseschritt Methodik Ergebnis
Sektorale Bewertung Nutzung von Branchendurchschnitten und Proxy-Daten Identifikation emissionsintensiver Sektoren
Kundenspezifische Analyse Auswertung individueller Emissionsdaten und CDP-Berichte Ermittlung detaillierter Emissionsprofile
Risikoklassifizierung Anwendung der PCAF-Qualitätsskala Priorisierung von Maßnahmen

Auf Basis dieser Analyse kann im nächsten Schritt eine präzise Messung der Emissionen erfolgen.

2. Emissionsmessung

Die Messung der Emissionen erfolgt nach der PCAF-Methodik, die eine strukturierte und konsistente Herangehensweise sicherstellt. Für eine genaue Erfassung spielen bestimmte Kennzahlen eine zentrale Rolle:

Wichtige Messgrößen:

  • CO₂-Äquivalente pro investiertem Euro
  • Absolute Emissionen, aufgeschlüsselt nach Anlageklassen
  • Emissionsintensität im Vergleich zu branchenspezifischen Benchmarks

Die Qualität der zugrunde liegenden Daten ist hierbei entscheidend. Eine Untersuchung aus März 2023 zeigt, dass bereits 373 Finanzinstitute weltweit die PCAF-Methodik anwenden.

3. Integration in den ESG-Bericht

Nach der genauen Erfassung müssen die Emissionsdaten in den ESG-Bericht integriert werden, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden. Mit der Einführung der CSRD steigt die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland von 550 auf etwa 15.000.

"Die verschiedenen Berichterstattungsregime sollten synchronisiert werden, sodass jeder Datenpunkt nur einmal gemeldet wird. Jeder CFO könnte Geschichten darüber erzählen, wie dieselben Daten mehrfach aufgearbeitet werden. Es bedarf fundamentalerer Regelungen bei weniger Mikromanagement. Zudem müssen europäische und internationale Vorschriften einheitlich interpretiert und aufeinander abgestimmt werden."

Ein ESG-Bericht sollte folgende Kernaspekte abdecken:

Berichtskomponente Anforderungen Relevante Standards
Emissionskennzahlen Absolute und relative CO₂-Werte GRI 305, CSRD
Risikobewertung Bewertung klimabezogener Risiken im Portfolio ISSB, Säule 3
Zielsetzungen Wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele Paris-Abkommen
Maßnahmenplan Konkrete Schritte zur Dekarbonisierung EU-Taxonomie

Die Integration dieser Daten erfordert eine zentrale Plattform, die Informationen aus verschiedenen Quellen bündelt und eine lückenlose Dokumentation sicherstellt. Dabei ist es besonders wichtig, die doppelte Wesentlichkeit gemäß CSRD zu berücksichtigen. Diese verlangt sowohl die Bewertung der Auswirkungen auf das Unternehmen als auch der Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft.

Webinar: Accounting for financed emissions

Software und Tools Guide

Nach der präzisen Erfassung und Integration von Daten im Rahmen des ESG-Berichts ist der Einsatz spezialisierter Software-Lösungen ein logischer nächster Schritt. Eine gut durchdachte Software-Infrastruktur ist unverzichtbar, um finanzierte Emissionen effizient zu verwalten. Der Markt für ESG-Reporting-Software wächst rasant: von etwa 0,7 Milliarden € im Jahr 2022 auf voraussichtlich 1,5 Milliarden € in den kommenden Jahren. Im Folgenden werden zentrale Bereiche moderner Software-Lösungen für Datenerfassung, Risikobewertung und Portfolioverwaltung beleuchtet.

Datenmanagement-Systeme

Moderne Datenmanagement-Systeme sind darauf ausgelegt, Daten aus unterschiedlichen Quellen zu bündeln und eine lückenlose Dokumentation sicherzustellen. Eine zentrale Plattform sollte dabei einige wesentliche Funktionen erfüllen:

Funktionsbereich Anforderungen Nutzen
Datenerfassung Automatische Integration verschiedener Quellen Weniger manuelle Eingaben
Validierung Prüfung auf Vollständigkeit und Plausibilität Höhere Datenqualität
Versionskontrolle Nachverfolgbarkeit aller Änderungen Transparente Dokumentation
Berichterstattung Standardisierte Reporting-Formate Einhaltung regulatorischer Vorgaben

Risikobewertungs-Tools

Zur Bewertung klimabezogener Risiken innerhalb eines Portfolios sind spezialisierte Tools erforderlich. Diese analysieren Emissionen und die Emissionsintensität auf Basis von Sektor, Region und Unternehmen.

Fortschrittliche Plattformen setzen auf Big-Data-Analysen und KI, um ESG-Muster zu identifizieren, gesetzliche Anforderungen automatisiert zu erfüllen und Echtzeiteinblicke in die Performance zu ermöglichen.

Portfolio-Management-Software

Die Einbindung von Emissionsdaten in das Portfolio-Management erfordert spezialisierte Software, die nicht nur den CO₂-Fußabdruck berechnen kann, sondern auch strategische Entscheidungen unterstützt.

Die Kosten für solche Lösungen variieren stark je nach Umfang und Zielgruppe:

Software-Kategorie Jährliche Kosten (ca.)
Enterprise-Lösungen 37.000 € – 264.000 €
Mittelstandslösungen 10.000 € – 42.000 €
KMU-Lösungen 3.000 € – 15.000 €

Bei der Auswahl einer passenden Software sollten Finanzinstitute besonders auf die Kompatibilität mit bestehenden Systemen, Automatisierungsoptionen und Benutzerfreundlichkeit achten. Ebenso wichtig sind die Integration in bestehende IT-Strukturen und die Möglichkeit, die Lösung bei Bedarf zu skalieren.

