RCP 2.6 bis 8.5: Praxisleitfaden zur Auswahl des passenden Szenarios für Ihr Unternehmen
Die Wahl des richtigen RCP-Szenarios (Representative Concentration Pathways) ist entscheidend, um...
Von Johannes Fiegenbaum am 13.10.25 12:26
Der erfolgreiche Hamburger Zukunftsentscheid vom 12. Oktober 2025 bringt fundamentale strukturelle Änderungen für Hamburgs Stadtlandschaft:
Für Unternehmen bedeutet dies: Statt lückenhafter Klimaplanung mit groben Meilensteinen 2030/2045 kommt eine jährliche Budgetlogik mit unmittelbaren Nachsteuerungspflichten. Die Planungssicherheit steigt, jedoch ebenso der Umsetzungsdruck.
Die zentrale strukturelle Neuerung ist die Einführung verbindlicher jährlicher Emissionsbudgets. Die Formulierung wechselt von "soll das Erreichen eines Reduktionspfads angestrebt werden" zu "verpflichtet sich die Freie und Hansestadt Hamburg". Noch wichtiger: Diese Verpflichtung wird durch präzise Jahresbudgets operationalisiert, die nicht linear, sondern exponentiell sinken:
Jahr | Budget (Mio. t CO2) | Reduktion vs. 1990 |
---|---|---|
2026 | 9,6 | 53% |
2030 | 6,1 | 70% |
2035 | 2,6 | 87% |
2040 | 0,4 | 98% |
Kritisch: Die letzten fünf Jahre erfordern eine Reduktion um 2,2 Millionen Tonnen – mehr als die Hälfte der 2035 verbleibenden Menge.
Schätzbilanz: Warum auch dein Unternehmen von einer CO2-Bilanz profitiert
Die neue Schätzbilanz zeigt, wie Hamburg vorgeht: Die Vorlage erfolgt künftig bis zum 30. Juni für das Vorjahr. So wird eine eventuelle Budgetüberschreitung aus 2026 bereits Mitte 2027 sichtbar – ein Jahr früher als bisher.
Warum macht die Stadt das?
Ganz einfach: Mit aktuellen Daten lässt sich schneller erkennen, wo der größte Handlungsbedarf liegt. Die Klimaschutzbehörde erstellt aus aggregierten sektorspezifischen Daten, amtlichen Statistiken und anerkannten Bilanzierungsverfahren eine Gesamtübersicht. So kann Hamburg gezielt steuern: Welche Sektoren stehen unter höchstem Transformationsdruck? Wo lohnen sich übergreifende Maßnahmen am meisten?
Was kannst du daraus für dein Unternehmen lernen?
Genau dasselbe Prinzip funktioniert auch auf Unternehmensebene. Eine eigene CO2-Bilanz zeigt dir:
Du musst deine Daten nicht an die Stadt melden – aber für deine eigene Strategie sind sie Gold wert. Ich helfe dir, deine CO2-Hotspots zu identifizieren und schlau zu handeln.
§4 Absatz 5 schreibt vor: Bei Budgetüberschreitung muss der Senat binnen fünf Monaten ein Sofortprogramm beschließen. Diese Verpflichtung gab es im alten Gesetz nicht. Bisher bestand lediglich die Pflicht, sich "auf Bundesebene für Maßnahmen einzusetzen" – ohne konkrete Frist oder Verbindlichkeit.
Neue Dynamik: Ein Sofortprogramm könnte umfassen: Verschärfte Industrie-Auflagen, beschleunigte Heizungstausch-Pflichten, strengere Hafenverkehr-Grenzwerte oder beschleunigter Ausbau des Umweltverbundes (Fuß, Fahrrad, ÖPNV), zusätzliche Förderprogramme. Unternehmen mit langfristigen Investitionszyklen (10-20 Jahre) müssen das in ihrer Planung mitbedenken. Ausnahmeregelung: Die Pflicht entfällt, wenn der Ausgleich "nur durch Maßnahmen erreichbar ist, für die Hamburg keine Regelungskompetenz hat" (z.B. Bundesstrommix, Wasserstoffinfrastruktur). Der Klimabeirat kann dann alternative Landesmaßnahmen vorschlagen.
Stadt | Klimaneutralität | Kontrollmechanismus | Besonderheit |
---|---|---|---|
Hamburg | 2040 | Jährliche Budgets + Sofortprogramm-Automatik | Schärfste Kontrolle deutschlandweit |
München | 2035 | Freiwillige Unternehmenspartnerschaften | Früher, aber ohne Verbindlichkeit |
Berlin | 2045 | Fünfjahres-Zielvorgaben | Später, aktuell deutliche Zielverfehlung |
Bremen | 2038 | Sektorspezifische Maßnahmenpläne | Kleinere Wirtschaftsstruktur |
Oslo (INT) | 2030 | Verbindliches CO2-Budget | Ähnliche Kontrolllogik |
Kopenhagen (INT) | 2025+ | Vierteljährliche Bilanzen | Noch zeitnahere Kontrolle |
Entscheidend: Hamburg wählt einen Mittelweg beim Zieljahr, aber den schärfsten deutschen Kontrollmechanismus. München will früher klimaneutral werden, verfehlt aber bereits heute seine Zwischenziele – ein Hinweis, dass Ambition ohne Kontrollinstrumente nicht ausreicht. Internationale Vorbilder: Oslo und Kopenhagen nutzen ähnlich scharfe Budgets, sind aber kleiner und weniger industriell geprägt. Oslo hat frühzeitig klare Roadmaps für Unternehmen veröffentlicht – Hamburg fehlt diese Langfristperspektive noch.
Kritik der Wirtschaft | Gegenposition der Befürworter |
---|---|
Planungsunsicherheit: "Sofortprogramme können unsere Investitionsplanung durchkreuzen. Die Fünf-Monats-Frist ist zu kurz für Wirtschaftsverträglichkeitsprüfungen." (Handelskammer Hamburg) | Regulatorische Gewissheit: "Jährliche Budgets schaffen Verbindlichkeit. In Bundesländern ohne klare Ziele droht später eine hektische Aufholjagd mit noch drastischeren Eingriffen." (Zukunftsentscheid) |
Standortrisiko: "Energieintensive Industrie droht abzuwandern. Der Hamburger Hafen trägt 38% zum BIP bei – 150.000 Arbeitsplätze sind gefährdet." (FDP Hamburg) | Early Mover Advantage: "Wer jetzt dekarbonisiert, profitiert von Förderungen und sichert sich knappe Ressourcen. Später wird es teurer und hektischer." |
Technologie-Unsicherheit: "Wasserstoff ist nicht verfügbar. Wir sollen Millionen investieren ohne Gewissheit, ob die Infrastruktur kommt." | Infrastruktur-Anreiz: "Gerade die ambitionierten Ziele schaffen Druck auf den Bund, die Wasserstoffinfrastruktur tatsächlich zu bauen." |
Kosten-Explosion: "SAGA spricht von 1,5 Mrd. € Zusatzkosten. Für Gewerbe dürfte es ähnlich sein. Wer zahlt das?" | Förder-Infrastruktur: "50-100 Mio. € jährlich für Härtefallförderungen. Plus bestehende IFB-Programme mit bis zu 70% Förderquote für KMU." |
Vorweg: Die Handelskammer Hamburg repräsentiert längst nicht die Mehrheit der Hamburger Wirtschaft und hat selbst ein Netto-Null-Ziel für 2040 für Hamburgs Unternehmen formuliert.
Insgesamt haben beide Positionen valide Punkte. Die Unternehmenskritik trifft zu bei dem erheblichen Umsetzungsdruck und den unzureichend geklärten Bundesabhängigkeiten. Die Befürworter haben recht bei den langfristigen Wettbewerbsvorteilen und der Notwendigkeit verbindlicher Ziele. Die Wahrheit liegt in der Mitte: Das Gesetz ist ambitioniert und birgt reale Risiken für energieintensive Branchen – schafft aber auch Anreize für proaktive Unternehmen. Veränderungen sind immer herausfordernd, sind aber mit einem klaren Plan und Zahlen-basierten Grundlagen deutlich effektiver und zielgenauer umsetzbar, als auf Sicht zu fahren.
Dabei darf man auch nicht vergessen: In Deutschland wird seit Jahrzehnten zu wenig in neue Technologien investiert, während China genau dies tut. China verdient mit dem Export von Elektrotechnik bereits seit mindestens 2024 jährlich Dutzende Milliarden Dollar mehr als die USA mit dem Export von Öl und Gas. Und dieser Vorsprung wächst kontinuierlich. Rund 70 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten für Windtechnologie sowie sogar 90 Prozent bei Solar und Batterien befinden sich derzeit in China. Hier lohnt sich ein Blick auf den Artikel zur Electrotech Revolution.