Nächste Schritte

Strukturieren Sie das Management Ihrer finanzierten Emissionen gezielt. Basierend auf den vorgestellten Tools und Methoden sollten Sie folgende Schritte umsetzen:

Kurzfristige Maßnahmen (bis Ende 2025)

Ab Januar 2026 treten die EBA-Richtlinien für ESG-Risiken in Kraft. Bis dahin sollten Sie folgende Prioritäten setzen:

Handlungsfeld Maßnahmen Zeitrahmen
Datenmanagement Einführung von Systemen zur Emissionsdatenerfassung 3. Quartal 2025
Governance & Risiko Aufbau eines ESG-Komitees und Integration in die Kreditvergabe 4. Quartal 2025

Diese Schritte schaffen eine solide Grundlage für ein wirksames Emissionsmanagement.

Mittelfristige Strategien (2026–2027)

Die EZB hat Klima- und Umweltrisiken für 2025–2027 als zentrale Themen definiert. Konzentrieren Sie sich auf:

  • Entwicklung von vorausschauenden Tools zur Bewertung von Übergangsrisiken
  • Aufbau eines integrierten ESG-Datenmanagements
  • Verknüpfung von Nachhaltigkeitszielen mit Vergütungsmodellen

Diese Strategien helfen, Ihr Portfolio an die sich verändernden regulatorischen und marktbezogenen Anforderungen anzupassen.

„Die Quantifizierung finanzieller Emissionen ist ein greifbarer erster Schritt, um Vertrauen aufzubauen, dass Finanzinstitute den Klimawandel in ihre Kernprozesse der Kapitalallokation integrieren.“

Langfristige Perspektive

Mit der CSRD weitet sich die Berichtspflicht in Deutschland von bisher 550 auf 15.000 Unternehmen aus. Langfristig sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

Diese Maßnahmen sichern Ihre Position in einem dynamischen Marktumfeld.

Ein inspirierendes Beispiel bietet Dyna-Mac Holdings: Das Unternehmen erhielt 2022 einen nachhaltigkeitsgebundenen Kredit und verpflichtete sich, die Kohlenstoffemissionen innerhalb von fünf Jahren um 25 % zu senken.

FAQs

Wie können Hausbanken und Family Offices ihre finanzierten Emissionen analysieren und reduzieren?

Hausbanken und Family Offices können die von ihnen finanzierten Emissionen besser verstehen und bewerten, indem sie die PCAF-Methodik (Partnership for Carbon Accounting Financials) nutzen. Diese Methode bietet einen klaren Ansatz, um die Treibhausgasemissionen zu berechnen, die durch Finanzierungsaktivitäten entstehen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den Scope-3-Emissionen (Kategorie 15), die durch die Aktivitäten von Kreditnehmern und Investitionen verursacht werden. Eine detaillierte Analyse des Portfolios macht es möglich, diese Emissionen messbar zu machen und transparent offenzulegen.

Um Emissionen effektiv zu senken, ist es wichtig, nachhaltige Finanzierungsstrategien zu entwickeln. Dazu zählt unter anderem die gezielte Investition in kohlenstoffarme und umweltfreundliche Projekte sowie die Integration von ESG-Zielen in den Entscheidungsprozess. Diese Ansätze tragen nicht nur dazu bei, Klimaziele zu erreichen, sondern stärken auch die langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit der Portfolios.

Welche Vorteile bietet der PCAF-Standard für die Messung und Berichterstattung von finanzierten Emissionen?

Der PCAF-Standard (Partnership for Carbon Accounting Financials) bietet Finanzinstituten eine einheitliche Methode, um die Treibhausgasemissionen ihrer Investitions- und Kreditportfolios zu berechnen und offenzulegen. Dies erleichtert den Vergleich zwischen verschiedenen Institutionen und stärkt die Verantwortung innerhalb der Branche.

Darüber hinaus hilft der Standard Banken und Family Offices dabei, Klimaziele auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse festzulegen, die mit den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens im Einklang stehen. Durch spezifische Ansätze für verschiedene Anlageklassen ermöglicht der PCAF-Standard eine präzise Berichterstattung, die sowohl regulatorischen Anforderungen entspricht als auch ESG-Ziele unterstützt.

Welche Bedeutung haben die EU-Taxonomie und die CSRD für die Regulierung von finanzierten Emissionen, und wie können Finanzinstitute diese Anforderungen praktisch umsetzen?

Die EU-Taxonomie und die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) spielen eine zentrale Rolle bei der Regulierung von finanzierten Emissionen. Die EU-Taxonomie definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als nachhaltig eingestuft werden können, und verpflichtet Finanzinstitute dazu, ihre Investitionen und Kredite entsprechend zu bewerten und offenzulegen. Das Hauptziel: mehr Transparenz schaffen und Kapital gezielt in nachhaltige Projekte lenken.

Die CSRD erweitert diese Anforderungen, indem sie von Finanzinstituten verlangt, detaillierte Berichte über ihre finanzierten Emissionen vorzulegen. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, sollten Unternehmen auf standardisierte Methoden wie die PCAF-Standards (Partnership for Carbon Accounting Financials) zurückgreifen. Diese Standards bieten eine einheitliche Grundlage zur Messung und Offenlegung von Emissionen. Gleichzeitig unterstützen sie dabei, ESG-Ziele zu erreichen und regulatorische Anforderungen zu erfüllen. Dabei sind präzise Daten und eine transparente Berichterstattung unverzichtbar.

Johannes Fiegenbaum

Johannes Fiegenbaum

Ein unabhängiger Berater, der Unternehmen hilft, die Zukunft zu gestalten und langfristiges Wachstum zu erreichen.

Zur Person