Ein weiterer ganz entscheidender Punkt: Nicht zu handeln birgt das deutlich größere Risiko und ein unklareres noch dazu. Ich habe zahlreiche Klimarisikoanalysen verfasst und kann sagen: Die physikalischen Risiken (Starkregen, Hagel, Hitze etc.) überwiegen die transitorischen (politisch, technologisch, ökonomisch) in der Regel deutlich, während Gegenmaßnahmen klare Amortisationsperspektiven haben. Diese nicht zu ergreifen ist vollkommen fahrlässig.
Faktoren für Standortverlagerung:
Benchmark Bremen: Das kleinste Bundesland will 2038 klimaneutral werden (zwei Jahre früher als Hamburg), hat aber eine deutlich andere Wirtschaftsstruktur mit weniger energieintensiver Industrie.
Benchmark München: Will 2035 klimaneutral werden (fünf Jahre früher als Hamburg), aber ohne jährliche Budgets. Bisher keine dokumentierten Abwanderungen, aber auch deutliche Zielverfehlung. Die freiwilligen Partnerschaften funktionieren nur bedingt.
Benchmark Oslo: Hat ähnlich scharfe Budgets wie Hamburg (Ziel 2030), aber massiv in Infrastruktur investiert. Keine Abwanderungen dokumentiert – im Gegenteil: Oslo zieht Green-Tech-Unternehmen an. Der Unterschied: Frühzeitige Roadmaps und Investitionssicherheit für Unternehmen.
Empfehlung: Standortverlagerung ist nur für sehr energieintensive Unternehmen (Stahl, Chemie, Aluminium) mit extrem hohen Dekarbonisierungskosten und internationalen Alternativen eine kurzfristig wirksame Option. Langfristig kommen auch diese Unternehmen, um die Dekarbonisierung nicht herum. Für die meisten Unternehmen sind schrittweise Anpassung und Nutzung von Förderangeboten die bessere Strategie.
Industrie: Hier müssen viele Euros und Atome bewegt werden. Vollständiger Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff oder alternative Technologien erforderlich – aber Verfügbarkeit unsicher. Betroffen: Aurubis, ArcelorMittal, Aluminiumhütte, Raffinerien. Best Practice: ArcelorMittal investiert 400 Mio. € in H2-ready Direktreduktion – flexibel umstellbar, sobald Wasserstoff verfügbar. Außerhalb von Wasserstoff gibt es zusätzlich eine Vielzahl an technologischen Innovationen, die schon jetzt nutzbar sind:
Temperatur | Startup | Beschreibung |
---|---|---|
200–300 °C | Heaten | Industrielle Wärmepumpen bis 200 °C, Power-to-Heat-Lösungen |
200–300 °C | Qvantum | Effiziente Wärmepumpen für Industrie und Quartiere |
300–600 °C | Heatventors | Intelligente thermische Speicher („Batteries“) für Industrie |
300–600 °C | Enerin | Elektrifizierung industrieller Prozesswärme, 100–200 °C |
600–2.000 °C | Antora Energy | Hochtemperatur-Speicher (Carbonbasiert, bis 2.000 °C) |
600–2.000 °C | Rondo Energy | Steinbasierte „Heat Batteries“ bis 1.500 °C |
Gebäude (Vollständiger Gasausstieg): Alle Gas-/Ölkessel müssen bis 2040 ersetzt werden. Kosten: ca. 35.000 € pro Wohneinheit (ohne Förderung), für Gewerbe ähnlich. Praxisbeispiel: Handwerksbetrieb mit Gewerbehalle: 200.000 € für Wärmepumpe + Dämmung, davon 50% Förderung = 100.000 € Eigenanteil. "Das ist für einen Betrieb unserer Größe erst einmal eine Belastung, mittelfristig winkt aber eine klare Amortisation durch geringere laufende Kosten."
Verkehr/Logistik (Elektrifizierung + Umweltzonen): E-Lkw kosten 50.000-150.000 € mehr als Diesel. Umweltzonen im Hafen treffen Speditionen hart. Best Practice: Duvenbeck-Spedition hat 2023 begonnen, Flotte auf E-Lkw umzustellen. "Wir sind jetzt unabhängig von Dieselpreisschwankungen und positionieren uns als nachhaltiger Partner für Kunden, die Scope 3-Reduktion fordern. Die E-LKWs laden wir mit unserer eigenen PV-Anlage."
Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Handels- und Dienstleistungsbetriebe bedeutet der Hamburger Zukunftsentscheid vor allem eins: ein deutlich gestiegener Anpassungsdruck, aber auch konkrete Chancen für Kosteneinsparungen und Zukunftssicherung. Anders als in der energieintensiven Industrie stehen bei KMU und Dienstleistern meist nicht technologische Großinvestitionen im Mittelpunkt, sondern pragmatische Schritte wie die Umstellung auf effiziente Gebäudetechnik (z.B. Wärmepumpen, LED, PV), der Bezug von zertifiziertem Ökostrom sowie die konsequente Optimierung interner Prozesse und Lieferketten. Viele Maßnahmen zur Dekarbonisierung – vom Wechsel zu regionalen Dienstleistern bis zur energieoptimierten IT – lassen sich mit überschaubarem Aufwand realisieren und amortisieren sich mittelfristig durch sinkende Energie- und Betriebskosten. Fördermittel wie das Hamburger „Unternehmen für Ressourcenschutz“-Programm helfen, etwaige Mehrkosten und Umsetzungshürden zu minimieren.
Hierzu lohnt auch ein Blick auf meinen ESG-Investment-Quick-Check.
Für eine systematische Strategieentwicklung empfehle ich eine individuelle Klimarisikoanalyse mit physikalischen und transitorischen Risiken und/oder eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse. Auf dieser Basis kann man sehr genau schauen, wo wie investiert werden kann.
Für eine systematische Strategieentwicklung empfiehlt sich die Durchführung einer individuellen Klimarisikoanalyse (inklusive physischer und transitorischer Risiken) sowie einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Der kombinierte Einsatz dieser beiden Instrumente bildet ein belastbares Fundament, um Investitionsentscheidungen klug und zukunftssicher zu treffen.
Meine Praxis zeigt: Unternehmen, die Klimarisikoanalyse und doppelte Wesentlichkeitsanalyse strategisch nutzen, erkennen frühzeitig konkrete Risiken wie Starkregen, Hitze oder regulatorische Veränderungen und sehen, welche Nachhaltigkeitsthemen für ihr Geschäftsmodell nicht nur finanzielle, sondern auch gesellschaftliche Relevanz besitzen. Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist insbesondere für größere Unternehmen, die ab 2026 unter die CSRD fallen, verbindlich vorgeschrieben und hilft Stakeholdererwartungen systematisch zu adressieren.
Besonders viele Synergieeffekte entstehen, wenn die Ergebnisse aus der Klimarisiko- und Wesentlichkeitsanalyse in einen praxisnahen Bericht nach EU-Richtlinien (z.B. CSRD oder – freiwillig – VSME) integriert werden. Unternehmen mit klarer Analysebasis können gezielt auf Standortrisiken, Lieferkettenanforderungen und neue Geschäftsmodelle für eine klimaangepasste Stadt wie Hamburg reagieren. Wer diese strategische Vorarbeit heute leistet, bleibt nicht nur regulatorisch auf der sicheren Seite, sondern erschließt auch in einer wettbewerbsorientierten Hafenstadt neue Geschäftschancen in einer klimaneutralen Wirtschaft.
Was ändert sich konkret durch den Zukunftsentscheid?
Neben der klaren Zielverschiebung auf Klimaneutralität 2040 statt 2045 gibt es verbindliche jährliche CO₂-Budgets, die durch eine exponentielle Reduktionslogik deutlich anspruchsvoller sind als bisherige Zielpfade. Die neue Schätzbilanz bis 30. Juni jedes Jahres ermöglicht einen unmittelbaren Soll-Ist-Vergleich und beschleunigt Korrekturen. Automatische Sofortprogramme bei Überschreitung setzen schnelle Reaktionen um, ohne politischen Ermessensspielraum. Sozialverträglichkeit muss aktiv umgesetzt werden – das führt zu zusätzlichen Härtefallregelungen bei Betrieben und Privatpersonen. Insgesamt entsteht für alle Akteure eine neue Planungskultur, weg von langfristigen groben Meilensteinen hin zu eng getakteten Umsetzungszyklen.
Welche Unternehmen sind besonders betroffen?
Energieintensive Industrie, insbesondere Stahl-, Kupfer- und Aluminiumproduktion, steht unter höchstem Transformationsdruck. Immobilienbesitzer – ob Wohnungsunternehmen oder Gewerbeimmobilien – müssen den vollständigen Gasausstieg bis 2040 einplanen. Im Logistiksektor kommen Elektrifizierungspflichten und strengere Umweltzonen hinzu, vor allem im Hafen. Hafenunternehmen stehen vor Anpassungen an neue Grenzwerte für Schiffs- und Landverkehre. Dienstleister mit niedrigen direkten Emissionen sind weniger betroffen, können aber über ihre Lieferketten indirekt unter Druck geraten (Scope-3-Emissionen).
Wann werden Sofortprogramme ausgelöst?
Sie greifen automatisch innerhalb von fünf Monaten, wenn die jährliche Schätzbilanz eine Überschreitung des Budgets ausweist. Inhalte können verschärfte Industrieauflagen, beschleunigte Sanierungs- oder Austauschpflichten in Gebäuden, strengere Emissionsgrenzen im Verkehrssektor oder zusätzliche Förderanreize umfassen. Wenn die Zielerreichung nur über Bundesmaßnahmen möglich wäre – z. B. durch den Strommix oder Wasserstoffinfrastruktur – entfällt die Landespflicht, der Klimabeirat schlägt dann alternative landespolitische Mittel vor.
Welche Förderungen gibt es?
Neben dem IFB-Programm „Unternehmen für Ressourcenschutz“ (bis 50 % Zuschuss) sind das „Green Potential Screening“ (Förderung bis 85.000 €) und geplante Härtefallförderungen für KMU mit bis zu 70 % Zuschuss relevant. Hinzu kommen EFRE-Mittel sowie Bundesprogramme (BAFA, KfW) für Energieeffizienz, Gebäudesanierung, Mobilitätsumstellungen und Prozessoptimierung. Es ist davon auszugehen, dass mittelfristig weitere Förderlinien etabliert werden, sobald Sofortprogramme greifen oder spezifische Sektoren stark betroffen sind.
Ist 2040 realistisch?
Das Hamburg Institut bewertet das Ziel als „äußerst ambitioniert“. Entscheidend sind die nahezu vollständige Dekarbonisierung des Bundesstrommixes bis 2040, der Aufbau eines leistungsfähigen Wasserstoff-Kernnetzes und die Verfügbarkeit von CCS-Technologien für unvermeidbare Restemissionen. Kritiker warnen vor Umsetzungsrisiken, Standortnachteilen und Kostendruck. Befürworter verweisen auf die Notwendigkeit klarer Ziele, um spätere Schnellschüsse mit noch drastischeren Maßnahmen zu vermeiden. Die Machbarkeit hängt stark von der Koordination zwischen Stadt, Bund und Privatwirtschaft ab.
Sollte ich jetzt investieren oder abwarten?
Für die Mehrheit der Unternehmen gilt eine Hybrid-Strategie als sinnvoll: sofortige Umsetzung von „No-regret“-Maßnahmen wie Wärmepumpen, Photovoltaik, Effizienzsteigerungen und E-Mobilität auf Basis einer CO2-Bilanz oder gar Klimarisikoanalyse, kombiniert mit kontinuierlichem Monitoring technologisch unsicherer Optionen. Vollständiges Abwarten ist nur für sehr energieintensive Unternehmen mit hoher Abhängigkeit von bundespolitischen Maßnahmen sinnvoll – und sollte stets durch einen konkreten, flexibel anpassbaren Reaktionsplan flankiert sein. Frühzeitige Investitionen sichern Zugang zu Fördermitteln, reduzieren Abhängigkeiten von fossilen Preisen und verschaffen Wettbewerbsvorteile am Markt für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen.
Fazit: Transformation als Chance
Der Hamburger Zukunftsentscheid ist mehr als eine symbolische Verschärfung. Er schafft die deutschlandweit schärfste Kontrollarchitektur mit jährlichen Budgets und automatischen Nachsteuerungspflichten. Für Unternehmen bedeutet dies die größte Transformation seit der Industrialisierung.
Was unterscheidet Hamburg: München will früher klimaneutral werden (2035), hat aber keine Sofortprogramm-Automatik. Berlin strebt später an (2045), verfehlt aber bereits heute seine Ziele. Hamburg wählt den Mittelweg beim Zieljahr, aber den schärfsten Kontrollmechanismus.
Die kritischen Erfolgsfaktoren: Bundesunterstützung (Förderprogramme, Strommix), soziale Akzeptanz (50-100 Mio. € Förderung/Jahr), Technologieverfügbarkeit, Fachkräfte.
Die Chancen: Innovationsführerschaft, Wettbewerbsvorteile in einer Welt der Elektrotechnik, Zugang zu grünem Kapital, Talentgewinnung, Resilienz gegen fossile Preisvolatilität.
Realistische Einschätzung: Das Gesetz ist ambitioniert und birgt reale Risiken – besonders für energieintensive Branchen. Die Sofortprogramm-Automatik schafft Umsetzungsdruck. Gleichzeitig: Wer heute nicht dekarbonisiert, handelt übermorgen unter noch schärferen Vorgaben – sei es durch Hamburg, den Bund oder die EU (oder den chinesischen Wettbewerb). Die Zeit zu handeln ist jetzt. Wer jetzt investiert, sichert sich Zukunftsfähigkeit. Wer abwartet, riskiert steigende Kosten und regulatorischen Druck. Die Transformation ist machbar – aber nur mit strategischer Planung, ausreichend Kapital und langem Atem. Für individuelle Beratung zu eurer Dekarbonisierungsstrategie nehmt gerne Kontakt auf.
NDR. (2025, October 12). Zukunftsentscheid: Hamburger stimmen für mehr Klimaschutz. https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/zukunftsentscheid-hamburger-stimmen-fuer-mehr-klimaschutz,zukunftsentscheid-114.html
Freie und Hansestadt Hamburg. (2025). Klimaschutzverbesserungsgesetz mit Gesetzesbegründung. Amtliche Veröffentlichung / Landesgesetzblatt Hamburg.
Hamburg Institut. (2024). Gutachten zur Klimaneutralität Hamburg 2040. Hamburg Institut Consulting GmbH.
IFB Hamburg. (2024). Förderprogramme Unternehmen für Ressourcenschutz. https://www.ifbhh.de/foerderprogramm/ufr-unternehmen-fuer-ressourcenschutz
Zukunftsentscheid Hamburg. (2025). Forderungen: Klimaneutralität 2040. https://zukunftsentscheid-hamburg.de/forderungen/klimaneutralitaet-2040
Fiegenbaum Solutions. (2024, February 12). Optimierung der Nachhaltigkeitsstrategie durch doppelte Wesentlichkeit in der CSRD: Ein tiefgehender Blick auf die Wesentlichkeitsanalyse. https://www.fiegenbaum.solutions/blog/die-bedeutung-der-doppelten-wesentlichkeit-in-der-csrd-ein-tiefgehender-blick-auf-die-wesentlichkeitsanalyse
Fiegenbaum Solutions. (2025, May 22). Klimarisikoanalyse für Unternehmen. https://www.fiegenbaum.solutions/klimarisikoanalyse-f%C3%BCr-unternehmen
Hamburg Institut. (2025, April 16). Berichterstattung (CSRD/VSME). https://www.hamburg-institut.com/leistungen/unternehmen-produkte/csrd-berichterstattung/
Deutscher Nachhaltigkeitskodex. (2024, December 16). Voluntary Sustainability Reporting Standard for SME (VSME). https://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/de/berichtspflichten/voluntary-sustainability-standard-for-smes-vsme/
Envalor. (2025, January 21). Von Scope 1 bis 3: Emissionen im Fokus der CSRD. https://envalor.com/de/blog/scope-1-2-3-emissionen/
EHA.net. (2025, September 1). CSRD 2025: Berichtspflichten & Chancen für Unternehmen. https://www.eha.net/blog/details/csrd-corporate-sustainability-reporting-directive.html
Noerr. (2025, August 20). CSRD-Umsetzung in Deutschland. https://www.noerr.com/de/insights/csrd-umsetzung-in-deutschland-neuer-referentenentwurf-veroeffentlicht
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